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Ausgabe:

1982

Spalte:

745-747

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Titel/Untertitel:

Von den Anfängen bis an die Schwelle der Reformation 1982

Rezensent:

Haendler, Gert

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 10

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wortete Art der Arbeit des Vf.: „In keinem der Texte stoßen wir unmittelbar
auf das Geschehen der Auferstehung, die Worte des Auferstandenen
oder die Erfahrung der Apostel; wir finden vielmehr Aussagen
von Menschen, die die Osterbotschaft vernommen haben und
diese jeweils auf ihre Weise in Form von Geschichten bezeugen"
(S.231).

T. H.

De Lorenzi, Lorenzo [Ed.]: Freedom and Love. The Guide for Christian
Life (1 Co 8-10, Rm 14-15). Rome: St. Paul's Abbey 1981.
347 S. gr. 8* = Monograph Series of „Benedictina", 6.

Das 7. Oekumenische Paulus-Kolloquium, das vom 25. 9.-1. 10.
1978 in dem römischen Benediktinerkloster zum Hlg. Paulus stattfand
, hatte sich unter dem Stichwort „Freiheit und Liebe" den
Texten 1 Kor 8-10 und Rom 14-15 gewidmet. Der anzuzeigende
Band dokumentiert in der gleichen Weise wie die vorangegangenen
(vgl. ThLZ 105, 1980, Sp. 752, zu Bd. 4 der Reihe) die Tagung; den
Referaten folgt jeweils die Wiedergabe der gemeinsamen Diskussion.
Abgeschlossen wird der Band durch ausführliche Register, die Clara
Burini erarbeitete. In ihnen sind die zitierten Autoren (wieder einschließlich
solcher der frühchristlichen Zeit), die angeführten Bibelstellen
sowie herangezogene jüdische und christliche außerkanonische
Schriften und schließlich - sehr ausführlich - die behandelten
griechischen Wörter nachgewiesen.

Die Aufsätze sind diese: J. Murphy-O'Connor, Freedom or the Ghetto,
S. 7-38. i J.-M. Cambier, La liberte chretienne est et personelle et commu-
nautaire (Rm 14,1-15,13), S. 57-84. - G. Galitis, Das Wesen der Freiheit.
Eine Untersuchung zu 1Ko9 und seinem Kontext, S. 127-141. - F. Hahn,
Teilhabe am Heil und Gefahr des Abfalls. Eine Auslegung von I Kor 10,1-22,
S. 149-171. - M. Bouttier, I Co 8-10 considere du point de vuede son unite,
S. 205-225. - S. Agourides, General Summary of the final Session,
S. 263-269.-J. Sänchez Bosch, La Prima Letterade PaoloaiCorinzicome
opera pastorale. S. 293-305.

T. H.

Kirchengeschichte: Allgemeines

Aland, Kurt: Geschichte der Christenheit. I: Von den Anfängen bis an
die Schwelle der Reformation. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus
Gerd Mohn 1980. 476 S. 8 Lw. DM 58,-.

Im Vorwort umreißt Aland die Problematik seines Unternehmens,
eine Kirchengeschichte in zwei Bänden vorzulegen: „Es war schon
immer ein Wagnis, eine Gesamtdarstellung der Kirchengeschichte zu
versuchen. Es ist heute angesichts der vielfach bis ins Extrem vorgetriebenen
Spezialisierung der Arbeit größer denn je, auch für jemand,
der nicht nur in der alten Kirchcngeschichte, sondern auch in der Reformationszeit
wie in der Neuzeit erhebliche Komplexe aus den Quellen
erarbeitet hat." Mit seinem Versuch will A. „dem erschreckenden
Rückgang des historischen Bewußtseins wie der Kenntnis der Geschichte
der Christenheit" entgegenwirken. Es wendet sich „an alle,
die, gleich welcher Konfession sie angehören, an der Geschichte der
Christenheit interessiert sind". Es ist dankenswert, daß er „die unendliche
Vielfalt der Details" nach Kräften reduzieren will, um nur noch
..das unumgänglich Wichtige" zu bringen. Ferner will A. Bezüge zur
Gegenwart deutlich machen. Es ist zu fragen, in welcher Weise der
Autor diese hochgesteckten Ziele verwirklicht hat.

Detailfragen sind weitgehend weggelassen worden. Natürlich beruht
die Darstellung auf Quellen, die auch öfter genannt werden, aber
es wird keine Edition genannt und kein Fundort angegeben. Auch auf
Literaturangaben wird grundsätzlich verzichtet. Ein lobender Hinweis
auf Harnack (55) sowie Polemik gegen Burckhardt (176) sind Ausnahmen
. Damit wird Platz, gewonnen und Entlastung geschaffen. Diesem
Ziel dienen auch Zeittafeln, die reiches Material bieten, das durch
Fettdruck noch untergliedert wird. Auf den 48 Seiten Zeittafeln erscheint
mancher Name, der vorher auf 380 Seiten Darstellung gar

