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Ausgabe:

1981

Spalte:

121-122

Kategorie:

Systematische Theologie: Ethik

Autor/Hrsg.:

Malfèr, Benno

Titel/Untertitel:

Das Handeln des Christen 1981

Rezensent:

Keil, Siegfried

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 2

122

Dualismus bleibt der Wahrheitsfrage (Frage nach der Einheit der Wirklichkeit)
letztlich untergeordnet. Die Problematik der theologischen Theorie Herrmanns
kann viel stärker aus ihr selbst aufgezeigt werden.

6. Eine kritischere Darstellung der Theologie Herrmanns aus ihrer eigenen
Problematik heraus ist möglich, wenn die Erkenntnis der Differenz zwischen
Haupt- und Spätwerk konsequent zum Zuge kommt und auf die Gründe vor
allem befragt wird.

7. Herrnianns doppelter Ansatz beim Selbst Gottes und beim Selbst des Menschen
im Horizont der Vcrmittlungsproblematik stellt eine grundsätzliche Differenz
zum Ansatz der dialektischen Theologie dar. Sie ist nicht genügend
herausgestellt und kritisch verarbeitet für das Verhältnis Herrmann-Barth. Die
Reduktion der Intention Herrmanns auf das theozentrische Moment vernachlässigt
die Weite der theologischen Argumentation, die Herrmann mit der
Berufung auf den geschichtlichen Christus und die sittliche Frage des Menschen
erreichen will.

8. Es kann präzis gezeigt werden, dafj Herrmann vor allem durch seine späte
Position die Herausbildung der dialektischen Theologie beeinflußt hat. Entscheidend
ist das Verständnis des Erlebnisses und der Geschichte des inneren
Lebens Jesu und der Bibel im Spatwerk.

Es ist das Verdienst der Arbeit von B., den Blick auf den
wichtigen Zusammenhang der Theologie Herrmanns und
Barths neu gelenkt zu haben.

Celle Wolfgang Grcivc

Beinert, Wolfgang: Der Einzelne und die Gemeinschaft. Ekklc-
siologischc Aspekte zum Thema Nachfolge (MThZ 30, 1979
S. 25-36).

Brugger, Walter: Gibt es gültige Gottesbeweise? (ZKTh 101,
1979 S. 340-350).

Courth, Franz: Der Teufel als der oder das Böse. Zwischenbilanz
zur währenden Diskussion (TThZ88,1979 S. 277-290).

Ferlay, Philippe: Trinite, Eglisc, Monde. Täches actuelles cn
ecelesiologie (NRTh 102, 1980 S. 227-234).

Fries, Heinrich: Das Problem der Vollständigkeit in Glauben
und Lehre (StZ 105. 1980 S. 517-526).

Gardcil, Pierre: La Cene et la Croix (NRTh 101, 1979 S. 676
bis 698).

Haeffner, Gerd: Ontologische Randnotizen zum Sinn der Frage
»Was ist der Mensch?" (ZKTh 102, 1980 S. 217-225).

Haubst, Rudolf: Gottes Wirken und die menschliche Freiheit
(TThZ 88, 1979 S. 175-193).

Hoffmann, Norbert: „Stellvertretung", Grundgestalt und Mitte
des Mysteriums. Ein Versuch trinitätstheologischer Begründung
christlicher Sühne (MThZ 30, 1979 S. 161-191).

Krieg, Robert A.: Kardinal Ratzinger, Max Schelcr und eine
Grundfrage der Christologic (ThQ 160, 1980 S. 106-122).

Messie, Pierre: L'Esprit nous reconcilie (NRTh 102, 1980
S. 62-73).

Möller, Christian: Wovon die Kirche lebt. Gewißheit, Gemeinschaft
, Lehre, Sakrament. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
1980. 114 S. 8°. Kart. DM 9,80.

Petri, Heinrich: Die Kirche als Thema der Fundamentaltheologie
(ThGl 69, 1979 S. 376-393).

Pfeil, Hans: Die Frage nach der Veränderlichkeit und Geschichtlichkeit
Gottes (MThZ 31, 1980 S. 1-23).

Vcrweyen, Hansjürgen i Zur Gottesfragc der Neuzeit (ThRev
74, 1978 Sp. 353-358).

Moralthcologic, das Verhältnis von katholischer Theologie und
Schlcicrmachcr, den Ort der CS in Schleiermachers Wissenschaftssystematik
und die CS in der SchleicrmachcrTntcrprc-
tation sowie die Qucllenlage) und Ergebnissen (in bezug auf
ein besseres Verständnis Schlciermachers und die Ansätze für
eine neue Beurteilung der Moralthcologic im Licht der CS).
Dem engeren Bezug zur katholischen Moralthcologic, „deren
Krise die Untersuchung mit motivierte" (245), sind jeweils die
ersten bzw. letzten 20 Seiten, also insgesamt ein Sechstel der
Arbeit gewidmet.

Der Vf. begründet diese ausführliche Darstellung der Schlcier-
macherschen Gedanken nicht nur mit der großen Unbekanntheit
des Textes, sondern auch mit der Tatsache, dafj bisher
kein Schlcicrmacher-Interpret die CS aus ihrem eigenen Ansatz
heraus und aus ihrer Einbettung in die Schleiermachersche
Theologie dargestellt hat. Seine eigene Darstellung folgt einer
zyklischen Struktur, wobei er mit jedem Kreis eine neue Ebene
erreicht.

