Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1982

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

293

Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 4

294

dogmatisch-objektiven Lehrpredigt ebenso wie von einer religiössubjektiven
Stimmungsrede (vgl. dazu auch das Vorwort). Betrachtungen
sind subjektiv - sie laden aber ein zum Zusehen. Dazu bedarf
es einer Verständigung mit dem Partner. Und so wird der Hörer und
der Leser (dieser vielleicht noch mehr als jener) beteiligt am Bemühen
des Predigers um das Verstehen des Textes und der Wirklichkeit, so
•daß ein indirekter Dialog die Predigten zu einer Art vertraulicher
Zwiesprache werden läßt. Die Sprache, die sie sprechen, läßt die
Wahrheit, die der Glaube wahrnimmt, in einem hohen Grade einsichtig
, ja plausibel werden. Der Eindruck, den sie vermitteln, läßt
sich vielleicht so zusammenfassen: Indem die Predigt dem Menschen
„gut zuredet", kann sie ihr Ziel, „Zuspruch des Guten" zu sein, auch
heute durchaus erreichen.

Naumburg Hartmut Genest

Neue Calwer Predigthilfen. 3. Jahrgang Band A: Advent bis Himmelfahrt
, hrsg. v. H. Bornhäuser, H. Breit, G. Hennig, H. D. Preuß,
J. Roloff, T. Sorg. - Württembergische Marginalreihe Band A:
Advent bis Himmelfahrt, hrsg. v. G. Hennig u. T. Sorg. Stuttgart:
Calwer Verlag 1980. 326 u. 318 S. 8°. Kart., je DM 28,-.

„Die neuen Calwer Predigthilfen haben sich - nicht zuletzt mit
ihren fünf sich bewährenden Arbeitsschritten - in steigendem Maße
Freunde erworben." So resümieren die Herausgeber im ersten Halbband
des 3. Jahrgangs (S. 11) die Aufnahme der neuen Predigthilfsreihe
. Bei der Besprechung von deren Startband ist in dieser Zeitschrift
ausführlicher auf Konzeption und Methode des Unternehmens
eingegangen worden (ThLZ 105, 1980 145-147). Die beiden
jetzt zur Anzeige vorliegenden Bände wurden redaktionell verantwortet
von Hans Bornhäuser (3. Jg. A) und Gerhard Hennig (Württ. Marginalreihe
A). Der Kreis der Mitarbeiter (31 bzw. 34) wurde geographisch
und personell erweitert; die theologische „Bandbreite" innerhalb
des beibehaltenen Gesamtprofils ist gewachsen. In beiden Bänden
ist (bis auf eine Ausnahme) die Fünfschrittfolge der Vorbereitung
konsequent angewandt worden (Auslegung; Theologische Entscheidungen
; Anregungen, Anstöße, Kontraste; Seelsorgerliche Überlegungen
; Zur Predigt). Dabei bleiben „Auslegung" und „Zur Predigt"
die beiden bewußt gesetzten „Schwerpunkte der Beiträge" (Marginalreihe
, S. 11).

Hinsichtlich der Ausführung des Schrittes „Anregungen usw." notieren
wir, daß gegenüber dem Startband jetzt weniger Materialien
aus vorliegender Predigtliteratur gebracht werden; demgegenüber hat
der Anteil von - zu den Bibeltexten auch gegenläufigen - Anregungen
aus allgemeinliterarischen Texten zugenommen. Besonders reichhaltig
werden Assonanzen und Dissonanzen aus Werken von Schriftstellern
und Dichtern verwandt, und zwar derart, daß solche Zitate bzw.
Hinweise nicht einer falschen Literarisierung, vielmehr einer Profilierung
von Predigtaussagen dienen.

Im Schritt „Seelsorgerliche Überlegungen" sind in den neuen Bänden
die Reflexionen stärker verallgemeinert worden; Beschreibungen
spezieller Gemeindesituationen sind im Vergleich zum Startband
jetzt seltener. Das dürfte der eigenen situationsgeleiteten Vorbereitungsarbeit
des Predigers förderlich sein.

Zu schwach entwickelt scheinen uns weiterhin rhetorische Überlegungen
zu sein. Viele Ausarbeitungen „Zur Predigt" bieten Vorschläge
für einen inhaltlichen Verlauf, ohne daß dabei Strategie und Taktik
des Redeverfahrens reflektiert würden. Dem entspricht es, daß
herkömmliche Gliederungsmuster überwiegen. Hilfreich ist, daß des
öfteren in einer Ausarbeitung unterschiedliche Gedankenskizzen für
die Predigt angeboten, auch zuweilen Möglichkeiten erzählerischen
Verfahrens betont werden. Insgesamt aber wäre u. E. der Ergebnisreichtum
der Arbeitsschritte noch zu erhöhen, wenn ein reflektierter
Prcdigtplanungsschritt unter Berücksichtigung der zuvor vermittelten
Inhalte und Impulse erfolgen würde. Wir nennen aus dem 3. Jg. A
einige Ausarbeitungen, in denen bereits in dieser Richtung vorgegangen
wird: S.29ff, 45ff, 88ff, 132ff, 141ff, 168ff, 182ff, 252ff, 286ff,
305 ff.

