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Ausgabe:

1982

Spalte:

518

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Buss, Matthäus Franz-Josef

Titel/Untertitel:

Die Missionspredigt des Apostels Paulus im Pisidischen Antiochien 1982

Rezensent:

Holtz, Traugott

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Seite 1

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517

Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 7

518

Schrift wieder. Ein erster Gesprächsgang beschäftigt sich mit dem
ursprünglichen Sinn der Seligpreisungen. In einem zweiten Gesprächsgang
sprechen beide über die einzelnen Seligpreisungen. Mit
einer Schlußbetrachtung über den utopischen oder realistischen Charakter
der Seligpreisungen schließt das Bändchen ab. C. F. von
Weizsäckers eigene Übersetzung der Seligpreisungen ist zu Beginn
abgedruckt.

Der Rezensent legte bei aller Verehrung gegenüber beiden Gesprächspartnern
das Bändchen mit etwas ambivalenten Gefühlen aus
der Hand. Das Gespräch verlief harmonisch, ohne entscheidende
Kontrastpunkte, gleichsam in synthetischen Parallelismen. Lapide
liest den Text „metatextuell", von einem verborgenen hebräischen
Urtext her, der erst den vollen Sinn der Seligpreisungen ergibt. Von
Weizsäcker liest den Test griechisch, ohne nach dem Semitischen
zurückfragen zu können. Lapide denkt vom Alten Testament her, von
Weizsäcker von Plato, da für ihn die platonische Ideenlehre nichts
dem Christentum (und dem Judentum!) Wesensfremdes, sondern
gleichsam sein „Lebensorgan" (44) ist. Lapide konfrontiert seinen Gesprächspartner
mit allen möglichen exegetischen Thesen (z. B. der
„Berg" spielt auf den Sinai an [17]; Jesus verlangt von den Zwölfen
vollen, von den übrigen Menschen nur teilweisen Gehorsam [29]; der
Trost wird bei Jesus jetzt zugesprochen, das Heil ist noch ausstehend
[59]; die Jünger haben sich auf der Wanderschaft ihr eigenes Brot verdient
[nach Lk 10,7!, 65]) unterschiedlichen Kalibers; von Weizsäcker
kann sich hier nicht wehren. Vielleicht liegt ein Problem dieses Gesprächs
darin, daß es so „exegetisch" ist. Beide Gesprächspartner sind
hier nicht oder nur bedingt Fachleute; Lapide, der eher exegetische
Ambitionen hat, müßte man m. E. doch ernsthaft bitten, einmal vor
der „Exegese" ein paar ganz simple exegetische Vorfragen, wie die
nach dem ursprünglichsten Wortlaut oder der Echtheit einzelner
Seligpreisungen, zu klären; sonst bleiben seine Beobachtungen immer
unscharf und die Exegetenzunft wird einmal mehr über ihn die Achseln
zucken. Oder ist das alles nur Schulmeisterei eines ewig besserwisserischen
exegetischen Fachidioten? Aber ich kann nicht verhehlen
, daß ich mir dieses Gespräch lieber mehr „nicht-exegetisch"
wünschen würde: Wenn von Weizsäcker die Nähe von Piatons Höhlengleichnis
und Piatons Gottesverständnis zum christlichen Glauben
heraushebt (in dem wohl interessantesten Abschnitt 41-48), dann
dürfte eigentlich Lapide, der unentwegt die Rückkehr des griechisch
gewordenen Christentums zu den hebräischen Ursprüngen fordert,
nicht fast ganz zustimmen. Hier läge m. E. ein Thema, das im Dialog
zwischen beiden erst ausgelotet werden müßte. Auch zum Thema
>,Indikativ der Seligpreisungen" (I2ff), das durch von Weizsäcker als
Geschenk an den Einzelnen interpretiert wird; und das Lapide unter
dem Stichwort der tagtäglichen Erfahrung der „Urrealität Gottes" „in
ihrer Vollkommenheit" (16) aufnimmt, wäre noch einiges zu sagen
und zu fragen, vielleicht auch vom Exegeten unter dem Stichwort
..Reich Gottes". Aber alles das erforderte wohl mehr als ein erstes
Gespräch.

Bern Ulrich Luz

Johnson, Hubert Rex; Who then is Paul? Washington: University of
America Press; Washington: Chevy Chase Manuscripts 1981. XV,
249 S. m. Abb. 8 Kart. $ 10.75; Lw. $ 19.75.

Dieses Paulusbuch ist die gekürzte Fassung eines Manuskripts des
'945 verstorbenen Pfarrers Dr. Johnson, das Werk jahrzehntelanger
Beschäftigung mit dem Apostel, geschrieben zwischen 1924 und
1945. Es ist herausgegeben von einem eigens dafür erstellten Trust
Fund. Verschiedene Hände haben das Manuskript für den Druck bearbeitet
. U. a. werden genannt: als editorial Consultant Louis de la
Haba und Prof. G. W. Buchanan. der auch einige Anmerkungen und
eigene Überlegungen zur paulinischen Chronologie beigesteuert hat.

