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Ausgabe:

1982

Spalte:

199-200

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Metzger, Wolfgang

Titel/Untertitel:

Der Christushymnus 1. Timotheus 3,16 1982

Rezensent:

Strobel, August

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199

Theologische Literaturzeitung 107. Jahrgang 1982 Nr. 3

200

Metzger, Wolfgang: Der Christushymnus 1. Timotheus 3,16- Fragment
einer Homologie der paulinischen Gemeinden. Stuttgart:
Calwer Verlag 1979. 163 S. gr. 8* = Arbeiten zur Theologie, 62.

Die Erkennung und die Rekonstruktion verarbeiteter hymnischer
Stücke der Urgemeinde im Neuen Testament bedürfen eines besonderen
exegetischen Spürsinns. W.Metzger hat sich mit 1 Tim 3,16
insofern ein fruchtbares Arbeitsgebiet ausgesucht, als über den besonderen
liturgischen Charakter des Textes in der heutigen Forschung so
gut wie kein Zweifel besteht. Die Indizien sind eindeutig. Offen ist
allein die Frage, wie Form, Inhalt und eventuell der Umfang des Zitats
näher bestimmt werden sollen. Wer nach einer gründlichen Darstellung
der Gesprächslage und vor allem nach weiterführenden Gedanken
sucht, wird sie aus dieser Untersuchung, die mit einem soliden
Anmerkungsteil versehen ist, reichlich empfangen. Ein Literaturverzeichnis
vermissen wir.

Das Ergebnis der Untersuchung lautet kurz dahin, daß mit dem
Sechszeiler lTim 3,16 kein isoliertes Zitat vorliegen soll, anders als
es die herrschende Meinung ist. Der Vf. meint vielmehr, aus dem
größeren Zusammenhang des gesamten 1 Tim einen „homologeti-
schen Gemeindehymnus" herauslösen zu können, bei dem das zitierte
Traditionsstück zum Mittelteil eines insgesamt dreistrophig gedachten
Liedes gehören soll. Sein Inhalt sei die Beschreibung der irdischen
Epiphanie des Christus gewesen. Jede Strophe habe ursprünglich
aus vier Trikola bestanden. Der überaus exakte Aufbau des
Hymnus wird vom Vf. als methodische pelitio principii so konsequent
vorausgesetzt, daß er entsprechende Versteile gelegentlich kurzerhand
postulieren und ergänzen konnte (s. S. 140).

Thema der ersten Strophe sei auf Grund von 1 Tim 2,2ff. der Heils- und
Retterwille Gottes gewesen (s. 2 Tim 1,9), der in der Hingabe des Mittlers Jesus
zum Ziel kam. Für den Beginn der zweiten Strophe wird 1 Tim 1,15 beansprucht
. Sie habe des näheren vom Kommen des Christus in die Welt gehandelt
, also von seiner Epiphanie in der Welt und abschließend von seinem Sitzen
zur Rechten Gottes (nach Ps 110). Was endlich die dritte Strophe betrifft, so
wird sie aus 1 Tim 6,14b—16 abgeleitet. In ihr sei der Abschluß der Heils- und
Weltgeschichte ins Auge gefaßt gewesen. Der Vf. stellt fest (S. 141): „Begann
der Hymnus in seiner ersten Strophe mit dem Staunen über den zur Welt der
Menschen sich herabneigenden Retter Gott, der seinen Christus als den Mittler
sendet, welcher sich selbst als Lösegeld hingibt, und hatte er seine Mitte in der
zweiten Strophe in dem anbetenden Stillestehen vor der Epiphanie dieses Mittlers
, so schließt er nun in der dritten Strophe in Erwartung der zweiten Epiphanie
des Christus mit dem Blick auf die Unvergleichlichkeit dieses ewigen
Gottes."

So sorgfältig und tief auch die Erwägungen immer wieder sein sollen
, das Resultat ist am Ende ohne Zweifel ein stark hypothetisches
Elaborat, worum der Vf. selbst am besten weiß (s. S. 141). Er kann daher
von seinen Lesern gewiß keine ungeteilte Zustimmung erwarten,
indessen werden sie ihm dankbar sein für viele gedankliche Anregungen
. Mag auch die Rekonstruktion manche Zweifel wecken, es ist
gewiß von Gewinn, das Kernzitat lTim 3,16 im Ganzen eines Zusammenhangs
zu bedenken, der unverkennbar eine antihäretische
Tendenz verrät (s. bes. S. 30-124).

Einige Argumente wollen indessen im besonderen kritisch geprüft
werden. Darf in lTim 3,16 das öq wirklich als Beweis dafür gelten,
daß eine Ergänzung des Textes nach vorne möglich ist? Die auch
sonst bei solchen Zitaten bezeugte Überleitung in Gestalt eines Relativpronomens
beweist zunächst nur die Wahrscheinlichkeit eines-
Zitats und wirklich nichts darüber hinaus. Zufolge der Rekonstruktion
(s. II 6) rechnet der Vf. aber gar mit einem hymnischen
Textbestandteil. Die Behauptung, daß der Hymnus wahrscheinlich
„stückweise in den Gang des Briefes eingefügt wurde" (S. 146), verliert
doch wohl erheblich an Beweiskraft, wenn eine Umstellung verzeichnet
werden muß (sc. lTim2,2ff vor lTim 1,15). Die auch anderwärts
in 1 Tim 3,1 gebrauchte einführende Formel („Zuverlässig
ist das Wort") spricht vollends gegen die Ableitung von 1 Tim 1,15,
wo die gleiche Formel vorliegt, aus einem Hymnus. Endlich ist der ermahnende
Stil von lTim6,13f (mit dem sehr persönlichen Du!)
gegen das Postulat eines zitierten weiteren hymnischen Fragments

geltend zu machen. Was hier als „gutes Bekenntnis" angesprochen
ist, kann schwerlich mit dem Abschluß des vermuteten Hymnus
gleichgesetzt werden. Dies umsomehr, als die Verstreuung der einzelnen
Elemente über den gesamten 1 Tim mit seinen heterogenen Mitteilungspartien
einen weiteren grundsätzlichen Einwand provoziert.

