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Ausgabe:

1982

Spalte:

333-334

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Beckmann, Joachim

Titel/Untertitel:

Hoffnung für die Kirche in dieser Zeit 1982

Rezensent:

Berger, Siegfried

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 5

334

schrieben. In seinem einleitenden Beitrag nimmt John Coventry
die Fixierung des englischen Katholizismus (in der 2. Hälfte des
19. Jahrhunderts) auf Rom und das Papstamt zum Anlaß, für eine
„Befreiung" des Papstamtes von seiner ihm zugewachsenen Machtfülle
zu plädieren, damit es wieder als Zeichen der Einheit einer von
der Eucharistie her verstandenen kirchlichen Gemeinschaft erkennbar
und wirksam werden kann. J. Derek Holmes untersucht die
Einstellung Newmans in der Auseinandersetzung zwischen Ultramontanismus
und liberalem Katholizismus vor dem Ersten Vatikanischen
Konzil. Er beschreibt die differenzierende, mittlere und vermittelnde
Stellung Newmans zwischen denen, die dem Syllabus der
Irrtümer und der Enzyklika Quanta Cura (1864) Unfehlbarkeit zusprachen
(z. B. Manning) und denen, die diese Dokumente ablehnten.
Einem der bedeutenden katholischen Laien, der Tür einen den neuen
geistigen Entwicklungen gegenüber offenen liberalen Katholizismus-
vergeblich - eintrat, Lord Acton, ist der Beitrag von Hugh
Mac Dougall gewidmet.

Nicholas Lash vertritt in seinem Aufsatz die These, daß Anliegen
des Modernismus, beispielhaft verdeutlicht an Wilfrid Ward, Friedrich
von Hügel und Maurice Blondel, im 2. Vaticanum zur Entfaltung
kamen. Djese „Renaissance" sei jedoch zu spät gekommen,
da sie der Tradition eines Bemühens verhaftet blieb, den römischen
Katholizismus an neue geistige und gesellschaftliche Entwicklungen
zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert heranzuführen. R. J. Lahey
untersucht die Gründe, aus denen heraus Kardinal Bourne, die Führungspersönlichkeit
des englischen Katholizismus, sich von einem
Befürworter der inoffiziellen anglikanisch-katholischen Gespräche
von Malines/Mecheln 1921-1926 zu einem Gegner dieser Bemühungen
wandelte. Er sieht den tiefsten Unterschied zwischen Kardinal
Mercier, Mecheln, und Bourne in ihrer unterschiedlichen Einstellung
zur Möglichkeit eines größeren theologischen Pluralismus
im römischen Katholizismus. Adrian Hastings und Bernhard
Sharratt stellen in Überblicken die theologischen, kulturellen, politischen
und soziologischen Entwicklungen im englischen Katholizismus
zwischen den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts und etwa
1970 dar.

Zwei der wieder abgedruckten Aufsätze von Garrett Sweeney
untersuchen kritisch die Diskussionen, Vorstellungen und Vorgänge,
die zu den Aussagen des 1. Vaticanums über Primat und Unfehlbarkeit
des Papstes geführt haben. In einem weiteren Beitrag beschreibt
er die Entwicklung, die zu einer Konzentration der Bischofsernennungen
in der Hand des Papstes geführt hat und die er
wiederum kritisch hinterfragt.

Die Beiträge dieses Bandes, die in ihrer Grundhaltung die auf Offenheit
und Erneuerung drängende Tendenz im heutigen römischen
Katholizismus widerspiegeln, sind in zweifacher Hinsicht instruktiv
und theologisch bedeutsam: Sie machen einmal gerade nicht-englische
Leser mit einer nicht unbedeutenden nationalen Komponente
des modernen Katholizismus vertraut. Zum anderen bieten sie eine
kritische Analyse jener theologischen und kirchenpolitischen Kräfte
und Auffassungen, die im Umkreis des 1. Valicanums und dann
Weder in der Entwicklung hin zum 2. Vaticanum in oft harten Auseinandersetzungen
um die strukturelle Gestalt und das geistige Profil
des Katholizismus gerungen haben.

Hannover Günther Gaßmann

Beckmann, Joachim: Hoffnung für die Kirche in der Zeit. Beiträge zur
kirchlichen Zeitgeschichte 1946-1974. Göttingen: Vandenhoeck &
Ruprecht 1981. XII, 420 S., gr. 8- = Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte
, Reihe B: Darst., 10. Kart. DM 72,-.

