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Ausgabe:

1982

Spalte:

589-590

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Metz, Johann Baptist

Titel/Untertitel:

Jenseits buergerlicher Religion 1982

Rezensent:

K., U.

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589

Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 8

590

Sichtbar wird vor allem das Dilemma, in dem sich der Imam hier
befindet: zwischen arabischer und nordamerikanischer Kultur, zwischen
Tradition und Fortschritt, zwischen klassischer Religion und
fortschreitender Säkularisation.

An dritter Stelle folgen zwei Beiträge zur chinesischen Religion.
Daniel L. Overmyer schreibt über Dualismus und Konflikt in der
chinesischen Volksreligion auf dem Hintergund der elitären Traditionen
des Konfuzianismus, Taoismus und Buddhismus (153-184).
Es gelingt ihm nachzuweisen, wie hier zwei Ebenen des gleichen
kulturellen Systems durch das gemeinsame Motiv des Kampfes gegen
feindliche Mächte zwar nicht konkret, aber doch sachlich verbunden
sind. - Paul V. Martinson erörtert Aspekte der Konfuzianisch-
Maoistischen Transformation (185-218). Er zeigt, wie das an sich
nichtreligiöse Denken Mao's über Geschichte und Revolution dennoch
an traditionelle konfuzianische Denkschemata anknüpft und
diese transformiert, v .-*'"■'.

Den Band beschließen drei Arbeiten zu Wandlungen in der japanischen
Religion. Manabu Waida geht der interessanten Frage
nach, in welcher Weise der sogenannte Ritsuryö-Staat mit seiner kosmischen
Shinto-Religion und seiner sakralen Königsideologie seit
dem 5. Jh. n. Chr. sich den vom Festland einwandernden Buddhismus
assimiliert, dadurch aber zunehmend selbst transformiert wird
(221-241). Als Ergebnis dieses Synkretismus konstatiert W. einen
ständigen Fortschritt in Lehre, Liturgie und religiöser Gemeinschaft. -
William R. Lafleur interpretiert mit großer Sorgfalt eine knappe,
motivmäßig sehr gefüllte Passage aus dem Hauptwerk des japanischen
Dichters Bashö (17. Jh.), um am Einzelfall die typisch japanische
Abneigung gegen dualistische Sphärentrennung zu belegen
(242-260). Die traditionsgeschichtlich orientierte Interpretation führt
zu der Erkenntnis, daß die für die westliche Welt erst in der Romantik
aufkommende Konzeption vom Dichter als „Seher" von Bashö
bereits aus mittelalterlicher Überlieferung übernommen und weitergeführt
wird. - Winston Davis untersucht das komplexe Phänomen
der Säkularisation der japanischen Religion (261-285). Er macht
deutlich, daß nicht vom intellektuellen Glaubensstand, sondern von
der Praxis religiöser Sitten und Gefühle auszugehen ist. In dieser Hinsicht
hat sich in den letzten hundert Jahren ein erheblicher Wandel
vollzogen, der aber nicht als Niedergang der Religion per se zu interpretieren
ist, wie das Wachstum der sogenannten Neuen Religionen
zur Genüge belegt.

Greifswald ' Günter Haufe

Metz, Johann Baptist: Jenseits bürgerlicher Religion. Reden über die
Zukunft des Christentums. 3. Aufl. München: Kaiser; Mainz:
Matthias-Grünewald-Verlag 1981. 147 S. 8- = Forum Politische
Theologie, 1. Kart. DM 13,50.

Dieser bereits in 3. Auflage vorliegende Band vereinigt 6 Reden des
Vf. aus den Jahren 1978-1980, die er bei Katholikentagen und anderen
öffentlichen Anlässen gehalten hat. Die Titel der Reden nennen
die sie wie ein roter Faden durchziehenden Stichworte:
„Messianische oder bürgerliche Religion?"; „Christen und Juden nach Auschwitz
. Auch eine Betrachtung über das Ende der bürgerlichen Religion"; „Brot
des Überlebens. Das Abendmahl der Christen als Vorzeichen einer anthropologischen
Revolution"; „Unterwegs zur Zweiten Reformation, Oder: die Zukunft
des Christentums in einer nachbürgerlichen Welt"; „Christentum und Politik -
Jenseits bürgerlicher Religion"; „,Wenn die Betreuten sich ändern'. Unterwegs
z" einer Basiskirche".

Es ist die mit großer Eindrücklichkeit vorgetragene These des Vf.,
daß Gesellschaft und Kirche am Endpunkt und Wendepunkt der
»bürgerlichen Welt" stehen, in der der „Bürger" als Individuum lebt,
das sich der Religion ebenso wie seines weltlichen Besitzes nach
freiem Ermessen „bedient"; daß das Christentum als bürgerliche
Religion nicht die Religion des Evangeliums ist; und daß wir nach
eir»er „vorbürgerlichen Betreuungskirche" und einer bürgerlichen
»Angebots- und Service-Kirche" auf eine „nachbürgerliche Initiativkirche
" zugehen müssen-. Der Aufbruch zu solcher Kirche von der
Basis her, deren Kennzeichen eine „ solidarische Freiheitsgeschichte"
ist, ist in den Ländern der dritten Welt schon im Gange. Von dieser
Grundthese her fordert Metz in z. T. herber Kritik eine Entprovin-
zialisierung und eine „Zweite Reformation" vor allem der katholischen
Kirche, aber auch der evangelischen Christenheit Westeuropas
, die er auch unter dem Stichwort „Heimkehr der Gnade" (72)
beschreiben kann. Am Schluß ist in diesen lesens- und nachdenkenswerten
Band eine Rede von 1968 „Der Glaube der Reformer" aufgenommen
, in welcher sich der Vf. mit restaurativen Tendenzen im
nachkonziliaren Katholizismus auseinandersetzt, sowie ein Votum
„In eigener Sache", offizielle katholische Kritik an einer seiner Reden
und die Verhinderung seiner Berufung auf den Münchener Lehrstuhl
für Fundamentaltheologie betreffend.

