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Ausgabe:

1982

Spalte:

264-265

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

André, Gunnel

Titel/Untertitel:

Determining the destiny 1982

Rezensent:

Horák, Ladíslav

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Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 4

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lung in den Büchern Josua (51-71) und Numeri (72-87) und weiterhin
eine knappe Auseinandersetzung mit den jüngsten Versuchen,
den Jahwisten in der Landnahmeerzählung des Josuabuches nachzuweisen
(88-103) und schließlich einen Ausblick auf das Problem der
Zusammengehörigkeit der Bücher Numeri bis Josua (104-120), dem
die üblichen Verzeichnisse folgen.

Aus den vorausgehenden einschlägigen Veröffentlichungen Aulds
(VT 25, 1975, 261 ff; JSOT 10, 1978, 26ff; ZAW90, 1978, 412ff;
SVT 30, 1979, 1 ff) war bereits zu ersehen, daß sich hier eine neue Lösung
anbahnte, die nun voll ausgearbeitet vorgelegt wird. Sie kommt
zu dem doppelten Ergebnis, daß schon Dtr G (H) eine Landverteilungserzählung
enthielt, die mehrfach überarbeitet worden ist, und
daß die entsprechenden Abschnitte im Buche Numeri von dieser Erzählung
abhängig ist. Das bedeutet eine genaue Umkehrung des von
Manfried Wüst: Untersuchungen zu den siedlungsgeographischen
Texten des Alten Testaments I. Ostjordanland, B. TAVO Reihe B 7,
Wiesbaden 1973, gewonnenen Ergebnisses. Verantwortlich für diese
Neubewertung sind zwei Ausgangspunkte, einmal eine an Beobachtungen
von S. Holmes: Joshua, the Hebrew and Greek Texts, Cambridge
1914, anknüpfende und sie weiterführende Höherbewertung
des gegenüber dem textus masoreticus kürzeren Septuagintatextes des
Buches Josua, zum anderen die Einschätzung von Jos 13,1 als dem in
Jos 23,1 von DtrN wiederaufgenommenen Grundtext von DtrG (H),
wie sie bereits Rudolf Smend jr. in der Gerhard-von-Rad-Festschrift,
München 1971, 494ff gegenüber Martin Noths Analysen vertreten
hatte. So gelingt es Auld, eine zusammenhängende Landverteilungserzählung
des ersten Deuteronomisten in den Kapiteln 13-21 nachzuweisen
. Die oft für den Jahwisten in Anspruch genommenen Verse
13,2-6.13; 15,63; 16,10; 17,11-13 und 19,47 LXX gehören diesem
auch nicht über den Umweg von Ri 1 an, sondern sind eher mit DtrN
und Jos 23 auf einer Linie zu sehen, zumal sich Ri 1 seinerseits wesentlich
vom Josuabuch abhängig erweist, vgl. VT 25, 1975, 261 ff.
Das heutige Bild der Landverteilungserzählung ist wesentlich durch
eine Bearbeitung bestimmt, die den Distributionsakt in zwei zerlegt,
das System der zwölf selbständigen Stämme durch die Zusammenfassung
von Manasse und Efraim als Joseph gebrochen, damit Juda und
Joseph eine Sonderstellung eingeräumt und die Losverteilung eingeführt
hat. Das jetzt von M gebotene Bild ist täuschend, weil hier an
einar ganzen Reihe von Stellen ein ursprüngliches gebül durch göräl
ersetzt worden ist. In einer weiteren Phase ist dann der im Ostjordanland
siedelnde Stamm Halbmanasse eingeführt und schließlich auch
noch erst der Bericht über die Levitenstädte unter Rückgriff auf
1 Chr 6,39-66 und dann der über die Asylstädte in Jos 21,1-42 bzw.
20 eingefügt worden.

Was uns heute im Buche Numeri in 26,52-56 und 33,50-34,29 an
die Landnahme im Westjordanland vorbereitenden Texten begegnet,
ist, wie es Noth bereits gesehen hat, samt und sonders als spätes,
material von der Landverteilungserzählung im Buche Josua abhängiges
Gut anzusehen. Daß sich dabei die deuteronomistische und die
nachdeuteronomistischen Phasen des Josuabuches wiederspiegeln,
läßt den partiell komplizierten Entstehungsprozeß erkennen. Besondere
Hervorhebung verdient es, daß sich in 33,50-56 und 34,1-12
eine deuteronomistisch und priesterlich eingefärbte Sprache nachweisen
läßt, ja, daß in dem zuletztgenannten Text selbst Beziehungen
zu Ez 47,15 ff aufweisbar sind.

Im Blick auf das Grundproblem des Zusammenhanges der Bücher
Numeri, Deuteronomium und Josua ergibt sich daraus, daß P und
damit der Tetrateuch mit Num 27,12ff, der Erzählung vom Tode des
Mose abschloß, die nun in Dtn 34 ihre überarbeitete Fortsetzung gefunden
hat. Es überrascht, daß Auld trotzdem annimmt, daß die Kapitel
Num 32ff noch vor der Verbindung mit dem Deuteronomium
eingefügt sein sollen. Man müßte dann jedenfalls zusätzlich annehmen
, daß die Erzählung vom Tode des Mose einmal das Buch beschloß
. Daß Auld in P eher einen Redaktor als eine Quelle sieht, sei
um der Aktualität des damit angesprochenen Problems festgehalten.

