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Ausgabe:

1982

Spalte:

857

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Wölfel, Dieter

Titel/Untertitel:

Nürnberger Gesangbuchgeschichte 1982

Rezensent:

Blaufuß, Dietrich

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Seite 1

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857

Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 11

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mung über solche Fragen. Es geht um den St.-Josefs-Tag, um Fronleichnam
, Epiphanias, Allerheiligen, Marien Empfängnis. Charakteristisch
ist der Unterschied in der Stellungnahme von Stadt und Land.
Bezeichnend die modernen Gesichtspunkte (Feiertage mit oder ohne
Bezahlung der Arbeitnehmer? Feiertage als Einkaufstage, andererseits
Brauchtumspflege). Auch in der so konservativen Schweiz ist hier
einiges in Bewegung gekommen. Der Säkularisationsprozeß erscheint
in Europa unabhängig von der Verschiedenheit der Staaten unaufhaltsam
.

Lileraturberichle:

Liturgie im Gesamtzusammenhang der Theologie (Burkhard Neunheuser OSB)
Liturgie in Arbeitsinstrumentarien, Sammelwerken, Festschriften und Nachdrucken
(Emmanuel v. Severus OSB - Angelus A. Häussling OSB)
Liturgie in Epochen der Kirchengeschichte (Michaela Puzicha OSB - Alexander
Olivar OSB - Pius Engelbert OSB)

Liturgie im Gespräch mit den Kirchen der Reformation (Ottfried Jordahn)
Liturgie und das Judentum (John Hennig)

Liturgie im Heilsdienst der Kirche (Alkuin Real OSB - Angelus A. Häussling
OSB)

Gregorianischer Gesang (Urbanus Bomm OSB mit Willibrord Heckenbach
OSB)

Religiöse Volkskunde (Walter Heim)
Liturgie und bildende Kunst (Richard Bellm).

Düsseldorf Joachim Beckmann

Wölfel, Dieter: Nürnberger Gesangbuchgeschichte (1524-1791).

Nürnberg: Stadtarchiv/Korn und Berg 1971, 2. Aufl. 1977.
XXXVI, 307 S. 8' = Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte
, 5. DM 33,50.

Diese Gesangbuchgeschichte Nürnbergs von der Reformation bis
zum Ende der reichsstädtischen Zeit - zu Rothenburg ob der Tauber
liegt ein freilich kaum vergleichbares Werk aus dem Jahr 1928 vor
(s. ThLZ 55, 1930 Sp. 363-365)- ist ein wichtiger kirchen- und frömmigkeitsgeschichtlicher
Beitrag, der dies verwickelte Gebiet unter
Berücksichtigung eines immensen handschriftlichen und gedruckten
Quellenbestandes darstellt. Auch die Hymnologie hat diese Arbeit
sehr genau zur Kenntnis zu nehmen, in der eine Fülle von Gesangbüchern
z. T. erstmals (wieder) nachgewiesen werden. Der anderslautende
Vorwurf, dieser Nachweis sei nur „versprochen", ist irrig (Jb.
f Liturgik und Hymnol. 18,2410. Man wünscht dieser exemplarischen
Studie für andere Gebiete bzw. Städte Nachfolger, die ähnlich
hartnäckig auch die Vorgeschichte von Gesangbüchern erhellen und
damit diese für die Frömmigkeitsgeschichte einzigartigen Quellen aus
ihrer Anonymität herausheben.

Erlangen Dietrich Blaufuß

Andersen. Nils Knud: Aleneste Gud i Himmerig: Bidrag til reformations-
tidenssalmchistorie(KHS I980S. 75-93).

Auer: Eberhard: Familiengottesdicnst „Abendmahl mit Kindern und
Erwachsenen". Werkstattbericht (PBI 121, 1981 S. 531-539).

Berner. Wolf Dietrich: Leklorcndicnst zwischen Amt und Gemeinde. Zum
Berufsbild des Lektors (PTh 70,1981 S. 289-297).

Bujara, Ingrun: Tanz im Gottesdienst (GuL 54,1981 S. 13-23).

Cornehl, Peter: Christen feiern Feste. Integrale Festzeitpraxis als volkskirch-
liche Gottesdienststrategie (PTh 70, 1981 S. 218-233).

Cuva. Armando: Genesi, istanzc di fondo e articolazionc della Istruzione
sulla formazionc liturgica nci seminary (Sal 42,1980S. 807-833).

Dadelsen. Georg von: J. S. Bach, G. F. Händel, G. Ph. Telemann (Univ. 36,
1981 S. 1055-1063).

Fischer. Balthasar: Liturgie oder Liturgien? (TThZ 90,1981 S. 264-275).

Lescow, Theodor: Was ist lutherischer Gottesdienst? (PTh 70, 1981
S. 98-107).

Maudcr, Albert: Was werden wir morgen singen? Wcichcnstellungcn liirdas
Gesangbuch im Jahr 2000 (LM 20,1981 S. 321-323).

