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Ausgabe:

1981

Spalte:

78-79

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Theologia Viatorum XIV, 1977/1978 1981

Rezensent:

Krötke, Wolf

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 2

Ts

über aufgegeben (trotz auftretender Unsicherheiten) und stellt
sie in den jeweiligen geschichtlichen Zusammenhang (z. B. in
der Frage des Laienkelchs). H. H a 11 a u e r. Zur Mainzer
Provinzialsynode von 1451 (253-263), betont, dafj NvK auf ihr
keinen leichten Stand als päpstlicher Legat hatte. Er begegnete
dort einem Avisamentum (wohl von Hermann Talhcim), in
dem es offen heifjt: „Man hat nun einen Kardinal über die
Alpen entsandt, um dem armen Volk den letzten Heller SU
nehmen" (258). R. Weier, Christliche Existenz und Kirchlich
keit als Kernproblem in den Briefen des Cusanus an die Hus-
siten (264-278), hebt hervor, daß NvK den Ernst der Frage
nach dem Laicnkclch anerkennt, wenn sie als Hcilsfragc gestellt
wird, nur als solche ist sie theologisch ernst zu nehmen.
NvK sieht aber die communio sub utraque nicht als hcilsnot
Mendig an. Vielmehr setzt er den Gehorsam gegen die Kirche
hoch an: Er ist .sicher der christliche Heilswcg", so „dafj -
den Gehorsam vorausgesetzt - comnmnicatio mit der Kirche
und vxcomnmnicatio zum selben Ziel, nämlich zum ewigen
Heil führen" (271). Die göttliche Vorschrift ergibt sich nur im
Einklang mit der universalen Kirche (273).
Von den Aufsätzen des dritten Teiles seien nur genannt i
Hahn, Das Bekenntnis zu dem einen Gott im Neuen Testament
(281-291); B. Weiß, Die „anima naturalitcr christiana"
im Verständnis Tcrtullians (292-304); A. Bodem, Zum Men
schenbild von Kardinal Cajctan unter besonderer Berücksichtigung
der Anschauung des Kardinals Nikolaus von Kues (353 bis
363; er betont eine überraschend große Übereinstimmung in
den Grundgedanken der beiden so verschiedenen Denker und
Theologen); L. Hagemann, Die Sehnsucht des Menschen -
Heil und Hcilswege nach Nikolaus von Kues. Die cusanischc
Heilsbegründung im Licht der Aussagen des II. Vatikanums
(394-4^0; „Was das Konzil . . . sagt, nämlich .gemäß ihrer
Aufgabe, Einheit und Liebe unter den Menschen und damit
auch unter den Völkern zu fördern', dem galten bereits zu Bc
ginn der Neuzeit die Bemühungen des NvK", 410); P. T. S a -
« a m o t o. Der christliche Humanismus bei Nikolaus von Kues
■n der Sicht des Japaners (411-421: „Man kann daher in der
cusanischen Denkweise der coincidenlia oppositorum eine die
^°3ik übersteigende japanische Denkweise finden", 420);
E-A. W y 1 1 e r, Hcnologie als philosophische Disziplin heute
(422-432, er will die cusanischc Philosophie lutherisch verwen
"cn: „Die am meisten herausfordernde Neuprägung der anti
k°n Gedankentradition der Hcnologie stammt von Nikolaus
Cusanus, einem Denker der Renaissance und der heutigen Zeit,
der in der Formel der Nicht-Andersheit (non aliud) Einheit
Und Andcrshcit zusammenschaut. Im Unterschied zur Identi-
'atsanschauung ist die nou aiiW-Anschauung irreversibel und
c*klusiv; sie hebt den Absolutheitsanspruch der Hcnologie
hervor", 430).

Eine Bibliographie von R. Haubst (XIV-XXIV), ein Abkür-
zuiigsverzcichnis und ein Register sind beigegeben. Es ist leider
noch keine Selbstverständlichkeit, daft eine Festschrift ein Regster
enthält.

°ie Anthropologie des NvK ist in den Beiträgen umfassend
Und von ganz unterschiedlichen Ansatzpunkten her dargestellt.
Es fallen folgende Probleme auf: (1) Anthropologie und
^hristologie; (2) Der Mensch als Mikrokosmos und zweiter
G°tt; (3) Der Mensch als imago dei; (4) Auch in der philoso
Phischcn Anthropologie denkt NvK theologisch; (5) Die Ha
niartiologie tritt spürbar zurück (das dürfte weniger an den
Aufsätzen als an deren Gegenstand, dem Werk des NvK,
''cgen).

Eine grundsätzliche Frage zum Schluf): Es mufi endlich die
Zitierung der Werke des NvK vereinheitlicht und eine Werkausgabe
so verbindlich gemacht werden, dafj auch dann, wenn
C|ne andere Werkausgabc benutzt wird, die Stelle sofort aufzufinden
ist. Das bereitet z. Z., gerade bei den vorliegenden
Aufsätzen, erhebliche Mühe!

Frcibcru Karl-Hermann Kandier

P ' Tri. van Velthoicn. Cottcmdiau und menschliche Kreativität. Studien zur
7**nntnltlehH des Nikolaus von Kues, Leiden 1977 (vul ThLZ 10:>. 197"
bP_ 207-209)

,2 K.-H Kandier. Die Einheit von Endlichem und Unendlichem. KuD, 25,
197». 106 122

Theologia Viatorum XIV, 1977/1978, hrsg. im Auftrag des
Hochschulrates von Prof. Dr. Bloth, Rektor. Berlin: Christlicher
Zeitschriftcnverlag 1979. 257 S. 8°.

