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Ausgabe:

1982

Spalte:

513-515

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Textbuch zur neutestamentlichen Zeitgeschichte 1982

Rezensent:

Holtz, Traugott

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 7

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remark in a sermon of John Chrysostom, appears never to have exi-
stedatall.

In "Patristic Evidence and the Textual Criticism of the N. T."
(167-188), Metzger first surveys briefly the history of the collection of
patristic evidence for apparatus critici; secondly, he considers several
noteworthy passages for which patristic testimony has been accorded
predominant weight (which turns out to be a very critical assessment
of Boismard's theories on the original text of John); thirdly, he draws
conclusions concerning the appropriate methodology when using patristic
evidence for N. T. textual criticism. In this third part, avaluable
piece of carefully balanced methodology, Metzger also suggests that a
special siglum in the critical apparatus should be used to designate
instances in which patristic writers make explicit mention of the
existence of variant readings in contemporary copies of the Scriptures
(187).

This point is resumed in the two articles "The Practice of Textual
Criticism Among the Church Fathers" (189-198) and "St. Jerome's
Explicit References to Variant Readings in Manuscripts of the N. T."
(199-210). In the first it is noted that there are Church Fathers (espe-
cially Origen and Jerome, of course) whose procedures in textual criticism
were scarcely inferior to those practiced today, and that it would
be very useful to assemble a comprehensive list of all the patristic references
to variant readings in biblical mss. By way of making a begin-
ning of such a collection, Metzger adds to the second article a list of
more than 150 such patristic references compiled by himself from
almost 50 Church Fathers. To these should be added the 27 passages
from Jerome discussed in the article itself. Let us hope that this is the
beginning of the fulfilment of this desideratum of long Standing first
formulated by Eberhard Nestle around the turn of the Century.

In an Appendix (211-222), Metzger reviews the 8 volume Lexikon
der christlichen Ikonographie (ed. E. Kirschbaum, 1968-1975) and
gives useful comments and additions to selected articles, chiefly belon-
ging to the earlier centuries of Church history. A comprehensive index
of names (223-234) concludes the book.

Like Metzger's earlier volume of essays (see above), this is again a
most valuablc collection. All the articles are pieces of high level
scholarship, in which attention for even the minutest details is
balanced by sound judgement. It is a benefit to have this eminent
scholar's widely scattered contributions to N. T. research assembled
in this volume.

Utrecht P. W. van der Horst

Kippenberg, Hans G., u. Gerd A. Wewers [Hrsg.]: Textbuch zur neu-
testamentlichen Zeitgeschichte. Göttingen: Vandenhoeck &
Ruprecht 1979. 244 S. gr. 8* = Grundrisse zum Neuen Testament.
Das Neue Testament Deutsch. Ergänzungsreihe, 8. Kart. DM 22,-.

Das Buch bietet fast 400 Quellenstücke zur palästinisch-jüdischen
Umwelt des Neuen Testaments. Sie sind in drei Teile gegliedert, von
denen der erste Zeugnisse zur „politischen und ökonomischen Ordnung
Judäas in hellenistischer und römischer Zeit" erfaßt, der zweite
solche bezüglich der „Samaritaner" und der dritte „das rabbinische
Judentum" dokumentiert. Die ersten beiden Teile sind von

G. Kippenberg erarbeitet, der letzte, umfänglichste (217 Texte
gegenüber 142 des ersten und 35 des zweiten Teils) von G. A. Wewers
. Schon diese grobe Übersicht läßt erkennen, daß das Gewicht
ganz einseitig auf einen bestimmten, gewiß fundamentalen Ausschnitt
der neutestamentlichen Zeitgeschichte gelegt ist. Der ganze Bereich
Jenseits Palästinas und des rabbinischen Judentums, der doch Träger
eines ganz wesentlichen Teils der neutestamentlichen Zeitgeschichte
ls'. tritt kaum in das Gesichtsfeld.

Die Bearbeitung der politischen und ökonomischen Ordnung
Judäas läßt natürlich auch etwas von der Geschichte der Mächte
erkennen, die in diesen Raum einwirkten und ihn bestimmten. Gelegentlich
wird erfreulicherweise auch zur Verdeutlichung auf andere

