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Ausgabe:

1982

Spalte:

593-595

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Santos Otero, Aurelio de

Titel/Untertitel:

Die handschriftliche Überlieferung der altslavischen Apokryphen 1982

Rezensent:

Goltz, Hermann

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 8

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Adel-Theodor: Muslime und Nicht-Muslime (S. 201-209) - Falaturi, Abdold-
jawad: Der Islam heute und sein Verhältnis zum Osten und Westen
(S. 209-219) - Khalid, Devlet: Muslime in der bundesrepublikanischen Diaspora
(S. 220-225). -

Kämpchen. Martin: Im Leben das Ewige eingefangen. Erfahrene Transzendenz
im Alltag der Inder (LM 20,1981 Sl 396-398).

Müller, Hans-Peter: Die Ramakrishna-Bewegung. Studien zu ihrer Entstehung
, Verbreitung und Gestalt (Theol. Promotion, München 1980/81).

Pfeiffer, Arnold: Christus und die Gurus (DtPfrBl 81,1981 S. 518-519).

Richter-Bernburg, Lutz: Islam-Studien. Mit Ausschluß von Arbeiten über
den schiitischen Islam in Iran vor und nach der Revolution von 1979 (VuF26,
1981 S. 43-55).

Schmid, Georg: Anattäund christlicher Glaube (ThZ 37, 1981 S. 236-243).

Southern, Richard W.: Das Islambild'des Mittelalters. Stuttgart-Berlin-
Köln-Mainz: Kohlhammer 1981.88 S. 8-. Kart. DM 19,80.

Waardenburg, Jacques: Religionswissenschaft seit 1970. Eine Auswahl (VuF
26,1981 S.2^»3). ^_

Weibel, Max: Frühe Hochkulturen Perus und ihre Formensprache: Hochkulturen
Perus-historische Zeugnisse (Univ. 36,1981 S. 841-846).

Wisse, Stephan: Erlösung (mukti, moksa) in der mystischen Erfahrung
Swami Abhishiktanandas(FS63,1981 S. 39-57).

Bibelwissenschaft

Santos Otero, Aurelio de: Die handschriftliche Überlieferung der alt-
slavischen Apokryphen. Ii XL, 227 S., 2 Farbtafeln, gr. 8'; II:
XLVI, 271 S., 4 Farbtaf. gr. 8 Berlin-New York: de Gruyter
1978/79 = Patristische Texte und Studien, 20/23. Lw. DM 108,-/
126,-.

Wer auch nur eine annähernde Vorstellung von der Bedeutung der
Apokryphen für die Kultur der Völker im Bereich der orthodoxen
Kirchen slavischer Sprache und Tradition, für deren ältere und
moderne Literatur, aber auch Tür das orthodoxe christliche Leben
selbst - im kirchlichen Festzyklus des Jahres und in der damit eng
zusammenhängenden Ikonographie - hat, weiß damit bereits die
Bedeutung der ersten beiden Bände Von de S. O. über die handschriftliche
Überlieferung der altslavischen Apokryphen zu schätzen.
Die bisherige Fülle der Sekundärliteratur und Editionen altslavischer
Apokryphen stützte sich auf eine vergleichsweise äußerst schmale
Handschriftenbasis. Wenn auch de S. O. nicht beanspruchen will und
kann, die weitverstreuten altslavischen Handschriftenmassen mit
Apokryphen vollständig zu erfassen und aufzuschlüsseln, so ist doch
Jetzt schon.zu sagen, daß seine Zusammenstellungen von Hinweisen
auf Textzeugen die künftige Arbeit auf diesem wichtigen Gebiet an
einen wesentlich höheren Ausgangspunkt stellt, von wo das zu beak-
kernde Land in seiner wirklichen Größe erst ansatzweise erkennbar
wird.

Bisher liegen, wie gesagt, zwei der geplanten drei Bände vor. Der
erste enthält hauptsächlich Angaben über die Handschriftenfundstellen
der altslavischen Apostelakten und -passionen sowie apokrypher
Sendschreiben und Apokalypsen. Der zweite bringt die Handschrif-
tenfundstellcn hauptsächlich der apokryphen Evangelien und verwandter
Literatur (außerdem Ergänzungen und Korrekturen zum
ersten Band). Der dritte Band soll dasselbe für die alttestamentlichen
Apokryphen leisten.

Aufgrund der Materialfülle und der anders kaum zu überwindenden
Schwierigkeiten sind die vorliegenden Bände zumeist mit
Hilfe der gedruckten, in ihrer Qualität höchst unterschiedlichen
Handschriftenverzeichnisse und -beschreibungen und der großen einschlägigen
Periodika zusammengestellt worden, wobei der Benutzer
die Zuverlässigkeit dieser übernommenen Daten im Einzelfall zu
überprüfen hat. In dieser Hinsicht hat sich seit dem Erscheinen des
ersten Bandes das Werk von de S. O. bereits mehrfach auch als Helfer
zu Korrekturen der nicht immer präzisen Daten in den Handschriftenbeschreibungen
bewährt. So wollen die Zusammenstellungen de
s- O.s ein Instrument sein, das schneller den Weg zum Ort der Arbeit

am Text selbst bahnt. Es kann und will nicht die kritische Überprüfung
der Daten und die Autopsie der Quellen ersetzen. Natürlich kann
nur derjenige dieses Instrument sinnvoll einsetzen, der daneben effiziente
Mittel und Wege hat, an die Handschriftentexte zu kommen.
Bei der mancherorts noch recht eifersüchtigen Bewachung der Texte
und mangelhaften Kopiertechnik wird leider das Werk de S. O.s noch
oft und lange das einzige bleiben, was man in Händen hat.

