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Ausgabe:

1982

Spalte:

813-815

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Berger, Klaus

Titel/Untertitel:

Das Buch der Jubiläen 1982

Rezensent:

Delling, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. I 1

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pilator (S. 2370; die syrische Übersetzung folgt zumeist dem hebräischen
Text, aber durchaus nicht immer, und steht in engstem Zusammenhang
mit den anderen Teilen des syrischen Alten Testaments
(S. 239); der griechische Übersetzer zeigt Berührungspunkte mit H ,
scheint aber öfter von ihm unabhängig zu sein (S. 247); er steht
schließlich deutlich neben den Übersetzern der übrigen Teile des
Septuagintatextes des Alten Testaments (S. 2470. nur selten lassen
sich Ausnahmen feststellen (S. 2480-

Mit einer Bemerkung zur Textgeschichte (S. 249-251), in der auf
die verschiedenen Stränge aufmerksam gemacht wird, schließt die
Arbeit. In einem „Rückblick und Ausblick" (S. 251) wird auf mögliche
weitere inhaltliche Untersuchungen aufmerksam gemacht.

Umfangreiche Verzeichnisse und Register (S. 252-272) erleichtern
in hervorragender Weise das Arbeiten mit diesem Werk.

Die solid erarbeiteten Ergebnisse vermögen nicht nur die besonnen
angewendete Methode zu rechtfertigen, sondern liefern auch eine
sichere Basis für die Sira-Forschung mit ihren vielfältigen Problemen
der weitverzweigten Textgeschichte.

Bei der Benutzung der Literatur vermißt man neben kleineren Arbeiten
besonders einen Hinweis auf die Literaturübersicht von
G. Delling.

Wien Georg Sauer

Heide. Albert van der: The Yemenite Tradition of the Targum of
Lamentations. Critical Text and Analysis of the Variant Readings.
Leiden: Brill 1981 XII, 193, 55 S. gr. 8" = Studia Post-Biblica, 32.
Lw.hfl 100.-.

A. van der Heides kritische Ausgabe des jemenitischen Targums zu
den Klageliedern folgt dem aus dem 14./15. Jh. stammenden Ms
London, British Library Or 1476. Die Varianten von sieben weiteren
Handschriften sowie der Ausgaben von P. de Lagarde und S. Landauer
werden vollständig berücksichtigt und in detaillierter Gliederung
des Materials dargeboten. Diesem Hauptteil der Publikation
(73-180) kommt besondere Bedeutung zu, weil sich hier die Möglichkeit
bietet, einer noch im Fluß befindlichen Tradition mit linguistisch
wertvoller Überlieferung des Aramäischen und unter der Tendenz zur
zunehmenden Angleichung an den westlichen Text nachzugehen. In
den einleitenden Kapiteln wird u. a. über die besonderen Bedingungen
der jemenitischen Tradition, über ihre Eigenständigkeit und über
weitere für die richtige Beurteilung der jemenitischen Targumüberlie-
ferung wesentliche Gesichtspunkte informiert. Eine kritische Darstellung
der bisherigen Forschungsgeschichte sowie eine Charakterisierung
der vorhandenen und der benutzten Handschriften fehlt
selbstverständlich nicht. Der Band ist gleichermaßen wichtig für die
Arbeit des Targumforschers. des Semitisten und des Exegeten.

K.-H. B.

Judaica

Kümmel, Werner Georg: Jüdische Schriften aus hellenistisch-
römischer Zeit, hrsg. in Zusammenarb. m. Ch. Habicht, O. Kaiser,
O. Plöger. J. Schreiner, II: Unterweisung in erzählender Form. Lfg.
3: Klaus Berger: Das Buch der Jubiläen, S. 273-575. V: Apokalypsen
. Lfg. 4: Josef Schreiner: Das 4. Buch Esra, S. 289-412 gr.
8*. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1981. Kart.
DM68.-U. 165,-.

In der Einleitung zu 4Esr stellt J. Schreiner nach einem Überblick
über den Inhalt der Apokalypse zunächst eingehend die Forschungsergebnisse
für die Übersetzungen und deren Texte dar (292-297). Die
Übersetzungen gehen wahrscheinlich auf einen (nicht erhaltenen, anscheinend
z. T. zwischendurch überarbeiteten) griechischen Text zurück
, hinter dem eine hebräische Vorlage angenommen werden kann
(zu beiden werden im Kommentar mitunter Vermutungen geäußert).
Eine von Lat angeführte Gruppe ist für die Textgestalt maßgebend.
Mit E. Brandenburger (s. u.) hält S. 4Esr für das einheitliche Werk
eines Verfassers (2980- Innerhalb des geschlossenen Aufbaus seiner
Schrift verwertet dieser verschiedene Redeformen (2990- Wichtig ist
S. schließlich die theologische Einordnungdes4Esr(301-306).

