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Ausgabe:

1982

Spalte:

439-440

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Titel/Untertitel:

Sonderregister "Luther". Korrespondentenverzeichnis. Bibelstellenregister. Zitatenregister 1982

Rezensent:

Delius, Hans-Ulrich

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439

Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 6

440

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Luther, Martin: Werke. Kritische Gesamtausgabe. Briefwechsel.
16. Bd.: Sonderregister „Luther", Korrespondenzverzeichnis,
Bibelstellenregister, Zitatenregister. Weimar: Böhlau 1980. XVI,
210 S. 4". Kart. M 35,-.

Nach einem Zeitraum von zwei Jahren liegt nun der zweite Teil des
Briefregisters vor. Der erste Teil war 1978 erschienen (s. meine
Anzeige ThLZ 105, 1980 Sp. 286-288) und enthielt das Personen-
und Ortsregister sowie ein Zusatzregister auf 363 Seiten. Teil zwei
faßt nun vier kleinere Register zusammen: Das Sonderregister Luther
(SRL), das' Korrespondentenverzeichnis, das Bibelstellenregister und
das Zitatenregister. Ein weiterer, noch ausstehender Band wird dann
als letzten Teil das Theologische- und das Sachregister bringen.

Das Sonderregister Luther ist praktisch eine Vorwegnahme eines
Teiles des Sachregisters, denn es ist ein Sachregister zur Person
Luthers. Es umfaßt allein mehr als hundert Druckseiten, so daß die
Bearbeiter mit dieser Lösung, das Sachregister vom großen Stichwort
Luther zu entlasten, sicher gut beraten waren. Dieses Sonderregister
nimmt damit eine Mittelstellung zwischen dem schon vorliegenden
Personen- und Ortsregister und dem noch ausstehenden Sachregister
ein. „Es verzeichnet zunächst die Stellen, an denen in irgendeiner
Form der Name Luthers selbst erscheint, des- weiteren die, an denen
von Luther indirekt (durch Pronomina, Bezeichnungen u. ä.) die
Rede ist, darüber hinaus aber auch solche, wo sich Luther selbst zu
einem bestimmten Thema äußert, das entweder einen wichtigen
Aspekt seiner Person betrifft oder durch die Art und Weise der Behandlung
kennzeichnend für ihn ist" (S. XI).

Das SRL ist vorwiegend nach thematischen Gesichtspunkten
geordnet, die verschiedenen Lemmata haben also eine inhaltliche
Qualität nach Bedeutungseinheiten. Damit können Sachverhalte
erfaßt werden, die bei einem rein lexikalischen Aufbau verlorengegangen
wären wie etwa die Stichwörter Haus, Hauswirtschaft,
Humor, Lebensgefühl usw. Die Stellenangaben geben darüber Auskunft
, ob es sich um einen Brief von Luther, Luther und anderen oder
aber auch, ob die Verfasserschaft Luthers fraglich ist bzw. ob es sich
um Briefe anderer handelt. Einem voranstehenden Leitstichwort
folgen oftmals Sekundärstichwörter oder auch eine weitergehende
Untergliederung der Materialfülle. Immer wiederkehrende Gliederungsgesichtspunkte
sind Luthers Urteile über sich selbst und
Luther im Urteil seiner Zeitgenossen, Durch zahlreiche Verweise
wird so ein überaus reiches Material erschlossen und der Forschung
zugänglich gemacht. Dieses Register leidet aber an einer gewissen
Unübersichtlichkeit und erfordert eine Einarbeitung in das recht
ungewöhnliche System, die jedoch durch den abschließenden Index
erleichtert wird. Es belohnt dann aber mit einer ungeahnten Fülle
von Einzelheiten bis in die verborgensten Winkel der Biographie und
der Theologie des Reformators.

Das SRL ist in vier Abschnitte unterteilt: Teil eins enthält das
Biographische, Teil zwei unter der Überschrift ,Person und ihr Werk'
die Urteile über Luther oder seine Sache. Der umfangreichste dritte
Teil gibt die Stichwörter zu den verschiedenen Einzelaspekten der
Person, ihrer Verhältnisse und ihres Wirkens, während der letzte
Luther als Schriftsteller behandelt.

Eigentlich als eine Ergänzung des SRL bietet das Korrespondentenverzeichnis
eine Aufstellung aller Personen, die Briefpartner
Luthers waren. Im Interesse einer besseren Übersichtlichkeit ist die
Ausgliederung dieses Verzeichnisses aus dem SRL durchaus begrüßenswert
.

Das Bibelstellenregister verzeichnet zwar alle Zitate und Erwähnungen
von Bibelstellen, klammert aber biblische Namen aus - sie
stehen schon im Personen- und Ortsregister. Unterteilt ist dieses
Register in Bibelstellen aus Briefen Luthers und in die aus Briefen
anderer Verfasser.

