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Ausgabe:

1982

Spalte:

838-839

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Introduction, notes justificatives

Titel/Untertitel:

tables 1982

Rezensent:

Winkelmann, Friedhelm

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 11

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Punkt zwischen 382 und 451 n. Chr. (S. 3) vor dem damaligen Präfek- der Ordnung der sprachlichen Phänomene scheint mir aber bei der

ten der Thebais, namens Flavianus, und seinem Gefolge, als dieser Behandlung der Imperative vorzuliegen, insofern als der einfache -

ihm zur vorösterlichen Fastenzeit im Weißen Kloster einen Besuch allerdings nur gewöhnlich (vgl. z. B. die inkonsequente Plazierung der

abstattete, gehalten hat. Und dies wiederum ist nicht ein beliebiges drei Imperative: ouöm sö euphrane ,,Iß trink und habe guten Mut"

Stück der opera Sinuthii; es ist vielmehr, und zwar in dreierlei Hin- [Lk 12,19 = Chass, 110,49/50] innerhalb der drei betreffenden Lem-

sicht, besonders interessant und wichtig: 1. es handelt sich um eine in mata ) - unter Tri erscheint, der negative jedoch unter Hc (vgl. z. B.

sich geschlossene und vollständig erhaltene Texteinheit; 2. es ist ge- S. 99 die Verteilung des zweimaligen jö „singen" aus dem Pachom-

rade derjenige Schenute-Text, in dem sich das rätselhafte Zitat aus Zitat).

dem 1. Brief des Pachom findet: „Singe dem (Buchstaben) Omega! . .. „

i n • , ■ ~ ... ...i , • • X m ZTZi Bcrlln Hans-Martin Schenke

Lats nicht das Omega dir singen! ; 3. es ist ein Zeugnis gerade für die

Wirksamkeit des Schenute aus dem Kloster heraus und auf die Ge- -

Samtgesellschaft (und speziell die Oberschicht) Ägyptens.2 ' V|L H. Quecke: Ein Pachomiuszitat bei Schenute, in: Probleme der kopti-

Wer von allgemeinerem bzw. vorwiegend theologischem Interesse schen Literatur, hrsg. v. P. Nagel, Halle 1968. 155-171; H. Quecke: Die Briefe

geleitet C.s Werk zur Hand nimmt, der wird und darf 'm der sorgfältig

Pachoms, Textus patristici et liturgici, 11, Regensburg 1975, bes. S. 30.48.111.
2 Vgl. zum allgemeinen Rahmen J. Leipoldt: Schenute von Atripe und die

erarbeiteten und verläßlichen Ubersetzung des Textes (S. 21 -36 [der Entstehungdes national ägyptischen Christentums, TU X, 1, Leipzig 1903, bes.

koptische Text selbst wird nicht geboten, sondern nur vorausgesetzt; s 159_166
er findet sich in seiner Gesamtheit bei E. Chassinat: Le quatrieme livre
des entretiens et epitres de Shenouti, Memoires publies par les mem-

bres de l'Institut francais d'Archeologie Orientale du Caire 23, Kairo de Lyon. Contre ,M H6r6sies Livre j Edition critique par

1911, S. 84 Z. 35 -S. 125 Z. 48]) nebst Inhaltsübersicht (S. 190 und A Rousseau et L. Doutreleau, S. J. I: Introduction, Notes justifi-

Bibelstellenverzeichnis(S. 37-39) sowie in den auf diesen Text zufüh- catives, Tables. II: Texte et Traduction. Paris: Les Editionsdu Cerf

renden Partien der Einleitung (S. 2-6) den Schwerpunkt sehen. 1979.408 S. et 391 S. 8* = Sources Chretiennes, 263/264.

