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Ausgabe:

1982

Spalte:

32-36

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Neusner, Jacob

Titel/Untertitel:

A history of the mishnaic law of purities 1982

Rezensent:

Schreiner, Stefan

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 1

J2

nunmehr, wie Darius dazu kam, den Jerusalemer Tempelbau zu fördern
(S. 3811).

Pohlmann kann sich da/u im ganzen auf Ergebnisse seiner Marburger
Dissertation beziehen''. Seine literarisch-historische Auffassung
ist nicht durchaus neu'". Dafür, das 3Esr früher übersetzt ist als
das einsprechende kanonische Werk, kann er sich darauf berufen, daß
die Übersetzung freier und in besserem Griechisch, mit z. T. eigenem
Vokabular gestaltet ist (S. 379).

Pohlmanns insgesamt gut durchdachte Übersetzung ist ggf. freier
gestaltet, hält aber weithin eine bestimmte Nähe zur biblischen Redeweise1
' (gelegentlich bis in die Wortstellung hinein1").

Der Apparat gibt nur wenige Sacherklärungen (zur Begründung
s. S. 385). Das Hauptinteresse gilt hier dem Vergleich mit dem
masoretischen Text der kanonischen Entsprechungen. Die Einleitung
(S. 377-385; Lit. S. 385-389) ist bestimmt durch die Stichwörter
Forschungsgeschichte, Übersetzungscharakter des 3Esr, Pagenwettstreit
, Abfolge der Esraerzählung in 3Esr(s. o.).

Der koptisch (achmimisch und sahidisch) erhaltenen apcEl'3 liegt
nach traditionskritischen Erkenntnissen eine wohl in Ägypten14 griechisch
abgefaßte (Schräge S. 2150, jüdische Apokalypse aus der
2. Hälfte des 3. Jh. zugrunde", die nicht viel später durch christliche
Partien ergänzt wurde. Diese heben sich z. T. bereits durch den auffallenden
Einfluß des neutestamentlichen Textes (s. die Liste S. 204)
von der jüdischen Umgebung ab. Bei mehr nur inhaltlichen Berührungen
mit dem Neuen Testament können jedoch nicht selten zugleich
jüdische Parallelen nachgewiesen werden, so daß an Herkunft
aus gemeinsamer jüdischer Überlieferung gedacht werden kann'6.
Nur der vorbereitende paränetische Teil (p. 19,1-24,13 Steindorff17)
ist „stark christlich gefärbt" (S. 206). In den Prophezeiungen des Mittelteils
(p. 24,14-31,14) sind u. a. - durch das Judentum vermittelte -
Züge aus der Geschichtstradition zu Weissagungen verarbeitet (z. B.
aus jüdischer Überlieferung über Alexander d. Gr."1 oder Antiochus
IV. Epiphanes; s. Namenregister). Der 3. Teil (p. 31,14-44,2) ist besonders
von den immer neuen Anläufen des endzeitlichen Gegenspielers
, des „Sohnes der Gesetzlosigkeit", und seiner Überwindung
bestimmt. Hier spielen ferner Elia und Henoch eine größere Rolle
(dazu Schräge S. 207-209), daneben eine Jungfrau Tabitha, die „den
Unverschämten" bekämpft, den Märtyrertod stirbt und aufersteht,
usw. Vielfach wiederholen oder ähneln sich in apcEl bestimmte
Züge; die betreffenden Ereignisse sind im Sinn des Autors nicht etwa
zu identifizieren (S. 2190- Eine Quellenscheidung ist nach Schräge
für apcEl auch wegen der intensiven Verarbeitung des Gedankengutes
durch den Autor nicht durchführbar (S. 219).

Dem weitreichenden Überblick Schräges über das Problemfeld
und seiner eingehenden Kenntnis auch abgelegener Texte (und neuzeitlicher
Arbeiten) ist es ebenso wie seinem behutsamen1'' Urteil,
das zu plausibleren Ergebnissen führt als mancher kombinationsfreudigere
Versuch in wenig begangenem Gelände sonst, im einzelnen
und in den großen Linien zu danken, daß der Leser durch die eingehende
Einleitung (S. 195-226) und den gründlichen Kommentar
eine Übersicht über das aus mannigfachen Elementen zusammengearbeitete
Opus gewinnt und zu fundiertem Verständnis vielfältiger
Einzelzüge gelangt. Namen- und Stellenregister erweisen sich als
nützliche Instrumente für die Erschließung der Arbeit Schräges und
(mit ihrer Hilfe) der apcEl.

Halle (Saale) Gerhard Delling

' S. 289-293; Lit. 294-297. Bei den Zeitschriften fehlen auch in Anmerkungen
fast durchweg die Bandzahlen.

2 Schunck folgt im ganzen W. Kappler in der LXX Gottingensis21967.

5 Die Quellen des I. und 0. Makkabäerbuches, Halle/S. 1954. Mit der Kritik
durch G. O. Neuhaus, Quellen im 1. Makkabäerbuch? JSÜ 5, 1974,
162-175, spez. 163-170, setzt sich Schunck nicht auseinander, siehe aber
Schunck, ThLZ 100, 1975 Sp. 670f.

4 Cf. die Konkordanz zur LXX s. v. Israel, im Unterschied zum Gehrauch
von loudaios in 1 Makk.

> Leider fehlen, wie bisher in JSHRZ, Seitenüberschriften mit Angabe des
betreHenden Textstücks.

