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Ausgabe:

1981

Spalte:

844-845

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Titel/Untertitel:

Himmelsleiter - Kastoria 1981

Rezensent:

Onasch, Konrad

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 11

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tischen Verwicklungen zwischen Frankreich und Rußland", ja sogar
bis zum Krimkrieg (26). Das österreichische Protektorat übte auch
einen wichtigen Einfluß aus, besonders nach der französischen Revolution
und dem damit verbundenen Antiklerikalismus (28). Für die
orthodoxen Christen erhielt dann auch Rußland von der Hohen
Pforte gewisse Privilegien, die einen Schutz für diese Christen bedeuteten
. Diese politische Einmischung hat jedoch nicht immer Vorteile
mit sich gebracht, besonders für die orthodoxen Christen, die oft
schlechter gestellt wurden als die Mitglieder der Katholischen Kirche
oder als die Unierten, eben wegen der größeren Einflußnahme der
westlichen Mächte.

Im zweiten Teil seiner Arbeit stellt Vf. die „Katholischen Unionsbemühungen
im türkischen Mazedonien zwischen 1856 und der
Dreiteilung des Landes 1912/13" dar (330- Die Congregation de la
Mission entfaltete ihre Tätigkeit im Osten besonders nach dem Jahre
1782, „als durch ein Dekret der Kongregation der Propaganda Fide
vom 22. November 1782 sämtliche Niederlassungen des 1773 aufgelösten
Jesuitenordens im ganzen osmanischen Reich den Lazaristen
übertragen wurden" (33).

In diesem zweiten Teil widmet sich der Vf. einer ausführlichen
Darstellung der Tätigkeit der Lazaristen in Saloniki (34) und Mona-
stir (36) und weiterhin den verschiedenen Unionsbewegungen (390,
nur leider ganz einseitig von seiner Position her und in einer Diktion,
die der Vergangenheit angehört. Bei der Ausübung dieser missionarischen
Tätigkeit werden viele Methoden angewandt, so z. B. die Errichtung
von Schulen für orthodoxe Kinder, wie u. a. die von Lepa-
vec im Jahre 1864, um aus den Schülern „Geistliche oder Lehrer machen
zu können". Damit aber diese Schüler im katholischen Internat
bleiben, „bot [Lepavec] ihnen dörfliche Kleidung und Nahrung im
Internat, hielt mit ihnen die Fastenregeln der orthodoxen Kirche und
gewann so im Lauf des Jahres 1864 mehr als 60 Schüler, von denen
13 bereits Weihnachten 1864 in einem feierlichen Gottesdienst der
orthodoxen Kirche abschworen und katholisch wurden" (38). Und
nachdem diese Schüler in die eigenen Dörfer zurückkamen und dort
neue Schulen errichteten und zu „Vermittlern der Lehren von Lepavec
" wurden, ist es verwunderlich, daß der Ortsbischof der Orthodoxen
versuchte, sich und seine Leute zu verteidigen und zu „schützen
"? Und wenn er und seine Mitarbeiter Geld dazu verwendeten,
um „den Einfluß der Lazaristen in Schranken zu halten" (39), sind
das nun „Bestechungssummen" (ebd.)? Warum bringt der Vf. gerade
hier die Äußerung des österreichischen Konsuls über den Erzbischof
von Monastir, Benediktos, der bezeichnet wird als „der aufgeblasenste
Gockel und der größte Verbrecher im Lande" (ebd.)? Auch die
Reaktion auf die „Unionsbemühungen" des Papstes Pius IX. sind
ähnlich dargestellt. „Die orthodoxen Patriarchen reagierten abweisend
mit einer .replique aussi intolerante que passionnee'" oder
„Doch war das orthodoxe Ökumenische Patriarchat im Phanar erbitterter
Gegner solcher Bemühungen" (ebd.) und Rußland, „das die
Schutzmacht der Orthodoxen war und eifersüchtig (von mir hervorgehoben
) den Bestand der Orthodoxie zu wahren bedacht war" (41).
Hat der Vf. die Fähigkeit, sich in die Situation der Orthodoxen der
damaligen Zeit einzufühlen? Zum Glück sind die Methoden der sehr
positiven Entwicklung der Beziehungen zwischen der Orthodoxen
und der Katholischen Kirche heute anders: Keine Rückkehr, sondern
die bereits mit großem Erfolg praktizierte Begegnung und der Dialog.
Wie muß man die Tätigkeit von Eugene Bore beurteilen, der durch
Druckereien, katholische Schulen, Streitschriften, Broschüren u. a.
„katholisches Gedankengut" verbreiten wollte (41 0, und der „bald
den Sprengstoff erkannte, den die bulgarische Frage in sich barg, und
den er gegen die Griechen nutzen wollte" (42)? Diese Tätigkeit und
die von Cankov (420 müssen sicherlich von beiden Seiten dargestellt
und beurteilt werden. Mit dem gleichen „Ton" werden die Ereignisse
der „Union" in Kukus (Kilkis) und außerhalb von Kukus (470 beschrieben
. Wie ist die „Unterstützung" durch die Konsulate zu verstehen
, wie z. B. des französischen Konsuls der „sich für neue Katholiken
oder solche, die es werden wollten, einsetzte" (48)? Die „Freiwilligkeit
" der Bittschriften der Orthodoxen an Rom um die Union
wird selbst dem Vf. zu viel, der erwähnt: „Obwohl in der Einleitung
der Briefe ausdrücklich die Anrufung der Gnade des hl. Geistes beteuert
wird, ist die Handschrift der Lazaristen in der Diktion der
Briefe klar spürbar" (51).