Meier. Gerhard: Ein neues Gesangbuch. Theologische und rcligionspädago-
«ische Anforderungen (PBI 12t; 1981 S. 444-456).

Prolingheuer. Hans: Die judenreine deutsche evangelische Kirchenmusik.
Dargestellt am Schicksal des Kölner Musikdirektors Julio Goslar im Dritten
Reich (JK Beiheft zu Heft 11 1981, S. 3-26).

Sygusch, Kurt: Das sorbische evangelische Kirchengesangbuch: seine Entstehung
und seine Schicksale (HerChr 12,1979/80 S. 35-62).

Tripp, David H.: The Church of England's Alternative Service Book 1980
(ET 92,1981 S. 214-216).

Will, Klaus: Sinngebung und Lebenshilfe. Zur theologischen Theorie der
Amtshandlungen (Theol. Promotion, München 1980/81).

Wolf, Martin: Sich bewegen lassen durch das Wort Gottes. Über einen Versuch
der „tätigen Teilnahme am liturgischen Geschehen (GuL 54, 1981
S. 48-54).

Referate über theologische
Dissertationen in Maschinenschrift

Hofmann. Udo: VIA COMPENDIOSA IN SALUTEM. Studien zu
Jakob von Hochstratens letzten kontroverstheologischen Schriften
(1525-1526). Diss. Tübingen. XI, 195,116 S.

In dieser Arbeit wird die letzte Phase der Wirksamkeit des Kölner
Dominikaners Jakob von Hochstraten (t Jan. 1527) gegen die reformatorische
Bewegung dargestellt, in der der päpstliche Inquisitor zwei
Schriften gegen Luthers Tractatus de libertate chrisiiana und ein dreiteiliges
Werk gegen drei wirkliche oder vermeintliche Anhänger
Luthers veröffentlicht hat.

In den ersten beiden Schriften, der Epitome de fide et operibus
(1525) und dem Dialogus adversus M. Lulheri tractatum de chrisiiana
libertate (1526), wird ein aus sowohl gegenläufigen als auch sich
gegenseitig ergänzenden Schritten bestehendes kontroverstheologisches
Verfahren angewandt. Im Dialogus widerlegt Hochstraten
Luthers Schrift Satz für Satz, während er in der Epitome den gedanklichen
Ertrag des Freiheitstraktats auf wenige Punkte zusammenfaßt
und jeweils seine Position dagegenstellt, um die Hauptgegensätze
scharf herauszuarbeiten. Hatte Hochstraten in seiner ersten Schrift
gegen Luther, den Colloquia cum divo Auguslino, sich fast ausschließlich
auf Augustin gestützt, um jede seiner Positionen gegen Luther zu
legitimieren, so tritt die Bedeutung der Tradition in der Epitome und
im Dialogus zurück: In seinem theologischen Urteil ist Hochstraten
sicherer geworden. In den Disputationes contra Lutheranos, seiner
letzten Schrift (1526), benützt Hochstraten die thomistische Tradition
stärker als in den vorangegangenen antireformatorischen Schriften,
allerdings meist ohne dies zu kennzeichnen.

Luthers FreiheitsbegrifT interpretiert Hochstraten negativ als Freiheit
von den Werken. Dagegen behauptet er die bedingte Notwendigkeit
der Werke, indem er diesen Begriff in das augustinische Distink-
tionsschema von iustitia viae und iustitia patriae einordnet. Hieraus
ergibt sich ein differenziertes Verhältnis von Gnade und Werken: Zur
iustitia viae bedarf es allein der Gnade, während sich zur Erlangung
der iustitia patriae Gnade und Werke gegenseitig ergänzen. Hochstraten
wirft Luther vor, die iustitia patriae unterschlagen und statt
ihrer betrügerischerweise die iustitia viae eingesetzt zu haben, um die
Notwendigkeit der Werke zu eliminieren. - Luthers sola-ßde-Lehre
pervertiert die vita chrisiiana, indem sie nur den intellektiven Teil des
Menschen in die Rechtfertigung einbezieht und die Affekte davon
ausnimmt, so daß sich eine Kluft zwischen beiden auftut, die nur
durch die Caritas überwunden werden könnte. Die sola-ßde-Lehre
verhindert also die Rechtfertigung; sie bringt nur Todsünder hervor.
-Von den traditionellen soteriologischen Begriffen wie .iustitia',
fides', .Caritas'. Jibertas chrisiiana'. .necessitas operum' aus beschreibt
Hochstraten Luthers Freiheitsbegriff einerseits als bloßes
Spiel mit Worten (libertas chimaerica), andererseits als in die Sünde
treibendes Teufelswerk (libertas menstruosa sive stercoraria; cf.
Jcs 64,6 und Phil 3,8).

Der in Buch I der Disputationes bekämpfte Gegner ist der Deutsch-