Die Absicht des Vf. war nicht eine neue Interpretation des Paulus
und seiner Theologie vorzutragen, sondern eine Darstellung der
Landschaften, der politischen, sozialen, kulturellen und religiösen
Zustände der Zeit im Zusammenhang einer fortlaufenden Erzählung
über das Leben und Wirken des Paulus aufgrund der Berichte der Apg
und der paulinischen Briefe zu bieten.

Das Buch ist keine wissenschaftliche Aufarbeitung der Quellen, obwohl
sich der Vf. um unzählige Details in seinen Beschreibungen
bemüht, sondern eine beinahe romanhafte, mit viel Phantasie und
Einfühlungsgabe die Lücken unseres Wissens ausfüllende, lebendige
Schilderung seines Helden. Johnson's Werk ist in elegantem, flüssigem
Stil geschrieben sowie mit Zeichnungen und mit instruktiven
Landkarten von Dorothy Nicholson (Art Research Staffofthe National
Geographie Magazine) versehen.

Richmond, VA Mathias Rissi

Buss, Matthäus Franz-Josef: Die Missionspredigt des Apostels
Paulus im pisidischen Antiochien. Analyse von Apg 13,16-41 im
Hinblick auf die literarische und thematische Einheit der Paulusrede
. Stuttgart: Kath. Bibelwerk 1980. 170S.gr. 8° = Forschung zur
Bibel, 38. Kart. DM 39,-.

Das Buch bietet die neu redigierte und um die Einarbeitung der
inzwischen erschienenen Literatur (bes. M. Dumais, Le Langage de
l'Evangelisation. L'anonce missionnaire en milieu juif
[Actes 13,16-41], [Recherches 16], Tournai-Montrsal 1976) bereicherte
Dissertation des Vf., die 1976 am Päpstlichen Bibelinstitut in
Rom verteidigt worden ist. Sie ist unter der Leitung von C. M. Martini
erarbeitet worden. Einem Überblick über die Forschungslage folgt
eine Analyse des Aufbaus der Rede, die sich an den „Scharnierversen"
23. 26. 32f. 38 orientiert und demzufolge zu einer Gliederung in 5
Teile gelangt. Diese Teile werden sodann einzeln gründlich und abgewogen
exegesiert. Die Behandlung der endgültigen Hinwendung zu
den Heiden, Vv. 46f., wird, sachlich begründet, an die des letzten Teiles
der Rede, Vv. 38-41, angeschlossen. Ein abschließendes Kapitel
faßt die Ergebnisse zusammen und stellt die theologische Leistung des
Lukas - positiv wertend - heraus, nachdem schon jedes einzelne Kapitel
mit einer gerafften Zusammenfassung geschlossen hatte. Eil» Literaturverzeichnis
und ein Stellenregister runden das gelungene Buch
ab, das sich würdig in die Reihe von Einzelstudien gerade zu Redestücken
der Apg einfügt, die in der jüngeren Zeit vorgelegt wurden.

T. H.

France, R. T., and David Wenham [Eds.]: Gospel Perspectives. Stu-
dies of History and Tradition in the Four Gospels, U. Sheffield:
JSOT Press 1981. 375 S. 8°. Geb. DM 45,-.

Der zweite Band, mit dem das Gospels Research Project of Tyndale
House in Cambridge die Vorstellung seiner Arbeit fortsetzt, gleicht in
Anlage, Inhalt und Zielstellung dem ersten, der in ThLZ 106, 1981
Sp. 19-7 angezeigt worden ist. Wieder werden Einzeluntersuchungen
aus dem weiten Feld der Arbeit an der Form und dem Inhalt der Jesus-
Überlieferung vorgelegt. Die Einzelthemen sind nicht erkennbar
direkt aufeinander bezogen, betreffen aber in der Regel zentrale oder
doch wesentliche Teilbereiche des Gesamtgegenstandes, dem das Forschungsprojekt
dient. Obwohl die Arbeiten keineswegs uniform auf
ein gemeinsames Resultat augerichtet sind, konvergieren sie doch zu
einem einheitlichen Ergebnis insofern, als sie - nach dem Urteil der
Herausgeber - zeigen, daß die Evangelien aus theologischen Gründen
mehr daraufgerichtet sind, historische Traditionen zu bewahren als
sie selbst zu bilden. Man darf auf den Fortgang der Arbeit gespannt
sein, den das Vorwort auch dieses Bandes ankündigt, ohne freilich die
im ersten Band in Aussicht gestellte zusammenfassende Studie mit
dem Gesamtergebnis noch einmal zu erwähnen. Leider fehlen auch
diesem Band sämtliche Register.