Das Zitatenregister macht diese Unterteilung nicht, kennzeichnet
aber die Zitate, die in Briefen an Luther stehen. Dankenswerterweise
ist der Begriff des Zitates sehr weit gefaßt, er reicht vom direkten Zitat
bis hin zu freien Formulierungen oder auch nur frei formulierten
Anspielungen, die dem Schreiber sicher manchmal selbst nicht
gegenwärtig waren. Aber auch Anklänge oder stilistische Eigenheiten
werden in einigen Fällen aufgenommen, die etwa im 16. Jh. opinio
communis waren. Die verschiedenen Intensitätsgrade konnten daher
nicht eigens gekennzeichnet werden - sie müssen von Fall zu Fall
nachgeprüft werden. Eine Wiederholung werden die Zitate sein, die
unter dem Autornamen eingeführt werden, sie wurden schon im
Orts- und Personenregister aufgeführt.

Als Besonderheit werden im Zitatenregister die jeweiligen Quellennachweise
, etwa aus dem Migne oder CSEL bzw. CChL gegeben, doch wird hier
nicht einheitlich verfahren. Bei Augustin, Tractatus in Ev. Joh. (sie!) fehlt z. B.
die Angabe nach CChL 36 (1954); bei C.sec.Juliani responsionem opus imper-
fectum CSEL 85,1 (1974); bei De Trinitate CChL 50/50 A (1968); bei Biel fehlt
die Neuausgabe von Werbeck/Hofmann. Die Collatio cum Maximino führt
weder Dekkers; Clavis patrum apostolorum noch TRE 4,691 unter Augustin.
Überhaupt sind die wiedergegebenen Titel uneinheitlich, man hat sich wegen
der uneinheitlichen Titelüberlieferung nach dem sinntragenden Wort des
Titels gerichtet oder auch nach darin vorkommenden Eigennamen. Besser
wäre hier eine Orientierung nach Dekkers gewesen.

Während das Korrespondenten Verzeichnis noch von dem 1978
verstorbenen Hans Volz in Göttingen erarbeitet wurde, stammen die
übrigen Teile von der Arbeitsstelle in Halle. Es ist nur zu hoffen, daß
dieses sorgsam gearbeitete Register bald mit dem Erscheinen des Bandes
WA Briefe 17 seinen krönenden Abschluß findet.

Berlin Hans-Ulrich Delius

Stamm, Heinz-Meinolf: Luthers Stellung zum Ordensleben. Wiesbaden
: Steiner 1980. XIV, 184 S. gr. 8' = Veröffentlichungen des
Instituts für Europäische Geschichte Mainz, 101: Abt. für abendländische
Religionsgeschichte. Lw. DM 54,-.

In der Frage nach der Stellung Luthers gegenüber dem Ordensleben
ist sich - wie Stamm einleitet - die Lutherforschung einig darüber,
daß Luther das Ordensleben abgelehnt habe. Lediglich in der Frage
nach dem Motiv, das zu dieser Ablehnung geführt habe, gehen die
Meinungen auseinander. Während wenige eine persönliche Abneigung
Luthers vermuten, plädiert die Mehrzahl für theologische
Gründe.

Diese Ablehnung war der Grund, warum im evangelischen Raum
seit der Reformation klösterliches Leben völlig ausgestorben war.
Erst in den letzten Jahrzehnten gab es auch bei evangelischen
Gruppen ein Wiedererstehen dieser Lebensform, die parallel ging mit
einer neuen, differenzierten Einschätzung Luthers aus katholischer
Sicht. Besonders die evangelische Lutherforschung untersuchte in
letzter Zeit das Verhältnis Luthers zum Ordensleben, es sei hier nur
an das wichtige Buch von Bernhard Lohse über Mönchtum und
Reformation erinnert. Nach einzelnen kleineren Untersuchungen wie
etwa von Otto Hermann Pesch legt nun erstmals ein katholischer
Ordensmann seine Studien zum Thema vor.

Stamm untersucht an zahlreichen Schriften und Briefen Luthers
vor 1521, im entscheidenen Jahr 1521 und in den Jahren danach bis
hin zu seiner letzten Predigt Luthers theologisches Grundanliegen
und gleichzeitig den Ausgangspunkt seiner Überlegungen: Die iusti-
tia Dei. Aus dem Gedanken der Gerechtigkeit Gottes, die nur im
Glauben und in der evangelischen Freiheit empfangen werden kann,
unterzieht Luther das Ordensleben seiner Zeit nun einer scharfen,
tiefgründigen Kritik. Der Reformator gelangt dabei zu der Überzeugung
, daß unter den vielen tausend Ordensleuten seiner Zeit kaum
einer vom rechten Sinn des Ordenslebens erfüllt war und daß demzufolge
wenige oder auch gar keine Klöster wirklich christlich waren.
Das wahre Ordensleben ist allein gekennzeichnet von der Verachtung
alles Menschlichen und dem Lobe Gottes. Es dient der Abtötung des