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Ausgabe:

1981

Spalte:

124-125

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Marsch, Wolf-Dieter

Titel/Untertitel:

Vielleicht ist noch Hoffnung 1981

Rezensent:

Blauert, Heinz

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 2

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Ermecke, Gustav: Zur Sexualethik und Sexualerziehung heute.
Was gilt von den Tugenden der Schamhaftigkeit und der
Keuschheit heute noch? (MThZ 31, 1980 S. 49-61).

Falckc, Heino: Boston und der Osten (ÖR 29, 1980 S. 177-188).

-: Unterwegs zu einer christlichen Sozialethik im wissenschaftlich
-technischen Zeitalter (ZdZ 1980 S. 121-128).

Fricdli, Richard: Religionen - Friedensforschung - Friedenspraxis
. Anspruch und Wirklichkeit (WuA 21, 1980 S. 70-75).

Fuchs, Josef: The-,Sin of the World' and Normative Morality
(Gr. 61, 1980 S. 51-76).

Hartmann, Norbert: Theorie und Praxis in der Ethik (FS 61,

1979 S. 162-182).

Hübner, Jürgen: Naturwissenschaft und Theologie zwischen
Objektivität und gesellschaftlicher Verantwortung (ÖR 29,

1980 S. 61-74).

Katterlc, Siegfried u. Arthur Rieh [Hrsg.]: Religiöser Sozialismus
und Wirtschaftsordnung. Gütersloh: Gütersloher Vcr-
lagshaus Gerd Mohn 1980. 128 S. 8° = GTB 374. Kart.
DM 12,80.

Laub, Franz: Der Christ und die staatliche Gewalt - Zum Verständnis
der „Politischen" Paränesc Rom 13, 1-7 in der
gegenwärtigen Diskussion (MThZ 30, 1979 S. 257-265).

Mertens, Cl. i Evolution demographique et consciencc moralc
(NRTh 102, 1980 S. 519-538).

Rcndtorff, Trutz: Eine Konferenz, die mehr sein wollte, als
sie konnte. Ein kritischer Rückblick auf Boston (ÖR 29,
1980 S. 201-208).

Rottcr, Hans: Die sittliche Bewertung der kirchlich ungültigen
Zweitehe (StZ 105, 1980 S. 235-243).

Schmidt, Klaus: Glaube, Wissenschaft und Zukunft. Bericht
über die Weltkonferenz von „Kirche und Gesellschaft" vom
12.-24. Juli 1979 in Cambridge, Mass./USA (ÖR 28, 1979
S. 377-398).

Schreiner, Josef: Gastfreundschaft im Zeugnis der Bibel (TThZ

89, 1980 S. 50-60).
Schroeder, Traute M.: Ethische Probleme der biologischen

Revolution (ÖR 29, 1980 S. 188-200).
Schüller, Bruno: La moralite des moyens. La relation de moyen

ä fin dans une ethique normative de caractere telcologique

(RSR 68, 1980 S. 205-224).
Simon, Rene: Ethique et anthropologic de la mort. Approches

bibliographiques (RSR 67, 1979 S. 209-241).
Walther, Christian: Freiheit und Norm. Bemerkungen zum

Problem kirchlicher Handlungsorienticrung (ÖR 29, 1980

S. 21-30).

Die Würde der Nichtgewürdigten (Themaheft Concilium 15,

1979 Heft 12):

Bianchi, Enzo: Das Alte Testament und die Nichtgewürdigten
der Gesellschaft (S. 624-629)

Sobrino, Jon: Das Verhältnis Jesu zu den Armen und Deklassierten
(S. 629-634)

Eckert, Jost: Die Verwirklichung von Brüderlichkeit in den
ersten christlichen Gemeinden (S. 634-638)

Pictri, Charles: Die Christen und die Sklaven in der ersten
Zeit der Kirche (2.-3. Jahrhundert) (S. 638-643)

Blumenkranz, Bernhard: Die Verschlechterung des Rechtsstandes
der Juden im christlichen Abendland des 11 Jahrhunderts
(S. 644-648)
Dussel, Enrique: Die moderne Christenheit vor dem „anderen
" (S. 649-656)

Proano, Leonidas E.: Die Kirche und die Armen im heutigen
Lateinamerika (S. 656-661)

Singles, Donna: Die Kirche und die Frau: Zum Fortbestehen
einer Diskriminierung (S. 661-666)

Clavcr, Francisco F.: Die Haltung christlicher Gemeinden zu
ethnischen oder Stammesminderheiten. Dargestellt am Beispiel
der Philippinen (S. 666-670)

Dhavamony, Mariasusai: Das Christentum und die auf einem
Kastensystem aufgebauten Gesellschaften. Dargestellt am
Beispiel Indien (S. 671-675)

Rosoli, Gianfausto u. Lydio F. Tomasi: Die Haltung der
christlichen Wohlstandsgesellschaften des Westens gegenüber
den Immigranten (S. 676-681)

Hebga, Meinrad P.: Würdige und unwürdige Kirchen (S. 682
bis 686)

McDonagh, Enda: Die Würde Gottes und die Würde der
Nichtgewürdigten (S. 686-692).
Ziegler, Josef Georg: Moraltheologische Kriterien für eine
gesetzliche Regelung der Organtransplantation (TThZ 89,

1980 S. 35-49).'

-: „Rolle" oder „Sendung" des Moraltheologen. Versuch einer
Selbstrcflexion (ThGl 69, 1979 S. 272-288).

