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1982

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 10

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deutig die Bedeutung der Theologie Luthers für die wichtigste Schrift
der Bekenntnisschriften gezeigt, ganz zu schweigen, daß drei hervorragende
Lutherschriften darin aufgenommen sind. Das hätte als vermeintlicher
Lutherzeuge Beer wissen und richtigstellen müssen.

Jena Horst Beintker

1 Der Vf. erwähnt im Vorwort das „Erscheinen der ersten Auflage, ... St.
Benno-Verlag, Leipzig, 1974". Die kirchliche Druckerlaubnis gab damals
Generalvikar Dr. Bulang, Bautzen. Wir ziehen wegen wesentlichen Änderungen
gelegentlich auch die Erstauflage heran. Als Zweitauflage ist die vorliegende
nicht gekennzeichnet. Beim Verlagsimpressum steht ohne genehmigende Stelle
nur „Mit kirchlicher Druckerlaubnis". „Ehrendoktor der Theologie der Universität
Regensburg" wurde der Vf. 1977 aufgrund der Erstauflage.

2 Zur Kritik derfides caritate formata siehe R. Hermann, Luthers Theologie,
Berlin und Göttingen 1967, S. 47-49.

' Leider sind in der vorliegenden Ausgabe die nützlichen Verweise auf Quellen
mittels der Anmerkungen 5 bis 67, die mit der Zweitauflage kaum geändert
wurden, ersatzlos gestrichen worden. Auch sonst wirkt die 1. Auflage vorteil-
hafteralsdie2. Auflage.

4 Beers Text 1980 verrät mit seinen Kürzungen gegenüber dem von 1974 gerade
an diesen Stellen einiges, z. B. wenn in der Einleitung, die stellenweise ganz
geändert wurde, nach Anm. 55 folgender Satz gestrichen ist: „Die Rechtfertigung
, der articulus stantis et cadentis ecclesiae, darf also nur im Rahmen des
fröhlichen Wechsels gedeutet werden."

5 Vgl. damit etwa das Urteil von W. Maurer: „Die Einheit der Theologie
Luthers ist seit Holls Forschungen eine anerkannte Tatsache. Die Rede, Luther
sei kein Systematiker, ist seitdem bei den Maßgebenden verstummt." (ThLZ 75,
1950 Sp. 245).

6 Siehe nach dem Hilfsbuch von K. Aland, Witten 31970, die Nachweise mit
Nr. 358 und Nr. 359 für verschiedene Ausgaben, in WA 2 (41) 43-47; 9,788; 2
(143) 145-152. 759; 9,789; 21,147 und in StA 1 (219)221-229.

Auer, Alfons: Der christliche Glaube und die heutigen Probleme der Umwelt
(Univ. 36,1981 S. 823-828).

Balthasar, Hans Urs von: Zu einer christlichen Theologie der Hoffnung
(MThZ32, 1981 S. 81-102).

Biser, Eugen: Der Glaubenssinn (StZ 106, 1981 S. 678-684).

Brown, Robert McAfee: Vorläufige Modelle einer „Theologie zwischen den
Kulturen". Ein nord/südamerikanischer Zwischenbericht (VuF 26, 1981
S. 25-43).

Buri, Fritz: Das Problem der Verantwortung bei Hans Jonas und Hans Küng
(ThZ37, 1981 S. 164-172).

Burkolter, Max: Der Drache. Das Symbol, der Mensch und sein Verhalten
(Theol. Promotion, Basel 1981).

Dietzfelbinger, Hermann: Papst - Luther - EKD. Wer hat Luther am besten
interpretiert?(LuBI. 122,1981 S. 8-15).

Edelmann, Helmut: Subjektivität und Erfahrung. Der Ansatz der theologischen
Systembildung bei F. H. R. von Frank im Zusammenhang des Erlanger
Kreises (Theol. Promotion, München 1980/81).

Feil, Ernst: Verstehen und Verständigung (StZ 106,1981 S. 470-480).

Fischer, Helmut: Wie o. k. ist die Transaktionsanalyse? (DtPfrBl 81, 1981
S. 159-161.211-215).

Fries. Heinrich: Die Theologie als Glaubensverständnis und die Einheit des
Glaubens (Univ. 36,1981 S. 1033-1039).

Grflndel, Johannes: Ratlos vor dem Leid? Der Christ und sein Glaube (GuL
54, 1981 S. 106-115).

Hopf, Friedrich Wilhelm: Alte und neue Wege zum Bekenntnis der Kirche, I.
Erinnerungen und Erwägungen im lutherischen Jubiläumsjahr 1980 (LuthBI
120, 1980 S. 83-106); Zweiter Teil (LuthBI. 121, 1980 S. 164-180); Dritter Teil
(LuthBI. 122,1981 S. 31-41).

Hübner, Jürgen: Wie die Spitze einer Knospe. Teilhards Weltschau als Ruf
zur Verantwortung (LM 20,1981 S. 257-258).

Hünermann, Peter: Mit dem Volk Gottes unterwegs. Eine geistliche Besinnung
zur Theologie und Praxis des kirchlichen Amtes (GuL 54, 1981
S. 178-187).

Jathanna, Origen V.: The Decisiveness of the Christ-Event (Theol. Promotion
, Basel 1981).