Das Jahrbuch der Kirchlichen Hochschule in West-Berlin
erscheint seit 1973 wieder im Zwci-Jahrcsrhythmus. Es verfolgt
das Ziel, einen Einblick in die theologische Arbeit und das
Leben dieser Hochschule zu geben. Der vorliegende Band enthält
14 wissenschaftliche Beiträge und eine Zusammenstellung
„aus Ansprachen und Berichten des Rektors" P. C. Bloth von
1977 und 1978. Die wissenschaftlichen Beiträge haben keinen
thematischen Zusammenhang, sondern sind in der Mehrzahl
Gelegenheitsarbeiten aus den unterschiedlichsten Anlässen. Darum
sind sie auch nur alphabetisch nach den Namen der Verfasser
geordnet und bieten so ein außerordentliches buntes
Bild von der theologischen Arbeit an dieser Hochschule.

Schon die exegetischen Beiträge weisen in der Themenwahl
und im methodischen Vorgehen weit auseinander. L. S c h m i d t
analysiert die viel behandelte Geschichte vom „Kampf Jakobs
am Jabbok (Gen. 32,23-33)". Er kommt aufgrund seiner Beob
achtungen zur Überlieferungs- und Rcdaktionsgeschichtc zu
dem Ergebnis, daß die Namensvcrlcihung an Jakob durch
Jahwe das eigentliche Interesse des Jahwisten an der Überlieferung
dieser Erzählung ist (vgl. 125ff). - P. von der
Osten-Sacken erarbeitet unter dem Titel: .Das Evangc
lium als Einheit von Verheißung und Gesetz" „Grundzüge
paulinischcr Theologie" (87 ff). Seine schon an anderen Orten
mehrfach vertretene provozierende Pointe ist, daß die ganze
paulinische Theologie und insbesondere die Sicht Israels in
der heute „hinfällig gewordenen Voraussetzung der täglich erwarteten
Parusic" hängt (103). Sie sei darum heute weder im
Blick auf Israel noch im Blick auf andere Grundaussagen rezipierbar
. - E. Plümacher (.Neues Testament und hellenistische
Form. Zur literarischen Gattung der lukanischen Schriften
", 109 ff) versucht zu zeigen, dafj das lukanischc Schrifttum
als „historische Monographie" nach dem Vorbild hellenistischer
Geschichtsschreibung angelegt sei. - Auch die Untersuchung
von W. Schmithals gilt dem lukanischen Schrifttum („Die
Berichte der Apostelgeschichte über die Bekehrung des Paulus
und die .Tendenz' des Lukas", 145ff). Schmithals erklärt das
im wesentlichen schon von G. Klein erarbeitete Paulusbild des
Lukas aus einer „antimarcionitischen" Tendenz (vgl. 161). Zu
denken sei dabei an einen kleinasiatischcn „Prä-Marcionitis-
mus" (162), mit dem Lukas vertraut gewesen sein soll, während
umgekehrt die Verwendung des Lukasevangeliums durch
Marcion beweise, daß „relativ enge räumliche Beziehungen
zwischen Lukas und dem Marcionitismus bestanden haben
müssen" (ebd.). - Die Auseinandersetzung mit all diesen Thesen
muß der Fachdiskussion überlassen bleiben, wobei insbesondere
die Behauptungen von v. d. Osten-Sacken und Schmithals
zur kritischen Stellungnahme reizen dürften.

Im Blick auf die Sache und auf den Stil recht eigenwillig
fallen die kirchcngcschichtlichen Beiträge aus. K. K u p i s c h
schreibt einen „historisch-politischen Essay" („Königin Elisabeth
I. von England und der Protestantismus", 75 ff). - K.-V.
S e 1 g e beschäftigt sich in seiner Antrittsvorlesung („Die ältere
und die neuere Zeit in der Kirchcngeschichte", 167 ff) mit der
Frage, inwieweit es berechtigt sei, den Beginn der „neueren
Zeit" in der Reformation zu sehen. Er plädiert für einen .Dialog
mit dem andersdenkenden Zeitgenossen" (177), der von
seinen geistcsgeschichtlichcn und kulturellen Voraussetzungen
her in der Reformation keinen „epochemachenden Neuanfang''
sehen kann. - U. Wickert schildert unter dem Thema:
„Das Kind in der Kirchengcschichtc" (209 ff) abrißartig die
Kindheit Augustins, Luthers und Therese Martins. Er will
deutlich machen, daß man in einem Kinde „einem ganzen wirk
liehen Menschen" begegnet (225).

Deutlich vom eigenen Erleben geprägt sind in jeweils verschiedener
Weise die Beiträge von F. Smcnd und von dem am
6.2.1979 verstorbenen W. Dreß. Smcnd veröffentlicht ein
Referat, das er im Herbst 1936 vor einem Arbeitskreis des
Bruderrates der Bekennenden Kirche gehalten hat („Nürnberg
1936", 183ff). Er weist darin die pseudo-religiösc Einkleidung
der nationalsozialistischen Ideologie nach. - W. Dreß („Reli-