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Ausgabe:

1982

Spalte:

418

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Herennius Philo, The Phoenician history 1982

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 6

418

Auf ökumenischen Pfaden. Stellvertretend für alle 65 Beiträge seien
einige Titel genannt, deren Auswahl durchaus subjektiv ist:
F. B o v o n , Evangelisation et unite de l'Eglise dans la perspective de Luc
(189-199); H. Junghans, Initia gloriae Lutheri (292-324); W. Breunin
g , Je größere Unähnlichkeit? Überlegungen zu Jüngels interessantem
Versuch der Weiterfuhrung des Analogieverständnisses (373-385); G. E b e-
ling, Religionslose Welt? Religionsloses Christentum? (399-408); N. A.
N i s s i o t i s , La Christologie pneumatologique de la nature et ses conse-
quences pour l'ecologie et l'humanisme integral (435-444); G. S a u t e r ,
Hermeneutisches und analytisches Denken in der Theologie (486-499); P.
Vogelsanger, Ökumenismus im 16. Jahrhundert. Zur Geschichte des
Religionsgespräches von Regensburg 1541 (631-648); U. Horst, Das Votum
Joseph Cardonis über die Unfehlbarkeit des Papstes aus dem Jahre 1869
(663-684); A. Lindt, Kirche in der Diaspora - Kirche als Diaspora
(685-693); R. E r n i, Pneumatologische und triadologische Ekklesiologie in
ihrer Bedeutung für Struktur und Leben der Kirche. Ein Beitrag aus der Sicht
der orthodoxen Theologie (803-820); K. Raiser, Ganzheitlichkeit oder
Unterscheidung. Anmerkungen zur gegenwärtigen theologischen Diskussion
im ökumenischen Rat der Kirchen (845-853); W. J. Hollenweger,
Chancen und Schwierigkeiten interkultureller Theologie (854-874); H. Ott,
Der Dialog zwischen den Religionen als theologische Aufgabe unserer Zeit
(884-898).

M. P.

Alter Orient

Ebach, Jürgen: Weltentstehung und Kulturentwicklung bei Philo von
Byblos. Ein Beitrag zur Überlieferung der biblischen Urgeschichte
im Rahmen des altorientalischen und antiken Schöpfungsglaubens.
Stuttgart - Berlin - Köln - Mainz: Kohlhammer 1979. XII, 495 S.
gr. 8" = Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament
, Heft 108 = Folge 6, Heft 8. Kart. DM75,-.

In seiner Bochumer Habilitationsschrift befaßt sich Jürgen Ebach
mit der überlieferungsgeschichtlichen Einordnung der Fragmente aus
dem Werk des Philo von Byblos, die in Exzerpten des Kirchenvaters
Euseb erhalten geblieben sind. Zunächst gibt der Vf. eine Übersicht
der interessanten Forschungsgeschichte, insbesondere der unterschiedlichen
Beurteilung des Wertes der Fragmente, und macht damit
zugleich seine eigene Position deutlich. Der vor allem von O. Eißfeldt
vertretenen Interpretation der Angaben Philos durch ugaritisches
Material steht er kritisch gegenüber. Die Philo-Fragmente sind nach
Alter und Herkunft nicht einheitlich und müssen deshalb differenziert
beurteilt und interpretiert werden. Es ist also zu fragen: „Was
von dem bei Philo Mitgeteilten ist durch Überlieferungen des alten
Orients (einschließlich Ägyptens und Israels) zu belegen, was ist griechische
Zutat Philos?" (21).

Diese Fragestellung leitet E. bei dem folgenden Kommentar der
sich mit Weltentstehung und Kulturentwicklung befassenden Fragmente
Euseb, Praep. evang. 1,10, l-14a (22-233). Berücksichtigt wird
auch der sich anschließende ,Sukzessionsmythos' (234-265). Der
Kommentar beschränkt sich nicht auf die Erörterung überlieferungsgeschichtlicher
Fragen, sondern vermittelt dem Leser eine umfassende
Interpretation des Textes. Diese sehr sorgfältig mit einer Fülle
von Belegen erarbeitete Erläuterung des Philotextes, die auch der
Auseinandersetzung mit der Fachliteratur breiten Raum gewährt,
gibt der wissenschaftlichen Arbeit an den berücksichtigten Fragmenten
eine neue Grundlage.

Im Vordergrund stehen die Untersuchungen über die Namen der
genealogisch angeordneten „Kultur- und Zivilisationsbringer". Hierbei
kommt es zu einer ganzen Reihe von neuen Einsichten über zwischenkulturelle
Beziehungen. Man spürt aber auch die Grenzen der
überlieferungsgeschichtlichen Fragestellung und Methode, die leicht
die Neigung erweckt, Ähnlichkeiten als Zeichen für Abhängigkeit anzusehen
und die Veränderungen gegenüber der rekonstruierten ursprünglichen
Überlieferung durch komplizierte Prozesse innerhalb
von literarischen oder nichtliterarischen Traditionsströmen zu erklä-
ren- Der Vf. sieht diese Gefahr und sucht ihr durch entsprechende
Zurückhaltung zu begegnen.

