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Ausgabe:

1982

Spalte:

346-347

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Lambrecht, J.

Titel/Untertitel:

Tandis qu'il nous parlait 1982

Rezensent:

Weder, Hans

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345

Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 5

346

Neues Testament

Weder-Altherr, H.: Taschen-Tutor. Neues Testament. Göttingen:
Vandenhoeck & Ruprecht 1980. 214 Karteikarten kl. 8". DM 36,-.

Nach den beiden, inzwischen mehrfach aufgelegten, Teilbänden
des Taschen-Tutor AT (s. ThLZ 101, 1976 Sp. 743f; 104, 1979
Sp. 37f) und nach dem Taschen-Tutor Dogmatik (s. ThLZ 103, 1978
Sp. 321-332) liegt nun der dritte Band vor, den der Zürcher Neu-
testamentler Hans Weder erarbeitet hat. Die formale Gestaltung und
die inhaltliche Zielsetzung entsprechen dabei denen der früheren
Bände. W. betont nachdrücklich, Sinn des Tutors sei es „lediglich",
die Beschäftigung mit „Lehrbüchern, Quellen und übriger Sekundärliteratur
zu erleichtern", nicht etwa, diese zu ersetzen. Der Tutor ist
so angelegt, daß er Studienanfängern ebenso helfen kann wie Studierenden
mittlerer Semester und Examenskandidaten (auf die sich
allerdings die Aufgaben karten und gelegentlich auch die Diskussions-
vors^hläge in erster Linie zu beziehen scheinen). W. schlägt dem
Benutzer ausdrücklich vor, er solle den Tutor durch selbstangefertigte
Karteikarten ergänzen.

Der Tutor gliedert sich, abgesehen von der „Anleitung zum Gebrauch
", in neun Kapitel: 1. Zeitgeschichte und Umwelt des NT; 2.
Jesus; 3. Theologie der Urgemeinde; 4. paulinische Briefe; 5. Synoptiker
und Apostelgeschichte; 6. das johanneische Schrifttum; 7. die
übrigen Schriften des NT (Kap. 4-7 behandeln jeweils Einleitungsfragen
und Theologie der NT-Schriften); 8. Geschichte des Urchristentums
; und-eine etwas überraschende Mischung-9. „Gattungen,
Text, Kanon, hermeneutische Probleme". Die Karten von Kap. 9
enthalten ganz überwiegend Literaturhinweise und Diskussionsvorschläge
; W. verzichtet bewußt darauf, etwa zu den Themen „Biblische
Theologie" oder „Mitte des NT" inhaltlich Stellung zu nehmen,
und sei es auch nur durch Referate der kontroversen Positionen.

W. nennt zu Beginn eine „Basisliteratur" von sechs Büchern, die er
in der Hand des Benutzers voraussetzt, u. a. die Einleitung von
Kümmel (oder Vielhauer), Leipoldt/Grundmann und Bultmanns
Theologie des NT (oder Goppelt); auf diese Bücher wird vor allem
bei den Aufgaben-Karten regelmäßig verwiesen, und auch sonst bezieht
sich W. mit vollem Recht fast ausschließlich auf wirkliche
Standardliteratur.

Bemerkenswert ist der Aufbau der einzelnen Kapitel: Die Aufgaben
und die Diskussionsvorschläge für Arbeitsgruppen stehen nicht
am Ende, sondern am Anfang, d. h. der Benutzer soll gleichsam auf
den Geschmack gebracht werden, bisher Unbekanntes interessant zu
finden (es bleibt jedem natürlich freigestellt, die Karten anders zu
ordnen). Bei den jeweils abschließenden „Testfragen" hat W. sehr zu
Recht darauf verzichtet, Antworten, also „Musterlösungen", zu bieten
. Etwas problematisch ist vielleicht die zu beobachtende Unein-
heitlichkeit bei den Lern-Karten: Bei einigen Themen werden z. T.
sehr einprägsame „Grund-Sätze" formuliert, meist aber fehlen solche
Merksätze.

Es ist bei einem Werk dieser Art natürlich ganz ausgeschlossen,
einen Überblick über den gesamten Inhalt zu geben. Stattdessen sei
der Versuch unternommen, anhand des Themas „Wunder" die Verfahrensweise
des Taschen-Tutors darzustellen;

