Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1982

Spalte:

852-854

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Stock, Konrad

Titel/Untertitel:

Anthropologie der Verheissung 1982

Rezensent:

Krötke, Wolf

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

851

Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 11

852

Der letzte Aufsatz, eine Reflexion über Kontextualisierung des
Evangeliums in der melanesischen Kultur von Papua-Neuguinea
durch Sr. F1 a n n e r y, bietet keine neuen Ansätze im Vergleich zu den
anderen Beiträgen, konkretisiert die Grundfragen aber sehr aufschlußreich
anhand der Ahnenverehrung, der Gewissensvorstellung, des elitären
und autoritären Gesellschaftssystems, der alten religiösen Symbole
sowie der Erklärungen für Krankheiten und Naturereignisse.

Wer selbst die Länder Asiens und des Pazifiks bereist hat, fragt sich
schon lange - und erst recht nach der Lektüre dieses Buches -, ob es
eigentlich sinnvoll ist, von „asiatischer Theologie" zu sprechen. Ich
glaube es nicht. Zu groß sind die Unterschiede zwischen Sri Lanka
und Papua, zwischen Japan und Indien, den Philippinen und China.
(Viel eher freilich läßt sich von schwarz-afrikanischer Kultur sprechen
, und darum von einer möglichen afrikanischen Theologie,
sofern klargestellt ist, daß damit nicht das nördliche Drittel Afrikas
vereinnahmt wird). Die relative Einheitlichkeit des vorliegenden
Buches liegt eindeutig nicht in der auf asiatische Länder bezogenen
Thematik, sondern in der katholisch-theologischen Position der Autoren
, die von einer universalen Theologie nicht abweichen, sondern
nur verschiedene Artikulationen der einen Wahrheit zulassen. Vielleicht
haben sie recht.

Reigoldswil Dietrich Ritsehl

Alfaro, Juan: Problematica teologica attuale della fede (Teologia VI, 1981
S. 218-231).

Auer, Alfons: Der christliche Glaube und die heutigen Probleme der Umwelt
(Univ. 36,198 IS. 823-828).

Balthasar. Hans Urs von: Zu einer christlichen Theologie der Hoffnung
(MThZ32,1981 S. 81-102).

Biser, Eugen: Der Glaubenssinn (StZ 106,1981 S. 678-684).

Brown. Robert McAfee: Vorläufige Modelle einer „Theologie zwischen den
Kulturen". Eine nord/südamerikanischer Zwischenbericht (VuF 26, 1981
S. 25-43).

Buri. Fritz: Das Problem der Verantwortung bei Hans Jonas und Hans Küng
(ThZ37,1981 S. 164-172).

Burkolter. Max: Der Drache. Das Symbol, der Mensch und sein Verhalten
(Theol. Promotion, Basel 1981).

Colombo, Carlo: Dall'apologetica alla teologia fondamentalc (Teologia VI.
1981 S. 232-242).

Dietzfelbinger, Hermann: Papst - Luther - EKD. Wer hat Luther am besten
interpretiert?(LuBI 122, 1981 S. 8-15).

Edelmann, Helmut: Subjektivität und Erfahrung. Der Ansatz der theologischen
Systembildung bei F. H. R. von Frank im Zusammenhang des Erlanger
Kreises (Theol. Promotion, München 1980/81).

Feil. Ernst: Verstehen und Verständigung (StZ 106, 1981 S. 470-480).

Fries. Heinrich: Die Theologie als Glaubensverständnis und die Einheit des
Glaubens (Univ. 36, 1981 S. 1033-1039).

GrQndel. Johannes: Ratlos vor dem Leid? Der Christ und sein Glaube (GuL
54, 1981 S. 106-115).

Hopf, Friedrich Wilhelm: Alte und neue Wege zum Bekenntnis der Kirche.
Erinnerungen und Erwägungen im lutherischen Jubiläumsjahr 1980 (LuBI 120,
1980 S. 83-106; 121,1980 S. 164-180; 122,1981 S. 31-41).

Hübner. Jürgen: Wie dit* Spitze einer Knospe. Teilhards Weltschau als Ruf
zur Verantwortung (LM 20. 1981 S. 257-258).

HOnermann. Peter: Mit dem Volk Gottes unterwegs. Eine geistliche Besinnung
zur Theologie und Praxis des kirchlichen Amtes (GuL 54. 1981
S. 178-187).

Jathanna. Ongen V.: The Decisiveness of the Christ-Event (Theol. Promotion
, Basel 1981).

Kahlert. Heinrich: Der Held und seine Gemeinde. Untersuchungen zum Verhältnis
von Stifterpersönlichkeit und Vcrehrergemeinschaft in der Theologie
des freien Protestantismus (Theol. Promotion, München 1980/81).

I.indheimer, Dieter: Wilhelm Herrmanns Religionsbegriff (Theol. Promotion
. Göttingen 1981).

Fischer. Richard: Predigt als Theologie (VuF 26. 1981 Heft 2 S. 58-72).

