Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1982

Spalte:

839-841

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

G?adyszewski, Ludwik

Titel/Untertitel:

Bóg stwórca i w?adca 1982

Rezensent:

Rohde, Joachim

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

839

Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 11

840

Die armenischen Fragmente haben eine wesentliche Bereicherung
durch die neuerdings edierten Fragmente aus einem armenischen
patristischen Florilegium erfahren4. Es handelt sich um 7 Fragmente
von durchschnittlich je 10-15 Zeilen für Buch I5. Da ihr Text in Vokabular
und Stil mit der vollständig erhaltenen Übersetzung der Bücher
IV/V* übereinstimmt, schließt Rousseau, daß es sich um Fragmente
aus der gleichen Übersetzung handle (SCh 263, 103). Es besteht also
die Hoffnung, daß noch einmal die vollständige armenische Übersetzung
des gesamten Werkes des Eirenaios wiedergefunden wird. Die
Herausgeber haben im Textband lediglich die Abweichungen der
armenischen und syrischen Fragmente von der lateinischen Übersetzung
vermerkt.

Durch die Parallelüberlieferung ist die Möglichkeit gegeben, näher
an den eigentlichen Eirenaiostext heranzuführen als in den übrigen
Büchern. Diesem Anliegen widmet sich auch die französische Übersetzung
, die durch Notes justificatives (SCh 263, 167-316) ausgesprochen
sorgsam abgesichert ist. Diese Bemerkungen sind also in
erster Linie Mittel zur philologischen Klarheit. Für das Inhaltliche
wird sehr oft auf Sagnard verwiesen7, nicht ausreichend dagegen auf
gnostische Originalschriften.

Zu Beginn (SCh 264, 7) ist die von Euseb (h. e. V 20) überlieferte
Mahnung des Eirenaios an seine Abschreiber und Editoren abgedruckt
. Daß ihr Rousseau und Doutreleau in gründlicher Weise nachgekommen
sind, kann der Rezensent nur bestätigen.

Berlin Friedhelm Winkelmann

1 Die bisherige Standardausgabe von W.W. Harvey, Cambridge 1857, ist
dadurch überholt.

2 SCh 34 (1952), 210/211 (1. III, 1974), 100 (1. IV, 1965), 152/153 (I. V,
1969).

3 Es wäre gut gewesen, zu der erwähnten Hippolyt-Hypothese P. Nautins
(SCh 263, 73) auch auf die gegenteilige Position M. Richards (Mel. Sc. Rel. 8,
1951,47-50; Dict. de Spirit. 7, 1968, 533) und B. Capelles (Rech. Theol. anc. et
mediev. 17,1950, 145fT) hinzuweisen.

4 Ed.Ch. RenouxausGalata54in: PO 39, Turnhout 1978.

5 Die neuen Fragmente zum dritten Buch werden SCh 263,336-358 ausgewertet
.

Ed. K. Tcr-Mekerttschian u. E. Tcr-Minassiantz, TU 35,2, Leipzig 1910.
7 F. Sagnard. La gnose valentinienne et Ic temoignagc de St. Irenee, Paris
1947.

Gtadyszewski, Ludwik: Bog stwörca i wtadea. Warszawa: Akademia

Teologii Katolickiej 1977. 262 S. 8' = Studia Antiquitatis Christia-

nae, Tom 1, Zeszyt 1.
Stanula, Emil: Nauka Ambrozjastra o stanie pierwotnym czlowieka;

Myszor, Wincenty: Gnostycyzm w tekstach z Nag-Hammadi.

Warszawa: Akademia Teologii Katolickiej 1977. 276 S. 8" = Studia

Antiquitatis Christianae, Tom 1, Zeszyt 2.

Mit diesen drei hier vorzustellenden Arbeiten beginnt eine von der
Akademie für katholische Theologie in Warschau herausgegebene
Reihe von Untersuchungen zu erscheinen: die Studia Antiquitatis
Christianae. Die Herausgeber sind St. Kalinkowski, W. Myszor und
E. Stanula, von denen die beiden Letztgenannten auch schon Texte
altchristlicher Schriftsteller in polnischer Übersetzung herausgegeben
haben.

In Heft 1 behandelt L. Gtadyszewski das Thema „Gott der Schöpfer
und Herrscher. Die Lehre der griechischen Apologeten des 2. Jahrhunderts
über die Schöpfung und Vorsehung in patristisch-philoso-
phischer Sicht", wobei als Quellen die Werke von Aristides, Justin,
Tatian, Athenagoras und Theophil zugrunde liegen.

Der Vf. behandelt sein Thema unter folgenden Gesichtspunkten: I. Die Auseinandersetzung
der Apologeten mit den heidnischen Gegnern: mit dem Polytheismus
, der Dämonologie und dem Astralfatalismus (S. 19-59). 2. Die Lehre
über den Ursprung der Welt: Die Stellung der Apologeten zur griechischen
Kosmogonie. Gott als Schöpfer. Ob die geschaffene Materie seit jeher existiert.
Die Schöpfung der Welt und die Funktion des Logos. Motive und Ziele des

Schöpfers. Die Zeitlichkeit der Welt (S. 60-109). 3. Die Herrschaft Gottes über
die Welt: Gott als Subjekt der Vorsehung. Die bestimmenden Termini für die
Herrschaft Gottes. Vorsehung. Bildhafte Vorstellungen von der göttlichen
Oberaufsicht. Streitigkeiten über den Bereich der Vorsehung. Die Gestalt des
Kosmos. Ordnung und Schönheit der Schöpfung. Die Zweckmäßigkeit der
Welt. Der Ursprung des Menschen. Die menschliche Natur. Particula mundi.
Die göttliche Sorge um den Menschen. Die Erklärung des Bösen (S. 110-185).