Die Karte mit den Diskussionsvorschlägen zum Teilabschnitt
..Ethik, Nachfolge, Wunder" (D2.2) enthält zu den Wundern zwei
Fragen, nämlich die nach dem „Stellenwert" der Wundergeschichten
(bei Jesus, in der Gemeinde, in der neueren Theologie, in gegenwärtiger
Verkündigung) und die Frage nach den hermeneutischen
Grundproblemen beim Vermitteln nt.licher Wundergeschichten. Die
Lern-Karte (L 2.2.4) informiert zunächst darüber, daß seit Celsus die
Wunderberichte kritisiert worden seien bis hin zu Bultmann, der
..traditionsgeschichtliche Skepsis" vertreten habe. Dann folgen drei
Bemerkungen zum „Historischen": 1. „Fest steht, daß Jesus in einem
erheblichen Umfang Heilungswunder getan hat." 2. Nicht klar seien
d'e Anfänge der Überlieferung von Naturwundern - vielleicht seien

die Vorgänge „schon den Beteiligten nicht durchsichtig" gewesen. 3.
Beim Traditionsprozeß der Wundergeschichten „dürften die nachösterlichen
Erscheinungen eine gewisse Rolle gespielt haben". In
einem dritten Teil formuliert W. sieben Aussagen zum „evange-
lische(n) Wunderverständnis": Die Wunder seien als Zeichen von
Jesu Vollmacht verstanden worden; Jesus habe die Wunder als Aufhebung
der Herrschaft des Satans begriffen (unter Hinweis auf
Mt 11,2-6; Lk 11,20); „Im Unterschied zur Umwelt" fehlten das
Straf- und das Schauwunder; die Wunder seien „meistens auf den
Glauben bezogen"; in der Gemeinde hätten diese Erzählungen die
Funktion, Jesus als den Erhöhten zur Sprache zu bringen; die Wunder
verdeutlichten, daß Gott den ganzen Menschen meine; und: „Die
Wunder Jesu können nur im Kontext des Ausbleibens des Wunders
am Kreuz sachgemäß verstanden werden." Diese Feststellungen
werden schließlich in einem kurzen „Grundsatz" zusammengefaßt:
„Die Wunder Jesu sind keine Mirakel . . . (Sie) schaffen keinen Glauben
, sie sind dessen Ausdruck." In den Testfragen (T 2) erscheint das
Thema noch einmal mit der Anweisung: „Nennen Sie die Hauptunterschiede
zwischen dem Wunderverständnis Jesu und dem seiner
Umwelt."

Zweifellos enthalten die Informationen und Fragen so viele
Denkanstöße, daß ein naives Verständnis der Wunder von vornherein
ausgeschlossen wird. Andererseits fällt aber auf, daß W. nicht
exakt zwischen Wundern und Wundergeschichten unterscheidet, daß
er die, so ja nicht zutreffende, These vom Fehlen der Schau- und
Strafwunder wiederholt, und daß er damit zugleich die Differenzen zu
den außerchristlichen Wunderüberlieferungen überbetont, was stark
nach Apologetik aussieht. Zu fragen wäre auch, in welchem Sinn
eigentlich gesagt werden kann, am Kreuz sei das Wunder ausgeblieben
.

Bemerkenswert und sehr zu begrüßen ist der breite Raum, den W.
der Theologie des Paulus widmet (allein elf Lern-Karten, dazu die
Diskussionsvorschläge und die Aufgaben-Karten); hier bekommt der
Student sehr gute Hilfen an die Hand, das aus der Literatur Gewonnene
verarbeiten und repetieren zu können. Auf der anderen Seite
findet sich vieles sehr knapp Formulierte; so lautet beispielsweise die
einzige Aussage über das markinische Messiasgeheimnis, es diene
„dazu, die Darstellung des irdischen Wirkens Jesu mit dem Kerygma
vom Gekreuzigten und Auferstandenen zu verbinden. Der Irdische
wird sachgemäß erst von Ostern her verstanden." Das ist ja richtig -
aber damit ist doch noch nicht gesagt, was das Messiasgeheimnis ist.

Trotz dieser eher kritischen Einzelbemerkungen ist der Gesamteindruck
doch ein positiver: Es ist W. gelungen, im Rahmen des ganzen
Unternehmens Taschen-Tutor das Fach Neues Testament angemessen
zur Geltung zu bringen.

Bethel Andreas Lindemann

Lambrecht, J.: Tandis qu'il nous parlait. Introduction aux paraboles.
Traduit par Sr. M. Claes, Preface de A. L. Descamps. Paris: Le-
thielleux; Namur: Culture et Verite 1980. 302 S. 8' = Le Sycomore
[Originalausgabe Amsterdam 1976].

Lambrecht schreibt diese Einführung in die Gleichnisse Jesu nicht
für Fachspezialisten, sondern das Buch «est destine ä tous les
chretiens desireux d'approfondir la connaissance des evangiles»
(S. 11). Dies heißt jedoch nicht, daß wir es hierbei mit einer simplifizierenden
Popularisierung zu tun haben. Vielmehr versteht es der
Autor, komplexe exegetische Resultate zusammenzufassen und in
ihrer theologischen und hermeneutischen Relevanz zum Zuge zu
bringen. Besonders hervorzuheben ist, daß der Autor es auch dem
Nicht-Spezialisten zumutet, den Erkenntnisweg der historischkritischen
Exegese zu beschreiten.

In einem recht kurzen Einleitungskapitel werden grundlegende Definitionen
und ein Abriß des methodischen Vorgehens geboten. Bemerkenswert
ist hier weniger die nicht ganz überzeugende Unter-