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Ausgabe:

1982

Spalte:

815-816

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Vermes, Pamela

Titel/Untertitel:

Buber on God and the perfect man 1982

Rezensent:

Begrich, Gerhard

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 11

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des 9. (neben anderen Georgios Synkellos) oder des 11. (Georgios
Kedrenos) oder 12. Jh., weithin eifrigen Abschreibern, gewährt. Die
betr. Textstücke werden nicht selten in Übersetzung vorgeführt8. B. ist
sichtlich an den verschiedenen Ausprägungen der in Jub verwerteten
Traditionen und damit zugleich an der „Rezeption des Jub" in christlichen
Texten (298) interessiert. Sodann mißt er durch ihn herangezogenen
jüngeren Texten für die Interpretation jüdischer Schriften
der hellenistisch-römischen Zeit Bedeutung bei, wie bereits in anderem
Zusammenhang deutlich wurde9. Die Fülle des Materials, das B.
so vor dem Leser ausbreitet10, bezeugt seine immense Belesenheit
(etwa 379f zu Mastema). Aber man kann fragen, ob sie nicht weithin
mehr für den Spezialisten interessant sein mag als für den größeren
Kreis der Benutzer des JSHRZ". Ist hier für Jub erheblich mehr Raum
verfügbar als bisher sonst in dem - erfreulich fortschreitenden -
Unternehmen, so würde jedenfalls der Rez. an mancher schwer verständlichen
Stelle des Jub gern noch eine sprachliche oder sachliche
Erklärung lesen. Insgesamt bietet B. indessen eine Vielfalt von Verständnishilfen
für das Buch Jub in seiner besonderen Eigenart.

Halle (Saale) Gerhard Delling

' Inzwischen erschien: Egon Brandenburger, Die Verborgenheit Gottes im
Weltgeschehen. Das literarische und theologische Problem des 4. Esrabuches
(AThANT 68), Zürich 1981.

2 Vgl. z. B. ThLZ 102,1977 Sp. 256-259.

J Dankenswert ist die Anordnung des Literaturverzeichnisses nach dem
Alphabet der Verfasser in JSHRZ V 4 und II 3.

4 S.jez. St. Zumal das erste wird durch 23,19.26 kaum getragen.

5 ApcEl wird im Kommentar nach Seiten bei Schräge (JSHRZ V 3) angeführt
, statt wie bei diesem nach Steindorff.

6 Wie andere Übersetzungen (ggf. in verschiedenen Fassungen, 289.396).

7 Gelegentlich bemerkt B. ausdrücklich, daß die Wirkungsgeschichte eines
Passus „auch textgeschichtlich bedeutsam ist" (321 zu 1,27-29).

8 Weithin ohne Angabe der Fundstelle in den benutzten Editionen, die in
dem Verzeichnis der speziellen Abkürzungen B.s275-278 genannt sind. Zu 276
u.: Die Ausgabe de Boor(Teubner) trägt den Titel Georgii Monachi Chronicon.
- Errata sonst: 304 s. n. Baumgartner lies Baumgarten; 320 Z. 3f statt Herren I.
Heeren; 343 Z. 10 v. u. statt 1,7 I. 2,7; 480 Z. 11 v. u. statt Kulturort I. Kultort;
5I9Z. 16stattdie l.in.

* Berger, Die Auferstehung des Propheten und die Erhöhung des Menschensohnes
, Göttingen 1976, s. JSHRZ II 3, 310 („Häufiger zitierte andere Literatur
"). Auf eigene Aufsätze in Zeitschriften usw. verweist B. i. a. ohne Nennung
von Titel und Autor; gelegentlich geschieht das auch mit Arbeiten anderer.

10 Vielseitige Register erleichtern den Überblick über die Breite des ausgewerteten
Schrifttums.

" Etwa in der Anhäufung von Namensformen in den verschiedenen Texten
z. B. zu dem namenreichen Jub 4.

Vennes, Pamela: Buber on God and the Perfect Man. Chico: Scholars
Press 1980. VII, 271 S. gr. 8" = Brown Judaic Studies, 13. Kart.
$ 10.50.

Das Buch beginnt mit einem Bekenntnis, das es wert ist, nicht ungenannt
zu bleiben: This book records my struggle to determine the
meaning and relevance to the predicament of the presentday world of
the message of Martin Mordechai Buber, one of the outstanding reli-
gious thinkers of our age. (p. 1). Es geht der Vfn. also um die konsequent
aus alttestamentlich-jüdischen Wurzeln hergeleitete Botschaft
Bubers, die ihre unverwechselbare Sprache in unsere Welt setzt. Dem
Titel entsprechend hat diese Untersuchung zwei Schwerpunkte, um
die sich alles dreht solange die Erde steht: Gott und den Menschen.