Etwas zu viel an überlieferungsgeschichtlichen Auffüllungen und Beziehungen
wird aber wohl für die Gestalt des Usoos vermutet (Euseb, Praep. ev.
1,10,10). Vom Sintflutthema findet man hier schwerlich eine Spur (161 ff). Die
Naturkräfte Sturm und Feuer, denen Usoos dann auch voll Dankbarkeit zwei
Stelen errichtet, haben lediglich die Funktion, dem Erfinder Usoos das Material
zur Anfertigung des ersten Einbaums zu liefern. - Aus anderem Grunde
etwas unbefriedigend bleibt der Versuch zur Identifizierung des rätselhaften
Berges Brothys (Praep. ev. 1,10,9). Es mag sein, daß dieser Name den Hermon
nach der für ihn als charakteristisch angesehenen Pflanze Brothys = hebr. be-
rosch bezeichnet (134ff). Die Identifizierung mit dem „zypressenähnlichen
Sadebaum" ist aber insofern wenig überzeugend, als selbst die hochwüchsigsten
der regional in Betracht kommenden Formen der Wacholder-Gattung
Juniperus sabina nicht den alttestamentlichen Vorstellungen von dem hochragenden
, majestätischen und bestes Bauholz liefernden Berosch-Baum auch
nur annähernd zu entsprechen vermögen.

Der Interpretation der Philo-Fragmente folgt ein wiederum sehr
gründlicher Vergleich mit Äußerungen zur menschlichen Kulturentwicklung
in der biblischen Urgeschichte (278-354). Das Ergebnis
zeigt, daß die biblische Urgeschichte einen anderen Charakter trägt,
indem sie nicht beansprucht, einen Abriß der Geschichte menschlicher
Erfindungen zu geben. Außerdem wertet sie die Errungenschaften
menschlicher Kultur und Zivilisation in dialektischer Sicht ihrer
positiven und negativen Auswirkungen. Zwei entsprechende Vergleiche
mit mesopotamischem und altgriechischem Material arbeiten
ebenfalls Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus (355-392), so
daß der Vf. schließlich eine Zusammenfassung hervorstechender charakteristischer
Tendenzen in der altvorderasiatischen und antiken
Interpretation von Kultur und Zivilisation wagen kann (393-408). Es
fehlt auch nicht eine weltanschaulich-kulturph'ilosophische Besinnung
(273-278) und Auswertung des Erarbeiteten (409^419). Dabei
wird die Position des der .Frankfurter Schule' nahestehenden Vf. dem
Leser verdeutlicht. Wiedergaben der Philo-Fragmente im griechischen
Text und in Übersetzung, Bibliographie, Register und Tabellen
(420-495) helfen sehr, den reichen Inhalt des Bandes zu erschließen,
der den Vorzug hat, zugleich Forschungsmonographie und Handbuch
zu sein.

Berlin Karl-Heinz Bernhardt

Philo of Byblos: The Phoenician History. Introduction, critical Text,
Translation, Notes by H. W. Attridge and R. A. Oden Jr. Washington
: Catholic Biblical Association of America 1981. X, 110 S. 8° =
The Catholic Biblical Quarterly Monograph Series, 9. Kart. $ 3.50.

H. W. Attridge und R. A. Oden bieten sämtliche Fragmente der
,Phönikischen Geschichte' des Philo von Byblos aus der ,Praeparatio
Evangelica' Eusebs von Cäsarea im griechischen Text, mit kritischem
Apparat und in Übersetzung, versehen mit ausführlichen erläuternden
Anmerkungen. Vorangestellt werden die biographischen Zeugnisse
über Philo von Byblos (Porphyrius, Euseb und aus der Suda),
während Erwähnungen von Philos Werk über die Juden (Origenes,
Euseb, Helladius) sowie die Mitteilung des Damascius über andere
phönikische Kosmogonien in zwei Anhängen folgen.

Die knapp gehaltene Einleitung (1-9) macht auch mit Fragen der
interessanten Interpretationsgeschichte der Fragmente Philos vertraut
. Die Autoren gehören zu den Fachleuten, die der Herleitung des
philonischen Werkes aus hellenistischen Quellen den Vorzug geben
und die altphönikische Geschichte des Sanchunjathon für eine Fiktion
halten. Das wirkt sich selbstverständlich dann auch auf die Interpretation
aus. Leider konnten die Vff. das Buch von J. Ebach, Weltentstehung
und Kulturentwicklung bei Philo von Byblos (1979), das
in dieser Hinsicht eine differenziertere Auffassung vertritt, nicht mehr
berücksichtigen.1

Ein Verzeichnis ausgewählter Literatur und Indices ergänzen das
nützliche kleine Handbuch, das speziell für studentische Übungen gedacht
ist.

_ K.-H. B.

1 Vgl. die vorstehende Besprechung.