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Ausgabe:

1982

Spalte:

725-727

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament 1982

Rezensent:

Heller, Jan

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725

Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 10

726

nen zum dritten Band des erwähnten Werkes von de Santos Otero zu
finden sind oder ob es lediglich zu einer Informationsdopplung
kommt. Der bibliographische Horizont wird abgerundet durch Hinweise
auf Literatur, die den Zusammenhang von apokryphen Texten
und orthodoxer Ikonographie behandeln. Hier fällt allerdings ein
sonst nicht bemerkbarer, gewisser unfreiwilliger Eklektizismus ins
Auge. Als weitere Erleichterung für den Benutzer kommt noch ein Index
hinzu (Bibelstellen; Orte, Völker, Institutionen; Namen, analytischer
Index).

Dem Rez. erscheint die Zusammenfassung dieser Beiträge, die ihren
Platz in der Forschung bereits einige Jahre innehaben, sinnvoll, weil
hier membra disiecla wieder zu einem thematisch stimmigen corpus
zusammengefaßt wurden. Die Studien repräsentieren, noch vor Abschluß
des als Hilfsinstrument für dieses Gebiet wichtigen Werkes von
de Santos Otero, Musterbeispiele, wie Fragen der Übersetzungsgeschichte
, der Analyse der verschiedenen Redaktionen, des Inhaltes
und der Wirkungsgeschichte der slavisch/rumänischen Apokryphen
eng am Text der weitverzweigten handschriftlichen Tradition studiert
werden sollten, wobei hier leider Details aus Raumgründen nicht diskutiert
werden können.

Halle (Saale) Hermann Goltz

Altes Testament

Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, in Verb. m.
G. W. Anderson, H. Cazelles, D. N. Freedman, S. Talmon u.
G. Wallis hrsg. v. G. J. Botterweck u. H. Ringgren. Bd. III, Lfg. 1-7.
Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz: Kohlhammer 1977/78/80/81.
896 Sp.gr. 8 Je DM 18,-.

Es ist die siebte Besprechung dieses großen Werkes. Die früheren
Besprechungen findet man in ThLZ97, 1972 Sp. 822 (I, 1^»); 98,
1973 Sp. 342 (I, 5); 99, 1974 Sp. 583 (I, 6-7); 100, 1975 Sp. 31 (I,
8-9); 103, 1978 Sp. 570(11, 1-6); 105, 1980 Sp. 882 (II, 7-9). Die vorliegenden
und jetzt besprochenen Lieferungen enthalten etwa zwei
Drittel des Bandes III. Man findet darin die Artikel "ian bis TV, insgesamt
103 Artikel. Von diesen sind nur zwölf Artikel länger als 20
Spalten und nur zehn länger als 10 Spalten. Die meisten Artikel sind
also kurz und übersichtlich, im Vergleich mit ThWNT halten die Vff.
Maß. Doch ist alles Wichtige da, besonders dank ausführlicher bibliographischer
Angaben am Anfang eines jeden Artikels und dank einer
sachlichen, komprimierten Ausdrucksform, die bisher durch das
ganze Werk durchgehalten wurde.

Der Vergleich mit ThAT (Theol. Handwörterbuch zum AT, hrsg.
von E. Jenni u. C. Westermann, Zürich 1971) zeigt, daß dort, wo
ThWAT 103 Artikel liefert, ThAT 30 Artikel hat. Alle sind im
ThWAT enthalten. Interessant ist, daß auch diesmal, wie schon früher
, die in ThAT enthaltenen Stichwörter auch in ThWAT in ausführlicheren
Artikeln besprochen wurden. Diese Tatsache bestätigt
zwar indirekt, jedoch nicht belanglos die theologische Verantwortlichkeit
und Sachlichkeit, mit der die beiden Werke erarbeitet wurden.

Zu einzelnen Artikeln: Das vorgelegte Material ist so inhaltsreich
und vielfältig, daß in einer kurzen Besprechung nur einige, meistens
längere und wichtigere oder sonst auf irgendeine Weise besonders
beachtenswerte Artikel erwähnt werden können. Der erste von den
langen Artikeln über YQ0 (Vf. Zobel) referiert sehr gründlich und breit
über die Auseinandersetzung zwischen der Auffassung von Glueck
und Stoebe (Sp. 58), wobei der Vf. offensichtlich der Auffassung von
Stoebe zuneigt. Steht sie nicht, fragt der Rez., in einer bestimmten
Spannung mit der Auflassung, die man im Art. TTjn (Vf. Ringgren,
Sp. 86) vorfindet? Eine zwar nicht lange, aber sehr anregende Bemerkung
zu ipn hat einmal auch M. Bubergemacht (Werke, II, 1161), die
hier nicht erwähnt wurde. - Der Art. iQri (Vf. Fabry, Sp. 88-98) hat
zwar keine Bibliographie am Anfang (nur bibliographische Hinweise
irr> Text), ist aber sonst mit vorbildlicher Präzision, besonders in bezug

auf linguistische Probleme, bearbeitet worden. Im Art. TDn hat Andre
eine wichtige Bemerkung über Passah zugefügt, die dem künftigen Bearbeiter
dieser Wurzel nicht entgehen sollte. Die hier erwähnte Auffassung
von O. Keel (Sp. 100) halte ich auf Grund eigener Untersuchungen
für richtig. - Eine hervorragende Präzision kennzeichnet
die Artikel von Botterweck; der Art. ysn beweist es deutlich. Es ist
auch meistens Botterweck, der den Artikeln, wo etwas fehlt (z. B. die
griechischen Äquivalente der LXX u. ä.) einen Nachtrag zufügt (z. B.
Sp. 121, 123 u. ö.).

