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Ausgabe:

1981

Spalte:

137-138

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Yamauchi, Edwin M.

Titel/Untertitel:

Iglesia y ecumenismo 1981

Rezensent:

Wendelborn, Gert

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137

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 2

138

bar) gegen sie sprechen, wird zu einem uneingeschränkt positiven
Urteil geführt, und der Blick des Lesers wird auf ein
„Konzil der ganzen Christenheit" (256) und auf eine Kirche mit
„Konfessionen als Gestalt der Ökumene" (257) hingelenkt.
Diese optimistische Sicht wird ermöglicht durch die radikale
dogmcnhcrmcncutischc These: „Die Geschichte kann nicht ungeschehen
gemacht, aber sie kann weitergeführt und geändert
werden" (253).

Von W. Pannenberg stammt die zweite Zugabe: „Die
Augsburger Konfession und die Einheit der Kirche" (259-279).
Den ganz besonderen Beitrag seines Aufsatzes sehe ich in dem
Hinweis auf die Verwurzelung neuzeitlichen Freiheitsverständnisses
in dem Gedanken der christlichen Freiheit. Weil die Rechtfertigungslehre
der CA diesem Freiheitsgedanken Ausdruck verleiht
, könne ein Gespräch über die CA „Elemente einer möglichen
gemeinsamen christlichen Rezeption des Erbes der Neuzeit"
vermitteln (274). Mit diesen Bemerkungen weitet sich der Horizont
der Anerkennungsfrage über interne interkonfessionelle
Diskussionen hinaus.

Der vorliegende Band gibt einen guten Einblick in die Vielfalt
der Probleme sowohl der Auslegung und Rezeption der
Confcssio Augustana im besonderen wie des ökumenischen
Gesprächs zwischen römisch-katholischer Kirche und Luthertum
im allgemeinen. An dieser Stelle wird von den katholischen
Autoren regelmäßig die Leuenbergcr Konkordie erwähnt als
negatives Paradigma, als „Markenzeichen einer ekklesial nicht
lebensfähigen .Konkordie' " (138). Auch wenn man dieser
Bewertung nicht zustimmt, ist das Anliegen gewiß richtig: Anerkennung
darf kein folgenloser formaler Akt sein. Veränderungen
sind auf beiden Seiten zu erwarten. Von den möglichen
und notwendigen Veränderungen im Bereich katholischen
Lebens und Lehrens ist leider in den hier vorgelegten Beiträgen
wenig zu lesen.

Erfurt Martin Henschel

Rodriguez, Pedro: lglesia y ecumenismo. Madrid: Ediciones
Rialp 1979. 418 S. 8°.

Diese Arbeit über die römische Stellung zum Ökumenismus
erschien in einer spanischen Taschenbuchreihe, die sich Fragen
der Natur und Geschichte aus gläubiger Sicht zuwendet. Ihr Vf.
ist Professor für dogmatische und ökumenische Theologie an
der Universität Navarra und Schriftleiter der dort herausgegebenen
„Scripta Theologica". Das Buch ist in einem dezidiert
kath. Geist geschrieben. Es will den allein richtigen, kirchenoffi-
zicllen Standpunkt ohne Abstriche und falsche Kompromisse darlegen
und tut dies in großer Klarheit. Dafür wird ihm der
Protestantische Theologe Dank wissen, da die ökumenischen
Beziehungen der Kirchen der Eindeutigkeit nicht entbehren dürfen
. Vf. legt die entscheidenden Dokumente des II. Vatikanums
zu unserem Thema detailliert aus, aber dies geschieht so, daß
die Kontinuität der römischen Lchrentwicklung aufgezeigt wird,
was Neuerkenntnisse im Sinne der Ausgestaltung des schon
zuvor zumindest keimhaft Geglaubten im Einzelfall nicht ausschließt
. Viele Väterzitatc, Bezugnahmen auf Konzilsentschei-
dungen vergangener Jahrhunderte und Anführungen zeitgenössischer
kath. Dogmatikcr wollen diese Kontinuität anschaulich
und konkret machen.