Der Einfluß von neu vorgelegten Predigthilfen auf die Predigtpraxis
ist groß. Ein Grund für das geringe Vorkommen von Marginaltexten
auf den Kanzeln ist auch in der seltenen Behandlung solcher Texte in
der Predigthilfsliteratur zu vermuten. So ist es verdienstvoll, daß die
Neuen Calwer Predigthilfen eine Jahresreihe von Marginaltexten bearbeiten
. Der Rez. bedauert freilich, daß dieser Band einen württembergischen
Sonderweg propagiert und fragt sich, warum nicht eine
Auswahlreihe aus dem reichen Marginaltextangebot der seit 1978 in
deutschen Landeskirchen gebräuchlichen revidierten Ordnung der
Predigttexte (OPT) behandelt wurde. Genauer besehen ist allerdings
der württembergische Anteil gar nicht so stark. Von den 37 Texten,
die behandelt werden, kommen allein 20 unter den Marginaltexten
der jetzigen OPT am gleichen Sonn- und Festtag vor; weitere 7 der für
Württemberg vorgeschlagenen Marginaltexte stehen ebenfalls in
OPT, nur an anderer Stelle; von Texten, die in OPT jetzt nicht mehr
vorkommen, hat die württembergische Reihe als wirkliches „Sondergut
" im ersten Halbjahr lediglich 4 Schriftabschnitte zu bewahren
versucht; außerdem liest sie, als Sondervorschlag, von Reminiscere bis
Karfreitag aus der Passionsgeschichte nach Matthäus (statt nach Markus
, wie in OPT vorgeschlagen). Die für die württembergische Marginalreihe
von Advent bis Himmelfahrt aus der früheren Ordnung erhaltenen
und jetzt in OPT nicht mehr vorkommenden Texte sind die
folgenden: 1 Joh 4,1-6 (1. Sonntag n. d. Christfest; früher 20. n. Trin.
VI); Apg 15,1-12 (3. Stg. n. Epiph.; früher Peter und Paul III); Mk
9,43^8 (Invokavit/Landesbußtag; früher 7. n. Trin. V); Lk 22,7-20
(Gründonnerstag; so auch früher M mit anderer Abgrenzung).

Insgesamt bestätigen die neuen Bände der Neuen Calwer Predigthilfen
die aus Anlaß der früheren Besprechung in dieser Zeitschrift
gegebene Analyse und Einschätzung: mit ihrer vielseitigen, systematisierten
Vorbereitungsmethode, dem nachdrücklichen Betonen von
biblisch-theologischen Inhalten für die Predigt und der lebendigen
Transmissionsarbeit zwischen Theorie und Praxis sind sie wirkliche
„Predigthilfen".

Berlin Christian Bunners

Adler, Johannes: Die gute Hand Gottes. Lesepredigten. Berlin: Evang. Verlagsanstalt
1980. 304 S. 8 Lw. M 9,20; Ausland 12,80.

Domay, Erhard, u. Horst Nitschke [Hrsg.]: Gottesdienstpraxis. 3. Perikopen-
reihe. Bd. 2. Lätafe bis 7. Sonntag nach Trinitatis. Bd. 3: 8. Sonntag nach
Trinitatis bis Ewigkeitssonntag. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd
Mohn 1981. Je 160 S. 8*. Kart, je DM 19,80.

- : Gottesdienstpraxis. 4. Perikopenreihe. Bd. 1: 1. Sonntag im Advent bis
Okuli. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1981. 151 S. 8
Kart. DM 19,80.

Harms, Louis: Honnig. Verteilen un Utleggen in sin Modersprak. Utgawen
von sin Broder un Nafolger Th. Harms. [Neu hrsg. von H. Kröger] - Unver-
änd. Nachdr. d. Ausg. von 1877. Hermannsburg: Missionsbuchhandlung
1981.371 S., I Taf. 8

Nitschke, Horst: Erzählende Predigten 2, hrsg. in Zusammenarb. m.
H. W. Dannowski, H. H.-D. Knigge. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus
Gerd Mohn 1981. 158 S. 8°. Kart. DM 19,80.

- [Hrsg.]: Aus dem Gesangbuch gepredigt. Predigten, Meditationen, Gottesdienste
. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1981. 139 S. 8*.
Kart. DM 19,80.

Piper, Hans-Christoph: Der Acker meines Herzens. Wie sich das Ich beim Predigt
-Zuhörer artikuliert (LM 20, 1981 S. 74-76).

Reicke, Ingalisa [Hrsg.]: Steh auf, Nordwind ... Skandinavische Predigten und
Meditationen aus neuerer Zeit. Mit einem Vorwort v. O. Cullmann. Konstanz
: Christliche Verlagsanstalt 1981. 214 S. 8 Kart. DM 19,80.

Richter, Klemens [Hrsg.]: Der Himmel geht über allen auf. Beispiel der Verkündigung
angesichts des Todes. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1980. 160
S. 8 Kart. DM 19,80.

Willberg, Hans Harald: Vom Leben erzählen. Einige Gedanken zu unseren
Osterpredigten (PB1 121, 1981 S. 234-242).