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Ausgabe:

1982

Spalte:

649-658

Autor/Hrsg.:

Boor, Friedrich

Titel/Untertitel:

A. H. Franckes Beitrag zu einer umfassenden Interpretation der Römerbriefvorrede Luthers (II) 1982

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 9

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6. Theologische Anthropologie darf gewiß nicht zum „System" erstarren
, aber ihre notwendige Offenheit sollte auch nicht zur Unscharfe
oder gar Beliebigkeit ihrer Aussagen führen.

7. Theologische Anthropologie ist nicht nur dogmatisch, sondern
auch ethisch relevant; der wirkliche Mensch verwirklicht sein wahres
Menschsein unter den Bedingungen von Rechtfertigung und Heiligung
.

Frey, Christofer: Arbeitsbuch Anthropologie. Christliche Lehre vom Menschen
und humanwissenschaftliche Forschung. Stuttgart-Berlin: Kreuz Verlag
, 1979. 262 S. 8 Kart. DM 29,60.

Das „Ganze" bei Pannenberg wird so beschrieben: „eine Konzeption des
Ganzen, in der allgemeine Gesetze und Sinn konkreter Ereignisse sich zusammenfinden
und kulminieren. Die Universalgeschichte führt zur Vollendung"
(a. a. O. 85).

Fischer, Hermann[Hrsg.]: Anthropologie als Thema der Theologie. Göttingen
: Vandenhoeck & Ruprecht 1978.212 S. 8'. Kart. DM 32,-.

Hermann Fischer zitiert diese Formulierung M. Doernes („Gott als
■Wesensmitte' der Theologie, der Mensch als ihre .Beziehungsmitte'", 9).

Christlicher Glaube in moderner Gesellschaft. Enzyklopädische Bibliothek
. Band 24. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1981. 144 S. Pp. DM 24,80.
Neben dem von uns besprochenen Beitrag enthält Band 24 noch zwei weitere:
Albert RafTelt/Karl Rahner, Anthropologie und Theologie; Jürgen Werbick,
System und Subjekt.

6 Handbuch Systematischer Theologie [= HST]. Hrsg. v. C. H. Ratschow.
Bd. 8: Peters, Albrecht: Der Mensch. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus
Gerd Mqhn 1979.219 S. 8'. Kart. DM 29,-.

7 Vgl. dazu E.-H. Amberg, Christologie und Dogmatik. Berlin: Evang. Verlagsanstalt
; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1966.

8 U.a. wird auf „Gesetz und Evangelium" verwiesen; der gleichnamige
Band 2 des HST ist inzwischen erschienen (1981). Verfasser ist ebenfalls
A. Peters. Im Schlußteil geht es u. a. um „Anthropologische Implikationen der
Schemata: Gesetz-Evangelium/Evangelium-Gebot" (319ff). Hier wird der in
Band 8 in Aussicht gestellte „Gegenzug" (s. o.) zu einem wesentlichen Teil eingelöst
.

9 Evangelischer Erwachsenenkatechismus. Kursbuch des Glaubens. Im
Auftrag der Katechismuskommißsion der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen
Kirche Deutschlands hrsg. von W. Jentsch, H. Jetter, M. Kießig u.
H. Reiler. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1 11975; 31977.
1357 S. gr. 8 Lw. DM 32,-.

Auch die sich an den Erwachsenenkatechismus anschließende Literatur nimmt
auf die christliche Lehre vom Menschen Bezug: Jetter, Hartmut: Werkbuch
zum Evangelischen Erwachsenenkatechismus. Gütersloh: Gerd Mohn 1977.
224 S. m. 3 Abb. Geb. DM 19,80; Evangelischer Gemeindekatechismus. Hrsg.
von H. Reiler u. a., im Auftr. d. Katechismuskommission der VELKD. Gütersloh
: Gerd Mohn '1980. XVI, 489 S. u. 71 Fotoseiten. Kart. DM 18,80; Hampe.
Johann Christoph: Was wir glauben. Taschenbuch zum Evangelischen Erwachsenenkatechismus
. In Zusammenarb. m. W. Jentsch, M. Kießig, E. Leppin u.
H. Reller, den Beauftragten Mitgliedern der Katechismuskommission der Vereinigten
Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschland. Gütersloh: Gerd
Mohn 1977. 353 S. 8'= GTB Siebenstern 228. Kart. DM 7,80.

A. H. Franckes Beitrag zu einer umfassenden Interpretation
der Römerbrief vorrede Luthers (II)

Von Friedrich de Boor, Halle (Saale)

V. haben, und hinter dem Pfluge hergegangen seyn, als daß sie sich vermessen

Damit steht Francke am Ende seiner Vorlesungsstunde. Vor einer naben- die Ha"de an Gottes Wort zu legen, und die göttliche Wahrheit ihrem

zusammenfassenden Würdigung sind noch einige ergänzende Nach- Nächsten vorzutragen ohne den Geist JEsu Christi, der allein derselbe ist, in,

K„_,„, r-. ... . .. , ..n durch und aus welchem die göttliche Wahrheit fliessen muß, als ein Strom des

Bemerkungen anzufügen, um seine Interpretation sachgemab in sein ....... , ,, . ,,,,,,

P . 47 lebendigen Wassers, der unsre Hertzen gesund mache von dem Verderben, das

^esamtwerk einordnen zu können. . , _ . , , , „ ^n-r-r- v,„ir„ j ; „ <-u • .• m

wir von Adam geerbet haben. gl) Ii helfe uns dazu/ um CHnsti willen.