In der Zusammenfassung (S. 186-192) wird es als das grundlegende
Ziel der Arbeit herausgestellt, die bestimmenden Auffassungen der
ersten christlichen Schriftsteller, die sich mit ihrer zeitgenössischen
Philosophie auseinandersetzten, und ihre Haltung angesichts der
außerchristlichen philosophischen Anschauungen herauszuarbeiten.
Der Vf. vertritt keine unmittelbare, sondern nur eine mittelbare
Beeinflussung der christlichen Apologeten durch die griechische Philosophie
, gleichsam eine Beeinflussung durch die allgemeine geistige
Situation. Keiner der Apologeten sei in Terminologie und Argumentation
von nur einer einzigen philosophischen Schule abhängig, sondern
ihr Denken sei ein ungleichartiges Gefüge im Vergleich zu den
griechischen philosophischen Schulen. Vereinfachend könne man
sagen, daß der Gehalt ihrer Aussagen christlich und biblisch sei; lediglich
deren Form und Technik sei von den Philosophen entlehnt. Der
zentrale und grundlegende Punkt sei aber immer der geoffenbarte
Inhalt.

In dem umfangreichen Literaturverzeichnis (S. 193-209) werden
alle wichtigen Textausgaben, Übersetzungen und Untersuchungen in
polnischer, deutscher, englischer, französischer und italienischer
Sprache bis etwa 1970 aufgeführt. Ein ausführliches Resume in französischer
Sprache (S. 213-255) faßt das Ergebnis der Untersuchung
zusammen, und ein Autoren- und Sachindex (S. 257-262) schließen
die Untersuchung ab.

In Heft 2 dieses Bandes steht an erster Stelle eine Arbeit von E. Stanula
zur Lehre des Ambrosiaster über den Urständ des Menschen,
eine Studie aus dem Gebiet der theologischen Anthropologie.

Nach einem knappen Überblick über die Forschung zum Ambrosiaster von
Erasmus von Rotterdam, der den Nachweis führte, daß die Schriften unter
dieser Bezeichnung nicht von Ambrosius stammen, bis in die Gegenwart
(S. 3-9) behandelt der Vf. folgende Probleme: 1. Der Fall der Engel als Ursache
für die Schaffung der Welt und des Menschen: Die Engel und der Fall einiger
von ihnen. Schöpfung und Natur der Engel. Die Hierarchie der himmlischen
Geister. Umstände und Konsequenzen des Falles einiger Engel. Die materielle
Welt als Aufgabengebiet für den Menschen und als ihm durch Gott zugewiesener
Platz. Die Schaffung der Materie und die Gestaltung der sichtbaren Welt für
den Menschen. Zeit und Schicksal der materiellen Welt (S. 10-33). 2. Der
Mensch, seine Natur, Ausstattung und Bestimmung: Der Leib als verbindendes
Element des Menschen mit der materiellen Welt. Die Seele als verbindendes
Element des Menschen mit der geistigen Welt. Das Verhältnis des Geistes zum
Körper. Die übernatürliche Ausstattung des Menschen. Die Gottesebenbild-
lichkeit. Der Charakter der Gegenwart des heiligen Geistes. Freiheit vom Einfluß
des Satans. Das paradiesische Leben des Menschen. Urständ und Zustand
nach dem Fall des Menschen. Die paradiesischen Gebote und ihr Charakter
(S. 34-100).

In der Zusammenfassung (S. 101-106) fragt der Vf. nach dem Verhältnis
des Ambrosiaster zu den übrigen theologischen Traditionen
seiner Zeit. Danach gehören die einzelnene Elemente seiner Auffassung
vom Urständ des Menschen zu verschiedenen theologischen
Traditionen. Die Verbindung der Angelogie, besonders der Dämonologie
, mit der Schaffung der materiellen Welt und des Menschen
stamme aus einer judenchristlichen, antignostischen und antimani-
chäischen Umwelt. Nach seiner Ansicht lebte der „Ambrosiaster" in
einer judenchristlichen Umwelt des westlichen Mittclmccrgebietcs.
Zu fragen sei, ob die Anschauungen des unbekannten Autors unmittelbar
zum Augustinismus oder zum Pelagianismus Führten. Tatsächlich
hätten sich aus den Auffassungen des „Ambrosiaster" die augusti-
nischen Anschauungen auf dem Gebiet der theologischen Anthropologie
entwickelt. Der Vf. hält den ..Ambrosiaster" für einen Neophy-
ten jüdischer Herkunft, der sich mit verschiedenen theologischen Problemen
seiner lateinischen Umwelt auseinanderzusetzen versucht
habe, sich dabei vor allem auf die Schrift stützte, um mit ihrer Hilfe