Lochman, Jan Milic: Dein ist die Kraft: Die Macht Gottes und die Welt der
Mächte (ThZ 37,1981 S. 45-61).

Moingt, Joseph: Pretre „selon le Nouveau Testament". (RSR 69. 1981
S. 573-598).

Newlands, George: Systematische Theologie in Großbritannien in den sieb-'
ziger Jahren (KuD 27, 1981 S. 309-317).

Nikitin, Augustin: Das nizänisch-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis
im Kontext der Confessio Augustana (SOrth 1981 S. 51-60).

Pissarek-Hudelist. H.: Feministische Theologie - eine Herausforderung?
(ZKTh 103, 1981 S. 289-308).

Plathow, Michael: Versöhnende Liebe und versöhnte Liebe. Zu Luthers
28. These der Heidelberger Disputation (Luther 52,1981 S. 114-131).

Pöhlmann, Horst Georg: Welchen Christus meinen wir? (LuthThK 5, 1981
S. 82-90).

Poulain, Jacques: Pragmatique de la communication et dynamique de la
verite. La fidelite theorieque de D. Evans ä la revelation chretienne (RSR 69,
1981 S. 545-572).

Systematische Theologie: Dogmatik

Stock, Konrad: Anthropologie der Verheißung. Karl Barths Lehre
vom Menschen als dogmatisches Problem. München: Kaiser 1980.
261 S. 81 = Beiträge zur evang. Theologie, 86. Kart. DM 42,-.

Die ontologische Bestimmung des Menschen ist darin begründet,
daß in der Mitte aller übrigen Menschen Einer der Mensch Jesus ist
(Kirchliche Dogmatik III/2, Zollikcn-Zürich 159, S. 158). Diesem
Grundsatz der theologischen Anthropologie Karl Barths gilt das kritische
Interesse dieser Tübinger Habilitationsschrift. Der Vf. will zeigen
, daß es ein undurchführbarer, in sich selbst aporetischer Grundsatz
ist (vgl. S. lOfl). Er tut das, indem er die wesentlichen anthropologischen
Aussagen der Kirchlichen Dogmatik daraufhin befragt, ob
die „Existenz Jesu" (vgl. S. 29 u. ö.) in ihnen tatsächlich den Charakter
einer für das Menschsein im allgemeinen konstitutiven Größe
hat.

Dabei ergibt sich: Barths anthropologischer Entwurf scheitert an
seinem „Kerngedanken" (vgl. S. 236). Dieser „Kerngedanke" ist die
Identifizierung des „schöpferischen Wortes" Gottes, „das das Nicht-
seiende ins Dasein ruft,... mit der Existenz Jesu" (ebd.). Denn die
„Existenz Jesu" muß nach Barths eigener Ansicht als der Vollzug der
Überwindung der Sünde und des Nichtigen und die Erhebung des
Menschen zu seiner von Gott gewollten Menschlichkeit verstanden
werden. Sie bezieht sich also auf ein schon vorauszusetzendes
Menschsein. Dieses Menschsein ist aber nicht durch Jesus begründet,
sondern durch Gottes „schöpferisches Wort". Soll die Versöhnung
des Menschen in Jesus Christus überhaupt als Ereignis von grundsätzlicher
Neuheit in den Blick treten und soll die theologisch-anthropologische
Argumentation nicht „zirkulär" werden (vgl. S. 13), dann
muß man dieses schöpferische Wort Gottes von seinem versöhnenden
Wort streng unterscheiden. Auch Barth kann sich nach Ansicht des
Vf. der Notwendigkeit einer solchen Differenzierung nicht entziehen,
wenngleich er sich das selbst verborgen hat. Tatsächlich impliziert
jedoch seine „Christologie... eine nicht-christologische Anthropologie
" (S. 30) und die „christologische Anthropologie" hat einen „faktisch
sekundären Charakter" (vgl. S. 236,93,109 u. ö.).

Die wichtigsten Argumente für diese These trägt der Vf. im §2
seiner Arbeit zusammen, der sich mit den Grundlagen von Barths
Anthropologie in der Erwählungslehre und in der Schöpfungslehre
im Ganzen befaßt (vgl. S. 37ff: „Sein als Verheißung"). Die §§3-5
unterstreichen das Gesagte durch Analysen der Lehre Barths von den
ontologischen Grundverhältnissen, in denen der Mensch Mensch ist
(vgl. S. 113fT: „Menschlichkeit als Verheißung"; S. 155ff: „Vernunft
als Verheißung"; S. 191 ff: „Zeit als Verheißung").

Die Entdeckung, die der Vf. bei der Analyse dieser Sachverhalte
macht, ist: Barth sei genötigt, das Sein des Menschen „im Modus der
Verheißung" (S. 35) zu begreifen, um das Problem der anthropologischen
Voraussetzung der Christologie lösen zu können. D. h.,
Menschsein werde von ihm als ein im Grunde unbestimmter Akt verstanden
, der erst in Jesus Christus zur Erfüllung kommen soll. In die-