Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1982

Kategorie:

Kirchengeschichte: Territorialkirchengeschichte

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

835

Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 11

836

Fabiny. Tibor: Maria Dorothea und der ungarische Protestantismus (JGPrÖ
96, 1980 S. 333-351).

Graf, Gerhard: Zur Geschichte der Lausitzer Predigergesellschaft zu Leipzig.
Ein Nachtrag (HerChr 12, 1979/80 S. 101-112).

Gryniakow, Jerzy: Consensus evangelicorum Vilnensis 1926 (JES 16, 1979
S. 268-278).

Heine, Günter: Quellen zur Geschichte der thüringischen Kirchen- und
Pfarrbibliotheken vom 16. bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts und die
Möglichkeiten ihrer Auswertung, dargestellt namentlich an der Stedtfelder
Pfarrbibliothek (HerChr 12, 1979/80 S. 81-100).

Joszef, Nagy: Fürst Gabriel Bethlen und die Sachsen (Kirchl. Blätter 8, 1980
S. 6).

Kantzenbach, Friedrich Wilhelm: Evangelischer Geist und Glaube im neuzeitlichen
Bayern. München: Beck 1980. 468 S. = Schriftenreihe zur bayerischen
Landesgeschichte, 70. DM 78,-.

Liebert, Erwin: Geschichte und Gegenwart des Protestantismus in Vorarlberg
(JGPrÖ 96, 1980 S. 379-392).

Onnasch, Martin: Pfarrer und Gemeinde im Kirchenkampf der Kirchenprovinz
Sachsen. Der „Fall Johannes Noack" in Eisleben und die Bekennende
Gemeinde in Helbra (HerChr 12, 1979/80 S. 139-150).

Scherzer, Walter: Die Augsburger Konfessionsverwandten des Hochstifts
Würzburg nach dem Westfälischen Frieden (ZBKG 49, 1980 S. 20-43).

Traeger, Josef: Franziskaner als Weihbischöfe im mittelalterlichen Bistum
Schwerin (FS 62,1980S. 326-336).

Dogmen- und Theologiegeschichte

Hotz, Robert: Sakramente - im Wechselspiel zwischen Ost und West.

Zürich-Köln: Benziger; Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd
Mohn 1979. 342 S. gr. 8° = Ökumenische Theologie, 2. Kart.
DM 48,-.

In diesem Buch wird von einem römisch-katholischen Autor die
Sakramententheologie von Ost und West in ihren Gemeinsamkeiten
und Unterschieden anhand einer geschichtlichen Darstellung ihrer
jeweiligen Isolierungen und Begegnungen beschrieben.

Die gemeinsame Wurzel liegt in der Heiligen Schrift, genauer im
schriftlichen Begriff raz/mysterion, der im breitesten Sinne die göttliche
Heilsökonomie, d. h. to mysterion tou Christou, bezeichnet. In
der frühen Patristik erscheinen Taufe, Eucharistie und andere „heilige
Handlungen" als besondere Konkretionen des einen Mysterions.
Diese Sicht wird in der Ostkirche fortgesetzt, hauptsächlich dank des
(neo)platonischen Denkschemas von Urbild und Abbild (typos und
antitypos), das historisch auch durch die Mysterienkulte vermittelt
wurde. Nach diesem Denkschema ist die göttliche Wirklichkeit in
ihrer irdischen Repräsentation real anwesend (vgl. auch die Verehrung
von Ikonen). Weil aber die Wirklichkeit Gottes in den Symbolen
verborgen bleibt und mit ihnen nicht identisch ist, kann im kirchlichen
Ritus die eschatologische Spannung auf die Vollerlösung hin
noch „epikletisch" zurechtkommen. Im Okzident jedoch bahnte sich
schon mit Tertullian eine Entwicklung an, die dann von Augustin
weitergeführt wurde. Da verschob sich der Akzent immer mehr auf
die äußerliche Ähnlichkeit (similitudo), auf das sichtbare Zeichen, so
daß die „heilige Handlung" Gefahr lief, verdinglicht zu werden.
Sacramentum, zunächst mit Mysterion synonym, wurde dann in
einem anderen sprachlichen Umfeld auch anders verstanden. Das
„Wort" sollte dem sinnfälligen Zeichen hinzukommen, um die sakramentale
„Wirksamkeit" zu schaffen.