nicht vorkam. Das gilt für die Päpste Liberius, Bonifatius IL, Vigilius,
Leo IV., Silvester II., Urban II. sowie für bedeutende Theologen wie
Rufin, Joachim von Fiore und Savonarola. Andere Namen stehen
auch nicht in der Zeittafel, z. B. zwei so gelehrte und für die Überlieferung
wichtige Theologen wie Isidor von Sevilla und Beda Venerabiiis.
Auch die Synode von Sardica fehlt, während die „Räubersynode" von
449 und die trullanischen Synoden nur in der Zeittafel auftauchen.
Der byzantinische Bilderstreit wird auf sechs Zeilen erwähnt (201).
Man muß es dem Autor bescheinigen, daß er den geplanten Verzicht
auf Details sehr konsequent durchgeführt hat. Dabei werden wichtige
Quellen genannt und z. T. sogar ausführlicher ausgeschöpft, so z. B.
Eusebs Kirchengeschichte und seine Vita Constantini, die Vita Anto-
nii, die Libri Carolini, später die Bulle Unam sanetam, Dantes Göttliche
Komödie, der Defensor pacis des Marsilius sowie Beschlüsse des
Konstanzer Konzils. So sehr man im Einzelfall also diesen oder jenen
Namen vermissen mag, es bleibt doch „unumgänglich Wichtiges" erhalten
.

Gegenwartsbezüge finden sich ausführlicher unter der Überschrift
„Die Stellung der Frau in der frühen Christenheit" (65-70). Ausführlich
wird die Benachteiligung der Frau in den Kirchen heute erörtert,
um danach für die Urkirche eine „prominente Stellung der Frau" zu
beschreiben, die freilich schon im Beginn des 2. Jh. wieder verloren
ging. Soll dadurch die Vergangenheit für die Gegenwart Bedeutung erlangen
? Aber A. läßt andere bedeutende Frauen aus seiner Darstellung
heraus: Klara Sciffi und Katharina von Siena fehlen, Mechthild
von Magdeburg, Birgitta von Schweden und die heilige Johanna erscheinen
nur in der Zeittafel, Märtyrerinnen wie Perpetua werden
nicht genannt, Herrscherinnen wie Irene und Theophanu bleiben unerwähnt
, Agnes von Poitou kommt ganz knapp vor (279). Konstantins
Mutter Helena wird nicht gerade sympathisch beschrieben (177), die
aktive Lucilla aber wird als warnendes Beispiel vorgeführt: „Wenn es
besonders fromm und vor allen Dingen, wenn es gleichzeitig besonders
demütig zugeht, sollte man. (damit sind wir wieder bei einer der
methodischen Erfahrungen kirchenhistorischer Arbeit) besonders
aufmerksam werden. Denn hier muß die Frage gestellt werden: Ist das
echte Frömmigkeit und echte Demut, was wir hier vorfinden (niemand
wird bei diesem Befund glücklicher sein als der Kirchenhistoriker
), oder steckt hinter dieser Frömmigkeit und besonders hinter
dieser Demut nicht etwas ganz anderes: z. B. etwa Hochmut, der sich
der nicht ebenso demütigen Umwelt in Wirklichkeit unendlich überlegen
weiß, - sich selbst zum Gericht. Die Beachtung dieses methodischen
Prinzips ... führt nicht selten zu überraschenden Resultaten
in der Vergangenheit, aber auch in der Gegenwart." (165).

Eine pauschale Verbindungslinie zur Gegenwart zieht A. auch bei
der Behandlung der altkirchlichen Apologetik: „Es gibt immer und zu
allen Zeiten Angriffe auf Kirche und Christentum, nur das Vorzeichen
wechselt, unter dem sie stehen ... Dem allen sollte man mit
Energie entgegentreten. Diese Aufgabe ist allen Christen und insbesondere
den Theologen gestellt. Der Theologe, der sie nicht wahrnimmt
, verfehlt sein Amt" (110). Noch markiger klingt es in dem Abschnitt
„Die Konflikte der Frühzeit". Fast eine Seite lang werden Forderungen
an die Gegenwart vorgebracht: „Wer beispielsweise den Beruf
des Pfarrers oder des Lehrers erwählt, sollte sich darüber klar sein,
daß beide Berufe nicht als sanftes Ruhekissen gedacht sind, bei denen
die Hauptsache das Sozialprestige, die Pensionsberechtigung oder die
vielen Ferien sind und was dergleichen in Betracht kommt. Sondern
beide Berufe sind als Opferberufe gedacht" (145). Wenige Zeilen später
sagt A.: „Über die Verantwortung des Pfarrers braucht eigentlich
gar nicht erst geredet zu werden .. ." (145), - aber er tut es dann doch.
Statt solcher Ausführungen hätte man sich positive Beispiele aus der
Kirchengeschichte gewünscht, insbesondere aus der Missionsgeschichte
, die nur ganz kurz vertreten ist: Über Ansgar findet sich ein
knapper Satz (262), die Missionierung der skandinavischen Völker
steht nur in einer Anmerkung der Zeittafel (405, Anm. 6), die Missionare
Adalbert von Prag, Brun von Querfurth und Otto von Bamberg
fehlen völlig. Das Buch von A. wird sicher breitere Leserkreise errei-