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Ausgabe:

1982

Spalte:

748-749

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Titel/Untertitel:

Die Augustiner im Spätmittelalter, 1357 - 1517 1982

Rezensent:

Kleineidam, Erich

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 10

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chen und ansprechen. So können die hier gegebenen Anfragen vielleicht
schon bald in Überlegungen für eine 2. Auflage einbezogen
werden.

Rostock Gert Haendler

Fröhlich, Roland: Grundkurs Kirchengeschichte. Freiburg-Basel-
Wien: Herder 1980. 172 S. m. 35 Ktn 8'. Kart. DM 24,80.

Das Buch ist so angelegt, daß es auf der Grundlage der klassischen,
wenn auch fragwürdigen, Aufgliederung in Jahrhunderte beim Leser
zunächst optische Eindrücke entstehen läßt. Die jeweils linken Seiten
bieten Karten, graphische Darstellungen, Datenlisten von Päpsten
und Herrschern, Begriffserklärungen und außerdem für jedes Jahrhundert
wesentliche Quellen (ungekürzt deutsch). Der Stoff wird jeweils
aufgeteilt in A .Kirche und Umwelt' und B ,innerkirchliche Entwicklung
'. Dadurch sollen die Spiritualität der Kirche und ihre geistlichen
Wirkungsfaktoren hervorgehoben werden. Fettgedruckten
Leitsätzen zu A und B folgen, entlang den chronologisch aufgeführten
Jahreszahlen, kurze Darstellungen mit fettgedruckten Stichworten.

Durch diese glückliche Art der Darbietung werden Bilder vermittelt
, die das Einprägen der Daten und das Aufnehmen der Zusammenhänge
erleichtern. Jedes Jahrhundert erscheint gegenwartsbezogen.
Das Ganze wird mutig bis in die neueste Zeit hinein durchgeführt
(Reise Johannes Pauls II. nach Polen - Sommer 1979).

Kritisch zu hinterfragen wäre vor allem die Zweiteilung jedes Jahrhunderts
in A und B (s. o.). Die für den Wert eines Grundrisses entscheidende
klare Aufzeigung der ,großen Linien', durch die Einteilung
in Jahrhunderte ohnehin schon unterbrochen, wird dadurch zusätzlich
getrübt und der Leser verwirrt. Die für den Gang der Kirchengeschichte
wesentlichen Wechselwirkungen zwischen inner- und außerkirchlichen
Entwicklungen werden kaum sichtbar. Besonders vermißt
man, auch bei den Karten und bei der Quellenauswahl, wirtschaftliche
und soziale Phänomene und Verläufe. Und gerade sie haben doch
die Kirchengeschichte, besonders der ersten und der beiden letzten
Jahrhunderte, entscheidend mitbestimmt.

Die Geschichte der evangelischen Kirchen wird naturgemäß nur
,am Rande' skizziert - mit einer gewissen wohlwollenden Offenheit.
Aber sollte z. B. nicht etwas mehr von der sachlichen Berechtigung
und der Komplexität der reformatorischen Bewegung in Erscheinung
treten? Ist eine Erwähnung des Pietismus ohne A. H. Francke in seiner
Bedeutung für Bibelbewegung, Mission und gesellschaftliche
Entwicklung in Preußen möglich? Kann man im 19. Jahrhundert die
Industrialisierung und die durch sie ausgelöste Entkirchlichung breiter
Schichten aller Konfessionen übergehen? - das kommunistische
Manifest und die 48er Revolution unerwähnt lassen? - die führenden
evangelischen Theologen nennen ohne die Männer der Inneren Mission
zu erwähnen? - beim 20. Jahrhundert nichts über evangelische
und katholische (!) Bibelbewegung sagen?

Potsdam-Babelsberg Helmut Opitz

Kirchengeschichte: Mittelalter

Haendler, Gert: Die abendländische Kirche im Zeitalter der Völkerwanderung
. Berlin: Evang. Verlagsanstalt 1980. 149 S. gr. 8* = Kirchengeschichte
in Einzeldarstellungen, 1/5. Pp M 9,80 (Ausland
13,50).

Mit diesem Band liegt der dritte Teil der großen Darstellung der
Kirchengeschichte vor, die von G. Haendler, K. Meier und J. Rogge
herausgegeben wird (s. ThLZ 104, 1979 Sp. 7410- Anlage, Aufbau
und Darstellungsweise verleihen diesem großen Werk einen eigenen
Charakter gegenüber anderen Gesamtdarstellungen der Kirchengeschichte
. Daß eine solche Darstellung nur von einer Gruppe von

Fachleuten geschrieben wird, haben alle neuen Gesamtdarstellungen
gemeinsam. Das in der DDR erscheinende Werk zeichnet sich jedoch
durch eine besondere Übersichtlichkeit und Lesbarkeit aus. Verglichen
mit den beiden in der Bundesrepublik erschienenen Werken
„Die Kirche in ihrer Geschichte" und „Handbuch der Kirchengeschichte
" sind die Quellen- und Literaturangaben knapper gehalten.
Die Darstellung geht stärker schwerpunktmäßig vor. Dabei wird
trotzdem des öfteren auf offene Fragen hingewiesen und auch die eine
oder andere abweichende Meinung gewürdigt.

