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Ausgabe:

1982

Spalte:

289-291

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Wieh, Hermann

Titel/Untertitel:

Konzil und Gemeinde 1982

Rezensent:

Friemel, Franz Georg

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289

Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 4

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surrections ouvrieres lyonnaises de 1831 et de 1834 et l'«engage-
ment» de Lamennais (73-102); R. Payot, Lamennais metaphysi-
cien: le Systeme de Philosophie (109-18); J. R. Derre, La theologie
sociale de Gerbet (127-39); M. J. Le Guillou, Lamennais ä la
lumiere de Vatican II (145-58); den Vorträgen folgen jeweils unmittelbar
die dazu gehörenden Diskussionsbeiträge. Alle Vorträge enthalten
z. T. umfangreiche Quellenzitate. Eine Bibliographie von
L. Le Guillou nennt 11-und 12bändige Ausgaben aus dem 19. Jh.
und Einzelwerke von Lamennais, mehrere Bibliographien und große
Arbeiten über ihn sowie neuste Literatur von 1970-80 (165-71).

G.H.

Borresen, Kari Elisabeth: L'anthropologie theologique d'Augustin et de Thomas
d'Aquin. La typologie homme-femmc dans la tradition et dans l'eglise
d'aujourd'hui (RSR 69, 1981 S. 393-406).

Gervais, Pierre: Les enonces de foi de l'Eglise aux prises avec la contingcnce de
l'histoire selon Karl Rahner (NRTh 113, 1981 S. 481-511).

Mühlsteiger, Johannes: Exomologese (Schluß) (ZKTh 103, 1981 S. 257-288).

O'Leary, Joseph Stephen: Dieu-Esprit et Dieu-Substance chez Saint Augustin
(RSR 69, 1981 S. 357-390).

Thiele, Walter: Beobachtungen zu den eusebianischen Sektionen und Kanones
der Evangelien (ZNW 72, 1981 S. 100-111).

Trevijano Etcheverria, Ramön: El recurso a la escritura en el „Pen Euches"
(Origeniana Secunda. 11 convegno internazionale di studi origeniani [Bari,
20-23 Settembre 1977]. Roma: Edizioni dell'ateneo 1980 = Quadeni di
„Vetera Christianorum", 15. S. 105-118).

Zuiek. Roman, S. J.: La Transfiguraciön escatolögica del mundo visible en la
Teologia Rusa. Estudio de la doctrina corriente entre 1836 y 1917. Roma:
Pontificium Institutum Orientalium Studiorum 1980. XVI, 220 S. gr. 8* =
Orientalia Christiana Analecta, 209.

Zweerman, Theo: „Reddere" und „Sustinere". Sokratische Gedanken zur
FreiheitsaufTassungdeshl. Franziskus von Assisi (FS63, 1981 S. 70-98).

Systematische Theologie: Allgemeines

Wich, Hermann: Konzil und Gemeinde. Eine systematisch-theologische
Untersuchung zum Gemeindeverständnis des Zweiten Vatikanischen
Konzils in pastoraler Absicht. Frankfurt/M. ICnecht 1978.
VIII, 248 S. gr. 8- = Frankfurter theologische Studien, 25. Kart.
DM 42-.

Das Tridentinum hatte zwar schon die Gemeinde im Blick, aber
unter dem Aspekt der Verwaltung, der Aufgliederung eines Bistums
in Pfarreien, der Zuständigkeit. Gemeinde wird - wie Karl Rahner
einmal gesagt hat - betrachtet als Agentur der Weltkirche. Da in
Trient zentralistisches Denken in die Kirche Einzug hält, verliert sich
die Sensibilität für die Gemeinde. Das Erste Vaticanum hatte ein paar
seelsorgerliche Probleme diskutiert, aber von einer Theologie der Gemeinde
konnte nicht die Rede sein. Versuche zu einer theologischen
Betrachtung der Gemeinde gibt es in der katholischen Theologie - im
Zusammenhang mit der liturgischen Bewegung - erst seit der Zeit
nach dem Ersten Weltkrieg. Zu einer ernstlichen Beschäftigung mit
der theologischen Relevanz von Gemeinde und Pfarrei kam es seit
den Überlegungen von F. X. Arnold in „Glaubensverkündigung und
Glaubensgemeinschaft" (1955) und mit Karl Rahners Überlegungen
zur Theologie der Pfarrei, die er in dem von seinem Bruder herausgegebenen
Sammelband „Die Pfarre" (1956) und - diese Gedanken
weiterführend - in der mit Ratzinger herausgegebenen Quaestio
D'sputata „Episkopat und Primat" (1961) vortrug.

Hermann Wieh zeigt in seiner Untersuchung, wie das Zweite Vatikanische
Konzil eine Theologie der Gemeinde entwickelt. Diese Gemeindetheologie
war von den Konzilsvätern nicht formell angezielt
worden, sie entstand sozusagen am Rande des Nachdenkens über die
Kirche und ihre Liturgie, über Bischöfe, Priester und Laien sowie
"ber die Mission.

