Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1982

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

659

Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 9

660

Allgemeines, Festschriften

Plöger, Josef G., u. Hermann Joh. Weber [Hrsg.]: Der Diakon.
Wiederentdeckung und Erneuerung seines Dienstes. Freiburg-
Basel-Wien: Herder 1980. 325 S. 8'. Lw. DM 36,-.

Der Titel täuscht ein wenig über den eigentlichen Charakter und
Inhalt des Buches. Es handelt sich nicht um einen gezielt zusammengestellten
, die verschiedenen Aspekte des erneuerten Diakonats in der
römisch-katholischen Kirche in gleicher Weise aufarbeitenden Beitrag
, sondern um eine Art Festschrift zum goldenen Priesterjubiläum
des Kölner Weihbischofs Dr. Augustinus Frotz. Weil dieser sich „als
Regens des Kölner Priesterseminars und als Pastoralbezirksbischof
besonders auch um die Erneuerung des Ständigen Diakonats in der
Erzdiözese Köln, in Deutschland und auf der Ebene der Weltkirche
große Verdienste erworben" hat (S. 9) - das Erzbistum Köln war das
erste Bistum der katholischen Kirche, das mit der Erneuerung des
Ständigen Diakonats nach dem II. Vatikanischen Konzil ernst machte
- konzentrieren sich die einzelnen Beiträge auf dieses Thema (bis auf
zwei Ausnahmen), wobei sie aber freilich, dem Charakter einer Festschrift
entsprechend, kein systematisches Bild entwerfen, sondern
etwas zufällige Akzente setzen. Das muß man respektieren.

Insgesamt enthält der Band 20 verschiedene Arbeiten, dazu ein Geleitwort
von Joseph Kardinal Höffner, auf drei Seiten verhältnismäßig
ausführlich die Lebensdaten des Jubilars sowie abschließend
Personen- und Sachregister. An der Liste der Autoren fällt auf, daß es
sich fast durchweg um Fachtheologen handelt, darunter 11 Professoren
, dazu zwei Bischöfe. Nur ein einziger Autor, Bernhard Doma-
galski, wird als Diakon vorgestellt, als Vertreter also dieses neuen
Weihestandes in der römisch-katholischen Kirche, über den hier
nachgedacht werden soll. Aber auch er schreibt nicht aus der Fülle der
neuen Erfahrungen, gleichsam eine Art erste Rechenschaft versuchend
, sondern über ein ziemlich fernliegendes historisches Thema:
„Römische Diakone im 4. Jahrhundert". Das ist schade. Denn damit
wird doch offenbar eine Chance vergeben, gerade in einem Buch von
diesem Charakter, aus der Praxis heraus für die Praxis zu reflektieren,
wiewohl manche Beiträge durchaus der Praxis verpflichtet sind.
t Im einzelnen gliedert sich der Band in drei große Teile: Der 1. Teil
umfaßt fünf Aufsätze „Zur Geschichte des Diakonats":

H. J. Fabry: Der altorientalische Hintergrund des urchristlichen Diakonats;
U. Börse: Timotheus und Titus, Abgesandte Pauli im Dienst des Evangeliums
; B. Domaga lski: Römische Diakone im 4. Jahrhundert. Zum Verhältnis
von Bischof, Diakon und Presbyter; E. Dassmann: Diakonat und Zölibat;
B. Kleinheyer: Vorbereitung auf das Diakonenamt durch Lektoren- und
Akolythendienste.

Börse (eine der beiden Arbeiten, die direkt mit dem Thema nichts
zu tun haben) verficht eine interessante Theorie, nämlich daß sich
hinter den beiden Namen Timotheus und Titus ein und dieselbe Person
verbirgt. Sie lasse sich zwar nicht lückenlos beweisen, hätte aber
immerhin einige Wahrscheinlichkeit für sich. - Leider bleibt auch der
Beitrag von Dassmann ganz im Historischen stecken, obwohl doch
gerade das Problem des Zölibats sehr verschiedene Aspekte, gerade
auch juristische und pastorale, aufweist und in der Diskussion um die
Wiedereinführung des Ständigen Diakonats eine Art Schlüsselfunktion
einnahm. „Das Hauptmotiv der Gegner war die Angst um den
Priesterzölibat" (S. 91). Aber immerhin wird doch deutlich ausgesprochen
, welche Wurzeln der Zölibat eigentlich hat. Und auf den
letzten Seiten (640 werden dann auch die entsprechenden eindeutigen
Konsequenzen gezogen: Wie unhaltbar eine Zölibatsforderung für
den Diakonat heute wäre, aber auch, daß die Zölibatsforderung für
den Priester dadurch heute um einiges schwieriger geworden sei. Denn
„wenn ... kultische Rücksichten den diakonalen Zölibat nicht zu
legitimieren vermögen, dann auch nicht den priesterlichen" (S. 65).
Es ist also weithin der verheiratete Diakon vorausgesetzt (und allgemein
vorauszusetzen). Leider wird jedoch in dem vorliegenden
Band über die Ehe des Diakons und die Rolle der Ehefrau allzuwenig
nachgedacht (vgl. nurS. 292).

