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Ausgabe:

1982

Spalte:

394-395

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Gunstone, John

Titel/Untertitel:

Commentary on the new lectionary 1982

Rezensent:

Bieritz, Karl-Heinrich

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 5

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untergeordnete Rolle spielen, sie sollten indes in Beziehung zu theologischen
gesetzt werden. Wird ausländischen Versuchen, zunächst in
weniger strengen Formen den Sinn für das Schweigen zu wecken, ein
Recht zugebilligt, so könnte deutschen Versuchen das kaum abgesprochen
werden.

Doch sieht Vf. richtig, daß ausgesonderte Exerzitientage für die
Übung des Gebets wie für den besinnlichen Umgang mit der Bibel
wachsende Bedeutung bekommen werden.

Bei Eigennamen wie bei Informationszahlen gibt es störende
Druckfehler.

Rostock Peter Heidrich

Praktische Theologie: Liturgiewissenschaft
Oettinger, Friedemann: Gottesbild und Gottesdienst. Gedanken zur
Gottesfrage in der Versammlung des Leibes Christi. Göttingen:
Vandenhoeck & Ruprecht 1979.251 S. gr. 8'= Arbeiten zur Pastoraltheologie
, 17. Kart. DM 45,-.

Diese Westberliner, von P. C. Bloth betreute Dissertation widmet
sich einer fundamentalliturgischen Frage; denn der Anspruch einer
Veranstaltung, Gottcs-Dienst zu sein, erzwingt gerade die Reflexion
darüber, was und wer mit dem schwergewichtigen Wort „Gott" bezeichnet
sein möchte. Ein methodisch sinnvoller Zugang zur Klärung
des Problems könnte für praktische Theologie darin bestehen, durch
eine empirische Analyse des faktischen Gottesdienstes zu einer Erhebung
des darin implizierten Gottesbildes zu gelangen, wobei
keineswegs allein die agendarischen Texte zu untersuchen, sondern
der rituelle Vollzug insgesamt als Zeichen-, Kommunikations- und
Verhaltenssystem zu betrachten wäre.

Oettinger hat statt eines solchen empirischen Ansatzes den dogmatischen
Weg gewählt. Das wird deutlich an der These, die er seiner
Arbeit voranstellt, daß nämlich „christlicher Gottesdienst sich ein
Bild von Gott nur machen kann und darf, weil Gott als ein menschliches
Bild seiner selbst ,pro nobis' unter uns offenbar geworden ist, in
dem Menschen Jesus von Nazareth" (17). Das zeigen die Exkurse, die
die liturgische Relevanz der Kontroverse zwischen Braun und Gollwitzer
(28ff), aber auch der Bloch-Rezeption von Moltmann (44ff)
behandeln. Das schlägt sich nieder in den biblischen Meditationen zu
Ex 20,4fr und Luk24,13ff, die die Arbeit rahmen (11 ff, 166ff) und
die sehr stark von systematischen Fragestellungen geprägt sind.

Nicht zuletzt der Aufbau des Buches signalisiert, daß hier von
einem dogmatisch gewonnenen Gottesbild aus liturgische Kriterien
und Konsequenzen deduziert werden sollen. „Das Beharren auf dem
Ineinander von vertikaler Unverfügbarkeit und horizontaler Gestalt
unter pneumatologischer Vermittlung beider Aspekte erweist sich als
fundamentale gottesdienstliche Notwendigkeit" (84). Der Gott, dem
der gemeindliche Gottesdienst zu entsprechen hat, hat sich, „im vertikalen
Aspekt" (18ff), in Jesus Christus und damit, „im horizontalen
Aspekt" (33 ff), in der Geschichte offenbart, kann aber Gegenwart nur
Werden im freien Ereignis des Geistes (54ff). Was das für die Gestalt
des Gottesdienstes bedeutet, entfaltet der zweite Hauptteil, der gottesdienstliche
Elemcntaria wie Gebet (73ff), Schrift und Predigt (83ff),
Abendmahl (95ff), den gottesdienstlichen Prozeß zwischen Kultus
und Ritus (I15IT) sowie die Gemeinde im Gottesdienst (122ff)
behandelt.

Auch phänomenologisch vertretbar ist die These, daß das Gebet
n'cht einen Teil, sondern die Basis des Gottesdienstes darstellt (73,
'22). Interessant ist der Versuch, den aus den politischen Gottesdiensten
bekannten Dreischritt Information - Meditation - Aktion
(122) durch die theologisch begründete Reihenfolge Meditation
(124(1), Predigt (136(1) und Abendmahl (152ff) zu überwinden.
Symptomatisch ist die unter Berufung auf P. Brunner versuchte Aufwertung
der Lesungen gegenüber der Predigt (86f). Die Schwierigkeiten
, die der Vf. bei der Beschreibung der gottesdienstlichen Empirie
erkennen läßt, werden am deutlichsten faßbar in der Abgrenzung
gegen ein lerntheoretisches Gottesdienstverständnis (142 ff).

