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Ausgabe:

1982

Spalte:

503-504

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Singer, Karl Helmut

Titel/Untertitel:

Die Metalle Gold, Silber, Bronze, Kupfer und Eisen im Alten Testament und ihre Symbolik 1982

Rezensent:

Peucker, Herbert

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503

Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 7

504

Bei der vorliegenden Veröffentlichung handelt es sich um eine sehr
anregende Untersuchung der Berufung Mose, für die man dem Vf.
dankbar sein kann.

Jena EvaOßwald

1 Vgl. Untersuchungen zur priesterschriftlichen Exodusgeschichte, 1973,
bespr. von H. Graf Reventlow in ThLZ 101, 1976 Sp. 497 ff; Peter Weimar/
Erich Zenger. Exodus. Geschichten und Geschichte der Befreiung Israels. 1975
(1979"), wo versucht wird, eine älteste Exodusgeschichte, die in Ex 5,6 einsetzt,
nachzuweisen; vgl. meine Bespr. in ThLZ 103, 1978 Sp. 255fT; Untersuchungen
zur Redaktionsgeschichte des Pcntateuch, 1977.

2 Zum Problem der Abgrenzung der Berufung des Mose vgl. die Hinweise auf
S. 13,Anm. 1.

' Vgl.z. B. die Bestimmung der jahwistischen Bestandteile durch W. Richter,
Die sogenannten vorprophetischen Berufungsberichte. Eine literaturwissenschaftliche
Studie zu 1 Sam 9,1-10,16; Ex3f. und Ri6,!lb-18 =
FRLANT 101, 1970, S. 70ff.

1 Vgl. z. B. R. Meyer, ThW, Bd. VI, S. 75 und die dort angegebene Literatur.

Singer, Karl Helmut: Die Metalle Gold, Silber, Bronze, Kupfer und
Eisen im Alten Testament und ihre Symbolik. Würzburg: Echter
1980. 195 S.gr. 8" = Forschung zur Bibel, 43. DM 39,-.

Das hebräische, einschließlich der aramäischen Texte, und das griechische
, einschließlich der deuterokanonischen Texte, Alte Testament
kennt kein eigenes Wort für Metall und Edelmetall. Während
das biblische Hebräisch für Gold nicht weniger als fünf Benennungen
kennt, gibt es für Silber, Kupfer, Bronze und Eisen je nur eine. Das
Wort nlhosaet kann sowohl Kupfer als auch die Kupfer-
Zinnlegierung Bronze bedeuten. Als Übersetzung schlägt Singer in der
Regel Bronze vor, wenn es sich um Gegenstände von besonderer
Festigkeit und Härte handelt. Geht es um Rohmaterial, als Zusatz bei
Schmelzverfahren oder um ständig großer Hitze ausgesetztes Material
, ist die Wiedergabe mit Kupfer vorzuziehen. Mit Recht lehnt er
den mehrdeutigen Begriff Erz ab. Das Metall Gold wurde zunächst
mechanisch bearbeitet. Die ältesten Schriften der Bibel kennen noch
kein Schmelzverfahren. Erst dieses ermöglichte, das Metall in einen
höheren Reinheitsgrad zu überführen und Silber-Gold- und Kupfer-
Goldlegierungen (Elektron und „Korinthisches Erz", Ez. 1,4,27; 8,2
und Esra 8,27) herzustellen. Auch bei Silber folgt das Schmelzverfahren
, das erst seit Jesaja erwähnt wird, der mechanischen Bearbeitung.
Seit der Königszeit waren den Israeliten alle Eigenschaften des Kupfers
und der Bronze bekannt, obgleich sie nicht in der Lage waren,
größere Gußarbeiten selbständig durchzuführen (lKön7,14). Das
Eisen wurde schon früh durch Hämmern und Feilen bearbeitet. In
späterer Zeit erkannte man seine Schmelzbarkeit. In der Frühzeit ca.
1200 war es in Israel nicht sehr verbreitet. Erst später trat es häufig auf.
Für die Silberausschmelzung aus Bleiglätte lernte man es als notwendiges
Bindemittel kennen. Singer bemüht sich, die Namen der
erwähnten Metalle etymologisch nach neuesten Forschungen zu
erfassen, ein äußerst schwieriges und bei der Spärlichkeit des Überlieferungsgutes
kaum alles erfassendes Unterfangen. Die Eigenschaften
der jeweiligen Metalle werden erklärt auf Grund der jeweils beigefügten
Adjektiva und der entgegentretenden Vergleiche mit den
anderen Metallen oder auch mit anderen Gegenständen.