Neuendettelsau August Strobel

Synoptisches Arbeitsbuch zu den Evangelien. Die vollständigen Synopsen
nach Markus, nach Mattäus, nach Lukas, nach Johannes,
mit den Parallelen aus den nicht-kanonischen Vergleichstexten sowie
einer Auswahlkonkordanz. Bearb. u. konkordant übers, v.
R.Pesch in Zusammenarb. m. U. Wilckens u. R. Kratz. Bd. 5:
Synopse nach Johannes. Mit einer Auswahlkonkordanz bearb. u.
konkordant übers, v. R. Pesch. Zürich-Einsiedeln-Köln: Benziger;
Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1981. 88 S. gr. 8°.

Dem vierbändigen „Synoptischen Arbeitsbuch zu den Evangelien"
(vgl. Kurzanzeige in ThLZ 106, 1981 Sp. 101) hat R. Pesch nun auch
eine Johannes-Synopse hinzugefügt, die nach dem gleichen Muster
gearbeitet ist wie die anderen. Optisch hervorgehobener Leittext ist
Johannes, ihm zur Seite gestellt sind parallele Texte der Synoptiker
oder auch - in Kursive - des Johannes selbst. Eine knappe, klare Einleitung
informiert über literarische Fragestellungen und Lösungen,
wobei besonders die Beziehungen zwischen Johannes und den Synoptikern
bedacht werden. Eine Auswahlkonkordanz zu Johannes, die
das entsprechende Heft zu den Synoptikern ergänzt, schließt das
handliche Bändchen ab.

T. H.

Amphoux, Ch.-B.: La parente textuelle de sy et du groupe 2138 dans l'epitre
de Jacques (Bibl 62, 1981 S. 259-271).

-: Systemes anciens de division de l'epitre de Jacques et composition litteraire
(Bibl 62, 1981 S. 390-400).

Bassler, Jouette M.: The Galileans: A Neglected Factor in Johannine Community
Research (CBQ 43, 1981 S. 243-257).

Bindemann, Walther: Materialistische Bibelinterpretation am Beispiel von Römer
13, 1-7 (ZdZ 1981 S. 136-145).

Callan, Terrance: Pauline Midrash: The Exegetical Background of Gal 3:19b
(JBL99,1980 S. 549-567)

Carlston, Charles E.: Parable and Allegory Revisited: An Interpretive Review
(CBQ 43,1981 S. 228-242).

Delebecque, E.: L'hellenisme de la «relative complexe» dans le Nouveau Testament
et principalement chez saint Luc (Bibl 62, 1981 S. 229-238).

Derrett, J. D. M: Mt 23,8-10 a Midrash on Is 54,13 and Jer 31,33-34 (Bibl 62,
1981 S. 372-386).

Dillon, Richard J.: Previewing Luke's Project from His Prologue (Luke 1:1-4)

(CBQ 43, 1981 S. 205-227).
Elliott, J. K.: Comparing Greek New Testament Greek (Bibl 62, 1981

S. 401-405).

Evans, CA.: Jesus in Gnostic Literature (Bibl 62, 1981 S. 406-112).
Käsemann, Ernst: Die endzeitliche Königsherrschaft Gottes (ZdZ 1981
S. 81-87).

Kesich, Veselin: Resurrection, ascension, and the giving of the Spirit

(GOTR25, 1980 S. 249-260).
Lodge, J. G: James and Paul at Cross-Purposes? James 2,22 (Bibl 62, 1981

S. 195-213).

Merklein, Helmut: Die Umkehrpredigt bei Johannes dem Täufer und Jesus

von Nazaret(BZ25, 1981 S. 29-46).
Mullins, Terence Y.: Topos as a NT Form (JBL 99, 1980 S. 541-547).
Pappas, HarryS.: The 'exortation to fearless confession' - Mt. 10,26-33

(GOTR25, 1980 S. 239-248).
Quinn, J. D.: Is PAXÄB in Mt 1,5 Rahab of Jericho? (Bibl 62, 1981

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Sabugal, Santos: El „Padrenucstro": tradiciön literaria y comentarios patristi-

cos(RAE 21,1980 S. 47-72).
Schürmann, Heinz: Das Gebet des Herrn als Schlüssel zum Verstehen Jesu. 4.,

verb. u. erw. Aufl. Freiburg-Basel-Wien: Herder (Lizenzausgabe des
St. Benno-Verlags, Leipzig) 1981. 187 S. 8 Kart. DM 22,80.
Segaila, G.: Un apello alla perseveranza nella fede in Gv 8,31-32? (Bibl 62,

1981 S. 387-389).