Der zweite Teil „Zum Ständigen Diakonat nach dem II. Vatikanischen
Konzil" umfaßt 10 Arbeiten über unterschiedliche Einzelthemen
:

N. Trippen: Die Erneuerung des Ständigen Diakonats im Gefolge des II.
Vatikanischen Konzils; H. J. Weber: Zur theologischen Ortsbestimmung des
Diakonats im einen Weihesakrament; O. Nussbaum: Theologie und Ritus
der Diakonenweihe; H. Brackmann: Zum Dienst des Diakons in der liturgischen
Versammlung; E. J. Lengeling: Der Diakon in den neuen liturgischen
Büchern. Verwirklichtes und Versäumtes; J. G. Plöger: Der Aufruf
zum Hören. Bemerkungen zur Verkündigung im Buch des Propheten Jeremia
(der zweite Beitrag, der thematisch nichts mit dem sonstigen Inhalt des Bandes
zu tun hat); J. Overath : Der Diakon als Sänger; U. Brisch : Diakonat und
Caritas. Aussagen und Überlegungen zur Caritas der Kirche und zum Auftrag
des Ständigen Diakons; H. Heinemann: Diakon als Leiter einer Gemeinde?;
H. Büsse: Der Ständige Diakonat im Kontext der pastoralen Dienste. Eine
pastoraltheologische Zwischenbilanz. -

Wiederum können die einzelnen Aufsätze hier nicht je für sich
besprochen werden. Entsprechend der Dominanz der liturgischen
Aufgaben, die sich schon aus den einschlägigen liturgischen Texten
der Diakonatsweihe ergeben, dominieren auch hier die Beiträge, die
sich damit und überhaupt mit liturgischen Fragen beschäftigen
(Brackmann, Lengeling, Overath). Der Beitrag von Brisch vermag als
einfache Zusammenstellung programmatischer Äußerungen kaum
eigene Akzente zu setzen. Von einigem Interesse ist sodann auch die
„pastoral-theologische Zwischenbilanz" von H. Büsse. Denn sie zeigt,
wie schwierig es offenbar ist, diesen neuen Weihestand in das Gefüge
der verschiedenen pastoralen Dienste und nicht zuletzt in das Gegenüber
von Weihepriestertum und Laiendienst wirklich einzuordnen
und ihm einen unverwechselbaren Platz zu geben. Denn war das
„Zentralargument" für die Erneuerung des Ständigen Diakonats im
Grunde ein negatives, nämlich der „drückende Priestermangel"
(S. 88), so wurde die Frage nach einer positiven Ortsbestimmung von
vornherein zum Problem, und sie ist es bis heute geblieben. Die Frage,
die kürzlich erst wieder P. Hertel stellte („Diakone als bloße Lückenbüßer
- Unzulängliche Lösungen des Priestermangels". Luth.
Monatshefte 10/1980), scheint doch sehr berechtigt.

Der dritte Teil sehließlich bringt fünf Beiträge mehr spirituellen
Inhalts unter der Überschrift „Zur Ausbildung und geistlichen Lebensform
der Diakone":

J. Kardinal F r i n g ,: Zum Dienen bestellt (eine Predigt); B. F i s c h e r: Dienst
und Spiritualität des Diakons. Das Zeugnis einer syrischen Kirchenordnung des
5. Jahrhunderts; K. Hemmerle: Diakonat und Eucharistie. Eine Meditation;
H. Goeke: Ausbildung und Hinführung zum Diakonat; Th. Schnitzler:
Die heiligen Diakone.

So kann resümierend nur unterstrichen werden, was N. Trippen am
Schluß seines Beitrages hervorhebt: „Einer so in die Ämterstruktur
der Kirche eingreifenden Veränderung muß wohl eine längere Erprobungsphase
zugestanden werden. Dabei wird es auf weitere theologische
und geistliche Durchdringung des Diakonats ankommen, aber
sicher ebenso darauf, daß die Diakone ihr Rollenverständnis und ihr
Arbeitsfeld zwischen den Priestern und den neuerdings zahlreich hinzutretenden
Laienmitarbeitern in der Pastoral finden. Wahrscheinlich
stehen wir in diesem Punkt noch nicht am Ende, sondern eher am
Anfang unserer Überlegungen und Erfahrungen" (S. 99). Das vorliegende
Buch scheint ein gutes Abbild dieser Situation zu sein und
vermag insofern durchaus ein „Beitrag zur theologischen Durchdringung
des Fragenkomplexes und eine Anregung für die Praxis" zu
sein, wie es im Vorwort heißt.

Schöneichc b. Berlin Hubert Kirchner

Cook, James Li Edgar Johnson Goodspeed. Articulate Scholar. Chico, CA:
Scholars Press 1981. XIII, 88 S., I Taf. 8- = Society ofBiblical Literature. Bibli-
cal Scholarship in North America, 4. 10,-.

Falcke, Heino: Das Lutherjahr in der DDR (DtPfrBl 82, 1982 S. 57-59).

Fries, Heinrich: Die Verantwortung des Theologen für die Kirche (StZ 107,
1982 S. 245-258).