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1982

Kategorie:

Praktische Theologie

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 10

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Praxis die Integration des Familiengottesdienstes in das Gesamte der
Gemeindearbeit eine Rolle spielt. So sehr in der Volkskirche des
Westens die einzelnen kirchlichen Vollzüge, Religionsunterricht in
den Schulen, die Kreise und Gruppen der Gemeinde, die breite
Palette sozialer Aktivitäten und der Gottesdienst oft genug
beziehungslos nebeneinander existieren, erfordern hier andere gesellschaftliche
Verhältnisse eine beziehungsreiche Konzentration auf der
Gemeindeebene. Und während frühe Ansätze eines Gemeindekate-
chumenates in der BRD seit etwa 1965 mehr und mehr abgestorben
sind, spielen hier Christenlehre, Gemeindearbeit, Gemeindciag und
Familiengottesdienst in einem Konzert zusammen. Das ist eine auch
in anderen Ländern gemachte Erfahrung, die intensiv weitervcrfolgt
werden sollte, wenn dabei die Gefahr parochialer Enge gesehen wird,
die die Mittelmäßigkeit kultiviert.

Es fällt freilich auch auf, daß um 1975 Ermüdungserscheinungen
des Familiengottesdienstes diagnostiziert werden. Auch eine mit dem
Westen vergleichbare Erscheinung. Sie läßt sich nur unzureichend mit
einer angeblichen Erschöpfung der Verantwortlichen nach einem jahrelangen
kreativen Powerplay erklären. Viele haben längst erkannt,
daß - nicht nur zu bestimmten Festzeiten - die Grundentwürfe für den
Familiengottesdienst alle Jahre wieder, versehen mit aktuellen
Akzenten, wiederholt werden können. Man muß sich nicht jedesmal
etwas Neues einfallen lassen. Die Ermüdung scheint eher Ausdruck
einer tieferen Unsicherheit zu sein. Dies wird aus den grundsätzlichen
Beiträgen des ersten Teiles deutlich. Der Begriff „Familiengottesdienst
" birgt gleich zwei Probleme. Was ist Gottesdienst, wen meint
man mit Familie? So stehen die interessanten grundsätzlichen Überlegungen
von Karl-Heinrich Bieritz, die nach einer Neubesinnung in
Sachen Gottesdienst rufen, neben Thesen einer Katechetengruppe
zum Familiengottesdienst, die eng am agendarischen Vollzug orientiert
sind. Beides ist schlechterdings nicht vereinbar. Und auch im
Blick auf das Stichwort „Familie" ist, der Praxis der Gemeinden und
Theologen in Ost und West entsprechend, noch nicht entschieden, ob
man die konkrete Familie und damit einen Zielgruppcngottesdienst
will oder die Gemeindeals „familia dei", was in der Regel dazu führt,
daß ein etwas modernisierter agendarischer Gottesdienst die Kinder
wieder aus dem Auge verliert. Wie gesagt: wie ist die Diskussion um
die Praxisnach 1975 weitergegangen?

Reiches Leben wird anschaulich in den vielen Entwürfen. Die Kirche
lebt, nicht zuletzt durch ihren Schatz: die Kinder. Die Entwürfe
/eigen freilich auch etwas Überraschendes: obgleich die gegensätzlichen
gesellschaftlichen Entwicklungen in der BRD und der DDR
unterschiedliche Verhältnisse geschaffen haben, zeigt sich so etwas
wie eine ungebrochene protestantische Gemeinsamkeit. Auch in
ihren negativen Erscheinungen. Sie enthüllt sich hier wie dort in den
Familiengottesdienstentwürfen gleich: im kognitiven Übergewicht
vieler Gottesdienste. Im nur kognitiven Zugang zu den Symbolen, mit
der Gefahr einer unverdaubaren Anhäufung (z. B. Seite 201 0- In der
geringen Neigung, auf eine Predigt zu verzichten, sie allenfalls durch
eine problematische, an die Schule erinnernde Gesamtkatechese zu
ersetzen. In der gestalterischen Enge durch die Konzentration auf
einige Variationen der Bildbetrachtung und der szenischen Gestaltung
. Schließlich in der Obrigkeitsbetonung: das Schuldbekenntnis
auf Seite 127 stabilisiert eine sehr problematische Eltcrnautorität.
indem es kaum von wirklicher Sünde, sondern eher von den Wunschvorstellungen
der Eltern im Blick auf ihre Kinder spricht; die Sünden
von Eltern kommen überhaupt nicht vor.

Dennoch eine interessante, lehrreiche und an etlichen Punkten
praxisnahe Sammlung. Noch einmal: wie ist die Entwicklung weitergegangen
, gerade auch auf dem Gebiet der Beteiligung der Kinder am
Abendmahl? Dafür gibt es einige gute Ansätze, die sicher weiter gediehen
sind.