Der Ansatz Augustins blieb jedoch neuplatonisch. Außerdem verbreitete
sich der Einfluß des Pseudo-Dionysios nicht nur im byzantinisch
-slawischen Raum, sondern auch im Okzident. Das charakteristisch
westliche Verständnis der Sakramente mußte daher die Scholastik
abwarten, um sich gänzlich durchzusetzen. Das geschah um so
leichter, als sich die politische, kulturelle und kirchliche Kluft zwischen
Osten und Westen immer mehr vertiefte (schon die Hoftheologen
Karls des Großen lehnten den Sieg der Ikonodulen von Nizäa II

ab). Mit der Neuentdeckung aristotelischen Gedankengutes wurde der
Sakramententheologie des Westens endlich ein begriffliches Organisationsprinzip
geliefert. Die Hochscholastik übernahm den Hylomor-
phismus und das aristotelische Kausalitätsverständnis und schuf daraus
eine Lehre „de sacramentis in genere". Frühscholastische Elemente
wie opus operatum, Intention des Sakramentenspenders und
Disposition des Empfängers, der sakramentale Charakter und auch
die Siebenzahl wurden von Thomas Aquinas in die aristotelische
Wende integriert. Während aber das Tridentinum (Catechismus
Romanus) mit Hilfe der noch beim Aquinaten mehr oder weniger beibehaltenen
platonischen Dimensionen mit den (östlichen) Kirchenvätern
in indirekter Verbindung blieb, brachte die reformatorische
Überbetonung des Wortes einen aristotelisch interpretierten Augustinismus
zu einem konsequenten rationalistischen Schluß: das Sakrament
„wurde seines letzten Mysteriencharakters entkleidet, das
Mysterium Gottes jenseits vom Sakrament gesucht und das Sakrament
nur noch als Zeichen in der Art eines ,Wegweisers' verstanden"
(101).

In dem Briefwechsel zwischen Jeremias II. von Konstantinopel und
den Wittenberger Theologen (1574-81) und dann auch, als Kyrillos
Loukaris, „häretischer" Patriarch von Konstantinopel (t 1638), calvi-
nistische Thesen über die Sakramente verkündete, suchten die Orthodoxen
Hilfe bei Rom. Im Jahre 1672 wurde eine „lateinische" Sakramententheologie
durch das Konzil von Jerusalem auch im Osten bestätigt
. Glücklicherweise wurde die Liturgie selber dabei kaum verändert
. Auf dieser liturgischen Grundlage hat sich die orthodoxe
Mysterientheologie seither in pneumatologischer, ekklesiologischer
und kosmisch-eschatologischer Hinsicht mehrfach erneuert. Diese
Erneuerung begann mit dem slawophilen Laientheologen Aleksej
Chomjakov (1804-60) und setzte sich in unserem Zeitalter mit
S. N. Bulgakov, G. Florovskij, P. Evdokimov, N. N. Afanas'ev,
A. Schmemann, J. Mejendorf und N. A. Nissiotis fort. Besonders
einflußreich ist Afanas'evs „eucharistische Ekklesiologie", die im
bewußten Gegensatz zur juridisch orientierten „universellen Ekklesiologie
" der lateinischen Kirche steht.

Im römischen Westen wurden inzwischen die liturgischen Texte
durch das zweite Vatikanum in „östliche" Richtung revidiert („eine
östliche Korrektur", 287): so zum Beispiel die eucharistischen Hochgebete
, der Firmritus („Besiegelung der Gabe des Heiligen Geistes"),
und die Krankensalbung (statt „letzter Ölung"). Natürlich waren die
Reformen theologisch vorbereitet (durch O. Casel, H. de Lubac u. a.).
Aber die katholische Kirche steht erst am Anfang. Das „Fenster zum
Osten" ist aufgetan: „Es macht allen Anschein, als vermöchte die östliche
Theologie des Mysteriums und des Bildes dem vom Absterben
bedrohten westlichen Symbolverständnis entscheidende neue Impulse
zu geben." Es läßt sich aber auch die Gegenfrage stellen, ob denn
die Ostkirche aus der neueren liturgischen Bewegung im Westen
nichts zu lernen habe.

Primäre und sekundäre Literatur wird bei diesem dogmengeschichtlichen
Überblick gut ausgewertet. Das sorgfältig verfaßte Werk
gehört zum ökumenischen Lernprozeß, zu dessen Weiterführung der
selbstkritische Autor uns alle einlädt.

New York Geoffrey Wainwright

Cherix, Pierre: Etüde de lexicographie copte. Chenoute, Le discours
en presence de Flavien (Les noms et les verbes). Paris: Gabalda
1979. XI, 121 S.gr. 8* = Cahiers de la Revue Biblique, 18.

Es ist die für die Kirchen- und Sprachgeschichte Ägyptens gleichermaßen
so bedeutende Gestalt des Archimandriten Sehenute von
Atripe, Abt des Weißen Klosters bei Achmim und Begründer des national
ägyptischen Christentums, der diese Arbeit von P. Cherix - in
spezieller Perspektive - gewidmet ist. Des näheren geht es um ein bestimmtes
Stück der literarischen Hinterlassenschaft des Schenutc,
nämlich um eine Rede, die er zu einem nicht näher festlegbaren Zeit-