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Ausgabe:

1982

Spalte:

515-516

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Knoch, Otto

Titel/Untertitel:

Begegnung wird Zeugnis 1982

Rezensent:

Vogler, Werner

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 7

516

eng an bekannte Übersetzungen an, ohne daß man indessen darüber
nähere Angaben findet.

Ein kurzes Literaturverzeichnis, ein Quellenverzeichnis und zwei
Register beschließen den Band. Die beiden Register sind auf das Neue
Testament hin orientiert, auf das in dem Band selbst kaum verwiesen
wird. Das erste verzeichnet Sachwörter, denen neutestamentliche
Stellen zugeordnet sind, und nennt die dazugehörigen Quellentexte,
das zweite geht von den neutestamentlichen Stellen aus, denen Sachwörter
und Quellentexte zugewiesen sind. Diese Register stellen einen
eigenen Sachbeitrag zum Buch dar, der zweifellos nützlich ist. Leider
fehlt ein Register der gebotenen Texte.

Halle (Saale) Traugott Holtz

Knoch, Otto: Begegnung wird Zeugnis. Werden und Wesen des Neuen
Testaments. Kevelaer: Butzon & Bercker; Stuttgart: Katholisches
Bibelwerk 1980. 260 S. 8' = Biblische Basis Bücher 6. Kart.
DM 26,-.

Dem Anliegen der Biblischen Basis Bücher entsprechend, über die
einzelnen theologischen Disziplinen und die in ihnen verhandelten
Themen zu informieren, will der vorliegende Band in das „Werden
und Wesen des Neuen Testaments" einführen, um seinen Lesern
einen sachgemäßen Zugang zu diesem Teil der Bibel zu erschließen.
Das geschieht vor allem durch Vermittlung von Elementarkenntnissen
der Einleitungswissenschaft. Denn „die Einleitungswissenschaft
hat die Aufgabe, die Voraussetzungen für ein richtiges Verstehen der
Schriften dieses Buches von ihrem historischen Hintergrund zu schaffen
" (S. 13). Dabei liegt der Schwerpunkt auf der speziellen Einleitung
. Kenntnisse der allgemeinen Einleitung in das Neue Testament
werden nur am Anfang (S. 13-26) berührt. Von da aus hat das vorliegende
Buch folgenden Aufbau: Nach der Darstellung der Evangelien
(S. 29 - 101) - wobei Markus vor Matthäus rangiert und zwischen
Lukas und Johannes ein Abschnitt über die synoptische Frage eingefügt
ist - und der Apostelgeschichte (S. 102-117) folgen das Corpus
Paulinum in der Reihenfolge 1. 2. Thess, Gal, 1. 2. Kor, Rom, Phil,
Kol,Phmn,Eph,Past(S. 121-199), der Hebräerbrief(S. 200-206), die
Katholischen Briefe in der Reihenfolge Jak, 1. 2. Petr, Jud, 1. Joh, 2.
3. Joh (S. 207-237) und die Offenbarung des Johannes (S. 241-248).
Da die Einleitungswissenschaft nach Auffassung von K. jedoch nicht
nur die Aufgabe hat, historische Fakten aufzuweisen, sondern darüber
hinaus zu zeigen, „was die einzelnen Schriften uns heute theologisch
zu sagen haben", findet sich in den einzelnen Abschnitten zudem
„eine kurze Besinnung auf den wesentlichen'Gehalt und die theologische
Bedeutung" (S. 13) der in ihnen eingeführten Schriften. Eine
Liste „weiterführender Literatur" (S. 249-251) und ein Namen- und
Sachregister (S. 253-260) beschließen den Band.

Auf Grund der die vorliegende Veröffentlichung bestimmenden
Aufgabe zeichnet sich diese weder durch originelle Forschungsergebnisse
aus noch dadurch, daß in ihr die ganze Diskussionsbreite einleitungswissenschaftlicher
Probleme dargelegt wird. Stattdessen ist der
Vf. vor allem darauf bedacht, seinen Lesern auf der Grundlage von
Erkenntnissen der historisch-kritischen Forschung die urchristlichen
Schriften als Zeugnisse von Jesus Christus in ihrer Vielfalt und Eigenart
verstehbar zu machen. Das geschieht auf eine ebenso behutsame
wie konstruktive und allgemein verständliche Weise. Dabei verschweigt
K. nicht, daß es eine Reihe von Sachpunkten gibt, die kontrovers
beurteilt werden. Diese betreffen die literarische Einheit von
2 Kor, Rom und Phil sowie die deuteroapostolische Verfasserschaft
zahlreicher Briefe. Bei der Erörterung dieser Fragen fällt auf: Während
K. sonst eine gemäßigt kritische Haltung einnimmt, ist sein Urteil
an diesen Stellen verhältnismäßig konservativ. So plädiert er (mit
Ausnahme von 2 Kor6,14-7,1 und Rom 16,25-27) für die literarische
Integrität aller Paulinen. Desgleichen hält K. an der paulinischen
Verfasserschaft der meisten Schriften des Corpus Paulinum fest.
Lediglich bei den Pastoralbriefen und evtl. dem Epheserbrief räumt er

