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Ausgabe:

1981

Spalte:

125

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Lohse, Eduard

Titel/Untertitel:

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein 1981

Rezensent:

Hertzsch, Erich

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Seite 1

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Theologische Litcraturzcitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 2 120

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denken ein - auch den heutigen Leser. Schade ist, daß eine
Reihe von Druckfehlern stehen geblieben sind - sogleich in
der ersten Zeile des Vorworts, wo das Todesjahr von Marsch
irrtümlich mit 1973 angegeben ist.

Berlin Heinz Blauert

Lohse, Eduard: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Predigten
und Andachten. Göttingen i Vandenhoeck & Ruprecht
1979 80 S. gr. 8°. Kart. DM 14,80.

Der schmale Band, der elf Predigten und zehn Andachten
enthält, zeigt wieder einmal, dafj eine gedruckte Predigt eigentlich
eine contradictio in adjecto ist.

Aber der Student, der den Neutestamentlcr E. Lohse in der
Vorlesung und im Seminar kennen gelernt hat, wird von der
Lektüre des Buches einen großen Gewinn haben. „Inwieweit
kommt die Exegese der Predigt zugute?" Auf diese Frage erhält
er eine Antwort. Auffallend ist bei der getroffenen Auswahl,
daß von den 21 Texten zehn aus dem AT stammen und daß
der Psalter mit sieben Texten vertreten ist. (Recht gewagt ist
m. E. der Versuch, den ganzen Psalm 107 in einer Predigt zum
Abschluß einer Pfarrertagung auszulegen.)

Viele Pfarrer und andere Gcmcindcgliedcr, die ihren Bischof
E. L. kennen und hoch schätzen, werden dankbar dafür sein,
daß sie Predigten, die sie im Gemeindegottesdienst oder im
Rundfunk gehört haben, noch einmal nachlesen können.

Für alle, die von dem hannoverschen Landesbischof gehört
haben, ihm aber noch nicht begegnet sind, ist es ratsam, zuerst
die beiden Predigten zu lesen, die - aus gutem Grund - am
Anfang stehen; hier lernen sie ihn und die ihn bewegenden
Grundanliegen gut kennen! Die Predigt über Ps 84,2-6.11-13
(„Sehnsucht nach der Kirche") hat E. L. bei der Konstituierung
der nordelbischen Kirche im Dom zu Lübeck gehalten, die
Predigt über Ps 102,2 („Dienet dem Herrn mit Freuden!") bei
der Trauerfeier für Hanns Lilje in der Stiftskirche zu Loccum.
Ps 102,2 wäre ein sehr gut passender Titel für den Predigtband
gewesen!

Jena Erich Hertzsch

Praktische Theologie:
Liturgiewissenschaft

Archiv für Liturgiewissenschaft in Verb. m. A. Häussling u. H.
Reifenberg hrsg. v. E. v. Severus. Bd. XVII/XVIII. Regensburg
: F. Pustet' 1975/76. 492 S. gr. 8°.

In diesem Band finden sich vor allem zwei Aufsätze von
besonderer Bedeutung für die Liturgiewissenschaft. Klemens
Richter setzt seine Arbeiten über die Bischofsweihe fort
in einer ausführlichen Auslegung der „Apostolischen Überlieferung
" des Hippolytus von Rom. Die Erörterung aller Einzelheiten
der Wcihchandlung ist immer auch theologisch von
Wichtigkeit, besonders das Weihegebet wird einer subtilen
Untersuchung unterzogen. Handauflcgung und Weihegebet erscheinen
als das Herzstück der altchristlichen Überlieferung.
Und so zeigt auch die im zweiten Hauptteil behandelte Wiedergabe
der Bischofsordination aus den Quellen nach Hippolytus
die große Verwandtschaft der Überlieferung bei allen kleineren
Abweichungen.

Das andere interessante und wichtige Stück unter den zahlreichen
kleineren Aufsätzen ist der große Aufsatz von Liobgid
Koch über „ein deutsches Brevier der Aufklärungszeit". Gerade
in unserer Zeit ist es aufschlußreich, einen Blick in die
liturgische Reform der Aufklärung zu werfen. Mit größter
Genauigkeit werden wir in Geist und Gestalt des ehedem so
bedeutsamen deutschen Breviers des Thaddäus Anton Dereser
eingeführt, das er für ..Stiftsdamen, Klosterfrauen und jeden
fluten Christen" in einer neuen Konzeption des Stundengebetes

bestimmt hatte. Problem und Schwierigkeiten, Auseinandersetzungen
und heftiger Streit finden eine eindrucksvolle Darstellung
. Dieser Versuch eines „modernen" Mannes der Auf-
klärungszcit, der aber nicht modernistisch-progressiv war, ist
ein interessantes Beispiel für die Frömmigkcitsgcschichtc der
Christenheit im 18. Jh.