Das bestätigt sich im Kommentar. „Esra" ist zunächst Sprecher der
religiösen Not, die sich aus der Zerstörung Jerusalems und ihren Folgen
für die palästinische Judenschaft im Blick auf die Zusage Gottes
an sein Volk ergab. In einer Wandlung (Kap. 9 gg. Ende) wird er bereit
, sich in die Antwort des Sprechers Gottes zu fügen, und würdig,
die letzte Verheißung Gottes zu empfangen (375 zu 9,37). Erläuterungen
zum Gedankengehalt werden des öfteren auch in z. T. ausführlicheren
Zitaten aus älterer und neuerer Literatur gegeben; eine
besondere Rolle spielen seinerzeit noch ungedruckte Arbeiten von
E. Brandenburger' und W. Harnisch. Hinweise auf zugehörige
Texte des Alten Testaments und besonders häufig des Frühjudentums
regen den Leser zu eigener Weiterarbeit an. Stilistische und andere
Fragen zu Sprache und Form werden neben denen des Aufbaus - zu
dem S. auch gern referiert - ebenfalls berücksichtigt.

Erheblichen Anteil am Apparat beanspruchen die Probleme der
Textüberlieferung, zumal nach den verschiedenen Übersetzungen, die
öfters eingehend besprochen und z. T. auch mit älteren Autoren diskutiert
werden; auf manchen Seiten haben sie durchaus das Übergewicht
. Freilich hängen sie nicht selten mit relativ bemerkenswerten
Fragen des Inhalts zusammen.

Die Arbeit des Übersetzers S., die in glücklicher Weise um sinn-
und sachgemäße Wiedergabe im Rahmen der Gedankenwelt des 4Esr
bemüht ist, bestätigt m. E. die Qualität von Lat durch die größere
Nähe zu jüdischer Vorstellungs- bzw. Redeweise.

Der Alttestamentler J. Schreiner bewährt auch in der Einfügung in
den Rahmen von JSHRZ methodisch und stofflich Meisterschaft - die
es ihm mitunter erlaubt, seinerseits Fragen offenzulassen - in der Behandlung
übersetzter antiker Texte (wie anderweit der LXX) und
überhaupt der Bearbeitung frühjüdischer Literatur, zumal solcher der
Apokalyptik2 .

Nach Bergers „Einführung in die Theologie des Jubiläenbuches"
(279-285) ist dieses „nach eigenem Selbstverständnis eine Art Gegenstück
zum Dtn" (279). Es soll die Autorität des Mose für die „Überlieferung
von Gen bis Lev" begründen (ebd.). Andererseits ist Levi in Jub
„allein Träger aller Väterüberlieferungen und der Lehrautorität in der
Gegenwart" (280). Träger des Jub ist „eine antihellenistische priesterliche
restaurative Reformgruppe" Palästinas (298), spez. Jerusalems
(299). „zwischen 145 und 140 v. Chr." (300). Die „Träger der Überlieferung
. . . betrachten sich als junge Männer, als Arme, Niedrige.
Bettler und Bewahrer des Gebotes" 23,19.26* (299). Zu den Texten
von Qumran zeigt B. einleitend mannigfache Beziehungen auf (2950,
einzelne auch zu anderen Schriften in JSHRZ* (2970- Der Aufbau des
Jub als ganzen wird nur kurz skizziert (301). „Die Überlieferung des
Textes" (285-294) wird besonders für die äthiopische Übersetzung
(die über eine griechische'' auf einen hebräischen Urtext zurückgeht;
angeführt werden 18 Handschriften) dargestellt, auf der die Übersetzung
B. s. beruht. Textkritisch sind Für B. auch Syr und Lat beachtenswert
.

Die Übersetzung läßt mitunter in auffallender Weise die Vorlage
durchscheinen: „Und die Wasser begannen, hinabzusteigen hinein"
(6,26); „deren euer Blut... gefordert wird" (7.32); „sie werden essein,
zu gründen" (19,25); „Siehe, ich!" (44,5) usw. (z. B. 7.29; 13,8.11;
20,2; 42,1; 43,21). - Im Apparat werden am Beginn der Kap. ggf.
Disposition und Tendenz angegeben. Insgesamt wird hier der theologische
Gehalt des Jub sichtbar, im einzelnen auch in Anm. z. SU Mannigfach
werden weiterführende Verweise auf Texte des Frühjudentums
angebracht. Eine besondere Rolle spielen in den Fußnoten einmal
Fragen zur Textgestalt des Jub selbst, zum anderen zur Tradition
des Stoffes7. Nicht wenig Raum wird dabei den Chronographen etwa