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1982

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Systematische Theologie: Dogmatik

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 5

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mögen die Konsequenzen zeigen. Es wird eine unverkennbare Nachkonstruktion
entscheidender Phasen der Entstehung einer Monarchie
in Gesamtisrael erkennbar. Der Vf. harmonisiert den auch ihm bekannten
biblischen Befund und Erkenntnisse der Geschichte Israels
(S. 201-206.795). Gott habe ja letzten Endes zu allem, was geschah,
seine Zustimmung gegeben. Eine ähnliche Arbeitsweise ist bei einer
adäquaten Kette von Begebenheiten im NT zu erkennen. Der Vf. hat
den Vordersatz vom Primat des Petrus sorgfältig mit den Ergebnissen
der protestantischen Forschung verglichen (S. 404-412), hat aber zuvor
seine eigene Sicht der Institutionalisierung und Hierarchisierung
der Kirohe schon vor der Niederschrift der Evangelien oder auch
ihrer Grundschriften bereits im Vorwort angemeldet (S. XIX). Er diskutiert
das auffällige Fehlen des Wortes .ecclesia' im Joh-Ev wie auch
das schwierig zu erkennende Neben-, Mit- und Gegeneinander der
Apostel Petrus und Johannes (S. 506-513). Aber das Ergebnis der
Diskussion steht a priori fest.

Der entscheidende Einwand kann nach Meinung des Rez. nur vom
Gottesbegriff her erfolgen. Der unerforschliche Gott läßt in seinen
Ratschlägen, Führungen, Gnadenzeiten und Gerichten durchaus Intervalle
oder Zäsuren eintreten. Nicht die Offenbarung Gottes, nicht
die Heilsgeschichte, nicht die Kirche sind kontinuierlich lückenlos
erkennbar, oder aber es könnten Lücken mit einiger Sicherheit durch
Konstruktionen und Kombinationen geschlossen werden. Kontinuierlich
ist, wenn das Wort gebraucht werden soll, allein Gott der
Herr in sich selbst. Freilich ist es letzten Endes eine Glaubensfrage, ob
man die Ehre Gottes nur bei mühsamer Erstellung der Kontinuität
unserer Beobachtung und Handlung, - oder aber bei Anerkennung
und Beugung unter seine Unbegreiflichkeit und sein Schweigen
gewahrt sehen kann.

Einzelne, nur die katholische Kirche selbst angehende Lücken
seien im Vorbeigehen wenigstens erwähnt. Es erstaunt, daß eine komplette
Ekklesiologie ohne das Fundament der Mariologie errichtet
wird. Das kurze Schlußvotum „Laus Deo et virginique Matri" dürfte
solches Fundament kaum ersetzen. Dasselbe gilt von den Heiligen,
der Kurie, ja genau betrachtet vom Papsttum selbst.

Gravierend ist das zwar in Nebensätzen gelegentlich erwähnte,
aber vor allem bei der Nachzeichnung des paulinischen Konzepts
ohne Belang bleibende Gegenüber von Sünde und Gnade, Schuld
und Vergebung, altem und neuen Menschen (S. 544-566). Rom 7 ist
bei der Fülle von etwa 6 000 Schriftzitaten nur drei Male kurz erwähnt
. Auch bei Zitierung von Texten des Joh-Ev (Joh 3 und
Joh 17) ist verbotenus die Sachlage berührt, aber nirgends als tragendes
Moment charakterisiert (S. 515). Dieser Beobachtung schließt
sich die Wertung des Bußsakramentes an. Mit nur zwei Zeilen des fast
tausend Seiten bietenden Werkes ist an dieses Sakrament erinnert
und zwar primär als Versöhnung mit der Kirche. Das führt notwendig
zur Kardinalfrage: wie sieht es mit dem Heilswerke Christi aus?
Was sagt die Kirche des Vaticanum II. darüber in dem ihr anvertrauten
Zeitraum von der Schöpfung an bis zum Jüngsten Tage? Das Zentralereignis
ist die Inkarnation. Sie ist allerdings nicht ein Ereignis an
sich selbst, sondern eine Manifestation des ohnehin von der
Schöpfung an unbeirrt gnädigen Gottes (S. 21). Wenn es einmal
heißt, die Inkarnation sei nicht bloße significatio und procla-
matio Gottes, so ist es bei genauem Zusehen ein Zitat aus fremder
Hand (S. XXII u. 750). Tod und Auferstehung Christi sind keine
Heilstaten des Sohnes Gottes, sie sind lediglich zu datierende Daten
in der gleichmäßig dahinlaufenden Heilsgeschichte. Der Tod Christi
manifestiert - immer wieder begegnen wir diesem Worte - die Zugehörigkeit
Christi zur menschlichen Familie und zum Gesetz des
Todes (S. 24-29). Die allgemeine, stete Selbstoffenbarung Gottes ist
den Ereignissen, die im 2. Artikel des Confiteor ausgesprochen werden
, also dem Mysterium Christi, über- und vorausgeordnet. Gewiß,
die Kirche kann nicht ohne Offenbarung existieren, und die Offenbarung
kann nicht ohne die Kirche weitergegeben werden (S. 22 u.
31). Jedoch ist das Wort „Offenbarung" (revelaciön) samt Manifestation
und Zeichengebung (signalatio) zu häufig in die Argumentation
eingebaut, daß es nicht wundert, Christus glatt und einfach
als „den Offenbarer" bezeichnet zu sehen. Er ist in seiner Person
Objekt der Offenbarung (S. 28). Der Eintritt Christi in die Geschichte,
also seine Inkarnation, sein Tod und seine Auferstehung sind ein
„Signal" (senala). Damit wird das Kernstück des Evangeliums von
der in Christus geschehenen Rechtfertigung des Sünders zugunsten
einer Zeit und Raum voll erfüllenden Kirche beiseite geschoben.