Diese Studie über „Gottesbild und Gottesdienst" behandelt ihr
wichtiges Thema so, daß ihr nun bald eine Arbeit über „Gottesdienst
und Gottesbild" folgen müßte.

Göttingen Manfred Josuttis

Gunstone, John: Commentary on the New Lectionary. A scriptural
and liturgical guide to the two-year cycle of readings for Holy
Communion on Sundays and Holy Days. Revised Edition.
Volume 1: Ninth Sunday before Christmas to Easter Day. London:
SPCK 1979,224 S. 8* Kart. £. 4.50.

Diese Publikation steht in unmittelbarem Zusammenhang mit
wichtigen liturgischen Entwicklungen in der Kirche von England:
Zum Alternative Service Book, einer Alternativagende, die dort jetzt
dem Book of Common Prayer an die Seite getreten ist, ohne es abzulösen
, gehört das Alternative Calendar and Lectionary, eine alternative
Leseordnung, die neben der - auch weiterhin gültigen - Kirchenjahres
- und Perikopenordnung des Book of Common Prayer
gebraucht werden kann. Erwähnenswert ist, daß der Grundbestand
dieses neuen Lektionars (das auch Lesungen für das Morgen- und
Abendgebet an Sonntagen und Wochentagen enthält) auf Arbeiten
der interkonfessionellen Joint Liturgical Group (The Calendar and
Lectionary, 1967) zurückgeht.

Während die neue römisch-katholische Leseordnung (gefolgt auch
von nichteuropäischen lutherischen Kirchen) einen Dreijahreszyklus
für die Sonntagslesungen vorsieht, basiert das neue anglikanische
Lektionar auf einem Zweijahresturnus (Year 1 und Year 2). Wie im
römischen Ordo Lectionum werden für den sonntäglichen eucharisti-
schen Gottesdienst jeweils drei Lesungen (eine alttestamentliche, eine
epistolische und eine evangelische Lesung) angeboten. Dabei gilt
jeweils eine Lesung als Controlling lesson, die das Thema des Sonnbzw
. Feiertages bestimmt und die Auswahl der beiden anderen
Lesungen begründet. Dieser Versuch, eine Konsonanz zwischen den
drei Lesungen herzustellen, verbindet das neue anglikanische Lektionar
mit der revidierten Ordnung der Leseperikopen, wie sie seit
einiger Zeit auch in unseren Landeskirchen praktiziert wird. Während
hier die Auswahl im allgemeinen vom Evangelium als dem ,rec-
tor' des Tages bestimmt wird, kann in der anglikanischen Ordnung
jede der drei Lesungen die Funktion der Controlling lesson übernehmen
(vor Weihnachten die AT-Lesung, bis Quasimodogeniti das
Evangelium, danach die Epistel).

Nach der neuen Ordnung verändert sich der Beginn des Kirchenjahres
: Es beginnt mit dem ,9. Sonntag vor Weihnachten' (Thema:
Schöpfung; Lesungen: Genl/Gen2; Kol 1,15-20/Offb 4;
Joh 1,1-14/Joh 3,1-8) und entfaltet dann - in der derart verlängerten
Adventszeit - die Heilsgeschichte vom Sündenfall (8. Sonntag vor
Weihnachten) bis zur Inkarnation. Beibehalten sind (im Unterschied
zum Ordo Lectionum) eine eigene Epiphaniaszeit (Thema des
6. Sonntags nach Epiphanias: Parablesl) und die drei Sonntage der
Vorfastenzeit. Die Fastenzeit (Lent; eine eigene ,Passionszeit' entfällt)
steht unter dem Thema The King and the Kingdom. Der Versuch,
auch zwischen Weihnachten und Pfingsten der chronologisch-
heilsgeschichtlichen Ordnung (nach Maßgabe der Synoptiker) zu folgen
, ist erkennbar, kann aber nicht konsequent durchgehalten
werden. An den Sonntagen nach Pfingsten (,rector' ist die Epistel)
steht die Kirche, die Gemeinschaft der Gläubigen und das Leben der
Christen thematisch im Mittelpunkt. An den letzten Sonntagen nach
Pfingsten bestimmen eschatologische Themen die Auswahl der
Lesungen.

Der Vf. gibt - für den im Titel angegebenen Zeitraum - kurze Einführungen
in die Perikopen beider Lesejahre. Knappe exegetische
Angaben und Erläuterungen zum Text verbinden sich mit einer dog-