Die in dem Kapitel "Joshua and the Pentateuch" vorgenommene

Auseinandersetzung mit neueren Versuchen, im Buche Josua die Anwesenheit
des Jahwisten nachzuweisen (88-103), ist nicht durchgängig
befriedigend. Gewiß folgt man Auld, wenn er den Versuch von
W. Beltz: Die Kaleb-Traditionen im Alten Testament, Stuttgart
1974, in Jos 13-15 Eißfeldts L nachzuweisen, zurückweist. Ebenso
übernimmt man gern seinen eigenen Beweis, daß sich priesterliche
Sprache erst in den jüngsten Texten des Josuabuches erkennen läßt.
Aber es ist anzunehmen, daß sich weder Langlamet noch Otto mit
ihren Versuchen, in Jos 1-11 J nachzuweisen, als widerlegt ansehen
werden; vgl. deren «La Traversee du Jordain et les Documents de l'
Hexateuch», RB79, 1972, 77. bzw. „Das Mazzotfest in Gilgal",
Stuttgart 1975. Man wird hierzu künftig auch die Arbeit von
M. Rose, Deuteronomist und Jahwist, Zürich 1981, zu berücksichtigen
haben. Aulds eigene Stellungnahme zum, wie wir nach ihm sagen
müssen, Tetrateuchquellenproblem ist überaus behutsam. Zieht man
die Ergebnisse der Arbeit von Hans-Christoph Schmitt: Die nicht-
priesterliche Josephsgeschichte Berlin-New York 1980 mit in Betracht
, möchte man die Frage stellen, ob die Rede von einem, von der
Schöpfung bis zur Landnahme bzw. der Wüstenzeit durchlaufenden
Jahwisten am Ende dem Befund wirklich angemessen ist, und wir
nicht eher - wie beim trojanischen Kyklos - mit Einzelerzählblöcken
zu rechnen haben, die thematisch gebunden waren und aus denen erst
in sukzessiver Redaktionsarbeit, erst durch den sog. Elohisten, dann
durch den oder die Priester und andererseits durch den oder die Deuteronomisten
der heute vorliegende, die Bücher Genesis bis 2 Könige
umspannende Erzählungszusammenhang geschaffen worden ist. Mit
einer derartigen Vermutung befinden wir uns sicher in größerer Nähe
zu Auld als zu den zuletzt genannten Autoren.

Auld hat S. 48 die Erwartung ausgesprochen, mit seinem Buch die
von mir in den verschiedenen Auflagen meiner „Einleitung in das
Alte Testament" erwartete Arbeit zur Klärung der literarkritischen
Verhältnisse im zweiten Teil des Buches Josua vorgelegt zu haben. In
dieser will ich ihn gern bestätigen und seine künftigen Leser ermutigen
, ihm geduldig bei seinen Beweisgängen zu folgen.

Marburg (Lahn) Otto Kaiser

Andre, Gunnel: Determining the Destiny. PQD in the Old Testament
. Lund: Gleerup 1980. 264 S. 8' = Coniectanea Biblica, Old
Testament Series, 16.

Das vorliegende Buch hat als Dissertation der theologischen Fakultät
zu Uppsala vorgelegen und ist der Untersuchung der Wurzel
P-Q-D in allen Formen, die im AT vorkommen, gewidmet. Der Inhalt
, der sehr übersichtlich ist, ist gegliedert in 5 Abschnitte. In der
Einleitung untersucht der Autor die Wörterbücher und die veröffentlichten
Arbeiten, die sich mit der Wurzel P-Q-D befassen und aus den
verschiedenen Meinungen stellt er das Problem dar, das er dann versucht
zu lösen: Was ist die Grundbedeutung dieser Gruppe? Die
4 Abschnitte, die alle Stellen, wo der Stamm P-Q-D vorkommt, behandeln
, sind wie folgt unterteilt: Konstruktionen, Subjekte und
Objekte, Präpositionen und verwandte Wörter und Phrasen
(S. 26-56), der weitere Kontext (formal gesehen), geteilt nach den einzelnen
Stämmen, die dann untersucht sind in literarischen Gattungen
, die ihre Bedeutung bestimmen (S. 57-186). Der 4. Abschnitt behandelt
die P-Q-D Wurzel und die Derivate im Kontext mit Hinsicht
auf den Inhalt, hauptsächlich unter 6 Aspekten. P-Q-D als bedingter
Akt des J-H-W-H, dann als sein unbedingter Akt, als Akt der Menschen
- wieder bedingt und unbedingt - und schließlich die Stellen,
wo Tiere als Subjekte auftreten (S. 187-231). Der letzte Abschnitt
faßt die Einzelheiten und Ergebnisse zusammen und versucht den
Sitz im Leben zu klären. Literaturverzeichnis und Bibelstellenindex
beschließen das Buch.

Die Wörterbücher und die einzelnen Arbeiten, die sich bisher mit
der Wurzel P-Q-D beschäftigten, zeigen ein sehr buntes Bild. Aus
diesem Grund ist die vorliegende Arbeit wichtig, weil sie sich be-