Amen" (30,9-31,8).

1. Der zweite Teil der Römerbriefvorrede, in dem Luther kapitelweise
den Gedankengang des Briefes aufzuzeigen versucht (VR 13,27 2. Obwohl Francke seinen Hörern das genaue Studium des zweiten
- 27,27), wird von Francke am Schluß der Vorlesung nur noch kurz Teils der Vorrede Luthers als Hilfe für das Verständnis des Römergewürdigt
. Nach seinem Urteil zeigt Luther hier, „wie Paulus darin- briefes empfohlen hatte, ist er selbst in seinen weiteren Vorlesungen
nen die gantze Lehre des Evangelii gründlich tractiret habe". Doch an keiner Stelle auf Aussagen aus diesem Teil eingegangen.
d'es könne „von einem ieden . . . priuatim weiter nachgelesen wer- So erwähnt er etwa bei der Auslegung von Rom 7 u. 8 (LP VI
den" (FL 29,31-30,5). 34-148) am Beginn zwar den Tatbestand, daß seit Augustin

Der Abbruch der Interpretation an dieser Stelle ist sicher in erster Rom 7,14ff als Beschreibung des Streites zwischen Fleisch und Geist

Linie durch das Ende der Vorlesungszeit bedingt. Immerhin hätte bei den Glaubenden verstanden worden ist und auch Spener diese

Francke, wie er es sonst auch vielfach getan hat, hier ebenfalls die Exegese vertrete (37f, 410, während er selbst diese Aussagen „bestän-

Möglichkeit gehabt, die Erläuterung in der folgenden Stunde fortzu- dig" als Beschreibung des menschlichen Zustandes vor der Bekehrung

setzen, wenn er besonderes Gewicht auf die weiteren Aussagen Lu- interpretiert habe (44ff).48 Daß aber auch Luther in seiner Vorrede

thers gelegt hätte. Er selbst bemerkt dazu, daß für ihn vor allem der Augustins Auslegung vertritt (vgl. VR 13, 5-21; 21,23 - 23,25), wird

erste Teil der Vorrede „hat nothwendig müssen erinnert werden, damit man mit keinem Wort erwähnt, sondern nur allgemein die Übereinstim-

den rechten Weg sehe, wie ihn Lutherus selbst gewiesen hat" (30,5-8). mung Luthers mit Augustin in der Lehre betont, „dieweil ihm derselbe in

Ihm geht es am Schluß der Vorlesung darum, den Studenten in dieser Sache vorgegangen, und mit deutlichen Gründen gezeigt hatte, wie man

einer Ermahnung noch einmal sein eigenes Anliegen unter Berufung vor allen Dingen seinen geistlichen Tod erkennen, und durch die Gnade JEsu

auf Luther zu verdeutlichen: „Darnach sollen sich nun Studiosi Theologiae christi und seinen Geistuerst lebendig gemachet werden müsse' 50 ma" and™

<*» examiniren und prüfen, ob sie auch m,t einem solchen Hertzen die Epistel GOtt dem HErrn Früchte tragen, und wahrhaftig gute Wercke thun wolle"

an die Römer bisher tractiret? ob sie auf den Grund auch bauen, darauf Lu- <LP vl 39)-

'herus gebauet hat, welches ist der Grund der Apostel und Propheten, da JEsus Während Francke hier die Ubereinstimmung zwischen Luther und
Christus der Eckstein ist? Ephes.2,20. gleichwie sie sehen, daß man noch itzo Augustin mit Worten umschreibt, die sein eigenes Anliegen formulie-
a"f keinen andern Grund bauet, sondern eben das zum Grunde setzet, und die ren, erklärt er sich im folgenden unter bestimmten Bedingungen beAnleitung
dazu giebet. wie sie Lutherus gegeben hat. Wer nun nicht recht suchet reit, auch in der Sache gewisse theologische Konsequenzen zu beja-
ln die Kraft der neuen Geburt einzudringen, und des Geistes JEsu Christi theil- hen, die damit verbunden sind, wie z. B. den „Streit, welcher sich auch
haftig zu werden; der wird einmal am jüngsten Tage wünschen, daß er nimmer bey Wiedergebornen findet, zwischen Fleisch und Geist, davon Paulus in der
a"f die Gedancken kommen wäre, Theologiam zu studiren. und ein Lehrer zu Ep. an die Galater insonderheit handelt, ferner von den Unvollkommenheiten,
Verden. Ja es werden viele wünschen, daß sie lieber möchten die Säue gehütet welche auch Wiedergeborne an sich erkennen müssen, nachdem die Gnade