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Ausgabe:

1982

Spalte:

740-741

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Zapheir?s, Gerasimos-Chrysostomos S.

Titel/Untertitel:

Gerasimu-Chrysostomu S. Zapheire ta proeuangelika keimena 1982

Rezensent:

Delling, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 10

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disierung der Geschichte nur auf die irdische Zeit Jesu bezogen. Auf
der anderen Seite ist die Verkündigung Jesu (z. B. die Makarismen) in
der heidenchristlichen (! so schon Trilling) mattäischen Gemeinde
ethisiert und nomistisch adaptiert. Theologisch ist diese Entwicklung
bei Mattäus mit der christologischen Orientierung seiner Gemeinde
aufgewogen. - Bedeutend ist der Vergleich der paulinischen und der
mattäischen Theologie (die Makarismen; von den Antithesen der
Bergpredigt kürzlich auch ZNW 69, 1978), dessen Ergebnisse von den
Thesen seines ehemals Göttinger Kollegen Ulrich Luz (Die Erfüllung
des Gesetzes bei Matthäus, ZThK 75, 1978), der das Mattäusevange-
lium religionsgeschichtlich anders beurteilt, nicht weit entfernt sind:
Bei Mattäus fallen der Indikativ und der Imperativ in eins, Jesus als
der eschatologische Gesetzgeber übereignet dem Menschen seine Forderung
als Gabe.

Dem Markusevangelium sind drei Studien gewidmet: „Zur Messiasgeheimnistheorie
im Markusevangelium", „Die Leidens- und
Auferstehungsvoraussagen im Markusevangelium (Mk 8,31; 9,31;
10,32-34)" und „Literarkritische Überlegungen zum eöayyeXtov-
Begriffim Markusevangelium". Sie betreffen vor allem das Verhältnis
zwischen der Verkündigung Jesu und dem Evangelium als der Auferstehungsbotschaft
, das Markus mit Hilfe der vorgegebenen Leidensund
Auferstehungsvoraussage (8,31) an die Verkündigung Jesu angeschlossen
hat. Andere Forscher setzen eher die umgekehrte Tendenz
voraus: Die Verkündigung Jesu hat Markus mit Hilfe der Leidensund
Auferstehungsvoraussagen auf das Evangelium als Auferstehungsbotschaft
bezogen (R. Pesch u. a.). Jedenfalls ist durch diese
Verbindung die Gattung „Evangelium" entstanden. Der Verbindung
älterer Stoffe innerhalb des Evangeliums hat auch das sog. Messiasgeheimnis
gedient, das W. Wrede als Schlüssel zur Interpretation der
Evangelien entdeckt hat. Ihm ist auch ein Aufsatz zu seinem 100. Geburtstag
gewidmet. - Die Rolle des Messiasgeheimnisses in der redaktionsgeschichtlichen
Erforschung der Evangelien ist auch in dem einleitenden
Aufsatz über die „Redaktionsgeschichte als Aufgabe der
Synoptikerexegese" beschrieben. Der Rolle des Begriffs „Evangelium
" ist noch der Aufsatz „Das Evangelium Jesu Christi" gewidmet.
Das Problem der Evangelien als Quellen für die Jesusforschung wird
in dem Beitrag „Die historische und theologische Problematik der
Jesusfrage" behandelt.

Der paulinischen Theologie ist die Studie „Befreiung und Rechtfertigung
" (1976) gewidmet, in der der Vf. die Beziehung der paulinischen
Rechtfertigungslehre zu der jüdischen Gerichts- und Rechtfertigungstradition
untersucht. Noch mehr hat neulich die Rolle der
älteren christlichen Überlieferung im paulinischen Denken P. Stuhlmacher
(ZThK 74, 1977) betont.

Die Deutung des paulinischen Denkens spielt die entscheidende
Rolle in der Interpretation der neutestamentlichen Ethik, der in der
letzten Zeit Streckers Interesse gilt. Dem Neuen Testament kann man
nicht eine direkte Stellungnahme zu den gesellschaftspolitischen Fragen
entnehmen. Man kann sie jedoch in der Freiheit des Glaubens in
der eschatologischen Perspektive verantwortlich erfassen (2760- In
der jüngsten Zeit spricht S. in diesem Zusammenhang von der theono-
men Autonomie (ThLZ 104, 1979 Sp. 865ff). Im vorliegenden Band
tauchen diese Fragen in der Überlegung „Das Problem der Theologie
des Neuen Testaments" auf.

Die anderen Aufsätze sind: „Die sog. Zweite Jerusalemreise des
Paulus (Act. 11.27-30)", „Redaktion und Tradition im Christushymnus
Phil. 2,6-11", „Paulus in der nachpaulinischen Zeit", „Elkesai"
und „Walter Bauer-Exeget, Philologe und Historiker".

Der Titel des Bandes entspricht der theologischen Intention des Vf.,
der in den historisch erfaßbaren neutestamentlichen Texten den
eschatologischen Zuspruch und Anspruch sucht und bezeugt. Er ist
ein Theologe, der von keiner Schule abhängig ist und auf eigene Verantwortungeinen
schöpferischen Beitrag geleistet hat.

