Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1982

Spalte:

283

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Titel/Untertitel:

La doctrine des douze apôtres 1982

Rezensent:

Kraft, Heinrich

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

283

Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 4

284

Ortego Guerrero, Landelino: America Latina: los cristianos ante las injusticias
(RAE 21, 1980 S. 135-185.451-497).

Rambaldi, Giuseppe: A proposito della Bolla «Apostolicae curae» di Leone
XIII. (Gr. 61, 1980 S. 677-743).

Ruppert, Godehard: Bündisch - Mißtrauisch gegenüber Demokratie und Parteien
? Die politische Haltung des katholischen Jugendbundes Quickborn im
Aufwind des Nationalsozialismus (ThGl 71, 1981 S. 219-233).

Sack, James J.: The Grenvilles' Eminence Grise: The Reverend Charles
O'Connor and the Latter Days of Anglo-Gallicanism (HThR 72, 1979
S. 123-142).

Schenk, Wolfgang: Wirkungszusammenhänge der Entkirchlichung im 19. und
20. Jahrhundert. Eine Thesenreihe (CommViat 23, 1980 S. 237-241).

Schwarz, Georg: Eine Stimme, die uns ruft. Bilderbogen aus dem Leben des Johann
Christoph Blumhardt. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd
Mohn 1981. 80 S. kl. 8'= GTB Siebenstern 1043. DM 7,80.

Stella, Pietro: Giansenismo e agiografia in Italia tra '700 e '800 (Sal 42, 1980
S. 835-853).

Trock, Carl: J. C. H. Fischers kirkepolitik 1875-1880 (ICHS 1980 S. 163-175).

Weber, Christoph: Der „Fall Spahn", die „Weltgeschichte in Karakterbildern"
und die Görres-Gesellschaft II. Ein Beitrag zur Wissenschafts- und Kulturdiskussion
im ausgehenden 19. Jahrhundert (RQ 74, 1979 S. 186-268).

Dogmen- und Theologiegeschichte

La Doctrine des Douze Apötres (Didache). Introduction, Texte, Tra-
duction, Notes, Appendice et Index par W. Rordorf et A. Tuilier.
Paris: Les Editions du Cerf 1978. 228 S. 8' = Sources Chretiennes,
248. fTr 169.-.

Im Textteil sind der griechische Text und eine gut lesbare französische
Übersetzung einander gegenübergestellt. Darunter befinden
sich ein alle Wünsche befriedigender textkritischer Apparat, die Angaben
der vergleichbaren Bibelstellen und der Kommentar mit reichlichen
Verweisen auf Väterparallelen und auf die Sekundärliteratur.
Diese Anordnung finden wir häufig in den Sources Chretiennes; sie
ist der Grund dafür, daß der Rez. ihre Textausgaben allen andern vorzieht
.

Die Herausgeber haben als Beilage die Doctrina XII Apostolorum
beigefügt; sie ist ein Seitenstück zu den Zwei-Wege-Lehren der Didache
und des Barnabasbriefes und geht auf ein altes, nicht erhaltenes
griechisches Original zurück. Der Text in dem vorliegenden Band beruht
auf den beiden lateinischen Handschriften; (eine stammt aus
Freising und befindet sich heute in München, die andere gehört der
Abtei Melk). Das anschließende Bibelstellenverzeichnis könnte für
das Alte Testament ausführlicher sein; die neutestamentlichen Parallelstellen
sind nach dem Gesagten für das Verständnis des Neuen
Testaments wichtiger als für die Didache. Vollständigkeit läßt sich
hier natürlich nicht erreichen, aber in diesem Fall gilt dennoch die
Regel: Viel hilft viel. Bedauerlich ist, daß die im Kommentar verzeichneten
Väterparallelen nicht ebenfalls in einem eigenen Register
gesammelt wurden. Aus Stellenregistern und Wortkonkordanzen läßt
sich mehr lernen als aus Abhandlungen.

Insgesamt ist die Ausgabe nach Meinung des Rez. wohlgelungen.
Lob verdient der mit maßvoller Kritik verbundene Scharfsinn, der in
dem gesunden Urteil der Herausgeber ständig sichtbar wird.

Kiel Heinrich Kraft

Bujo, Benezet: Moralautonomie und Normenfindung bei Thomas von
Aquin. Unter Einbeziehung der neutestamentlichen Kommentare.
Paderborn-München-Wien-Zürich: Schöningh 1979. 382 S. gr. 8°
= Veröffentlichungen des Grabmann-Institutes zur Erforschung der
mittelalterlichen Theologie und Philosophie, N. F. 29. Kart.
DM 44,-.

Dem Buch liegt eine Würzburger Dissertation zugrunde. Der Autor
stammt aus Zaire und hat die Studie mit immensem Fleiß geschrieben
. Er bezieht sich eingangs und in der Schlußbemerkung auf aktuelle
Fragen der Moral, er will also nicht ausschließlich, ja, nicht einmal
primär eine historische Studie vorlegen. Die Frage, ob scholastische
Theologie etwa ergänzt, womöglich abgelöst werden könnte
durch einheimische Traditionen, fehlt völlig.

