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Ausgabe:

1982

Spalte:

670-672

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Maybaum, Ignaz

Titel/Untertitel:

Happiness outside the state 1982

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 9

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hesitation I propose that the drought described in 14,2-6 and referred
to in 12,4 ist to be dated in the autumn of 601 and that some of the

'confessions'.....emerged early in 600 in the context of a vocational

crisis in Jeremiah's life..." (73)'.

G. Brunet «Jeremie et lesqlnöt deson adversaire» (74-79) weist in
seinem kurzen Beitrag auf die Beziehungen zwischen den in Thren
1-4 genannten Feinden und den Gegnern Jeremias, speziell Seraja Jer
52, hin.

Das zweite Kapitel trägt die Überschrift: L'environnement litterai-
re. H. Weippert „Der Beitrag außerbiblischer Prophetentexte zum
Verständnis der Prosareden des Jeremiabuches" (83-104) nennt vier
Merkmale außerbiblischer Prophetentexte, die für die Deutung der
Prosareden wichtig sind: Mahnworte, Altemativform, Kunstprosa
und Wiederholungen. Durch diesen Umweg über außerbiblisches
Material (z. B. Inschriften von Teil Der Allä) handelt es sich um
einen von überlieferungsgeschichtlichen Erwägungen unbelasteten
Zugang zu den Prosareden Jeremias, „der nicht nur für ihre typischen
Eigenschaften, sondern sicherlich auch für Detailfragen zu neuen Gesichtspunkten
in der Diskussion über die Herkunft und Klassifizie-
rungdieser Reden führen kann"(104).

M. Gi lbert «Jeremie en conflit avec les sages?» (105-118) kommt
im Vergleich von Texten des Jeremiabuches (z. B. 4,4.18 5,21) mit
Prov zu dem Ergebnis, daß Jeremia den Inhalt der Botschaft der Weisen
nicht ablehnt und daß es auch keinen Konflikt zwischen ihm und
der gängigen Weisheit gebe.

J. Lust "'Gathering and return' in Jeremiah und Ezekiel"
(119-142) geht der Frage nach, welche Bedeutung die Formel von
.Sammlung und Rückkehr' bei Jeremia und Ezechiel besitzt. Er
kommt zu dem Ergebnis, daß die Formel nicht in die frühen Schichten
beider Bücher gehört, sondern erst von Redaktoren der exilischen und
nachexilischen Zeit verwendet wurde.

Der dritte Teil «La Septante de Jeremie au Service de la critique
litteraire» enthält nur zwei Beiträge: E. Tov "Some aspects of the
textual and literary history of the book of Jeremiah" (145-167) geht
von der These aus, daß 4QJerb und die Vorlage der LXX eine erste
Edition des Jeremiabuches darstellen, die in einer zweiten Ausgabe
erweitert wurde, deren Textzeugen 4QJera c und MT sind. Der Hauptteil
der Untersuchung beschreibt Detailaspekte dieser zweiten Edition
.

P.-M. Bogaert «De Baruch ä Jeremie. Lesdcux redactionsconser-
vees du livre de Jeremie» (168-173) vergleicht die Stellung Baruchs
und Jeremias in MT Jer 36 und LXX Jer 43 und geht auf das Problem
der redaktionellen Verarbeitung von Jer 45 (MT) ein.

Den breitesten Raum nehmen mit Kapitel 4 (Exegese du livre de
Jeremie) die exegetischen Beiträge ein. B. Renaud «Jer 1: Structure
et theologie de la redaction» (177-196) untersucht Jer 1,4-19 nach
seiner redaktionellen Struktur und Theologie und schließt seine Überlegungen
: Ni proprement deuteronomiste, ni deutcro-isai'en, le redac-
teur gardc sa personnalite propre. Son insistance sur le jugement le
P'acerait plutöt dans la premicre partie de la periode de captivite
(196).

S. Herrmann „Jeremia - Der Prophet und die Verfasser des
Buches Jeremia" (197-214) gliedert Jer 2,20-28 in eine poetische
Schicht und eine Prosaschicht auf und zeigt, wie die zweite Schicht
den Text A vertieft und konkretisierend interpretiert. Auf die Frage
nach dem verbum ipsissimum des Propheten in diesem Text lautet die
Antwort: „Es spricht sich in diesem Text eine Problematik aus, mit
der es Jeremia zu tun hatte, mit der sich aber auch Juda ... vor und
nach dem Fall Jerusalems beschäftigte" (213).

A. Soggin "The ark of the covenant, Jeremiah 3,16" (215-221)
skizziert das Schicksal der Lade und kommt in bezug auf Jer 3,16 zu
dem Ergebnis, daß sich leider aus diesem Text Genaueres über das
Schicksal der Lade nicht ausmachen lasse.