Prag Petr Pokorny

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riapaödaeux; xa) r d&a xwv IJaxepixcüvßißXixwv napaOeoecov.

Zaphiris, Gerasime-Chrysostome S.: The Pre-evangelical Texts. The

Witness of the Fathers Concerning the Original Form of the Evan-
gelical Tradition and the Value of the Patristic Biblical Quotations.
Athen 1978 (Adresse des Verfassers: Lordou Byronos 33, Arta,
Griechenland). 468 S. gr. 8'.

Die Väterzitate aus dem NT ,können dienen als Königsstraße', die
zum anfänglichen Text des NT führt; denn eine große Zahl von ihnen
geht dem Zeugnis der griechischen Handschriften voraus', zumal dem
der Codices (60). Der Athener Universitätsprofessor führt diesen Satz
an drei Texten kürzer vor, 1 Clem 13,2 (Mt 5,7; 7,1.12; Lk 6,37f2),
Justin apol I 61,4 (Joh 3,3.5, durch den Evangelisten geformter Text
[1241]) und dial Tryph 88,7 (Joh 1,200- 1 Clem 13,2 wird schon in
Teil I (61-65) behandelt3, ,Der Wert der Väterzitate und ihr Zeugnis
für das Dasein eines Textes vor den Evangelien und den Bearbeitungen
' (19-105), die Justin-Stellen gegen Anfang von Teil 11
(118-125.125-138).

Im NT bezeugt nicht nur Lk 1,1 f eine - schriftliche - vorsynoptische
apostolische Evangelienüberlieferung (67-71); bereits Paulus
benutzte eine solche Sammlung von Worten und Taten Jesu (87)4,
Apg 20,35; IThess 2,15f, die gleiche wie die in Synoptikern, Acta,
Hebr gebrauchte (88). In den Evangelien wurde der Stoff für verschiedene
Bereiche der Kirche verschieden gefaßt5. Der Apostel Johannes
ist im Joh.-Ev. der Träger der unterweisenden und liturgischen Überlieferung
der Gemeinden Kleinasiens, die die Tradition von Jerusalem
empfingen und sie ihrerseits entfalteten. Auch Johannes verwertete
mehrere Quellen; als Augenzeuge verbürgt er die historische Genauigkeit
der benutzten vorevangelischen Überlieferungen (95). Z.
nennt (101 f) vier Ausprägungen der Tradition, die Galiläas, die der
Judenchristen und der Hellenisten Jerusalems, die der syrischen Gemeinde
.

Für das gesamte Geschehen gilt, daß der wahre Autor der Evangelien
die Kirche ist, die wirksam wird durch den heiligen Geist und in
ihrer Unterweisung gegenwärtig ist (92). Zumal der Gottesdienst ist
Mitte der Bewahrung und Weitergabc des heiligen Textes als der
Grundlage von V;rkündigung und Gebet (I 100- Die außerevangelischen
Herrenworte, die der Forscher in Bibclzitatcn der Väter entdeckt
, kamen nur als authentische Logien in Gottesdienst, Lehre usw.
der frühapostolischen Kirche (112). Entsprechend sind die Väterschriften
zu sehen als ,die wahren und schlechthinnigen Zeugen der
anfänglichen Textformen, deren Spuren wir nicht in der handschriftlichen
Überli ;ferung finden' (139f, vgl. 369).

Über die Hälfte der Ausführungen Z. s* ist dem Nachweis dessen für
Mt 28,19 aus Euseb gewidmet (141 -345)'. Nach Z.s Hypothese" gab es
in einer Übergangszeit zwei Taufweisen9, die „auf den Namen Jesu
Christi" und die triadische, die der judenchristlichen und die der hellenistischen
Gemeinde von Jerusalem (196t). Jene legt Nachdruck auf
,die Monarchie in der Gottheit' mit Rücksicht auf die Betonung des
Bekenntnisses zu dem einen Gott (191). Erst von der Verbindung der
beiden Überlieferungen her kam es zum heutigen Text Mt 28,18-20
(200). Euseb bevorzugt den Kurztext, weil er weiß, daß dieser mit der
gesamten Tradition seiner Kirche auf die von Jerusalem zurückgeht
(208). Der Ursprünglichkeit von V. 19b widersprechen Paulusbriefe
und Acta durch den Bezug der Taufe (nur) auf Christus; andernfalls
hätte die Kirche der Weisung des Auferstandenen zuwidergehandelt
(1740- Daß die nachapostolische Kirche die Taufe „auf den Namen
Jesu Christi" fortsetzte, zeigen die Apostolischen Väter (257.259),
neben dem Gebrauch der triadischen Form"1, die aber für deren Zeit
als Ausnahme anzusehen ist, nicht als Regel (260)". Die Einführung
der triadischen Gestalt dient der Abwehr häretischer Tendenzen
(3l7f.357f).

Nach Z. ist der Taulbefehl ursprünglich nicht vom Auferstandenen
gegeben, sondern bereits am Beginn des Wirkens Jesu (272f. 275). Die