Sehr positiv ist weiterhin zu bewerten, daß das religionsgeschichtliche
Material bei vielen Artikeln sorgsam und gründlich aufgearbeitet
wurde (vgl. z. B. Vo, Sp. 344-352 oder 0? Sp. 645-658). Diese Aufarbeitung
geschieht aber meistens als einfache Nebeneinanderstellung
. Da wäre es m. E. methodisch ratsam, besonders dort, wo die
biblische und außerbiblische Auffassung in deutlicher (inhaltlicher)
Spannung stehen oder wo im AT Änderungen gegenüber der früheren
, vorbiblischen Schicht vorkommen, zu fragen, ob solche augenscheinliche
,Deformationen' oder sonstige (Text-)Verschiebungen
nicht absichtlich seien, nämlich als Ergebnis einer zielbewußten bekenntnisartigen
, d. h. entmythisierenden Auseinandersetzung mit der
älteren mythischen Schicht des betreffenden Stoffes.

Eine besondere Frage, die wir in früheren Besprechungen des
ThWAT nicht prinzipiell behandelt haben, sind die Eigennamen. Bisher
sind folgende Eigennamen (die Begrenzung des Begriffes „Eigennamen
" ist natürlich manchmal fraglich, z. B. bei Adam) in selbständigen
Artikeln behandelt worden: Abraham, Adam, Asera, Babel.
Belija'al, Gog, Gichon, David, Chavva (= Eva), Jehuda, JHWH.
Ja'akob. Die Schlüsselbedeutung einiger Eigennamen für das AT
(z. B. JHWH, Jisrael usw.) spricht eindeutig dafür, daß mindestens
einige davon in ThWAT aufgenommen werden sollen; darin ist die
Redaktion des ThWAT einen guten Weg gegangen. Für die übrigen,
weniger wichtigen Eigennamen scheint es am besten, wenn sie im
Artikel über die betreffende Wurzel (z. B. Jismael bei VOV) in einem
besonderen Absatz behandelt werden könnten. Das war übrigens
schon manchmal der Fall. Für die Benutzer des ThWAT wäre es hilfreich
, wenn sie aber auch bei anderen häufiger vorkommenden
Namen an der Stelle, wohin der Name alphabetisch gehört, einen
Hinweis finden könnten, wo man ihn suchen soll. (z. B. bei Jismael auf
VW). Zu dem m. E. unglücklichen und irreführenden Ausdruck
.Volksetymologie', der noch hie und da erscheint (z. B. Sp. 514 oder
755), vgl. Ev. Theol. 27, 1967, 255-266. Zu den Imperfektnamen: Im
Jahre 1954/55 habe ich die Hypothese vorgelegt (leider nur tschechisch
, vgl. ThPf = Theol. Beilage der Christ. Revue 1954, 132ffund
1955, 102ff), daß es ursprünglich kultische Anrufe aus dem Bereich
der Vegetationskulte des vorisraelitischen Palästina waren: Jismael =
der Vegetationsgott möge erhören; Ja'akob-el = Gott möge seine(n)
Gegner betrügen und aus der Unterwelt entkommen; Jicchak-el =
Gott möge (sexuell) ,scherzen' und dadurch die bisher gebundenen
Zeugungs- und Lebenskräfte in Gang bringen; Josef-el = Gott möge
die Ernte und überhaupt alles Leben vermehren. Das theophore Element
el ist dort weggefallen, wo man die betreffende Tätigkeit nicht
auf JHWH übertragen konnte oder wollte, anderswo ist das Element
geblieben. Leider bin ich durch verschiedene Umstände nie dazu gekommen
, diese eigentlich schon alte Hypothese in einer Weltsprache
und mit notwendigen Belegen zu veröffentlichen, so tue ich es jetzt
wenigstens als eine Randbemerkung und Vervollständigung des Artikels
über Ja akob und andere Namen dieser Art, die in künftigen Lieferungen
sicher noch vorkommen werden.

Den Kern des Bandes III bildet offensichtlich der ausführliche und
gründliche Art. über JHWH (Sp. 533-554, Vf. Freedman und O'Con-
nor, Nachträge Ringgren). Die Autoren sind sich dessen klar bewußt,
sie schreiben (Sp. 549): „Der Gott Israels ist die zentrale Gestalt des
AT, und wie er in seinem Wirken und seinem Verhältnis zu den Menschen
dargestellt wird, ist das Thema dieses ganzen Wörterbuchs."

Was alles man im Art. „JHWH" finden kann und wie der vorgelegte StofTauf-
gefaßt und aufgeteilt wird, zeigt am deutlichsten der Inhalt des Artikels