J- Beckmann wird im Vcrlagstext auf der Buchrückseite als „einer
der profiliertesten evangelischen Kirchenführer der Nachkriegszeit"
bezeichnet. Selbst Leser, die einer jüngeren Generation zugehörig

sind oder aus geographischen, konfessionellen und anderen Gründen
mit dem Wirken Beckmanns als Hochschullehrer, Prediger und kirchenleitende
Persönlichkeit kaum oder gar nicht in Berührung gekommen
sind, werden bei der Lektüre der gesammelten Beiträge aus
nahezu drei Jahrzehnten zugestehen, daß das Verlagsurteil durchaus
zutreffend ist. Die Vorträge, Aufsätze, Berichte, Stellungnahmen
und Interviews zeichnen sich durch eine glänzende Diktion aus. Sie
sind klar formuliert, geradezu pädagogisch angelegt und beeindrucken
durch ihre nüchterne, an der Reformation orientierte theologische
Position (z.B. 160-170: Können der Lutherische und der
Heidelberger Katechismus unverkürzt nebeneinander in Geltung stehen
?; 207-217: Recht und Grenze sozialethischer Stellungnahmen
der Kirche; 227-236: Abendmahlsgemeinschaft und Kirchengemeinschaft
), durch die deutlich e'rkennbare persönliche Einstellung zu aktuellen
sozial-ethischen Problemen (z. B. 91-98: Evangelische Verantwortung
für die Zukunft des deutschen Volkes; 171-186: Theologische
Probleme der Strafrechtsreform; 187-206: Geburtenregelung
als ethisches Problem; 299-322: Kirche und Kriegsdienstverweigerung
im 20. Jahrhundert; 337-362: Menschliche Zukunftsplanung
und christliche Zukunftshoffnung) und durch die souveräne
und offene Gesprächsfähigkeit gegenüber Journalisten (z. B.
120-132: Die Bibel und das Vaterland; 218-226: Reichtum ist für die
Kirche eine große Gefahr). Die meisten Beiträge sind nicht nur wichtige
zeitgeschichtliche Dokumente (z. B. 64-72: Zum Verständnis der
Barmer Theologischen Erklärung; 73-92: Das Wort des Bruderrates
der Ev. Kirche in Deutschland zum politischen Weg unseres Volkes
vom 8. August 1947; 99-114: Neuordnung der Ev. Kirche der
Union. Antwort an ihre Kritiker). In vielen Passagen sind sie in ihrem
theologischen Gehalt noch heute erstaunlich aktuell.

Ein ausführlicher Index erleichtert die vielseitige Verwendung der
gesammelten Beiträge. Leider ist S. 210 im letzten Absatz der Textsinn
durch fünf Druckfehler schwer erkennbar geworden (recte: Der
theologische Rechtsgrund ... in alle Bereiche . .. hinein zur Geltung
... als gäbe es.. . nicht hineinreicht).

S. B.

Religion Index Two: Festschriften 1960-1969. Ed. by B. A. O'Brien
and E. J. O'Brien. Chicago, III.: American Theological Library
Association 1980. XXX, 741 S. 4°.

Der vorliegende Band will ein Index für Festschriften "in western
languages during the 1960's" sein. Es werden insgesamt 795 Titel auf
vierfache Weise kollationiert: Author and Editor Index (527-741),
Subject Index (1-524), Title Index (XV-XXVI), Series Index
(XXVII-XXX). Die Einleitung nennt folgende Zahlen: 13 241 Autoren
- bzw. Editoreneintragungen, sowie 33 038 alphabetisch aufgerührte
Schlagworte. Damit liegt ein wertvolles Nachschlagewerk für
den weitgehend unübersichtlich gewordenen Bereich der Festschriften
(einschließlich der zu Festgaben erklärten Zeitschriftenhefte
) vor, das sicher vielfache dankbare Benutzung erfahren wird.
Freilich wimmelt es in dem Computersatz nur so von Druckfehlern.
Damit wird eine Nachprüfung einer bibliographischen Angabe am
Original unumgänglich. Der Band setzt, in zeitlicher Rückschau, die
Bemühung fort, die 1979 mit dem Band RIT: Multi-Author Works
1977 (vgl. ThLZ 106,1981 Sp. 17) begonnen worden ist.

M. P.