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Ausgabe:

1982

Spalte:

555-557

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Titel/Untertitel:

Der evangelische Weg 1982

Rezensent:

Krotz, Fritz

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 7

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Hark, Helmut: Religiöse Traumsymbolik - Die Bedeutung der religiösen
Traumsymbolik für die religiöse Erfahrung (Theol. Promotion, Saarbrücken
1980).

Heibich, Peter: Schreib dein Wort in meine Seele. Betrachtungen und Gebete.
Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1981.127 S. m. 6 Abb. 8". Lw.
DM 16,80.

Hinricher, Gemma: Alle sind eingeladen. Zur Gotteserfahrung und Gebetslehre
Teresas von Avila (GuL 54,1981 S. 54-61).

Jörns, Klaus-Peter: Problemlösung oder Erlösung. Tendenzen auf dem
Büchermarkt zum Thema Gottesdienst (DtPfrB181, 1981 S. 351-356.
409-414).

Karnetzki, Manfred: Friedensarbeit in der Kirchgemeinde (Pastoraltheologie
70,1981 S. 350-360).

Kröger, Heinrich [Hrsg.]: Plattdüütsch Lektionar. Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft
plattdeutscher Pastoren in Niedersachsen hrsg. Hermannsburg:
Missionshandlung 1981.239 S. 8". Kart. DM 18,-.

Praktische Theologie:
Katechetik/Religionspädagogik

Wegenast, Klaus [Hrsg.]: Religionspädagogik. 1: Der evangelische
Weg. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1981. VIII,
502 S. 8' = Wege der Forschung, 209. Lw. DM 92,-.

Der Band bietet Dokumente der religionspädagogischen (rp.)
Debatte von 1902-1977. Die zeitliche Abgrenzung wird von W. einleitend
(S. 5 ff) begründet. Der historische Teil der Dokumentation
wird bis ans Ende der 60er Jahre geführt und nimmt den gleichen
Raum ein wie der zweite, aktuelle Teil. Das entspricht dem gegenwärtigen
Epochenbewußtsein. Die historische Religionspädagogik
(RP) hatte eine theologische Fundamentierung der Disziplin vorgezogen
- wie immer sie sich diese erarbeitet hat, ob mit Hilfe der
liberalen oder der dialektischen Theologie, der Lutherrenaissance
oder der hermeneutischen Theologie. Die gegenwärtige Arbeit gilt der
Konstituierung der Disziplin von den Handlungsfeldern her; der
Religionsunterricht (RU) ist nur eines von ihnen; RP soll Theorie
christlich-religiöser Erziehung und Bildung in Gesellschaft und
Kirche sein. - Die Aufsätze des Bandes sind nach ihrem Beitrag zum
Selbstverständnis der Disziplin ausgewählt.

Seiner Form nach will der Band ein „Reader" sein, der Einblick in
die „Herkunftsgeschichte unserer Disziplin" vermittelt; denn dazu,
daß heute „RP als theologische und pädagogische Bemühung" verstanden
werde, bedarf es unter anderem der Sichtung der Problembestände
in historischer Perspektive (vgl. W, S. 4). W. hat das schon
verschiedentlich gefordert; mit der Auswahl trägt er selbst zur Einlösung
dieser Forderung bei. Die ausgewählten Texte bieten dazu folgende
Einsichten an:

Es war die Religionsphilosophie der liberalen Ära, die eine
Kooperation von Religionswissenschaften und Reformpädagogik
ermöglichte; ihr verdankte sich die ,RP' und der ,RU auf psychologischer
Grundlage'. Dieser RU konnte sich im Rahmen der Aufgaben
der Staatsschule verstehen. Die Texte von R. Kabisch (sein Aufsatz
aus ZThK 1902 ist leider um den tragenden religionsphilosophischen
Gedankengang gekürzt), F. Nieberg all und H. Spanuth diskutieren
die Chance, objektive Religion durch psychologisch reflektierten
RU zur subjektiven zu machen. - F. W. Foerster, dessen Jugendlehre
solchen Unterricht praktisch vorstellte, oder H. Richert, dessen
Richtlinien den Kontext Staatsschule für die Nachkriegszeit vergegenwärtigen
, fallen der Auswahl zum Opfer.

Die Grenze des liberalen Ansatzes wird von der Preisarbeit von O.
Eberhard markiert: das Ende der Staatskirche 1918/19. Das wird
schon durch den korrekten Titel (vgl. dazu S. 102) der Arbeit signalisiert
, mit dem Eberhard die Preisfrage des ev. Presseverbands nach der
„evangelischen Erziehungsschule" würdigt.

