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Ausgabe:

1981

Spalte:

874-876

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Libanon, Land der Gegensaetze 1981

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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873

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 12

874

Allgemeines, Festschriften

Teleologische Realenzyklopädie, hrsg. v. Gerhard Krause u. Gerhard
Müller. Bd. V: Autokephalie- Biandrata. Berlin: de Gruyter 1980.
805 S. 1 Faltkte. gr.8'.

Von den 83 Artikeln dieses Bandes betreffen 41 Leben und Werk
(bzw. Wirkung) von Personen. Dazu kommen 37 Verweisstichwörter,
wobei (wieder) auffällt, daß deren Auswahl gelegentlich Zusammengehöriges
auseinanderreißt (Bekenntnis, Bekennende Kirche, Bekenntnisbewegung
, Bekenntnisformeln sind Verweisstichwörter,
während Bekenntnisschriften in diesem Band als Artikel erscheint)
und darüberhinaus sich unter den Verweisstichwörtern m. E. gewichtige
Gegenstände benannt finden (Barmen, Bekenntnis usw. [s. o.],
Besitz/Besitzlosigkeit, Bettelorden u. a.), während bei den Artikeln
mitunter sehr Spezielles aufgenommen ist. Natürlich werden solche
Beobachtungen relativiert, je weiter das Lexikon fortschreitet (mit
Freude liest man die der 1. Lieferung beigelegte Mitteilung, daß
durch Wechsel der Druckerei und Erweiterung der Redaktion eine
Beschleunigung der Erscheinungsweise ermöglicht werden soll); aber
da nun einmal ein lexikalisches Unternehmen unter der „Diktatur
des Alphabets" steht, sollte man der dadurch bedingten Zufälligkeit
der Abfolge von Artikeln wenigstens insoweit zu begegnen versuchen,
daß man eher die (alphabetisch) frühere Möglichkeit für die Behandlung
eines (Teil-)Themas wählt als eine (alphabetisch) spätere, ohne
allerdings die allgemeinen Proportionen allzustark zu verschieben.
Auf keinen Fall sollte aber einseitig ein Thema oder Themenkreis
„nach hinten" verschoben werden. Diese Gefahr besteht z. B., wenn
„Barmen" und „Bekennende Kirche" unter die Verweisstichwörter
kommen; diese Themen werden also erst beim Artikel „Kirchenkampf
' (auf den in beiden Fällen verwiesen wird) ausführlich zur
Sprache kommen. Bei einem zwei- oder dreibändigen Lexikon sind
solche Fragen kaum von Belang, um so mehr bei einem solchen
monumentalen Unternehmen wie der TRE.

Im übrigen darf aber nun hinzugefügt werden, daß die Themen
„Bekennende Kirche" und „Barmen" auch in Band V der TRE Erwähnung
finden, und zwar erwartungsgemäß in dem gewichtigen Artikel
von E. Jüngel über Karl Barth (251-268). Jüngel gliedert seine
Ausführungen in drei Hauptteile: 1. Leben (1.1. Theologische Existenz
. 1.2. Biographie)-2. Theologie (2.1. Anfänge. 2.2. Dialektische
Theologie. 2.3. Dogmatische Theologie) - 3. Wirkung. Gleich unter
1.1. wird festgehalten: „Barths bisherige Wirkungsgeschichte läßt erkennen
, daß mehr als das Hauptwerk, die Kirchliche Dogmatik, seine
aktuellen Äußerungen und der Einfluß seiner theologischen Existenz
auf das theologische .Klima' zu seinen Lebzeiten wirksam geworden
sind"(251). So steht auch die Darstellung Jüngels ganz im Zeichen der
Entfaltung der „theologischen Existenz" Barths, was charakteristisch
zum Ausdruck kommt durch die Voranstellung dieses Begriffs im
Teil 1 (s. o.) vor den biographischen Aussagen! Trotz des einschränkend
zur Wirkungsgeschichte der KD Gesagten (s. o.) kommt Jüngel
selbstverständlich besonders ausführlich innerhalb des entsprechenden
Abschnitts (2.3. Dogmatische Theologie) auf diese zu sprechen.
Die Denkbewegung der KD wird so beschrieben: es werde Jeweils
vom .Besondersten' der christologisch identifizierten Offenbarung als
der gegebenen, .allgemeinste' Geltung beanspruchenden ... Wirklichkeit
ausgegangen, um die Möglichkeit dieser Wirklichkeit allein
aus dieser Wirklichkeit zu erhellen .. und damit diese Möglichkeit als
die ursprünglichste Wirklichkeit zu erweisen"(263). Immer wieder
wird auf die „christologische Grundorientierung" der KD verwiesen.

