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Ausgabe:

1982

Spalte:

217

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Titel/Untertitel:

Carl Ritter 1982

Rezensent:

C., U.

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217

Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 3

218

Untersuchungen" will er die Einzelheiten bringen. Der jetzt vorgelegte
Band enthält so interessante Ketzer wie Marcion (93-186),
Tatian (202-10) und Origenes (403-523). Längere Abschnitte behandeln
die Aloger (249-311) und Sabellianer (389-99). Die Teile 1 und
3 der Epiphanius-Schrift sollen demnächst folgen.

G. H.

Büttner, Manfred [Hrsg.]: Carl Ritter. Zur europäischamerikanischen
Geographie an der Wende vom 18. zum
19. Jahrhundert. Paderborn-München-Wien-Zürich: Schöningh
1980. 256 S. gr. 8' = Abhandlungen und Quellen zur Geschichte
der Geographie und Kosmologie, 2. Pp. DM 38,-.

Der erste Band der von Manfred Büttner herausgegebenen „Abhandlungen
und Quellen zur Geschichte der Geographie und Kosmologie
" wurde ausführlich in ThLZ 106, 1981 Sp. 259-261 besprochen
. - Bd. 2 der Reihe bietet 11 Vorträge, die am 6. Juni 1979
bei einem Symposium in Göttingen anläßlich der 200. Wiederkehr
des Geburtstages des Geographen Carl Ritter gehalten wurden.

Die Leser dieser Zeitschrift seien besonders auf zwei Beiträge hingewiesen
: Jürgen Hübner, Beziehungen zwischen Theologie und
Naturwissenschaft vom 17. bis zum 19. Jahrhundert (13-26). Aus der
Zusammenfassung Punkt 5 sei zitiert:

..Jede der verschiedenen Strömungen innerhalb der christlichen Theologie
kann einen spezifischen Beitrag zur Weiterentwicklung naturwissenschaftlichen
Denkens... leisten. Ihre Akzentuierungen im Verhältnis zu Natur,
Welt und Mensch können ein Korrektiv für die isolierte Anwendung der exakten
kausalanalytischen Methode und der daraus folgenden Einseitigkeiten und
gesellschaftlichen Defizite darstellen. Im Bemühen um Kommunikation und
'ntegration zeichnet sich eine Überwindung der Einseitigkeit des cartesiani-
schen Subjekt-Objekt-Schemas und der wirklichkeitsfernen Diastase von
Theologie und Naturwissenschaft ab" (23).

Der Herausgeber Manfred Büttner überschreibt einen seiner drei
hier abgedruckten Vorträge, den er als .Diskussionsbeitrag' verstanden
wissen will, „Wandlungen im teleologischen Denken von Wolff
über Kant zu Ritter. Von der physikotheologischen Überformung der
kausalmechanischen Betrachtung der Naturvorgänge zur theolo-
gisch-teleologischen Überformung der deterministischen Betrachtung
des Natur-Mensch-Verhältnisses" (145-175).

U.C.

Barth, Hans-Martin: Theologia experimentalis. Eine Erinnerung an Gottfried

Arnolds Plaidoyer für die Erfahrung (NZSTh 23, 1981 S. 120-136).
Booth, Edward: Hcgel's coneeption of self-knowledge scen in conjunetion with

Augustine-s(Aug [L] 30. 1980 S. 221-250).
Delius. Hans-Ulrich. Luther und die Satiren des Persius. (Helikon XVIII-

XIX, 1978-79 S. 364-377).
LVagas. George D.: Der „katholische" Newman. John Henry Newmans Weg

zur Katholizität über die Kirchenväter (Cath 35, 1981 S. 154-166).
■*! John Henry Newman: a starting point for rediscovering the catholicity of

the Fathers (GOTR 25, 1980 S. 273-295).
Ebel, Jobst: Die Herkunft des Konzeptes der Konkordienformel (ZKG91,

1980 S. 237-282).

Gerlings. Wilhelm: Das Freundschaftsideal Augustins (ThQ 161, 1981
S. 265-274).

Haie, Frederick: The Impact of Kicrkegaard's Anticlcricalism in Norway

(StTh 34, I980S. 153-171).
Kaulman. Peter Iver: „Charitas non est nisi a Spiritu Sancto": Augustine and

Peter Lombard on gracc and personal righteousness (Aug [L] 30, 1980

S. 209-220).

Kopaczynski, Germain: Some Franciscans on St. Thomas' essence - existente
doctrine (FrS 38, 1978 S. 283-298).

Mclncrny. Ralph: Rhyme and Rcason. St. Thomas and Modes of Discourse.
Under the auspices of the Wisconsin-Alpha C'haptcr of Phi Sigma Tau. Mil-
waukee: Marquctte University Press 1981. VI, 70 S. kl. 8' = The Aquinas
Lccturc 1981.