Neben den Hinweisen auf die Fundstellen der handschriftlichen
altslavischen Apokryphentradition führt de S. O. unter jedem Apo-
kryphon die entsprechende und in der Mehrzahl der Fälle vorläufende
griechische Tradition, so erhalten oder bekannt, und deren Editionen
sowie eine Auswahlbibliographie an. Es folgen jeweils Bemerkungen
zur slavischen Überlieferung und eine Bibliographie von Arbeiten zu
dieser slavischen Überlieferung. Daran schließen, numeriert, die Hinweise
auf die Fundstellen des jeweiligen Apokryphons in den altslavischen
Handschriften an. Dieser Aufbau sowie die Quellen- und
Abkürzungsverzeichnisse als auch die Register (Namen, Sachen,
Handschriftensammlungen) sind in vielfältiger Weise nützliche Informationsspeicher
.

De S. O. hat in seiner dankenswerten Arbeit kaum Vorgänger.
Lediglich der hervorragende Forscher auf dem Gebiet der altslavischen
Literatur, A. I. Jacimirskij, hat 1921 in Petrograd diese große
gemeinsame Aufgabe des Überblicks über die handschriftliche Tradition
der Apokryphen in der südslavischen und russischen Literatur
mit einer ersten Publikation Apokrify vetchozavetnye (Alttestament-
liche Apokryphen) angepackt. Diese Arbeit ist in den einschlägigen
Forschungen in Mittel- und Westeuropa kaum zur Kenntnis genommen
worden. Die hierzulande viel bekannteren Forschungen des aus
Rußland gebürtigen, seinerzeit u. a. in Dorpat wirkenden protestantischen
Theologen Nathanael Bonwelsch sind bemerkenswert in ihrer
Rolle, Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts der deutschen Patri-
stik den Blick auf das altslavische Forschungsfeld gelenkt zu haben.
Verglichen mit der damaligen und der heutigen slavistischen Forschung
in den slavischen Ländern waren und sind sie nicht zureichend
. Aber auch die Repräsentanten dieser Forschung haben oft die
Textkritik sträflich vernachlässigt und ihre Texteditionen nicht selten
auf eine zufällige Handschrift gestützt, ungeachtet der glänzenden
Plejade klassischer Slavisten, die die Slavistik ihrer Zeit gerade in
müheloser Beherrschung der textkritischen Methode zu einer modernen
philologischen Wissenschaft formten.

Dabei bietet die Textüberlieferung der altslavischen Übersetzungsliteratur
selbst recht günstige Voraussetzungen für die vergleichende
textkritische Arbeit. Ausgehend von den Bemühungen, vorhandene
Übersetzungen zu korrigieren, die für eine Gruppe berühmter Kleriker
um den bulgarischen Patriarchen Evtimij von Trnpvo auf dem
Hintergrund der hesychastischen Bewegung im 14. Jh. charakteristisch
sind, in Rußland durch das Wirken des Starez Nil Sorskij
(1433-1508), des griechischen Mönchs und Übersetzers Maximos
(Maksim GrekJ (1475-1556), des Moskauer Metropoliten Makarij
(1482-1563), vor allem aber durch Reformbestrebungen des Moskauer
Patriarchen Nikon im 17. Jh: auf der einen Seite und der traditionalistischen
Passion der Altritualisten (staroobrjadey, der sogenannten
Raskolniki oder Altgläubigen) seit dem 17. Jh. bis in die
Gegenwart auf der anderen Seite, sind diese Voraussetzungen in den
verschiedensten Formen geschaffen worden. Diese auswahlweise
genannten Personen, Schulen und Parteien haben, wie z. B. die Trnover
Schule, Übersetzungen geschaffen, die in ihrer Treue zum griechischen
Original nützlich für die Rekonstruktion des griechischen Urtextes sein
können, dabei aber durch die gräzisierende Manier des entsprechenden
slavischen Sprach-Artefakts selbst wieder Anlaß zu mannigfachen
Überlieferungsfehlern gegeben. Vor allem sind es die erhaltenen gewaltigen
Sammlungen, entstanden durch die gegenteilig motivierten Aktionen
der Nikonianer und der Altritualisten, wodurch bis heute in konzentrierter
Weise in Rußland Vergleichsmaterial sowohl an griechischen
Handschriften aus dem Nahen Osten und vom Athos, zeitgenössischen
Editionen Westeuropas als auch altslavischen vorniko-