Haendler hat den von ihm zu behandelnden Stoff in zehn Kapitel
gegliedert: 1. Die Ausbreitung des homöischen Christentums bei den
Germanen während der Völkerwanderung; 2. Leben und Werk des
Kirchenvaters Augustin (354-430); 3. Augustin und die Päpste;
4. Papst Leo der Große (gest. 461); 5. Die Bewältigung der Völkerwanderung
; 6. Die katholische Kirche Italiens unter ostgotischer
Herrschaft; 7. Die Kirche unter der Herrschaft der Westgoten in Südgallien
und Spanien; 8. Die Kirche in Nordarika in der Völkerwanderung
; 9. Die katholische Kirche im Herrschaftsgebiet der Franken;
10. Papst Gregor der Große (gest. 604) und die Kirchen in Britannien.
Schon diese Gliederung macht deutlich, daß die großen Themen der
Zeit zwischen 400 und 600 hier im Mittelpunkt stehen. Zugleich ist
dabei aber auch die weitere Entwicklung während des Mittelalters im
Blick gewesen. Dafür sind manche Probleme nur knapp gewürdigt.
Dies gilt hier etwa für die Geschichte des Gottesdienstes, für die Heiligenverehrung
und weite Bereiche des praktischen kirchlichen Lebens,
aber auch etwa für die Geschichte des Mönchtums. Statt dessen ist die
Stellung der Kirche im ausgehenden Römischen Reich sowie in der
Zeit der Völkerwanderung, ferner die Entwicklung des Papsttums, die
Christianisierung der Germanen und die Eigenart ihres Christentums
sowie nicht zuletzt die Entwicklung der Theologie ausführlich von
den Quellen her geschildert worden. Mit dieser Konzentration sowie
vor allem auch mit der didaktisch geschickten, den Leser zu kritischer
Lektüre anleitenden Darstellungsweise hat Haendler ein vorzügliches
Buch vorgelegt. Dabei ist jeweils besonderer Wert auf die theologische
Problematik bestimmter Ereignisse und Entwicklungen gelegt worden
, wie vor allem in Kapitel 5 deutlich wird. Man spürt es dem Buch
an, daß sein Verfasser seit Jahrzehnten auf dem Gebiet des Frühmittelalters
gearbeitet hat. Die beigegebene Zeittafel erhöht noch die
Übersichtlichkeit der Darstellung.

Einige kleinere Wünsche seien im Blick auf eine hoffentlich bald
notwendig werdende Neuauflage geäußert. S. 44: Daß Augustin,
nachdem er bei seiner Bekehrung die Worte „nimm, lies" gehört hatte
, ins Haus geeilt sei, steht in Conf. 8,12 so nicht. - S.51f: Bei der
Schilderung des Pelagius wünschte man sich eine Berücksichtigung
der Arbeit von Gisbert Greshake, Gnade als konkrete Freiheit. Eine
Untersuchung zur Gnadenlehre des Pelagius, Mainz 1972. - S. 73 bei
Anra. 28: Wenn das Wort Leos I. zitiert wird, „Gnade, wenn sie nicht
umsonst gegeben wird, ist nicht Gnade", so sollte erwähnt werden,
daß dies sachlich und wörtlich ein Gedanke Augustins ist, cf. etwa
Ench. 28,107: gratia vero, nisi gratis est, gratia non est.

Einige Druckfehler seien genannt: S. 28 Anm. I L: dem RAC. - S. 32
Anm. 30 L: Chrysostomos. - S. 33 Z. 13 v. u. Li drei Jahrzehnte. - S. 46
Anm. 271.: Mutzenbecher. - S. 106 Z. 13 v. o. I.: Gemeinde. - S. 129 Z. 11 v. u.
I: sind .sie.-S. 143Z.9v.o. I.: Lincoln.-S. I44Z.3V. u.l.:/ona.

Es ist zu wünschen, daß diese schöne, wertvolle Darstellung auch in
der Bundesrepublik erscheint.

Hamburg Bernhard Lohse

Gutierrez, David, O. S. A.: Die Augustiner im Spätmittelalter
1357-1517. Aus dem Span, von Beda Kriener. Würzburg: Augustinus
-Verlag 1981. X, 284 S. 8* = Geschichte des Augustinerordens I,
2. Kart. DM 68,-.

Die spanische Urausgabe des Buches von David Gutierrez, Los
Agustinos en la edad media 1357-1517. Roma 1977, war in dieser