Kahlert, Heinrich: Der Held und seine Gemeinde. Untersuchungen zum Verhältnis
von Stiflerpersönlichkeit und Verehrergemeinschaft in der Theologie
des freien Protestantismus (Theol. Promotion, München 1980/81).

Lindheimer, Dieter: Wilhelm Herrmanns Religionsbegriff (Theol. Promotion
, Göttingen 1981).

Lischer, Richard: Predigtals Theologie (VuF 26,1981 S. 58-72).

Loch man. Jan Milic: Dein ist die Kraft: Die Macht Gottes und die Welt der
Mächte (ThZ 37,1981 S. 45-61).

Moingt, Joseph: Pretre „selon le Nouveau Testament". (RSR 69, 1981
S. 573-598).

Müller, Klaus Wolfgang: „Altiora te ne quaesieris . . ." Studien zu Luthers
Ausführungen über Gottes verborgenen Willen und ihrem theologischen Ort
(Theol. Promotion, Tübingen 1981).

Systematische Theologie: Dogmatik

Dantine, Johannes; Die Kirche vor der Frage nach ihrer Wahrheit. Die

reformatorische Lehre von den „notae ecclesiae" und der Versuch
ihrer Entfaltung in der kirchlichen Situation der Gegenwart. Göttingen
; Vandenhoeck & Ruprecht 1980. 158 S. gr. 8" = Kirche und
Konfession, 23. Kart. DM 32,-.

Dantines Wiener Habilitationsschrift von 1977 geht einer wichtigen
und interessanten Frage evangelischer Ekklesiologie nach: kann die
reformatorische Lehre von den „notae ecclesiae" für die kritische
Frage nach der Wahrheit der Kirche, für die Unterscheidung von wahrer
und falscher Kirche und damit auch für die Unterscheidung von
Orthodoxie und Häresie fruchtbar gemacht werden? Dantine charakterisiert
einleitend den Ort der notae-Lehre in der katholischen Theologie
des Reformationsjahrhunderts und in der gegenwärtigen katholischen
Debatte; schon dabei wird gut herausgearbeitet, warum evangelische
Theologie allen Anlaß hat, zwischen den Attributen, die der
Kirche im Credo zugesprochen werden, und den Kennzeichen, an
denen die wahre Kirche in der erfahrbaren Kirche erkennbar sein soll,
sorgfältig zu unterscheiden. Nach dieser Klärung wird im l. Kapitel
(S. 22-58) die Lehre von den notae ecclesiae in der Reformation anhand
der Positionen Luthers, Melanchthons sowie Calvins und der
reformierten Bekenntnisschriften entfaltet. Die Vielfalt der von den
Reformatoren angestellten Erwägungen wird dabei zu der Festlegung
von CA VII, wonach die reine Lehre des Evangeliums und die evangeliumsgemäße
Verwaltung der Sakramente die beiden notae ecclesiae
bilden, in ein Verhältnis gesetzt. Die notae-Lehre, so läßt sich das
Ergebnis resümieren, ist konsequent an dem Verständnis der Kirche
als creatura verbi orientiert. Die Entfaltung des dadurch gegebenen
Grund-Kennzeichens ist variabel; dabei wird nicht nur auf die Lehre,
sondern auch auf das Leben der Kirche Bezug genommen (Leiden,
Gehorsam, Kirchenzucht als mögliche notae). Die reformatorische
notae-Lehre bietet also keinen Anlaß dazu, Lehre und Leben, Orthodoxie
und Orthopraxie gegeneinander auszuspielen.

Das II. Kapitel (S. 59-84) behandelt „die selbstkritische Frage der
Kirche nach ihrer Wahrheit im deutschen Kirchenkampf'. Erörtert
werden vor allem Positionen Karl Barths und Dietrich Bonhoeffers.
So deutlich es ist, daß sich im Kirchenkampf die Frage nach Kirchengemeinschaft
und Kirchentrennung mit aller Schärfe stellte, so unklar
bleibt doch in Dantines Darstellung, inwiefern gerade in dieser Situation
die überlieferte Lehre von den Kennzeichen der Kirche ein
zureichendes Kriterium Tür die Unterscheidung zwischen wahrer und
falscher Kirche zur Verfügung stellte.

Damit deutet sich schon das Problem an, mit dem es die drei abschließenden
Kapitel des Buches zu tun bekommen. Der Versuch
einer Entfaltung der notae ecclesiae für die heutige kirchliche Wirklichkeit
vollzieht sich in drei Schritten: Von der Möglichkeit der wahren
Kirche (S. 85-119); Wahrheitsforderung und Pluralismus
(S. 120-128); der Versuch der Bestimmung von „notae verae ecclesiae
" heute (S. 129-156). Diese Kapitel enthalten viele sympathische
Einsichten und Überzeugungen; der Verfasser hat sich durch eine
Vielzahl zeitgenössischer ekklesiologischer Überlegungen anregen
lassen und führt deren Diskussion fort. Doch sein Versuch, heutige
„notae verae ecclesiae" zu formulieren, die um den Begriff der Offenheit
konzentriert sind (Kirche für andere, Zukunftsoffenheit, Gesell-