Die neuere und neueste Theologiegeschichte ist im Band V weiterhin
vertreten durch Artikel über : Bruno Bauer, Walter Bauer, Ferdinand
Christian Baur, Joh. Tobias Beck, Joh. Albrecht Bengel, Eivind
Berggrav, Hermann Bezzel u. a. Besonderem Interesse wird sicher der
Artikel über Joh. Sebastian Bach (W. Blankenburg) begegnen, der
u. a. kundig über den Stand der Bachforschung orientiert. Daneben

finden Philosophen, Päpste, altkirchliche und mittelalterliche Theologen
sowie Männer aus der Geschichte des Judentums Berücksichtigung
gemäß den Prinzipien der TRE-Konzeption. Natürlich enthält
der vorliegende Band auch eine Fülle von Artikeln (42) zu „Realien";
diesmal sollte aber der Nachdruck der Besprechung, die ja sowieso
immer nur einen sehr unvollkommenen Eindruck vom Inhalt eines
Bandes geben kann, auf den Artikeln über Personen liegen.
Leipzig Ernst-Heinz Amberg

Vorländer, Dorothea [Hrsg.]: Libanon - Land der Gegensätze. Ein

Handbuch zu Geschichte und Gegenwart, Religionen und Kirchen
des Libanon. Erlangen: Verlag der Ev.-luth. Mission 1980. 149 S.,
12 Taf. 8'= Erlanger Taschenbücher, 57. Kart. DM 12,-.

„Land der Gegensätze" ist ein treffender Untertitel für dieses von
Kennern geschriebene Buch über den Libanon.' Es geht den Verfassern
nicht nur um die Vermittlung von allgemein Wissenswertem
über Land und Leute. Im Zentrum steht der immer wieder aufflak-
kernde Bürgerkrieg, der seit 1975 vielen tausend Menschen das Leben
gekostet und Milliarden an Werten vernichtet hat und dessen Hintergründe
für den Außenstehenden schwer zu erkennen und zu verstehen
sind.

Die konzentrierten und sorgfältig erläuterten Informationen eröffnet
eine Einführung in die geographischen und geschichtlichen Voraussetzungen
(D. Vorländer/N. Dahdal).' Etwas ausführlicher gehalten
ist die folgende Darstellung der geschichtlichen Vorgänge von 635
bis ca. 1965 sowie der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung
während der letzten Jahrzehnte (B. Harb). Eine bewegende Schilderung
des Bürgerkrieges unter Berücksichtigung eigenen Erlebens (H.
Vorländer) beschließt den ersten Teil des Bandes (11-64). Der zweite
Teil behandelt „Die Religionsgemeinschaften im Libanon" (D. u. H.
Vorländer, P. Löffler, 67-128). Der Akzent liegt auf der geschichtlichen
Erklärung ihrer Eigentümlichkeiten und ihres Verhältnisses
zueinander sowie auf der Beschreibung der sich vornehmlich daraus
ergebenden Positionen in der innenpolitischen Situation im Libanon.
Besonders interessieren dürfte das Gesprächsprotokoll von U. Schoen
über die jüdische Glaubensgemeinschaft im Libanon (124-128).
Viola Schmid, Pressereferentin im Evangelischen Missionswerk der
BRD, hat schließlich noch Eindrücke von einem Kurzbesuch im Juni
1979 beigesteuert (129-138). Einige Photos - leider überwiegend touristische
Motive vom noch ,heilen' Libanon - und zwei Karten dienen
der Anschaulichkeit, Literaturverzeichnis und Register der Erschließung
des Bandes.

Es ist den Verfassern gelungen, auf verhältnismäßig knappem
Raum dem Leser ein zutreffendes und eindringliches Bild von der
gegenwärtigen Situation im Libanon und von den Faktoren, die diese
Situation geschaffen haben, zu vermitteln. Dem Anliegen des Bandes
gemäß steht dabei die Erörterung der Rolle der Religionsgemeinschaften
im Vordergrund. Auch die Gedanken zur Beilegung der
Konflikte orientieren sich auf den Beitrag, den die Religionen und
speziell die Kirchen im Libanon dazu leisten können und müssen (D.
Vorländer in dem bemerkenswerten .Nachwort', 141-143). Besonders
am Herzen liegt den Verfassern die Zukunft der christlichen
Konfessionen im Libanon. Die Sorge, daß der Bürgerkrieg auch
weiterreichende Auswirkungen auf die Situation der christlichen Kirchen
in den Ländern des Nahen Ostens überhaupt haben kann, ist begreiflich
. Doch wird man wohl nicht von einer „Katastrophe für die
gesamte Christenheit des Nahen Ostens" sprechen können (63). Richtig
ist allerdings, daß sich durch verstärkte Auswanderung insbesondere
von Angehörigen der christlichen Konfessionen der Anteil der
Christen an der Bevölkerung des Libanon weiter verringert hat.
Schwerlich aber kann man es glaubhaft machen, daß die „christlichen
Minderheiten in Ägypten, Syrien, Jordanien und Irak" im
Lande der Zedern „ihren letzten Zufluchtsort" sahen (63). Achtet
man auf weitere konkrete Angaben in dieser Sache, dann erfährt man