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Ausgabe:

1981

Spalte:

83-85

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Tunyogi, Andrew C.

Titel/Untertitel:

Divine struggle for human salvation 1981

Rezensent:

Bartsch, Hans-Werner

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Theologische Litcraturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 2

sl

Gelegentlich erscheinen Titel, die in dieser Bibliographie nichts zu suchen
haben, wie unter Nr. 44909 F. W. Kantzenbach, Johannes Brenz und der Kampf
um das Abendmahl, ThLZ 89, 1964. Ein sprachliches Versehen dürfte die Nennung
von A. Alt, Festungen und Levitenorte im Lande Juda, unter der Rubrik
.Feste" sein (Nr. 49169).

Unsachgemäß ist die Anführung der Einleitung in das NT von W. G. Kümmel
Nr. 34698 als „Feine, P-, Behm, J., Einleitung in das Neue Testament (Heidelberg
, Quelle & Meyer 1964)"; es hätte zudem die 17. Aufl. 1973 genannt werden
sollen (sachgemäß Nr. 34711 Wikenhauser-Schmid). Unverständlich ist, daß
unter der Rubrik, die die Einleitungen in das AT erfaßt (Nr. 27537-27559),
O. Eifjfeldts Einleitung weder im Original noch in Übersetzung erscheint.

Endlich sei auch eine bibliographisch fehlerhafte Angabc genannt. Sowohl
unter Nr. 43566 als auch unter Nr. 48728 wird der Aufsatz von G. Bornkamm
über die Hoffnung im Kol aus der Klostermann-Festschrift mit falscher Seitenangabe
notiert (richtig unter Nr. 43575 als Bestandteil des vierten Bandes der
Aufsätze von Bornkamm).

Dies alles sind nur ausgewählte Beispiele, die nicht etwa gesucht
wurden, sondern die sich bei der Benutzung aufdrängten
. Dadurch wird die Grenze des Werkes sehr deutlich markiert
. Freilich sollte darüber nicht übersehen werden, daß es
als ein - relativ - handliches Instrument für eine Information,
die auf zuverlässige Vollständigkeit noch nicht aus ist, gute
Dienste leisten kann. Vor allem erschließt es dem protestantischen
deutschen Benutzer eine Fülle katholischer Literatur
aus dem romanischen Sprachraum. Bei einer Weiterführung
des Werkes, die durchaus zu begrüßen wäre, sollte es allerdings
doch aufgeteilt werden in selbständige Teile für das
Alte und das Neue Testament. Es könnte dadurch an Handlichkeit
und Zuverlässigkeit gewinnen.

Halle (Saale) Traugott Holtz

Tunyogi, Andrew C.: Divine Struggle for Human Salvation:

Biblical Convictions in their historical Setting. Washington:
University Press of America [1979], XIV, 475 S. 8°. $ 14,50.

Das Buch bietet eine umfassende Darstellung sowohl der Geschichte
, wie sie in den biblischen Büchern dargestellt ist auf
dem Hintergrund der zeitgeschichtlichen Verhältnisse, wie auch
des Textes, der Überlieferung beider Teile der Bibel. Es ist,
was amerikanische Theologiestudenten ein „text-book" nennen,
aus den Vorlesungen des Autors erwachsen und damit so etwas
wie eine Zusammenfassung seiner Lebensarbeit (die er als
Emeritus geschrieben hat). Damit sind Vorzug und Nachteil des
Buches bereits genannt. Der Vorzug besteht in einer geschlossenen
Darstellung, die dem Studenten über alles, was ihn im
Studium interessieren muß, Auskunft gibt. Der Nachteil ist
im Fehlen wissenschaftlicher Diskussion zu sehen. Das Buch
nennt einfach als Tatsache, was doch nur Meinung des Autors
ist, die er zwar durch Verweis auf Texte belegt, die er aber
nicht durch Diskussion mit anderen Auslegern absichert.

Das Buch beginnt mit einer Textgeschichte des Alten Testaments
von den Anfängen bis zur Kanonisicrung in Jamnia, die
der Autor allzu sicher auf das Jahr 90 n. Chr. festlegt (14).
Ebenso fragwürdig ist die Angabe, daß der Text des AT von
den Masoreten seit 100 n. Chr. peinlich genau einheitlich festgehalten
wurde. Wir wissen heute aus den Qumran-Funden,
daß es mindestens 3 unterschiedliche Textformen gegeben hat,
wie uns bereits die LXX Übersetzung eine andere Textform als
die der Masoreten zeigt.

Die Darstellung der Geschichte des Volkes Israel in den biblischen
Büchern wird bald allzu vertrauensselig als historisch
akzeptiert, bald historisch-kritisch der Forschung entsprechend
dargestellt. Ob man so sicher die Patriarchen als historische
Personen bezeichnen kann (41), wenn gleichzeitig die Überlieferung
als „Sagen" charakterisiert wird, erscheint fraglich.
Im Widerspruch dazu steht ebenfalls, daß die Patriarchen als
„corporate Personalities" bezeichnet werden (44). Demgegenüber
stellt der Autor die Umwelt überzeugend dar, auch in
ihrer Bedeutung für die Überlieferung. Es wird allerdings kritisch
zu vermerken sein, daß er sich zu sehr darum bemüht,
alles aus dieser Umwelt zu erklären und die Besonderheit der
Geschichte Israels zu kurz kommen läßt.