Praktische Theologie: Homiletik

Marsch, Wolf-Dieter: Vielleicht ist noch Hoffnung. Predigten
über die Menschlichkeit Gottes. Göttingen: Vandenhocck &
Ruprecht 1974. 100 S. gr. 8° = Göttinger Predigthefte, 32.
Kart. DM 12,80.

Im 32. der Göttinger Predigthefte sind 20 Predigten von Wolf-
Dieter Marsch gesammelt, der - zuletzt Professor für Christliche
Gesellschaftswissenschaften in Münster - im November 1972 an
den Folgen eines Autounfalls gestorben ist. Acht von ihnen
liegen Texte aus dem Alten Testament, zwölf Texte aus dem
Neuen Testament (Evangelien 5, Briefe 7) zu Grunde. Sie wurden
in der Zeit von 1954 bis 1972 gehalten. Der Leser erlebt
nicht nur ein Stück gerade vergangener Zeitgeschichte mit,
sondern auch die Entwicklung eines theologischen Denkens,
das dieses Zeitgeschehen analysiert und reflektiert.

Thematisch tritt vor allem die Fragestellung von Glaube und
Welt, Glaube und politischer Existenz hervor. Dabei ist die
Sicht, die der Vf. von der Wirklichkeit hat, recht kritisch -
darin dem ungerechten Haushaltcr ähnlich, der klüglich genannt
wird: „Weil er erkannt hat, wie es um ihn steht. Weil
er seine Situation durchschaut hat!" (14). An dieser Geschichte
ist dem Vf. „ihre Realitätsnähe, das Eingeständnis der zusammengebrochenen
Ideen" sympathisch (13). Für den Vf. ist
christliche Existenz immer „Öffentlich-sein": „allein, unvertretbar
, durch sein bloßes Dasein dafür einstehen, daß Gott für
die alle, für uns da ist", und zwar in einer „unversöhnlichen"
und „wölfischen" Welt (40f). In ihr ist die Würde des Menschen
„mißbraucht, in den Dreck gezogen, entwürdigt worden"
(30). Selbstkritisch wird gefragt: „Wo haben wir etwas dazu
getan, daß es in dieser Welt heller, friedlicher, gerechter,
gottnäher zuging?" Und hinzugefügt: „es wäre vielleicht manches
besser in unserer Kirche, wenn man solche Stimmung
nicht mit lauten, frommen Worten immerfort verdrängte" (50).

In dieser nüchtern gesehenen Wirklichkeit sieht der Vf.
dennoch „eine große Hoffnung" (56), wenn wir nur auf ihn,
Jesus, hören könnten! Durch alle Predigten zieht sich wie ein
roter Faden die Frage „Was erwarten wir von Jesus?" (53).
In jeder Predigt kehren Wendungen wieder wie: „das Geschick
Jesu von Nazareth", „die Lcbensgcschichte Jesu", „im Namen
Jesu", „an Jesus lernen", „an Jesus orientieren", „mit Jesus
leben", „auf den Menschen Jesus verweisen", „an Jesus Gewißheit
haben". Und das alles, weil „Jesus in seiner Menschlichkeit
" den Menschen als „Tclos aller Geschichte" offenbart
hat, „wie er im Licht seiner Bestimmung erscheint" (18). Fragt
der Leser sich auch gelegentlich - vor allem bei alttcstamcnt
liehen Texten -, ob der Verfasser mit dieser Orientierung nicht
zu schnell zur Stelle ist, so daß er dadurch die Texte nicht
ausreden läßt, so überzeugt seine Leidenschaft doch je länger,
desto mehr, weil er dadurch in die christliche Freiheit und
unter Jesu Kreuz ruft (74 f). Beides gehört zusammen; denn
das Kreuz hat „schlechterdings lebenserschließende, lebens-
schenkende Funktion" (99). „Dies ist's doch, was die Gestalt
des leidenden Jesus, was das Kreuz als unser zentrales Symbol
uns sagen will: die Verheißung seines Mitgehens" (42). Aber
ebenso muß gesagt werden: „weil eben Gott nur als der Gekreuzigte
begegnet", ist der Segen Gottes „nicht ohne Kreuz
zu haben" (26). Dahinter steht „die reflektierte Erfahrung,
daß jenes Wirken und Sterben Jesu im Leben des Christen
.wiederholt', weitergelebt werden kann: sein Kreuz" (99). Es
bürgt dafür, „daß das Unmögliche möglich werden, daß das
Heil irdisch" werden kann. „Und im Namen Jesu können wir
nunmehr anlangen, das Unmögliche und Unvollcndbare, das
Bruchstückhafte und Vorläufige zu tun: .Gottes Mitarbeiter'
zu werden" (84), „Gegenwart in ihren Grenzen" anzunehmen
(79) und „den anderen in seinem Anderssein" anzuerkennen
(100).

Marsch zwingt nichts auf, sondern bietet seine Einsichten
an und wirbt um das Einstimmen seiner Hörer. Bezeichnend
dafür sind seine vielen Fragen, mit denen er sich an seine
Hörer wendet. Mit Fragen beginnt er seine Predigten, mit
ihnen entläßt er seine Hörer. So lädt er zum Mit- und Nach-