In einem ersten Anlauf wird die Absicht der CS erläutert,
„eine Theorie des handlungsmäfjigen Selbstvollzugs des christlichen
Lebens zu formulieren" (65). Im zweiten Anlauf wird
das Handeln in bezug auf seine Struktur, seine Formen, sein
Subjekt und seinen gesellschaftlichen Ort dargestellt. Der dritte
Anlauf bietet die inhaltliche Gestalt der CS und der vierte ihre
systematischen Leitlinien.

Auf jeder dieser Ebenen wird deutlicher, worum es dem Vf.
geht: „Schlciermachers theologische Ethik ist eine genau durchkonzipierte
Konstruktion, deren leitende Prinzipien dem Gegenstand
selbst entnommen sind" (207). Es geht in der CS um
das „Handeln der durch Christus Erlösten aufgrund dieser
ihrer Erlösung" (204). Der entscheidende Begriff ist das christliche
Selbstbcwufjtsein. In ihm ist im einzelnen Christen seine
Erlösung als „werdende Seligkeit" gegenwärtig. Dieses ist
zugleich „Antrieb zum Handeln, das die Form der Reinigung
annimmt, wenn der Impuls auf ein Gefühl der Unlust zurückgeht
, die Form der Verbreitung, wenn das Gefühl der werdenden
Seligkeit als Lust gesetzt ist, und die Form der Darstellung,
wenn im Gefühl die Indifferenz von Lust und Unlust herrscht,
die .Freude am Herrn' " (201).

Der Vf. möchte diesen „Ansatz" der Beschreibung anstelle
von Forderungen und Verboten „formal-methodologisch" (238)
für die Moralthcologic auswerten. „Dies würde dann allerdings
bedeuten, dafj die Moraltheologie endgültig nicht mehr von der
durch die Beichtpraxis bedingten Frage nach dem, was erlaubt
sei, geleitet wird oder sich unter dieser Frage die Probleme
aufdrängen läßt, sondern daß sie zu einer Gesellschafts-
lchrc der Kirche wird; nicht als Lehre der Kirche über die
Gesellschaft, sondern als Lehre von der spezifischen gesellschaftlichen
Verfaßtheit der (katholischen) Kirche" (244).

Dortmund Siegfried Keil

Systematische Theologie: Ethik

Malfer, Benno: Das Handeln des Christen. Theologische Ethik
am Beispiel von Schleiermachers Christlicher Sitte. Münstcr-
schwarzach: Vier-Türmc-Vcrlag 1979. XXV, 250 S. 8" = Mün-
sterschwarzacher Studien, 31. Kart. DM 28,-.

Das Ziel vorliegender Arbeit, einer Dissertation an der
Päpstlichen Hochschule S. Ansclmo zu Rom, ist es, „vor dem
^Weiten Schritt einer kritischen Prüfung" (246) der Christlichen
Sitte (CS) Friedrich Schlciermachers auf ihre Brauchbarkeit
für die Überwindung der gegenwärtigen Krise katholischer
Moraltheologie hin, den ersten Schritt „des Kcnnenlernens"
der Schleicrmacherschcn Gedankenwelt zu tun, um „auch in
anderen das Interesse an einer weiteren Bekanntschaft mit
Stfilciermacher wecken zu können" (ebd.).

Dieser Zielsetzung entspricht es, wenn drei Fünftel des Urnings
der differenzierten Darstellung der CS gewidmet sind,
^ingerahmt wird dieser Hauptteil von je einem Fünftel Orien-
''crungen (über die gegenwärtige Lage in der katholischen

Altner, Günter: Genmanipulation aus sozialethischer und moraltheologischer
Sicht (ÖR 29, 1980 S. 75-82).

Aubert, Jean-Marie: Morale et casuistique (RSR 68, 1980 S. 167
bis 204).

Bassarak, Gerhard: Verantwortung (Standpunkt 9, 1980 S. 234
bis 236).

Battisti, Siegfried: Zur Frage nach der Verantwortung in Wissenschaft
und Technik (ZKTh 101, 1979 S. 402-413).'

Bujo, Benezet: Die Aktualität des Thomas von Aquin in der
heutigen Moraltheologie (TThZ 89, 1980 S. 118-125).

Cereccda, Raul i La Declaraciön Universal de los Derechos del
Hombre en cl cuadro de la presente Organizaciön interna-
cional (Gr. 60, 1979 S. 431-451).

Czuma, Hans: Der praktische Grundsatz der Ausschließung von
Gewalt (ZKTh 102, 1980 S. 50-60).

Demmcr, Klaus: Christliches Ethos und Menschenrechte. Einige
moralthcologische Erwägungen (Gr. 60, 1979 S. 453-479).

-: Die Dispens von der Lebenswahl. Rechtstheologischc und
moraltheologische Erwägungen (Gr. 61. 1980 S. 207-251).

Drewermann, Eugen: Zur Frage der moralthcologischen Beurteilung
bestimmter Formen sexuellen Fchlverhaltens (ThGl
69, 1979 S. 171-202).