Lötz, David W.: Sola scriptum Luther on Biblical Authority (Interp. 35, 1981
s 258-273).

Müller, Gerhard: Das Konkordienbuch von 1580 (ZBKG 49, 1980
S. 161-178).

Oberman, Heiko A.: Dichtung und Wahrheit. Das Wesen der Reformation aus

der Sicht der Confutatio(MdKI 32, 1981 S. 14-19).
Pfeiffer, Arnold: Zur Dialektik der „Blumhardtbewegung" (NZSTh 23, 1981

S. 74-90).

Röhr, Heinz: Geschichte und Utopie im Religiösen Sozialismus (NZSTh 23,
1981 S. 15-28).

Schützeichel, Heribert: Calvins Einspruch gegen die Heiligenverehrung
(Cath 35, 1981 S. 93-116).

Christliche Kunst und Literatur

Dinkler, Erich: Christus und Asklepios. Zum Christustypus der polychromen
Platten im Museo Nazionale Romano. Heidelberg:
Winter 1980. 40 S., 20 Taf. gr. 8* = Sitzungsberichte der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften, Philos.-hist. Klasse, Jg.
1980, 2. Abhandig. DM 24,-

Am 26. Januar 1980 trug Erich Dinkler (t 28. 6. 1981) vorder Philosophisch
-historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
Überlegungen zum Christustypus auf den polychromen
Platten im Museo Nazionale Romano vor. Auf den Platten sind einmal
Mahl und Heilungsszenen dargestellt, zum anderen die Bergpredigt
und ebenfalls Heilungsszenen.

Folgende Fragen geht Dinkler an: 1.) Gehören beide Plattenfragmente
zusammen? 2.) Stellen sie Fragmente eines Sarkophages dar?
3.) Wie kommt es für die Entstehungszeit der Platten (Dinkler datiert
in die Zeit der Tetrarchie) zum Typus des bärtigen Christus? 4.) Stellen
beide Platten durch Christus verursachte Heilungswunder dar
oder sind vielleicht auch Apostel die Handelnden?

Durch sorgfältige Material- und Bearbeitungsstudien kommt Dinkler
zu dem Schluß, daß die These von der Einheit der beiden Stücke
nicht aufrechterhalten werden kann. Ebenso lehnt Dinkler auf Grund
des Bilderschmuckes und dem Fundort (Aventin, S. 331) es ab, die
Platten als Sarkophagfragmente anzusehen. Er tendiert für eine Verwendung
in einer Hauskirche. Dies müßte freilich noch weiter und
umfassender analysiert werden, denn m. W. gibt es keine sichere
Kenntnis über den Bilderschmuck in vorkonstantinischen Kirchen.
Es ließe sich auch an einen sehr privaten Gebrauch denken, da die
frühe christliche Kunst - wie auch Dinkler immer wieder betont -
nicht durch die offizielle Theologie, sondern durch die Laienfrömmigkeit
ihre Gestalt erfährt.

Für den Typ des bärtigen Christus schlägt Dinkler die Ikonographie
des Asklepios vor, zumal der bärtige Typ im Zusammenhang
mit Heilungsszenen auftritt. Dieser wichtigste Abschnitt des Aufsatzes
ist sehr interessant und mit Angaben vieler Parallelen überzeugend
geschrieben. Ob neben Christus auch Apostel als Heilende auf
den Fragmenten dargestellt sind (S. 20-21), erscheint dafür nicht ganz
so sicher beantwortbar. Dinkler kommt zu dem Schluß, daß es Apostel
seien, weil die Bildschemata von sonst vertrauten hier abweichen.
Aber dies erscheint der Rez. nicht unbedingt zwingend zu sein.

Was diese Studie so fesselnd und auch so gelungen macht, ist das
Bemühen, aus den Voraussetzungen der spätantiken Epoche heraus
die frühchristliche Ikonographie zu verstehen und nicht von den
Wertungen des 20. Jahrhunderts her. Zum Schluß resümiert
Dinkler: „... Wie oft in der Antike enthält die aufgenommene Por-
trät-Typik bereits eine inhaltliche Aussage oder gar ein Programm.
Das gilt nicht nur für Christus- und Apostel-Typus, sondern überhaupt
für die Kontinuität zwischen mythologischen Bildformen und
nur leicht variierter christlicher Ikonographie" (S. 37-38). Dies ist
wichtig zum Verständnis frühchristlicher Kunst, aber auch ihrer Weiterentwicklung
in der byzantinischen bzw. frühmittelalterlichen
Kunst.

Berlin Gcrlindc Wicdcranders