Das Konzil hat kein Dokument über die Gemeinde hervorgebracht
, aber es hat eine Reihe von Aussagen gemacht, die zu einer
Theologie der Gemeinde zusammengefügt werden können. Wieh
zeigt in seiner Dissertation, wie aus den spärlichen Voten und den
wenig theologischen, sondern mehr pragmatischen Stellungnahmen
zum Thema Pfarrei und Gemeinde, die in der Vorbereitungsphase
des Konzils eingingen, im Verlaufe der Arbeit der Kommissionen bis
hin zu den Diskussionen in der Konzilsaula eine respektable Grundlage
für eine Gemeindetheologie zustande kam, die den seit der Reformation
bestehenden Vorsprung der evangelischen Theologie der
Gemeinde in etwa ausgleicht.

Wiehs Untersuchungsmethode ist einfach und transparent. Er arbeitet
zunächst die mehr als zweitausend Meinungsäußerungen der
Phase der Antepraeparatoria - der Zeit der Meinungssammlung -
durch und untersucht sie auf ihren Gehalt an systematisch-theologischen
Aussagen über Gemeinde und Pfarrei. Hier findet er einiges
im Zusammenhang mit den Themen „Größe der Pfarrei", „Person
des Pfarrers" und der übrigen Pfarrseelsorger, „die Rolle der Laien",
die Bedeutung von „Katechese" und „Liturgie".

Sodann unterzieht er die Phase der Praeparatoria - das ist die Zeit,
in welcher Kommissionen und Sekretariate systematisch Themen
und Materialien durchforschen - einer einläßlichen Betrachtung.
Hier findet'er - schon in der literarischen Gattung eines Schemas -
eine Fülle von Aussagen, welche Pfarrei und Gemeinde betreffen. Es
zeichnet sich schon ab, daß Pfarrei mehr sein muß als ein Verwaltungsbezirk
für Seelen, nämlich communitas oder congregatio carita-
tis. Selbst das Thema der Personalpfarreien kommt in dieser frühen
Phase schon ins Spiel. Weitere Themen sind: der Pfarrer, die Wiedereinführung
des ständigen Diakonats, die Rolle der Laien, die nicht
mehr nur als Objekte sondern als Mitarbeiter des Apostolats gesehen
werden. Pfarrei als Gottesdienstgemeinschaft deutet die Richtung an,
in der die Gemeindetheologie des Konzils ihre Akzente setzen wird.

Im dritten Teil beleuchtet Wieh das Gemeindeverständnis in den
Diskussionen des Konzilsverlaufs und in den Dokumenten. Hier faßt
er zwei Arbeitsgänge zusammen, denn die Ergebnisse der Konzilsdiskussionen
sind nicht zu verstehen ohne den Hintergrund der Entstehung
der Dokumente. Nur so entfaltet sich ihre Intention, nur im
Rückblick auf die Diskussionen erhält der zu einem Dokument „gefrorene
" Text seine Tiefendimension. Wieh geht alle Konzilsdokumente
und die Diskussionen, die zu ihnen führten, durch und bringt
ihre verborgenen gemeindetheologischen Aussagen zutage. Dabei
sind natürlich die Dokumente Lumen Gentium und Sacrosanctum
Concilium von besonderer Wichtigkeit. Hier zeigt sich auch schon
die Berechtigung des Unterschiedes zwischen Pfarrei und Gemeinde:
Gemeinde ist die Gemeinschaft der Gläubigen, Pfarrei die bestimmte
rechtlich und räumlich gefaßte Form der Gemeinde.

In einem vierten Teil trägt er die zerstreuten und fast impliziten gemeindetheologischen
Ansätze des Konzils zu einer theologischen
Lehre von der Gemeinde zusammen: Grundlage für eine Gemeindetheologie
ist eine erneuerte Sicht der Kirche. Gemeinden sind „vom
Geiste Gottes geprägte Gemeinschaften der Kirche" (307). In der Gemeinde
bilden Laien und Amtsträger gemeinsam „das an einem bestimmten
Ort zusammengerufene und zu seinem Dienst bestellte
Volk Gottes" (311). Nicht nur die Gesamtkirche, sondern auch die in
der Verbindung mit der bischöflichen Teilkirche stehende Gemeinde
ist „Kirche Gottes" (311). Viele der theologischen Charakteristika
von Kirche überhaupt gelten auch für die Gemeinde: sie ist das geheiligte
Gottesvolk; sie soll Christi Heil bewahren und entfalten; sie ist
auf die eschatologische Herrlichkeit hingeordnet; sie steht in Einheit
mit den Heiligen und der Gottesmutter; die Glaubenden sind in ihr
miteinander verbunden und füreinander verantwortlich; sie ist Gemeinschaft
des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe; sie steht in der
Spannung von Sammlung und Sendung; sie ist missionarisch gesendet
; sie muß sich immer wieder von innen her erneuern lassen (312).
Zum Wesen der Gemeinde gehört ihre enge Verbindung mit dem
Bischof; in ihr konkretisiert sich die Verbundenheit mit der gesamten