Schwarzenbruck Georg Kugler

Galatik. Michael: Film. Fernsehen und Evangelisation. Zur Erschlicüungder
Ausdrucksweise der .Cinema' für den Cilaubcn. Wien-Freiburg-Basel: Herder
1982.87 S. gr.8 Kart. ö S. 98,-.

Häsclharth, Hans: Maria in der Frömmigkeit der evangelischen Kirche (US

36.1981 S. 317-323).

Haustein, Manfred: Rechtfertigung und Bestattungsrede (ZdZ 35, 1981
S. 413-419).

Hoerni-Jung, Helene: In der Bibel und in den Ikonen gemeinsam Urbilder
der Orientierung entdecken (US 36,1981 S. 324-332).

Kann man in jedem Falle die Kucharistie feiern? (Themaheft Concilium 18,
1982 Heft 2): Schüssler Kioren/a. Elisabeth: Tischgcmeinschalt und Feier der
Eucharistie (S. 76-85)-Taft. Roberl: Die Häuligkeit der Eucharistie im Laufe
>__r Geschichte (S. 86-95) - Häussling. Angclus: Motive für die Häufigkeit der
Eucharistiefeicr (S. 96-99) - Seasoltz. Kevin: Eucharistiefeiern heute: Vermischte
Motive und Auffassungen (S. 100—107) - Llopis, Joan: Messen zu
Öffentlichen Anlässen ziviler oder religiöser Art (S. 107-113) - Schaeffer. Hein:
Die Eucharistiefeier im Fernsehen (S. 114-120)- Dussel. Enrique: Das Brot der
Feier: Gemeinschaftszeichen der Gerechtigkeit (S. 120-129) - Camps, Joseph:
Alternative Feiern für den Sonntag (S. 129-135) - Neu, Diane: Unser Name ist
Kirche. Die Erfahrung katholisch-christlicher feministischer Liturgien
(S. 135-144) - Power, David: Empfangen, was uns überliefert wurde
(S. 144-150).

Miteinander vor Gott. Gottesdienst in ökumenischer Gemeinschaft. Köln:
Bachem; Frankfurt/M.: Lembeck 1981.112 S.8 DM 12,80.

Keitsema, G.W.: Waarvoor dient eigentlijk godsdienst? Rotterdam: Futile
1981. 113 S. kl. 8* = Fragmenten van bijbels humanisme. hll 12.50.

Schlier, Heinrich: Gotteswort in Menschenmund. Zur Besinnung. Hrsg. von
V. Kubina u. K. Lehmann. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1982. 96 S. 8". Kart.
DM 10,80.

Schnell, Uwe: Die Ausbildung der Theologen im Vorbereitungsdienst (ZdZ

36.1982 S. 53-59).

Vincent. John J.: Starting all over again. Hints of Jesus in the city. Genf:
World Council of Churches 1981. V, 66 S. 8- = The Risk Book Scries, 13.
sfr 7.90.

Praktische Theologie: Homiletik

Adler, Johannes: Die gute Hand Gottes. Lesepredigten. Berlin: Fvang.
Verlagsanstalt 1980. 304 S. 8". Lw. M 9.20; Ausland 12,80.

Lesepredigten sind in der Kirche legitim, waren doch schon viele
Episteln des NT Lesepredigten; und die Predigten in Luthers Postillen
waren es ausgcsprochcnermaßcn. Heute noch hat sicherlich die Lesepredigt
ihre legitimste Bedeutung in Gemeinden, in denen der Prediger
durch den Lektor vertreten oder ersetzt werden muß. Aber die
Rundfunkpredigt hat weithin die „Postillen" verdrängt bei den Einsamen
, den Kranken, den Alten. Und in unserer schnellebigen Zeit
veralten Lesepredigten schneller als früher.

Der Band „Die gute Hand Gottes" enthält zum großen Teil Predigten
, die Johannes Adler „ab i960 in Berliner Kirchen, vornehmlich
bei Friedrichswerder, gehalten hat". Das spürt man ihnen an: der
Prediger spricht die Hörer an, die er vor sich hat. Mancher Prcdigt/m-
rer von damals wird sie gern und mit Gewinn noch einmal lesen, weil
sie ihn in besonderer Weise „meinen". Aber die Zeit- und Ortsgebundenheit
ist natürlich auch eine Einengung der Verwendungsmöglichkeiten
. Auf jeden Fall ist es erfreulich, daß wir nun den, der
1961-1979 der theologische Leiter der Evangelischen Vcrlagsanstalt
gewesen ist. auch als Prediger kennenlernen können; diese verantwortungsvolle
„Nebenbeschäftigung" hat ohne Frage seine Verlagslcitung
positiv beeinflußt.

t. H. .

Andreren, Dieter: Evangelium in der Volkssprache (PTh 70. 1981
S. 108-126).

Bittner, Wolfgang: Aspekte der Predigt bei Hans Joachim Iwand (I hB 12.
1981 S. 72-93).

Bohren, Rudolf: Die Differenz zwischen Meinen und Sagen. Anmerkungen
zu Hans Lange, Predigen als Beruf (PTh 70, 1981 S.416-430).