Das Buch ist flüssig geschrieben, der ausführliche Apparat bringt
auch viele Zitate im Wortlaut, das ist erfreulich. Die überflüssigen
hebräischen Wörter S. 344 müssen ein lamed in resch und ein resch
in dalet verbessern lassen. Die Vorüberlegungen (S. 45) formulieren
die entscheidende Frage: „Inwiefern kann jeder Christ bzw. jeder
Mensch sein sittliches Handeln selbst bestimmen, so daß er nicht
mehr von einer fremden (kirchlichen oder staatlichen) Autorität wie
ein unmündiges Kind bevormundet werden darf und soll? Es geht
also um Autonomie und Heteronomie zugleich, die bestimmend sind
für das Problem der Normenfindung." Den Begriff Autonomie leitet
Vf. von Kant ab - diese Thematik wünschte man sich breiter entfaltet
. Die thomanische Norm versteht er als innere Spontaneität bzw.
inclinatio naturalis, die der interpretierenden Vernunft bedarf. Vf.
weiß, daß Thomas im wesentlichen anderen Fragestellungen nachgegangen
ist, als es heutzutage geschieht. Er meint indes zeigen zu können
, daß genauere Untersuchungen nachweisen oder aufweisen können
, daß Thomas selbst Fragestellungen und Lösungen offen gewesen
ist, die dem üblichen Blick auf sein Werk entgangen sind. Er ist davon
überzeugt, daß gerade die exegetischen Werke des Aquinaten neue
Gesichtspunkte bieten, die dafür ergiebig sind.

Eine umfangreiche Einleitung verdankt dem Interesse des Vf. an
den exegetischen Werken des Thomas ihre Existenz, nicht jeder
Leser, Belehrung über Moralprobleme erwartend, wird mit Geduld
die kenntnis- und zitatenreichen Seiten 61-115 dieser Einleitung studieren
wollen; die Chronologie der Werke des Thomas wird da entworfen
, die exegetische Methode des Aquinaten wird erörtert. Man
mag dem Vf. abnehmen, daß Belege den Schluß zuließen, daß
Thomas eine implizite und gelegentlich vielleicht sogar eine explizite
Christologie im Alten Testament für möglich halte (102); der Zusammenhang
mit dem Thema des Buchs ergibt sich schwer.

Der erste Teil behandelt dann Möglichkeiten und Grenzen der
menschlichen Erkenntnis. Dem Vf. ist es ein Anliegen, die Vorstellung
, Thomas sei einfach Intellektualist gewesen, zu korrigieren. Er
sucht darzustellen, wie Thomas intellectus und ratio unterscheidet, er
hebt Areopagitisches und Augustinisches bei Thomas hervor. Autonomie
und Normenerkenntnis hingen bei Thomas wirklich vom
Menschen allein ab, Gott begründe aber diese Autonomie und gebe
dem Menschen ein, daß er erkenne. Ein Paragraph stellt dar, wie
Thomas die Rolle der Frau beschreibt. Ausgerechnet Log. 114 des
koptischen Thomas-Evangeliums muß als dunkle Folie herhalten,
um zu zeigen, daß Thomas bedeutende Schritte zur Überwindung der
„Frauenfeindlichkeit" getan habe. Die Rolle, die Thomas der Imago-
Dei-Lehre zubilligt, wünscht sich Vf. in der heutigen Moraltheologie
aufgegriffen.

Der zweite Teil erörtert die Maßstäbe des sittlichen Handelns, die
subjektiven Regeln - dort finden wir Ausführungen zur Synteresis -,
die objektiven Regeln - diese sind teils als Schöpfungsgesetz (Naturgesetz
und menschliches Gesetz), teils als heilsgeschichtlich-biblisches
Gesetz (Altes Gesetz, das Gesetz der christlichen Ära) abgehandelt
. Die Autonomie sieht Vf. dadurch gewahrt, daß er das Schöpfungsgesetz
nicht als dem Menschen auferlegt sieht, sondern als überantwortet
, so daß der autonome Mensch es interpretieren, konkretisieren
und ergänzen könne und müsse. Daß der Naturbegriff bei
Thomas so wenig eindeutig ist, daß man stets den jeweiligen Kontext
berücksichtigen muß, betont Vf. zu Recht. Die Interpretation des
menschlichen Gesetzes führt zu der These, bei Thomas sei der Staat
nicht Hüter der Moral, sondern Hüter des Friedens und der öffentlichen
Sicherheit. Die nova lex hat dann in Kreuzigung und Auferstehung Jesu
ihre entscheidenden Momente. Mit den pneumatologischen und ekkle-
sialen Dimensionen befassen sich die abschließenden Abschnitte. Die
Kirche dürfe nicht, wie die Gemeinde des Alten Bundes, zu einer Kirche