" Die zahlreichen, leicht monoton wirkenden parataktischen kai werden
z. B. in 5,45-54 mit „danach, aber, da, doch, dann", mehrfach auch gar nicht
wiedergegeben, siehe weiterhin in 4,36-61 „darauf, auch, so daß, so, dazu",
usw.

Im Rahmen der soliden Arbeit der Druckerei überrascht die fremde für
kappu gesetzte Type (so auch in JSHRZ I 5).

* Der Kommentar beginnt mit einer Skizze des machtpolitischen Weges
Alexanders des Großen.

' Dazu s. H. Graf Revenllow, ThLZ 97, 1972 Sp. 186-188.

" Gegen Vorganger s. z. B. Otto Eißfeldt, Einleitung in das Alte Testament,
Tübingen41976, S. 777-781.

" Allzu wörtlich wohl „im Munde Jeremias" (statt „durch . . .") 1,54; 2,1.

'"' „Wie viele nun in den einzelnen Orten wohnen, die in seinem Ort sollen
.. ."2,6(4).

" Zu ihr vgl. ThLZ98, 1973 Sp. 835f. Die dort A. 9 erwähnte Lücke zwischen
p. 26,18 und 27,1 SteindorfT ist inzwischen geschlossen, s. Schräge
S. 199. Der Titel der durch Schräge S. 199 A. 31 angekündigten Ausgabe der
apcEl lautet nach Auskunft von A. Pietersma nunmehr: The Apokalypse of
Elijah based on Pap. ehester Beatty 2018. Coptic text edited and translated by
Albert Pietersma and Susan Turner Comstock with Harold W. Attridge,
Missoula (Montana) 1981= Texts and Translations 19, Pseudepigrapha Ser. 9.

14 Zur Verwendung ägyptischen Materials s. u. a. S. 216f.

" S. 225, s. zum zeitgeschichtlichen Hintergrund S. 220-225.

Das gilt entsprechend für Kontakte mit frühen Kirchenvätern wie Hippolyt
oder Laktanz, S. 205 u. ö., vgl. Reg.

" TU 17,3a. In ihm wird durch den christlichen Redaktor u. a. die Bedeutung
des Fastens herausgestellt, p. 21,13-23,16 St.

" Auffallend p. 25,12-26,9, s. dazu vit Alex 20,4f; 24,2 ed. J. Trumpf.
Mitunter werden auch verschiedene Möglichkeiten der Deutung in den
Blick gerückt.

Neusner, Jacob: A History of the Mishnaic Law of Purities. VII:
Negaim. Sifra. XVI.231 S. Lw. hfl 96,-; VIII: Negaim. Literary
and historical Problems. (With indexes to Parts 6-8). XXVIII, 292
S. Lw. hfl 108,-; IX: Parah. Commentary. XVI.272 S. Lw. hfl
108,-; X: Parah. Literary and historical Problems. (With indexes
to Parts 9 and 10). XXII.254 S. Lw. hfl 96,-; XI: Tohorot. Commentary
. XV1I,246 S. Lw. hfl 96,-; XII: Tohorot. Literary and
historical problems. (With indexes to Parts 11 and 12). XVI.230 S.
Lw. hfl 96,-; XIII: Miqvaot. Commentary. XVI,226 S. Lw. hfl
96,-; XIV: Miqvaot. Literary ahd historical problems. (With indexes
to Parts 13-14). XVIII,23£ S. Lw. hfl 96,-; XV: Niddah. Commentary
. XVIII,183 S. Lw. hfl 88,-; XVI: Niddah. Literary and
historical problems. (With indexes to Parts 15-16). XV1II,229 S.
Lw. hfl 96,-; XVII: Makhshirin. XVI1I.236 S. Lw. hfl 96,-; XVIII:
Zabim. XVI1L218 S. Lw. hfl96,-; XIX: Tebul Yomand Yadayim.
XXII,233 S. Lw. hfl 96,-; XX: Uqsin. (With cumulative index to
Parts 1-20). X1V.253 S. Lw. hfl 96,-; XXI: The redaction andfor-
mulalion of the Order of Purities in Mishnah and Tosefta.
XX1V,359 S. Lw. hfl 128,-; XXII: The Mishnaic System of
uncleanness. Its context and history. XXVI,314 S. Lw. hfl 120,-;
Leiden: Brill 1975/76/77 gr. 8° = Studies in Judaism in Late Anti-
quity, IV, Parts 7-22.

Man möchte meinen, der Verfasser dieser Bände verfüge über die
Fähigkeit, ein Buch in einem kürzeren Zeitraum schreiben und
herausgeben zu können, als man es zu lesen, geschweige denn durchzuarbeiten
vermag; so beeindruckend schnell nacheinander sind die
hier anzuzeigenden Bände 7-22 des gewaltigen Kommentarwerkes
zur 6. Ordnung „Tohorot" der Mischna(-Tosefta) erschienen. Mit
diesen Bänden liegt nun der erste und zugleich auch umfangreichste
Teil von Neusners opus magnum, der History of the Mishnaic Law,
abgeschlossen vor; unterdessen sind bereits weitere Teile dieses Werkes
veröffentlicht worden.1

Es versteht sich von selbst, daß ein solches Werk auf nur wenigen -
wie hier - zur Verfügung stehenden Seiten tatsächlich rezensieren
und abschließend beurteilen zu wollen angesichts der darin zu be-