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Ausgabe:

1981

Spalte:

884-885

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Fitzmyer, Joseph A.

Titel/Untertitel:

A manual of Palestinian Aramaic texts 1981

Rezensent:

Conrad, Joachim

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883

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 12

884

Judaica

Rengstorf, Karl Heinrich: A complete Concordance to Flavius Jose-
phus, ed. with B. Justus, G. W. E. Nickelsburg, J. R. Royse,
H. Schreckenberg, J. Schwark, III: A-77. Leiden: Brill 1979. VII,
598 S. 4Lw. hfl 680.-.

Sechs Jahre nach dem Erscheinen von Band 1 des monumentalen
Werkes liegt der dritte Band vor, der den Wortbestand des Josephus
bis zum Buchstaben //aufarbeitet. Das ist eine nicht zu lange Frist für
die Edition eines so schwierig und aufwendig vorzubereitenden, zu
setzenden und zu korrigierenden Unternehmens. Auch verlegerisch
sowie satz- und drucktechnisch ist diese Konkordanz eine große Leistung
. Leider ist der dritte Band, der allerdings einen etwas größeren
Umfang als die vorangehenden hat, auch im Preis nicht unbeträchtlich
gestiegen, eine wohl unvermeidliche, gleichwohl bedauerliche
Entwicklung.

Gegenüber den bereits erschienenen Bänden1 sind keine sachlichen
und kaum personelle Veränderungen zu verzeichnen. Mitarbeiter des
Herausgebers sind gleichbleibend seit dem ersten Band B. Justus und
H. Schreckenberg; beide haben wieder einen erheblichen Teil der
Wörter bearbeitet sowie zusammen mit dem Herausgeber die Endredaktion
auf sich genommen, H. Schreckenberg zusätzlich auch
einen Teil der Korrekturen. Wie schon am zweiten Band haben auch
an diesem mitgewirkt G. W. E. Nickelsburg und J. Schwark, während
statt W. L. Weiler nun J. R. Royse als Mitarbeiter genannt ist. Das
Vorwort des Herausgebers dankt darüber hinaus noch weiteren Helfern
. Sie alle haben sich in der Tat ebenso wie der Verlag überaus verdient
gemacht, indem sie unter der bewährten Leitung des Herausgebers
K. H. Rengstorf ein solch fundamentales philologisches Werkzeug
in Angriff nahmen und stetig so weit voranbrachten, daß auch
der abschließende vierte Band bereits dem Verlag im Manuskript vorliegt
und mit seinem Erscheinen in absehbarer Zeit gerechnet werden
kann. Bedeutung hat das Werk nicht nur für die Josephus-Forschung
oder die Judaistik, sondern ebenso für die neutestamentliche Wissenschaft
und die Philologie überhaupt.

Auch dieser Band ist in der gleichen Großzügigkeit, ja Aufwendigkeit
wie die bisherigen Bände angelegt. Dadurch wird die Konkordanz
nun aber auch in vielfältiger Weise direkt nutzbar. Als vollständige
Konkordanz gibt sie einen exakten Überblick über den gesamten
Wortgebrauch eines auch sprachgeschichtlich interessanten Autors.
Die übersichtliche Anlage der Artikel läßt klar erkennen, wie in seinem
ausgedehnten Werk die Wortbelege verteilt sind, so daß z. B.
Hypothesen über literarische Tatbestände leichter und sicherer zu begründen
und zu überprüfen sind. Die lexikalischen Angaben zu Beginn
der Artikel mit ausgedruckten Lemmata geben einen Überblick
über den inhaltlichen Wortgebrauch des Autors; sie sind häufig übrigens
umfangreich, differenziert und erfreulich oft durch Stellenangaben
auf spezielle Bedeutungen bezogen.

Mit diesem dritten Band läßt sich nun auch der Gebrauch der Partikeln
und Konjunktionen, charakteristisches Stilelement, schon gut
überschauen. Ich notiere einige Beispiele. Auffällig ist der relativ geringe
Gebrauch von Fn; ähnlich steht es bei öva. Dagegen ist o5v, wie
auch im NT, sehr häufig, ßd, das im NT nicht belegt ist, ist nur einmal
durch eine Konjektur zu A 14,174 ausgewiesen und darf kaum
als bezeugt bei Josephus gelten. Auch ßtüv, vuv enkl., o6wi findet sich
weder im NT noch bei Josephus; dagegen ist das ebenfalls im NT
nicht belegte ß>jv bei Josephus häufig, während umgekehrt das im NT
häufigere vai bei Josephus nur ein- oder zweimal begegnet. Das im
NT fehlende önözav ist nur sehr selten bei Josephus, ebenso steht es
mit oöxovv, nur wenig stärker ist oöre belegt; häufiger ist freilich
önöxE, das im NT nur Lk 6,3 unsicher bezeugt ist. Anders als im NT
fehlen not und önoi bei Josephus nicht völlig, sind aber auch bei ihm
selten; das enkl. nov ist vergleichbar rar gestreut. Bestimmte Ähnlichkeiten
des Sprachgebrauchs werden hier erkennbar. Charakteristisch

indessen ist der Unterschied bei ndvxoxe, das im NT häufiger ist,
dagegen von Josephus nur viermal gebraucht wird; er bevorzugt ganz
eindeutig def (kaum jedoch Sianavmt; und txdaxoxe), das wiederum im
NT nur wenig begegnet. Merkwürdig ist freilich, daß das offenbar
vulgäre ßöhg bei Josephus ganz geläufig ist, ßöyig hingegen überhaupt
nicht sicher belegt ist, ein Befund, der dem im NT ähnelt. So tritt ein
differenzierter Sprachgebrauch hervor, der zu differenzierter Untersuchung
und Beurteilung einlädt.