Der „vollkommene Mensch" ist immer der Zaddik. der vollkommene
Helfer, der ohne Gott gar nicht gedacht werden kann, denn wo
wäre Hilfe, wenn nicht bei Gott?! Diesen beiden Hauptteilen, die nach
Gott und dem Menschen fragen und suchen, ist eine „Entwicklungsgeschichte
" des Buberschen Denkens vorgeschaltet, so daß sich folgende
Gliederung ergibt:

Part I: In Search of the real Buber. Hier wird das Denken und

Schreiben Bubers ständig mit seiner Biographie konfrontiert; sein
Denken ist ein Teil seiner Biographie - und seines Selbstverstehens in
einer jeweils fremden Welt: Der Jude (1904-1923) - Emigration
(1924-1939) - Juden und Araber (1939-1948) - die letzte Zeit
(1949-1965).

Part II: God is our Model said the Jew. Hier gilt als übergreifende
Gottestatsache I AM THERE. Gott ist immer „Ich bin da" und
YHWH ist ein Name und kein Titel (also auf keinen Fall „The
Lord"!). Hier werden Einzelheiten der Buberschen Bibelverdeutschung
und Zusammenhänge mit Targum und Midrasch behandelt
und viele Einzelheiten zum Buberschen Gottesverständnis - wo Gott
doch niemals verstanden werden kann - beigesteuert und immer
wieder in Beziehung zu „Ich und Du" bzw. zum „ewigen Du" gesetzt
-also: wenn der „Heilige Jude" bemerkt: „God isour Model" und wir
fragen, wo dieses „Model" zu finden ist, dann können wir mit Buber
antworten: Im Leben derChasidim.

Damit hat es dann Part III: I pereeived the Idea of the perfect Man,
zu tun. Abgeschlossen wird das Ganze mit einer Teilübersetzung von
„Ich und Du" im Anhang, wobei zu bemerken ist, daß die Vfn. alle
Originaltexte eingesehen und selbst übersetzt hat!

Das Entscheidende dieser Arbeit, die sehr ausführlich gehalten ist,
steht für mich auf p. 76f. Hier wird die Botschaft Bubers so umschrieben
: „Make your teshuvah. Imitate the divine attribute of presence by
returning to a spirit of responsive and responsible attachment to and
for the world and all that exists in it.

Imitate also the divine attribute of unity. Become one and whole
and real. Become perfectly human and thereby play your part in pre-
paringfor the Coming ofGod's Kingdom on earth." Ausdrücklich vermerkt
die Vfn.: Das ist keine Philosophie, auch keine philosophische
Anthropologie; das ist kein Existentialismus, weder ein theologischer
noch ein mystischer; das ist auch kein Humanismus, weder ein Hebräischer
noch ein anderer: Das ist biblische Religion.

Buber ist Botschafter, Künder dieser Religion, dieses biblischen
Gottes. Schriftsteller, Exponent der Schrift!

Die Vfn. fährt fort: „We may consequently conclude that these two,
the Bible and Hasidism, were the twin tabernacles of Buber's soul
during his lifetime. It is there that we must look if we are to bind our
soulstohis."(p. 77).

Das wichtigste Wort des Schrift-Stellers und seiner Botschaft ist und
bleibt „Umkehr". Die Umkehr zu Gott als Bedingung des Lebens. Wir
dürfen diese auch als Gnade begreifen. In der Umkehr liegt unser und
der Welt Heil.

Gnadau Gerhard Bcgrich

Neues Testament

Boismard, M.-E., et A. Lamouille: La vie des evangiles. Initiation ä la
critiquedes textes. Paris: du Cerf 1980. 119 S. 8* = «Initiations».

Diese erste Einführung in die literarkritische, insbesondere redaktionsgeschichtliche
Analyse neutestamentlicher Texte, die keine
Kenntnis des Griechischen voraussetzt, macht in einem kürzeren
Kap. I zunächst mit dem Instrumentarium (les clefs) und seiner Handhabung
bekannt (11-31): Feststellung von Unebenheiten. Glossen,
der Wiederaufnahme einer Aussage nach einem Einschub, von
Brüchen in einem einheitlichen Text, Doppelungen. Verschiedenheiten
in Wortschaft und Schreibweise (erst an letzter Stelle benutzbar
[28]), theologischen Differenzen (mit denen nach B.-L. ebenfalls behutsam
zu argumentieren ist1), Varianten in der handschriftlichen
Überlieferung.

Die Anwendung dieser Schlüssel, für die schon in I Beispiele gegeben
sind, wird in Kap. II speziell an je 2 Texten aus Lk und Apg
(2,1-13; 4,1-22). an 5 aus Mk und 4 aus Joh vorgeführt. Dabei spielt
der Vergleich mit entsprechenden Texten eine wichtige Rolle. Zwei