U.K.

[Quispel, Gilles:] Studios in Gnosticism and Hellenistic Rcligions.

presented to Gilles Quispel on the Occasion of his 65th Birthday,
ed. by R. van den Broek and M. M. Vermaseren. Leiden: Brill 1981.
XIV, 622 S., 2 Taf. gr. 8" = fitudes Preliminaires aux Religions
Orientales dans l'Empire Romain, 91. Lw. hfl 196.-.

Freunde, Kollegen und Schüler haben Gilles Quispel eine beeindruckende
Festschrift zu seinem 65. Geburtstag am 30. Mai 1981
dargebracht. Einer eindrücklichen Photographie des Jubilars am Beginn
des Buches ist in reizvoller Weise beigesellt die photographische
Wiedergabe einer Büste Quispels von der Zürcher Bildhauerin Regine
Heim. Die Beiträge des Bandes (von denen der von J.-P. Mahe eine
französische Übersetzung des georgischen Adambuches bietet und
dem von M. J. Vermaseren einige Bildtafeln beigegeben sind) nehmen
die Anregungen auf, die Quispel der hellenistischen Religionsgeschichte
und insbesondere der Gnosisforschung vermittelte; andere
Seiten seines akademischen Wirkens treten dagegen zurück. Das entspricht
aber wohl seiner „Wirkungsgeschichte". Einer kurzen Einführung
in Lebensgang und -werk des Geehrten (S. VII-IX) folgt seine
Bibliographie (S. 1-12); abgeschlossen wird der Band durch Indiceszu
den zitierten Quellen (S. 585-616) und zu Namen und Sachen
(S. 617-622). Dadurch wird das Werk in der erwünschten Weise erschlossen
. Folgende Aufsätze werden geboten:

J. van Amersfoort, Traces of an Alexandrian Orphic Theogony in the
Pseudo-Clementines, 13-30. - U.Bianchi.The Religio-historical Relevance
of Lk 20: 34-36, 31-37. - R. van den Broek, The Creatjon of Adam's
Psychic Body in the Apocryphon of John, 38-57. - C. Colpe, Daenä, Lichtjungfrau
, Zweite Gestalt. Verbindungen und Unterschiede zwischen zara-
thustrischer und manichäischer Selbst-Anschauung, 58-77. - I. P. Culianu,
The Angels of the Nations and the Qrigins 0f Gnostic Dualism, 78-91. - H.
Dörrie, Gnostische Spuren bei Plutafch, 92-116. -H. J. W. Drij vers, Odes of
Solomon and Psalms of Mani. Christians and Manichaeans in third-century
Syria, 117-130. - J. Flamant, Clements gnostiques dans l'cevre de Macrobe.
131-142. - J. Fossum, Samaritan Demiurgical Traditions and the Alleged
Dove Cult of the Samaritans, 1*3-160. - R. M. Grant, Charges of „Immo-
rality" against VariouS Religioui Groups in Antiquity, 161-170. -1. Gruen-
wald, The Problem of Anti-Gnostic Polemic in Rabbinic Literature, 171-189.
- A. Guillaumont, Les semitismes dans l'Evangile selon Thomas. Essai de
classement, 190-J204. - Marguerite H a r 1, Pointes antignostiques d'Origene: le
questionnement Wipiedes Ecritures, 205-217. - A. F. J. K1 ijn, An Analysisof
the Use of the Story "of the Flood in the Apocalypse of Adam, 218-226. - J.-P.
Mahe, Le Livre d'Adam georgien, 227-260. J. Mansfeld, Bad World and
Demiurge: A 'Gnostic' Motif from Parmenides and Empedocles to Lucretius
and Philo, 261-314.-G. Mussies,CataloguesofSinsand Virtues Personified
(NHC II, 5), 315-335. - B. A. Pearson, Jewish Elements in Corpus Herme-
ticum I (Poimandres), 336-348. - A. F. Segal, Hellenistic Magic: Some
Questions of Definition, 349-375. - Giulia Sfameni Gasparro, Inter-
pretazioni gnostiche e misteriosofiche del mito di Attis, 376-411. - M.
Tardieu, Aberamenthö, 412-418. - M. J. Vermaseren, L'iconographie
d'Attis mourant, 419-431. - H. A. J. Wegman, Une anaphore incomplete?
Les fragmentssur Papyrus Strasbourg Gr. 254, 432-450. -R.McL. Wilson,
Gnosis and the Mysteries, 451-457. - J. C. M. van Winden, „Terra autem
stupida quadam erat admiratione". Reflexions on a Remarkable Translation of