Bereiche der Blick gelenkt, wie auf „das Beispiel der Galater", um
„die Wirkung der Fremdherrschaft auf andere Ethnien" zu zeigen
(141). Aber das geschieht doch mehr zufällig und ist ausgerichtet auf
die Darstellung der jüdisch-palästinischen Verhältnisse. Diese werden
breit angelegt dokumentiert, beginnend mit einem Text aus den
Elephantine-Papyri bis hin zu solchen aus und über den Bar
Kosba-Aufstand. Die Darstellung von Kippenberg bekundet ein deutlich
sozialgeschichtliches Interesse und bietet damit eine wichtige Erweiterung
des traditionellen Bildes. Freilich wünschte man sich
gelegentlich eine etwas stärkere juristische oder sozialwissenschaftliche
Interpretation der oft schwer durchschaubaren Texte. Gewisse
Interpretationen werden freilich in den einleitenden Bemerkungen zu
jedem Einzelabschnitt der stark untergliederten Quellendarbietung
gegeben. Wewers fügt den rabbinischen Texten auch Anmerkungen
hinzu (S. 105 falsch gesetzt), die Einzelheiten erklären oder auf anderwärts
gebotene Stücke verweisen.

Die Darstellung des rabbinischen Judentums beachtet dessen politische
und soziale Struktur, das religiöse Leben, das Leben des Einzelnen
sowie das Thema „die Rabbinen und das Christentum". Dieser
letzte Abschnitt bietet freilich nur anfänglich Texte, die einen direkten
Bezug zum Christentum bzw. zu Jesus haben. Vor allem aber
macht er mit Äußerungen zu theologischen Themen bekannt, bei
denen - nach Meinung des Bearbeiters - Berührungspunkte (Übereinstimmung
oder Polemik) möglich waren (Messianologie, Eschato-
logie, Verhältnis zum Mitmenschen und Staat, spezielle Theologie).
Die rabbinische Gesetzesfrömmigkeit und -theologie war freilich
schon zuvor in dem Abschnitt über das religiöse Leben behandelt
worden. Nicht überzeugend ist die Erklärung, die Wewers für die winzige
Menge der Traditionen gibt, die sich mit Jesus und den Christen
beschäftigen. Hauptgründe dafür seien, daß das Christentum in der
frühen Zeit im römischen Reich von nur geringer und peripherer Bedeutung
gewesen sei und dann, als Babylon zum Zentrum rabbinischen
Denkens geworden war, als eine westliche und römisch-hellenistische
Religion erschien, die im eigenen Bereich unbedeutend und
deshalb weitgehend unbekannt war (S. 198). Damit ist ein dauernd
aktuelles Problem, das in der Sache begründet ist, geschichtlich zu
relativieren versucht; seine Lösung muß allerdings wohl auch komplexer
ausfallen als durch den im allgemeinen verbreiteten Hinweis
auf eine Taktik des Totschweigens.

Kann auch das Buch den Anspruch, ein Textbuch zur ganzen neutestamentlichen
Zeitgeschichte zu sein, wegen seiner einseitigen Begrenzung
nicht erfüllen, so stellt es doch für die behandelten Bereiche
eine Fülle erhellenden Textmaterials bereit, dessen Durcharbeitung
lohnend ist. Allerdings stellt sich dabei unausweichlich die Frage nach
den Benutzern, an die bei der Erarbeitung gedacht ist. Breitere Leserkreise
dürften gewiß überfordert sein, auch z. B. durch die im ersten
Teil weitgehend fehlenden chronologischen Erläuterungen (vgl. etwa I
4. 11-13; anders I 21). Dem wissenschaftlich arbeitenden Benutzer
aber fehlt wiederum manche Genauigkeit. So sind zwar die zitierten
Textstücke zunächst in ihrer Herkunft ausgewiesen, es fehlt dann aber
im längeren Zitat jede Markierung und Zahlenangabe der Untergliederung
; das fällt noch besonders bei den Zitaten ins Gewicht, bei
denen Auslassungen vorgenommen worden sind. Aber auch die Zitatangaben
insgesamt sind nicht immer ganz korrekt; so fängt I 84 erst
bei Jos., BJ 409 (nicht schon 408, wie angegeben) an (am Schluß ist der
Name „Eleazar" weggelassen), I 21 sind dem angegebenen Text
1 Macc 14,41—47 die Vv. 27f vorangestellt, noch dazu ohne daß eine
Auslassung markiert wäre. Die Art der Zitierung ist nicht gleichartig
in allen Teilen des Buches; die Abkürzungen für die Rabbinen werden
erstS. 108 A. 1 erklärt, obwohl sie von Anfang an verwendet sind. Mit
III 132 ist ein Text geboten, der einem Talmudkompendium des Mittelalters
entstammt; im Text III 61 findet sich die entscheidende Angabe
, wegen der er geboten wird, nämlich die Zahl 613 für die Anzahl
der Gebote, (nach der Anmerkung des Bearbeiters) nur in den gedruckten
Ausgaben und scheint ein späterer Zusatz zu sein. Die Übersetzungen
vor allem der außerrabbinischen Texte lehnen sich z. T.