Vf. schlägt gegenüber den getrennten Brüdern durchaus
keinen unfreundlichen Ton an. Er hält Unterstellungen für
unvereinbar mit dem Ökumenismus und gibt anfangs einen
kurzen, aber zuverlässigen historischen Abriß der Geschichte
der ökumenischen Bewegung sowie des Selbstvcrständnisses
und Aufbaus des ÖRK. Auch informiert er über die Zusammen-
arbeit der römischen Kirche mit dem ÖRK in der jüngsten
Vergangenheit. Die Motive der Väter des nichtkatholischen
Ökumenismus werden vorurteilsfrei gewürdigt. Doch macht
Vf. kein Hehl daraus, daß die Methodik von „Life and Work"
für seine Kirche unannehmbar ist. „Faith and Order" kam
kath. Vorstellungen weit näher, doch wird auch der Abstand
ocs dort zugrundeliegenden Kirchcnverständnisscs vom römischen
unterstrichen. Vf. urteilt, daß aufgrund der jetzigen
Entwicklung des ÖRK und einiger seiner Mitgliedskirchcn
mit ihrer Betonung des horizontalen Glaubensaspektes, dem
Bestreben, die in der Torontoerklärung gesetzten Grenzen der
Kirchlichkeit des ÖRK auszuweiten, und der Ordination von
Frauen ein - an sich nicht unmöglicher - Beitritt Roms zum
ÖRK unwahrscheinlich geworden sei. Ökumenische Ungeduld
in jeder Gestalt einschließlich des Drängens auf Interkom-
munion ohne volle Kirchengemeinschaft erscheint ihm als Ausdruck
einer humanistisch-liberalen Sentimentalität, die die
Leidenschaft für die Wahrheit verloren habe.

Dessen ungeachtet ist für die römische Kirche die Teilnahme
an der ökumenischen Bewegung irreversibel, und Vf. würdigt
die diesbezüglichen Bemühungen seit Leo XIII., der auch in
dieser Hinsicht eine beträchtliche Kursmodifizicrung vornahm.
Dies sei letztlich im Wesen der Kirche selbst begründet, denn
diese hat nicht nur eine missionarische Aufgabe gegenüber den
NichtChristen und eine pastorale Aufgabe nach innen, sondern
auch eine ökumenische Verpflichtung gegenüber den anderen
christlichen Glaubensgemeinschaften. Der Ökumenismus erstrebt
keine Einzelkonversionen, macht diese freilich auch nicht überflüssig
. Die eigentliche Zielsetzung aber ist auch in diesem
Falle die Rückführung der Getrennten, nur nicht an ihren
Denominationen vorbei. Dankbar wird anerkannt, daß Gott
auch diese Gebilde bei der Vermittlung des Heils nutzt. Die
orthodoxen und altkatholischen Gemeinschaften kann man
sogar als Kirchen anerkennen. Trotzdem gibt es nur eine heilige
, kath. und apostolische Kirche: die römische Weltkirche,
und sofern andere christliche Gemeinschaften Elemente ckkle-
sialer Würde besitzen, gehören sie zu dieser einen Kirche. Das
sei kein geistlicher Imperialismus, sondern beruhe auf Gottes
Willen und Festlegung; dem einen Retter Christus entspreche
der eine Glaube, und dieser Glaube wird objektiv-ekklesial
verstanden. Auch ist es streng verboten, sichtbare und unsichtbare
Kirche zu unterscheiden. Es kommt gerade auf die Sichtbarkeit
der einen wahren Kirche an, in der die spirituellen
Elemente unlösbar an die institutionellen gebunden sind.
Christus, der unsichtbare Herr seines mystischen Leibes, der
kath. Kirche, die als solche der Anfang des Reiches Gottes
mitten auf Erden ist, wird sichtbar im hierarchischen Episkopat
mit dem Papst als seiner unverzichtbaren Mitte, wie Gottes
Gnade in den Sakramenten sichtbar wird und jede Ungewißheit
über das Heil ausschließt.

Man kann nach der festen Überzeugung des Vf. nicht sachgemäß
vom Ökumenismus sprechen, ohne die „Indefektibili-
tät" der Kirche und das Wesen der Eucharistie dabei in den
Vordergrund zu rücken. Folgerichtig widmet er den größten
Teil seines Buches dem Bemühen, beide Lehren in großer Breite
zu entfalten und vor allen Abschwächungen und Mißverständnissen
zu schützen. Die einzelnen Glieder der römischen Kirche
können irren und der Heiligkeit ihres Lebens ermangeln, die
Kirche als solche aber kann es nicht. Sie ist jedem Wandel und
jeder Abweichung kraft der ständigen wirksamen Assistenz
des Hl. Geistes entzogen und ist deshalb das Ursakrament.
Sie ist es aufgrund des hierarchischen Amtes mit seiner apostolischen
Sukzession und dem Besitz des Weihesakraments.
Der Primat des Papstes steht wohl im Dienst an der durch
Christus direkt aufgegebenen Mission, aber er ist ein Befehlsprimat
, der von allen anderen Christen Gehorsam und Demut
fordert. Ursakrament ist die römische Kirche aber auch, weil
durch die Eucharistie Christus nicht nur vermittelt wird, sondern
gegenwärtig ist, die Gläubigen in seinen Leib verwandelnd im
Sinne voller Antizipation eschatologischcr Vollendung.

Rostock Gert Wcndclborn

Baudlcr, Georg: Das Sprachproblem in Hans Küngs „Christ
Sein" als Paradigma der theologischen Sprachkrise (ZKTh
101, 1979 S. 28-37).

Beinert, Wolfgang i Der Papst - Hilfe oder Hindernis für die
Einheit? (ThRcv 76, 1980 Sp. 1-12).