eine deuteroapostolische Autorschaft ein. Ähnliches gilt für die
Katholischen Briefe. Nur der 2. Petrusbrief ist eindeutig „nach dem
Tod des Apostels Petrus" entstanden (S. 224). Dagegen dürfte der
1. Petrusbrief durch „Silvanus im Auftrag und aufgrund allgemeiner
Weisungen des Petrus" geschrieben sein (S. 218). Bei dem Jakobusbriefist
„eine sichere Entscheidung" in der Verfasserfrage „nicht möglich
" (S. 209). Anders ist es bei den drei Johannesbriefen, die von
demselben Autor stammen wie das Johannesevangelium (S. 233,
237). Einen gänzlich konservativen Standpunkt vertritt K. bef der
Angabe des Verfassers sowie des Entstehungsortes des Markusevangeliums
(Johannes Markus: S. 39ff, Rom: S. 43) sowie des Abfassungsortes
mancher Briefe (so sind Eph, Kol und Phmn „zu gleicher Zeit, in
derselben Gefangenschaft" in Rom verfaßt: S. 171) sowie der Beurteilung
der Offenbarung des Johannes als „Werk eines christlichen
Sehers" (S. 244).

In diesem Zusammenhang ist zu bemerken: Die Sicherheit, mit der
sich K. zu Johannes Markus als dem Verfasser des 2. Evangeliums
äußert, führt den unkundigen Leser, der annehmen muß, daß das, was
er dazu auf den S. 39ff liest, opinio communis ist - irre. So sehr es
methodisch richtig ist, in einer Einführung in die Schriften des Neuen
Testaments mit Autorennamen sparsam umzugehen und stattdessen
zu referieren, was von der Mehrheit der Forscher vertreten wird, so
wenig darf - wie das bei der vorliegenden Arbeit auch an anderen Stellen
(z. B. S. 91 f, 171,244) zu beobachten ist - der Eindruck entstehen,
daß eine Auffassung auch dort mehrheitlich gedeckt wird, wo das
nicht der Fall ist. Des weiteren zeichnet sich das Buch von K. durch
eine Reihe vermeidbarer Wiederholungen aus. So erfährt der Leser
auf den S. 90-92 gleich dreimal, daß der Prolog des Johannesevange-
Hums aus der liturgischen Tradition der jüdisch-hellenistischen Gemeinde
stammt. Ebenso wird er auf den S. 203-205 dreimal darauf
hingewiesen, daß der Hebräerbrief eine genaue Kenntnis des Alten
Testaments voraussetzt. Noch schlimmer auf S. 61: Hier finden sich
zur selben Sache (lukailisches Sondergut) sogar zwei verschiedene Informationen
. Sodann ist anzumerken: Zitate sollten auch dann nicht
ohne Angabe des Fundortes (vgl. S. 89, 106, 212) erfolgen, wenn
dieser aus dem am Buchende angeführten Literaturverzeichnis erschlossen
werden kann. Dem Leser bleibt dann immer noch die Mühe
des Aufspürens der Seitenzahl. Endlich: Bei einer Neuauflage dieses
Bandes sollte bedacht werden, daß die Gliederungen zu den einzelnen
Schriften durch größere Unterschiede im Druck oder durch Einrük-
kungen an Einprägsamkeit gewinnen können. Vor allem aber sollten
dann die (für Nichttheologen) mißverständlichen Begriffe „Echtheit"
und „Unechtheit" durch die sachgemäßeren Bezeichnungen „pau-
linisch" oder „apostolisch" und „deuteropaulinisch" bzw. „deutero-
apostolisch" ersetzt werden.

Mit all dem soll die methodische Leistung des Vf. nicht geschmälert
werden. Denn über alle Sachinformation hinaus versteht er es, das
Interesse insbesondere kritischer Leser für die Schriften des Neuen
Testaments und die in ihnen verhandelte Sache zu wecken. Von da
aus ist dieses Buch nicht nur theologisch interessierten Laien, sondern
auch Studenten der Theologie als einführende Lektüre in das
„Werden und Wesen des Neuen Testaments" zu empfehlen.

Leipzig Werner Vogler

Lapide, Pinchas, u. Carl Friedrich von Weizsäcker: Die Seligpreisungen
. Ein Glaubensgespräch. Stuttgart: Calwer; München:
Kösel 1980. 102 S. 8°. Kart. DM 12,80.

Pinchas Lapide, der jüdische Theologe, der seit einem guten
Jahrzehnt sein Leben voll in den Dienst des jüdisch-christlichen Dialogs
in Deutschland gestellt hat, und Carl Friedrich von Weizsäcker,
der Physiker und Philosoph, für den die Bergpredigt zeit seines Lebens
ein ihn entscheidend prägender Text war, sprechen miteinander über
die Seligpreisungen. Das schmale, hier vorliegende Bändchen gibt den
von beiden Gesprächspartnern korrigierten Text einer Tonbandnach