Bremen . Walter Nagel

Ausgewählte Fragen zur Christologie. Eine Studie der Internationalen Theologenkommission
(HK 35, 1981 S. 137-145).

Betz, Hans Dieter: Ebeling's Assessment of the Christology Debate (JR61,
1981 S. 315-318).

Breuning, Wilhelm: Das Erbsündenverständnis der Confessio Augustana:
noch ungenützte Einsichten und Möglichkeiten? (Cath 35, 1981
S. 117-140).

Kaufmann, Gordon D.: Constructing the Concept of God (NZSTh23, 1981
S. 29-56).

Lanning, Per: Zur Denkbarkeit Gottes - ein Gespräch mit Wolfhart Pannenberg
und Eberhard Jüngel (StTh 34, 1980 S. 39-71).

Napiörkowski, Stanislaw Celestyn: Christus solus nunquam solus: toward
reinterpreting of the principle „solus Christus" (JES 17,1980 S. 454-476).

Oesterle, Hans J.: Karl Barths These über den Gottesbeweis des Anselm von
Canterbury(NZSTh23, 1981 S. 91-107).

Röhls, Jan: Ist Gott notwendig? - Zu einer These E. Jüngels (NZSTh 22, 1980
S. 282-296).

Slenczka, Reinhard: Das Christusbekenntnis als Fundament für Kirchentag
und Ökumene. Dogmatische Maßstäbe kirchlicher Entscheidung (ÖR 30,
1981 S. 165-181).

Turrado, Argimiro: Marxismo y Cristianismo: origen y fatalidad de las

alienaciones del hombre (II) (RAE 21, 1980 S. 9-45).
Wie von Gott reden? Ein Gespräch mit Professor Wolfhart Pannenberg

(HK 35, 1981 S. 182-189).

Praktische Theologie: Allgemeines

Handbuch der Praktischen Theologie, hrsg. v. P. C. Bloth,
K.-F. Daiber, J. Kleemann, C.-J. Roepke, H. Schröer, T. Stählin,
K. Wegenast. Bd. 2: Praxisfeld: Der einzelne/D'e Gruppe. Gütersloh
: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1981. 423 S. gr. 8 Pp.
DM 68,-.

Band 2 des mit Spannung erwarteten neuen „Handbuchs der Praktischen
Theologie" ist nun endlich als erster herausgekommen. Sein
Titel „Praxisfeld: Der einzelne/Die Gruppe" ruft Assoziationen in
Richtung Seelsorge hervor, die in diesem Band jedoch erst im dritten
Teil erscheint. Das Werk folgt nämlich in seiner Gliederung nicht
dem konventionellen Aufbau der Praktischen Theologie nach den
althergebrachten Hauptdisziplinen Liturgik, Homiletik, Katechetik
und Poimenik, sondern versucht in Anlehnung an S. Hiltners "Pre-
face to Pastoral Psychology" Handlungsfelder und Handlungsziele in
ein Koordinatensystem zu bringen. Dieses soll der Realität der Praxis
eher gerecht werden als die allzu engen überkommenen Raster. Freilich
verwirrt dieses komplizierte Schema den Leser, weil es auseinanderreißt
, was zusammengehört. Das Praxisfeld des 2. Bandes und
das Praxisfeld des 3. Bandes (Gemeinden) lassen sich nicht trennen,
zumal es sich um verschiedene Begriffskategorien handelt. Auch
„Gesellschaft und Öffentlichkeit" (Band 4) und „Gemeinden"
(Band 3) lassen sich so nicht auseinandernehmen, selbst wenn von
einem nicht ekklesiologisch verstandenen, rein pragmatischen
Gemeinde-Begriff ausgegangen wird.

Die Herausgeber stellen fest: „Also keine pastorale Theologie,
keine Klassifizierung nach ihrem Wert für pfarramtliche Praxis! Wir
wünschen uns als Leser nicht nur Theologen und Pfarrer... das
HPTh ist nicht einer einzigen theologischen Position verhaftet,