P.-M. Bogaert «Les mecanismes redactionnels en Jer 10, 1-16
(LXX et TM) et la signification des Supplements» (222-238) spielt die
Möglichkeiten des Verhältnisses von Red. A (LXX) und Red. B (MT)

durch und stellt fest, daß der MT die LXX glossiert. Durch Detailuntersuchungen
versucht der Vf. diese These zu erhärten.

J. Vermeylen «Essai de Redaktionsgeschichte des «Confessions
de Jeremie»» (239-270) möchte den Ausdruck .Konfessionen' durch
«psaumes du livre de Jeremie» ersetzen. Er unterscheidet zwei Redaktionsschichten
und setzt die zweite in nachexilischer Zeit an.

F. D. Hubmann „Jer 18,18-23 im Zusammenhang der Konfessionen
" (271-296) gibt einen Überblick über die Auslegungsgeschichte
und stellt v. 20b-22a als einen eigenen Teil heraus, der sich
auf die Frage in v.20a beziehe und das ganze Volk im Blick habe. Eingearbeitet
in v. 19-23 ergebe sich ein Text mit einer Parallele des
Geschehensablaufs zu Jer 17,14-18.

W. A. M. Beuken/H. W. M. van Grol "Jeremiah 14,1-15,9: A
Situation of distress and its hermeneutics unity and diversity of form -
dramatic development" (297-342): Hier vergleichen die Autoren in
einem ersten Abschnitt Jer 14,3-6 und Jer 15,7-9. Die Situationen
seien nicht identisch, "but they are related in structure" (325). In
einem zweiten Abschnitt untersuchen die Vff. die Einheit und literarische
Aufgliederung des Gesamtkomplexes. Charakteristisch seien
fließende Grenzen zwischen Poesie und Prosa (struetured poetry) und
man könne von einem ,hermeneutic or prophetic drama' sprechen. Es
sei möglich, daß Jeremia selbst oder zusammen mit Baruch Urheber
dieser Komposition sei.

C. Brekelmans "Jeremiah 18,1-12 and its redaction" (343-350)
sieht in Jer 18,1-6.1 la den Originaltext, der in der Exilszeit durch
v. 1 lb-12 erweitert wurde und in nachexilischer Zeit mit v.7-10 einen
redaktionellen Einschub erhielt.

N. Lohfink „Der junge Jeremia als Propagandist und Poet. Zum
Grundstock von Jer 30-31" (351-368) wirft - wie auch Cazelles, Hol-
laday und Scharbert - die Frage auf, wann Jeremia als Prophet zu wirken
begann und sieht den Grundstock von Jer 30-31 als Zeugnis der
vorprophetischen Lebensphase Jeremias an. Jer 30,5-7.12-15.18-21
31,2-6.15-17.18-20.21 f sei ein Gedicht des Propheten aus den letzten
Jahren Josias, und man kann den, der solches dichtete, „nicht anders
als einen Propagandisten des Königs Joschija und seiner Politik nennen
" (367).

C. de Jong «Deux oracles contre les nations, reflets de la politique
etrangere de Joaqim» (369-379) untersucht Jer 46,3-6 (un appel aux
armes) und 46,7-12 (une chanson satirique).

Der vorliegende Sammelband vermittelt ein gutes Bild von der breiten
Fächerung der Jeremiaforschung. Die einzelnen Beiträge bieten
interessante Thesen und Anregungen und fordern zum kritischen
Gespräch heraus, ohne daß dem im einzelnen in einer Rezension
nachgegangen werden kann. Die Beiträge zeigen, daß Forschung und
kritisches Gespräch nur noch im internationalen Rahmen effektiv
weitergeführt werden können, und es ist schade, daß bei diesem Col-
loquium Biblicum Lovaniense kein namhafter Fachkollege aus der
DDR beteiligt war.

Leipzig Hans Seidel

Judaica

Maybaum, Ignaz: Happiness outside the State. Judaism, Christianity,
Islam. Three Ways to God. Stocksfield - Henley - Boston - London
: Oriel Press 1980 XVII, 105 S. 8'. Lw. £ 6.50.

Der gebürtige Wiener Ignaz Maybaum (1897-1976), ein Schüler
Franz Rosenzweigs, wirkte während der faschistischen Verfolgung seit
1936 unter Leo Baeck in Berlin. 1939 gelangte er nach London. Dort
gründete er das Leo Baeck-College, in dem die Traditionen von M.s
früheren Wirkungsstätten, dem Jüdischen Lehrhaus in Frankfurt/M.
und der Jüdischen Lehranstalt in Berlin, weitergepflegt wurden. Aus
seinen Vorlesungen am Leo Baeck-College ist auch der vorliegende
Band hervorgegangen, der sich eng an sein vorausgegangenes Buch
.Trialogue Between Jew, Christian and Muslim' (London 1973) an-