Von den weiteren Aufsätzen sei noch zu erwähnen, was Hermann
Reifenberg unter dem Titel „Das akustische Element in
der Liturgie" über die Bauelemente und Strukturen des Wort
gottesdienstes schreibt. Nicht nur für die neue eindrucksvolle
Entwicklung des Wortgottesdienstes in der römisch-katholischen
Kirche, sondern auch für die Fragen des Wortgottesdienstes
in der evangelischen Kirche ist die theologisch sorgsame
Darbietung von Wichtigkeit.

Einen überraschenden Überblick über die alttcstamentlichen
Personen in den liturgischen Büchern nach dem Konzil von
Trient gibt der Aufsatz von John H e n n i g. Hier wird nicht
nur statistisch gearbeitet, sondern auch nach der theologischen
Bedeutung des Alten Testaments im christlichen Gottesdienst
gefragt, wobei die besorgte Frage im Hintergrund steht, ob
in der Liturgiereform heute das Alte Testament den gebührenden
Platz behalten hat.

Zum Abschluß verweise ich auf die Bibliographie des Liturgieforschers
Anton Mayer, die Emmanuel von Severus hergestellt
hat. Ein eindrucksvoller Beweis eines reichen und umfassenden
Werkes über lange 50 Jahre im Dienst kirchlich
geprägter Wissenschaft.

Der zweite Hauptabschnitt des Archivs enthält wie immer
den großen Litcraturbericht. Er enthält dieses Mal folgende
Abschnitte:

1. Kult, Liturgie und Gcmeindelcben in Ctumran
(Herbert Haag)

2. Die Liturgie im Geistesleben des Mittelalters (Emmanuel
v. Severus und Lucia R. Wagner)

3. Liturgie im Zeitalter der Reformation (Albert Brandenburg)

4. Monastischc Liturgie (Emmanuel v. Severus)

5. Liturgie im Gespräch mit den Kirchen der Reformation
(Ottfried Jordahn)

6. Die Liturgie im Hcilsdienst der Kirche (Alkuin Real)

7. Liturgie und Kunst (Richard Bcllm)

8. Die Liturgie und das Judentum (John Hennig)

9. Die Liturgie in Arbeitsinstrumentarien, anderen Handreichungen
und Sammelwerken (Emmanuel v. Severus)

10. Einzclbesprechungen

Düsseldorf Joachim Beckmann

Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie. 21. Band 1977. Hrsg.
v. K. Ameln, Chr. Mahrenholz u. A. Völker. Kassel i Stauda
1977. XVI, 255 S. gr. 8". Hlw. DM 88,-.

Indem auch dieser Band des Jahrbuchs nicht nur Forschungsaufgaben
, sondern auch wichtigen aktuellen Problemen Rechnung
trägt, sollte er über den Kreis speziell Interessierter
hinaus in der kirchlichen Praxis dankbar aufgenommen werden
. Schon die einleitende große Arbeit von Horst Schwe-
b c 1 „Christusbild-Glaubc-Gottesdienst. Überlegungen zur gottesdienstlichen
Relevanz des Christusbildcs in der bildenden
Kunst der Gegenwart" führt nicht nur in die damit bezeichnete
Problematik ein; durch die Analyse ausgewählter und
auch abgebildeter Beispiele wird sie manchem einen Zugang
zum Verstehen moderner Christusdarstellungen öffnen. Der
I. Abschnitt „Gesprochene und gemalte Christusbilder im Gottesdienst
" führt auf das Problem hin, daß das in Worten
„gemalte" Christusbild eigenen Vorstellungen der Hörer Freiraum
läßt, während die in einem Gemälde oder als Cruzifix
gestaltete Christusvorstellung diese bleibend gegenwärtig hält.
Daraus ergibt sich die praktisch-funktionale Frage, wie solche
Bilder sich zu der im Lauf der Zeit sich wandelnden Christus-
vorstcllung der Gemeinde und zu den sich ändernden homiletischen
und liturgischen Formen verhalten. Sollte man nicht
lieber ganz auf Christusdarstellungen im gottcsdicnstlichcn
Raum verzichten oder sie zumindest austauschbar gestalten?