Die zweite Unionsbewegung in Mazedonien erfolgte zwischen den
Jahren 1874-1883 (56fl). Sie wurde unterstützt u. a. auch durch die
Gründung eines Seminars in Zeitinlik und der Niederlassung der Fil-
les de la Charite in Kukus (1885). Damit eine größere Wirksamkeit
erzielt wird, wurde 1889 die Kongregation der Eucharistinerinnen
mit Mazedonierinnen gegründet. Der Einsatz dieser Kongregation in
den Schulen, aber auch im sozialen und caritativen Bereich war sehr
groß. Auch im Bereich des Spitalwesens und der Kranken- bzw. Ver-
letztenpflege während des Befreiungskrieges haben sie vieles geleistet.
Dennoch muß man die Frage nach der Motivation und der Zielsetzung
dieser Organisationen und deren Tätigkeit stellen. Man kann
geteilter Meinung sein, aber in diesem Fall müßte der Fachmann und
der objektive Historiker der äußerst komplizierten Uniertenfrage wissen
, daß dies auch mit Proselytentum verbunden werden konnte.
Deshalb ist die Formulierung des Vf., „Die uneigennützige Hilfe der
Nonnen wurde von den mazedonischen Griechen, vor allem vom
fanatischen griechischen Bischof von Kastoria, als katholische Propaganda
angesehen" (84), verwunderlich. Auch bei den späteren Kriegsereignissen
im unruhigen Balkan konnten wir das gleiche feststellen.
Im Kapitel „Die Bedeutung der katholischen Mazedonienmission"
(920 zieht der Vf. Bilanz über die Zahl der gewonnenen Katholiken
und über das Ergebnis der kulturellen Tätigkeit und den sozialen Einsatz
, um dann mit der „Klage" gegen die Orthodoxen zu schließen:
„Dennoch überzeugte all dieser soziale Einsatz die Orthodoxen
nicht" (95). Tatsächlich löst diese naive Feststellung eines „Fachmannes
" Verwunderung aus.

Aus dieser Arbeit Grulichs bekommt man sehr viele wichtige Informationen
bezüglich der Entstehung und der Verwaltung der Unierten
Kirchen in Mazedonien, die sonst nicht zugänglich sind. Jedoch
die Art der Darstellung, die tendenziöse Formulierung - einmal
national, einmal religiös-konfessionell gefärbt - und die Nichtberücksichtigung
der anderen Seite, versetzen das Buch „einige Zeit" zurück
, in der man Kirchengeschichte nicht frei von Apologetik betrieben
hat. Das Interessante ist dabei, daß Vf. sich nicht selten als Richter
gegen das ökumenische Patriarchat bzw. gegen die Griechen aufspielt
, u. zw. auch in bezug auf reine innerorthodoxe Probleme. Sicherlich
kann man nicht leugnen, daß viele Leute bei den verschiedenen
Auseinandersetzungen gelitten haben, jedoch Menschen von beiden
Seiten. Denn was bedeutet „Erfolg" für die „Missionare" aus der
Sicht der einheimischen orthodoxen Kirche?

Mit einer solchen Darstellung, wie die des vorliegenden Buches,
kann man m. E. wenig dazu beitragen, dieses schwierigste Problem
des Uniatentums zu lösen. Sehr viele bemühen sich, im Osten und
Westen, trotzdem mit größten Anstrengungen dieses Thema und im
allgemeinen den angekündigten theologischen Dialog zwischen
unseren zwei Schwester-Kirchen, der Römisch-Katholischen und der
Orthodoxen, zu einem positiven Ergebnis zu führen.

Graz Gregor Larentzakis

Christliche Kunst und Literatur

Wessel, Klaus, u. Marceil Restle [Hrsg.]: Reallexikon zur byzantinischen
Kunst. Bd. III Lfg. 23 u. 24: Kanontafeln (Schluß) - Kastoria.
Stuttgart: Hiersemann 1978. Sp. 961-1242 m. 77 Abb., Titelbogen
und Register zu Bd. III 4".

Die beiden letzten Lfg.n des III. Bandes dieses für die byzantini-
stische Kunstwissenschaft wichtigen Reallexikons (letzte Rezension
ThLZ 103, 1978 Sp. 765-766) bringen nur topographisch-architek-