Nicht zuletzt diese Frage (und mit ihr ein schulpolitisches Problem)
hat zur Ausarbeitung einer ,evangelischen Erziehungslehre' getrieben,

die zuerst um 1930 Gestalt gewann. M. v. Tiling, G. Bohne, H.
Wienhold, W. Koepp und R. Hupfeld sind ausgewählt, diese
Arbeit vorzustellen. Auf F. Delekat, Th. Heckel, K. Fror und
M. Doerne vor allem, aber auch auf den um seines Wegs wie seiner
Wirkung willen merkwürdigen M. Rang muß der Leser verzichten.
Gemeinsam war diesen Autoren die Frage, ob bzw. wie Glaube Erziehung
qualifiziert. - Die Arbeit wurde nach 1945 weitergeführt, wofür
H. Stock, H. Kittel und O. Hammelsbeck zu Wort kommen -
letzterer leider nicht mit einer Arbeit aus dem Umkreis des Themas
der EKD-Synode von 1958; denn erst hier fand die Frage, die seit dem
Ende der Staatskirche offen war, ihre Antwort. Zumindest zeitlich
fällt der Beginn des positiven Eingehens der RP auf den schulischen
Ort des RU damit zusammen - Bedingung dafür, daß sich die RP als
Fachdidaktik des RU verstehen konnte.

Für die Nachkriegszeit fällt auf, daß sich zu der von Hammelbeck
integrierten Arbeit der Schulkammer der BK, über die Hunsche und
Albertz berichtet haben1, nichts findet. Auch fällt auf, daß der Hermeneutische
RU, der der Arbeit zwischen 1959 und 1967 Profil gab, und
für den neben M. Stallmann G. Otto zu Wort kommt, nicht als
Beitrag zur „Überwindung der Nachkriegszeit" veranschlagt wird.
Doch läßt sich beides im Blick auf die von Gloy besorgte Dokumentation
verschmerzen2. Schwerer fällt es - trotz der Arbeit von Bloth3 -
jeden Hinweis auf den Fortgang der Diskussion in der DDR zu vermissen
, aber auch die rp. Einlassungen zum Bildungsbegriff. - Zur
Zwischenstellung des Hermeneutischen RU einerseits und zum Gespräch
mit der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik andererseits sei
angemerkt, daß beides der Trennlinie 1968/70 an Schärfe nehmen
kann (so W. selbst S. lOff, vgl. aber auch S. 4010- Trotzdem bleibt
interessant, daß die Auswahl das von den 20er bis in die 60er Jahre
laufende Gespräch als ein relativ in sich geschlossenes dokumentieren
kann-über die Einschnitte der Jahre 1933/36, 1945/47 und 1958/60
hinweg. Damit ist m. E. eine Reihe interessanter Fragen aufgetan,
z. B.: Tritt so die der Wirkung nach .offizielle Linie' der RP hervor?
Und wo bekommt man es mit den (verdrängten) Nebenlinien zu tun?

Es waren fachdidaktische Probleme, die die Neuorientierung
1968/70 in Gang brachten; zudem faszinierte die Entwicklung der
Pädagogik zur Erziehungswissenschaft. Die Aufnahme der Anregungen
dokumentieren die Texte von K. E. Nipkow (1967) und
K. Wegenast (1968). Neue didaktische Konzeptionen wurden erprobt
- der lernzielorientierte, der thematisch-problemorientierte
(H.B.Kaufmann 1970, H. Buss 1973), der sozialisationsbeglei-
tende (D. S t o o d t 1971), der ideologiekritische RU. Die Praxis stellte
das rp. Selbstverständnis in Frage. Dies zeigt sich an der Renaissance
der Rede von Religion (S. Vierzig 1968), die - durch Vermittlung
der Kritischen Theorie - den Anschluß an die Religionssoziologie
fand. Die Konzepte brachten auch die Handlungsfeldorientierung
voran. Der Gegenstand der RP wurde über den RU hinaus ausgeweitet
(H. D. Bastian 1968, H. Kittel 1970, G.Otto 1974). Zugleich
wurde die Frage nach dem Verhältnis zu den Humanwissenschaften
Thema (K. E. Nipkow 1975, H. Schröer 1977). Das Verhältnis
der RP zur Theologie sollte sich von der Frage her neu bestimmen
, wie elementare Inhalte im Prozeß ihrer Vermittlung konstituiert
werden(P. Biehl 1977/79,K. Wegenast 1976).

Der Band schließt mit dem Aufsatz Nipkows, der die Bildungssynode
der EKD 1978 vorbereitet. Mit ihm rundet sich auch der
Bogen der 2. Hälfte des Bandes. Die 1. Hälfte hatte den Weg nachgezeichnet
, auf dem sich die RP um ihrer Verantwortung für Schule und
Erziehung willen mit der Gemeinschaftsschule überwarf, um mühsam
zu deren Anerkennung zurückzufinden. Die 2. Hälfte führt von der
Forderung, die RP dem Gespräch mit der Erziehungswissenschaft zu
öffnen, hin zu der Feststellung, daß das Gespräch der Erziehungswissenschaft
mit der nunmehr informierten RP abgerissen ist. Nipkows
Hinweis, im Gespräch habe die RP „die Frage nach dem Ganzen der
Pädagogik und nach ihrer Sinnmitte zu stellen" (S. 461), umgreift
beide Hälften des Bandes. - So leitet die Lektüre dazu an, Problembc-
stände historisch zu beleuchten und die Zeit der unguten Pauschalur-