Im Sinne von C.s eigenem Anliegen gehört das freilich noch zum
Vorfeld. C.s Interesse an dem Text ist nämlich nicht historischer, so- Endlich liegt nun auch das erste Buch des Hauptwerkes Eirenaios'
ziologischer oder theologischer, sondern dezidiert linguistischer in einer modernen kritischen Edition vor'. Die Sources Chretiennes
Natur. Ihm geht es an Hand des Textes um den Entwurf und die Er- hatten mit der Herausgabe der Bücher III bis V begonnen2, offensicht-
probung des Modells einer ausführlichen koptischen Lexikographie. lieh wegen deren besonderer theologiehistorischer Bedeutung; bilden
Entsprechend läuft das dem Buch immanente Gefälle auf das Register, sie doch eine Einheit in dem Versuch, eine Darlegung der christlichen
d. h. die lexikographische Aufschlüsselung des der Übersetzung zu- Lehre zu geben, und bieten einen ersten umfassenden Entwurf einer
grundeliegenden koptischen Textes, zu, das ja auch der umfangreich- Theologie der Heilsgeschichte. Die ersten beiden Bücher dagegen
ste Teil des Ganzen ist (S. 41-119). Das sprachwissenschaftliche haben ein mehr polemisches Ziel. Aber wegen ihrer Darstellung eini-
Instrumentarium, mit dessen Hilfe die lexikographische Bearbeitung ger gnostischer Systeme sind gerade sie von einem über die Theologie
und Analyse des Textes (natürlich auch schon der Übersetzung) er- hinausreichenden religionshistorischen Interesse. Das erste Buch ist
folgte und das in der Einleitung (auf S. 6-16) entfaltet wird, ist das darüber hinaus noch von philologischer Bedeutung, weil hier eine
beste, das es gibt, nämlich das der Schule von Hans Jacob Polotsky. So große Zahl umfangreicher griechischer Fragmente die Möglichkeit
mag denn an dieser Stelle verraten werden, daß die Experten und einer Prüfung der lateinischen Übersetzung bietet, die ja bislang der
Freunde der koptischen Linguistik das Erscheinen dieser Arbeit gera- einzige durchgängige Zeuge des gesamten Werkes ist. Dazu ergeben
dezu mit Entzücken begrüßt haben. Ihr Erscheinen hat auch nicht un- sich aus der Vergleichung der verschiedenen Parallelzeugen auch Urwesentlich
die Wahl des Themas für das von Wolf-Peter Funk gelei- teile über die Qualität der Überlieferung und Beiträge zur Textkonsti-
tete Philological Seminar („Coptic Grammatical Categories [both in tuierung von Epiphanios' Panarion und Hippolyts Elenchos.
general and in connection with basic considerations for the compiling Der Konzeption der Sources Chretiennes entsprechend handelt es
of Coptic dictionaries]") des Second International Congress of Coptic sich um eine Editio cntica minor, doch kann man sie als rundum
Studies Rome 22 - 26 September, 1980, inspiriert. Und in der Tat gelungen bezeichnen, als eine sehr geeignete Grundlage für eine wis-
verdient C.s Leistung höchste Anerkennung. Die Arbeit ist wirklich senschaftliche Beschäftigung mit diesem bedeutenden Theologen der
hilfreich, ja bahnbrechend und verrät - bis hin zum ausgefeilten Ein- Alten Kirche.

satz der verschiedenen Drucktypen - eine Planung und Sorgfalt, die Die lateinische Übersetzung, bei deren Datierung in der Patristik

kaum genug bewundert werden kann. Jetzt der Ansatz um 35°-400 fast allSeme,n bevorzugt wird, ist in der

Nun ist hier nicht der geeignete Ort, um das im einzelnen auszufüh- von den vorhergehenden Banden gewohnten Weise besorgt. Der text-

ren und zu beschreiben, und eigentlich schon gar nicht, um auch noch kritische Apparat ist erfreulicherweise so reich gehalten, daß er auch

zum Ausdruck zu bringen, daß. wie sich zeigt, wenn man die Einzel- Schlüsse auf die Beurteilung der Eigenarten der einzelnen Handschrif-

heiten unter die Lupe" nimmt, ein derartig neuer Versuch nicht ten zuläßt. Die Textkonst.tu.erung ist in diesem Band besonders inter-

gleich in jeder Beziehung optimal sein kann. Wenn ich trotzdem die essant. da die Parallelen auch Verbesserungen im Text nahelegen. Die

zuletzt angedeuteten Modifikationsmöglichkeiten bzw. -notwendig- Beurteilung des Wertes der lateinischen Ubersetzung gewinnt im

keilen, um eben die kritische Floskel nicht ganz leer stehen zu lassen. ersten Buch ein festeres Fundament. Sie ist positiver als gewohnt (SCh

in Stichworten und an ganz wenigen Beispielen bezeichnen darf, so 263, 9-59). Die Übersetzung sei wörtlich, aber nicht barbarisiert. Ihr

wäre Tür mich das Nächstliegende folgendes: Unter den Gesichts- fehle zwar die Eleganz der Ubersetzungen eines Hieronymus oder

Punkten der Analyse müßte die Herausarbeitung der die Bedeutung Rufin. doch habe sie auch nicht deren Ungeniertheit fremdem geisti-

ueterminierenden Struktur immer die Priorität (vor: sachlicher Bezie- gern Eigentum gegenuber(SCh 263, 59).

hung. Verwendung, syntaktischer Position etc.) haben. Die 21 zum Teil sehr umfangreichen griechischen Fragmente wer-

ba Rahmen der Einteilung der Verb-Lemmata in die drei Katego- den unter dem lateinischen Text in extenso geboten (Aufzählung SCh

rien: Bi(parti.e) Tri(partite) und Hc (=Hors-conjugaison) kommt bei 263.64f. Besprechung 83-100). Sie stammer, vor allem ausdem Pana-

dem Gegenüber Bi/Tri der semantisch meist wichtigere Unterschied rion Epiphanios und dem Elenchos Hippolyts. Bei Epiphanios stüt-

Stativ/.nfini.iv nicht genügend zur Geltung, auch ist die Einordnung Herausgeber im wesentlichen auf den Text K. Holls

der Nominalbildungcn mit dem Präfix rel- unter Bi lexikographtsch (GCS), doch bringen sie bedenkenswerte Änderungen (SCh 263,

m.E. nicht zu vertreten und finde ich die Subsumierung von >./2.Fu- 68-71) wobei auch mancher Mangel der Methode Holls deutlich

* unter Hc nicht glücklich Die auffälligste Unausgeglichenheit in wird. Für Hippolyt wird der Text Wendlands (GCS) verwendet'.