Dies gilt vor allem für die Darstellung der Prophetie, wo
selbst die Unterscheidung zwischen den Sehern Israels, den
Gottesmännern und den Schriftpropheten zugunsten einer allgemeinen
Prophetie in Israel verschwindet (149 ff). Es findet
sich keine Darstellung einzelner Propheten, weder Jesaja noch

irgendein anderer ist auch nur mit dem Namen erwähnt. Dies
hängt mit dem überwiegenden Interesse des Autors an dem
Gcschichtsvcrlauf zusammen, wie die Unterteilung der folgenden
Kapitel - Psalmen (176-193), Weisheit in Israel (194-212),
Ruth, Hoheslied und Esther (213-220) - zeigt, da mit jedem
Kapitel eine Periode der Geschichte gekennzeichnet werden
soll. Eine Darstellung der jüdischen Apokalyptik, speziell des
Danielbuches, beschließt den alttcstamcntlichcn Teil.

Der neutestamentliche Teil ist ebenso strukturiert wie der
alttestamentliche. Auch hier wird die Kritik bereits bei der
allgemeinen Charakterisierung der Überlieferung einzusetzen
haben, wenn der Autor das Neue Testament pauschal als mythologisch
bezeichnet, weil in ihm „die Lebensgeschichtc eines
Menschen als eine Geschichte verstanden wird, in der Gott
handelt" (242). Demgegenüber wäre die Definition Bultmanns
zu nennen: „Mythologisch ist eine Vorstellungsweisc, in der
das Unweltliche, Göttliche als Weltliches, Menschliches, das
Jenseitige als Diesseitiges erscheint." (Kerygma und Mythos I5,
79). Ähnlich verwirrend ist für uns der Gebrauch des Begriffs
„kanonisch", wenn derart bereits die mündliche Überlieferung
bezeichnet wird, auch wenn der Darstellung des Werdens des
Neuen Testaments durchaus zugestimmt werden kann.

Bei der Darstellung des zeitgeschichtlichen Hintergrundes,
der wiederum mit viel Liebe und dem Bemühen um exakte
Information geschrieben ist, wäre kritisch anzumerken, daß
unter den jüdischen Sekten trotz der Berufung auf Josephus
die Zeloten nicht genannt werden, obwohl Josephus sie Anti-
quitates 18,23 ff darstellt, ohne allerdings ihren Namen zu
nennen. Dies Versäumnis ist darum zu bedauern, weil von
daher auch Jesu Hinrichtung nicht in den notwendigen politischen
Zusammenhang gebracht werden kann, sondern eine
Verurteilung durch das Synedrium angenommen wird, die nur
darum nicht die Steinigung zur Folge hatte, weil das Synedrium
nicht das Recht der Exekution hatte (259).

Für das Leben Jesu nimmt der Autor an, daß es sicher ist,
daß er in Bethlehem geboren ist, ohne zu erwägen, daß der
Name Jesus von Nazareth dem widerspricht. In bezug auf die
Vorgeschichte des Lukas und Matthäus bleibt die sonstige
historische Skepsis gegenüber der Überlieferung außer acht. Sie
setzt erst bei dem Bericht von Jesu Wirken ein, wenn der Autor
annimmt, er habe Parallelen in den Geschichten „mythischer
Heroen (Herkules, Äneas, Romulus) und von Philosophen, die
als Gründer von Kulten angesehen wurden." Das zeigt sich
auch, wenn er den Jesus der Synoptiker „The Man of Power"
nennt und diesen Ausdruck als Äquivalent zum t h e i o s
a n e r kennzeichnet. Zwar ist diese Anschauung zeitweise in
der exegetischen Literatur vertreten worden, sie wurde aber
inzwischen grundsätzlich verworfen (vgl. ThWNT III, 123).

Für die johanneischen Schriften wird die Beziehung zu
Qumran, Judentum und Gnosis dargestellt. Aber auch hier
zeigt sich wieder ein ungewöhnliches Zutrauen zur historischen
Zuverlässigkeit des 4. Evangelisten. Er habe unabhängiges
Material verwendet und wußte mehr über Jesu Leben und Lehren
als die Synoptiker (300), und dies möchte er auf den „Lieblingsjünger
" zurückführen, den er mit dem Johannes der
Tradition identifiziert.

Die Entwicklung des Paulus stellt der Autor in Abwägung
der Angaben der Apostelgeschichte mit denen der paulinischen
Briefe dar (349-354), meint jedoch manchmal zu viel wissen zu
können, wenn er z. B. den „thorn in the flesh" (2Kor 12,7) als
Magengeschwür identifizieren möchte, das durch seine „nervo
sity" aufgrund der vielen Reisen entstanden ist. Für die pauli-
nische Bricfsammlung nimmt er an, daß alle Briefe entweder
von Paulus selbst oder von einem Gehilfen nach seinen Angaben
geschrieben seien. Er weiß sie exakt zu datieren. An literarischer
Analyse findet sich nur.für den 2Kor eine Aufteilung
in 3 Briefe: 6,14-7,1, ein Fragment; Kap. 10-13, gegen falsche
Apostel und Kap. 1-9, der Makedonische Brief, eine Aufteilung,
die in der europäischen Exegese jedenfalls nicht zu Hause
ist. Um so überzeugender ist dagegen die breite Darstellung
der paulinischen Theologie (358-411).

Von der übrigen Darstellung der neutestamentlichen Briefe
sei nur noch die des Jakobusbriefes erwähnt. Der Autor folgt