Singer unterscheidet jeweils zwischen Real- und Idealsymbol. Gold
symbolisiert als Idealsymbol die Würde und Macht des Königs, die
Herrlichkeit der Gottheit und später des Hohenpriesters. Als Realsymbol
verkörpert es den Wohlstand einzelner Personen. Da Silber im
Alten Testament als Hauptzahlungsmittel bzw. als Tauschwert gilt,
dient es als Realsymbol des Wohlstandes und der wirtschaftlichen
Macht. Es ist aber unter die Sekundärsymbole zu rechnen, da sein
Wert weniger beständig als der des Goldes ist. Münzverschlechterung
oder Überangebot führen zur Wertminderung. Als Idealsymbol auf

Grund seiner Eigenschaften „hell, glänzend, schmelzbar und wandelbar
" wird das Silber zum Vergleichspunkt für die moralische Haltung
des Volkes und seit Jesaja selbst für Israel (Jes 1,22. Hier fügt Singer
eine exegetische Untersuchung bei, S. 83ff). Kupfer gilt als Realsymbol
der wirtschaftlichen Unabhängigkeit. Der Besitz an Kupfervorkommen
ermöglicht die Fertigstellung von Gegenständen des täglichen
Bedarfes. Zusammen mit Eisen dient es als Idealsymbol für
Übeltäter (Jer6,28; Ez 22,18.20), da es zu den unedlen Metallen
gehört und gegen äußere Einflüsse anfällig ist. Als Realsymbol haftet
der Bronze, allerdings noch nicht in den ältesten Stellen, immer die
Vorstellung von Krieg, Kampf, Gefangenschaft, Widerstandskraft
und harter Bewährung an. Da Bronze als ein dem Gold ähnliches
Metall erscheint, konnte es als Idealsymbol auch die unmittelbare
Nähe Gottes bezeichnen. (Die bronzenen Säulen des salomonischen
Tempels repräsentieren die himmlischen Schutzgeister, S. 184.) Eisen
erscheint in den ältesten Texten als Realsymbol der Unbesiegbarkeit,
später erst als das einer schweren Last. Als Idealsymbol, seit der Zeit
des Arnos belegt, dient das Metall zum Ausdruck gnadenloser Vernichtung
ohne Aussicht auf Rettung. Im Danielbuch tritt es als Symbol
der gottfeindlichen Welt und der Gewaltherrschaft hervor, die nur
Gott selbst beenden kann. Eisen spielt im Gegensatz zu den anderen
Metallen im Kultus keinerlei Rolle. Die Eigenschaften „hart, undurchdringlich
und widerstandsfähig", die dem Eisen im Gegensatz
zur Bronze von Natur aus eigen sind, führte zur Vorstellung von Verderben
und Tod, was im Widerspruch zum Wesen Jahwes stand.
Auch dürfte ein gewisser Konservativismus gegenüber dem erst später
in Palästina aufgekommenen Eisen dabei eine Rolle spielen. Jedoch
kennt das Alte Testament keine grundsätzliche Verachtung oder Ver-
teufelung von Metallen.

Die vorliegende Untersuchung dient der kultur-, kult- und wirtschaftsgeschichtlichen
Erfassung Israels in alttestamentlicherZeit. Sie
bietet wichtige lexikographische Erkenntnisse, da der Verfasser eine
Fülle von Einzelartikeln auch der nichtdeutschsprachigen Wörterbücher
seinen Ausführungen zugrunde legt. Gerade deshalb sollte der
Dissertation (Johann-Gutenberg-Universität Mainz, Fachbereich
katholische Theologie) ein Register der angeführten Bibelstellen beigefügt
werden.

Leipzig Herbert Peucker

Martens, E. A.: Plot and Purpose in the Old Testament. Leicester:
Inter-Varsity Press 1981.271 S. 8°. £4.95

Hinter dem merkwürdigen Titel verbirgt sich ein für weitere Leserkreise
gedachter Entwurf einer alttestamentlichen Theologie. Der Vf.,
Präsident und Professor für Altes Testament am Mennonite Brethrcn
Biblical Seminary in Fresno, California, sieht die zentrale Botschaft
des Alten Testaments und damit den Schlüssel zu seinem Verständnis
im Plan (design) Gottes, der sich nach dem Kerntext Ex 5,22-6,8 in
einem vierfachen Zweck (purpose) entfaltet: Heil (in Rettung und
Segen), Gemeinschaft (im Bund), Wissen um Gott (in der Welt, in der
Geschichte, im Kult) und Land (als Gabe, als Segen, als Grundlage
guten Lebens).

Nachdem der Vf. dieses Konzept als schon in der Urgeschichte und
in den Vätergeschichten der Genesis implizit enthalten konstatiert
hat, verfolgt er es durch die Stadien der Geschichte Israels. In der vorstaatlichen
Zeit sei es ein- und durchgeführt, in der Königszeit auf die
Probe gestellt und in der nachexilischen Zeit erneut bekräftigt worden.
Ein Schlußabschnitt zieht die Linien in das Neue Testament aus und
untersucht den Plan Gottes im Matthäus-Evangelium und im Römerbrief
im Licht der alttestamentlichen Befunde. Aber auch in der Darstellung
selbst ist der Vf. auf Aktualisierung seiner Ausführungen bedacht
. In gelegentlich eingeordneten Abschnitten ("Theological
Reflections") erörtert er die Tragweite der alttestamentlichen Aussagen
für die christliche Gemeinde und für brennende Gegenwartsprobleme
. Dabei kommen aktuelle Fragestellungen wie Krieg und