Man wünscht dem großen Werk einen planmäßigen Fortgang und
Abschluß, im Interesse derer, die daran ihre Zeit und Kraft wenden,
vor allem aber im Interesse der Forschung, die so nachhaltig und gediegen
durch seine Herausgabe gefördert wird.

Halle (Saale) Traugott Holtz

' Vgl. die Besprechung von Band 1 in ThLZ 99, 1974 Sp. 672-675; und von
Band 2 in ThLZ 103, 1978 Sp. 263f.

Fitzmyer, Joseph A., S. J., and Daniel J. Herrington, S. J. [Eds.]: A
Manual of Palestinian Aramaic Texts. (Second Century B.C. - Se-
cond Century A.D.). Rome: Biblical Institute Press 1978. XX,
373 S. gr. 8° = Biblica et Orientalia, 34. Lire 22 000.

Für die Umgangssprache des palästinischen Judentums der hellenistischen
und frühen römischen Zeit und mithin auch der Zeit Jesu,
d. h. für die ältere Phase des jüdisch-palästinischen Aramäisch, gab es
noch vor wenigen Jahrzehnten kaum nennenswerte authentische
Zeugnisse. Diese Situation hat sich seit den Textfunden von Qumran
und aus der Wüste Juda erheblich verändert. In den Höhlen um
Qumran fand sich eine beachtliche Zahl von Fragmenten pseudepi-
graphischer Bücher in aramäischer Sprache sowie vor allem größere
Teile eines Targums zum Buche Hiob (HQtgJob) und einer
midraschähnlichen Schrift über Stoffe aus der Genesis (sog. Genesis-
Apokryphon, lQapGen). Die Untersuchungen in den Höhlen des
Wadi Murabba'at und des Nachal Chever in der Wüste Juda erbrachten
Briefe und Dokumente aus dem 1. und 2. nachchristlichen Jahrhundert
, insbesondere aus der Zeit des Bar-Kochba-Aufstandes
(132-135 n. Chr.). Alle diese Texte erlauben es freilich noch nicht,
sich ein zusammenhängendes Bild von dem im damaligen Palästina
gesprochenen Aramäisch zu machen. Sie bieten aber doch genügend
Material, um eingehendere Sprachstudien zu betreiben und die Entwicklung
der lokalen aramäischen Dialekte, die aus dem sog. Reichsaramäisch
der persischen Zeit hervorgegangen sind, als ganze klarer
zu erfassen. Darüber hinaus sind sie natürlich auch für die Kenntnis
der Religion und Geschichte des Judentums der nachalttestament-
lichen Zeit von großer Bedeutung.

Bislang war es jedoch nicht ganz leicht, sich mit diesen Texten zu
beschäftigen, da sie an sehr verschiedenen Stellen veröffentlicht
wurden und es entsprechend mühevoll war, sich einen lückenlosen
Überblick zu verschaffen. Diese Schwierigkeit soll durch das vorliegende
Handbuch behoben werden. Die Herausgeber haben es sich
zum Ziel gesetzt, die bisher veröffentlichten Texte vollständig zusammenzustellen1
und damit auch allen denen, die mit diesem Material
weniger vertraut sind, eine rasche und zuverlässige Orientierung zu
ermöglichen. Das Buch ist sehr übersichtlich aufgebaut. In einem
Vorwort (S. XI-XIV) legen die Herausgeber die Ziele und Grundsätze
ihrer Arbeit dar. Den Hauptteil nimmt die Wiedergabe der Texte in
Quadratschrift ein (S. 1-187). Sie erfolgt jeweils auf der linken Seite.
Auf der rechten Seite ist ihr eine englische Übersetzung gegenübergestellt
. Es werden zunächst die Texte aus den Qumranhöhlen wiedergegeben
, darunter auch die Fragmente von aramäischen Teilen des
Alten Testaments, danach die Texte aus der Wüste Juda. Die Anordnung
erfolgt hier grundsätzlich unter chronologischem Gesichtspunkt
. Die sich anschließenden Grab- und Ossuarinschriften dagegen
werden zunächst nach ihrer Bedeutung, später nach ihren Herkunftsorten
eingereiht. Den Abschluß bildet die Megillat Ta'anit, deren erhaltene
Textgestalt freilich einer späteren Zeit zuzurechnen ist, so