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Ausgabe:

1981

Spalte:

841-842

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

[Hrsg: Koptische Gemeinde Hamburg. Schriftleitung: Youssef Farag] 1981

Rezensent:

Irmscher, Johannes

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841

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 11

842

nitätslehre „der höchst artickell ym glauben / darynnen die andern
alle hangen" (cit. 224).

Eine größere Veränderung in Luthers Gedanken über die Trinität
scheint es nicht gegeben zu haben. Dagegen können wir einige „Akzentverschiebungen
" wahrnehmen, die auf verschiedenen Typen von
Zuhörern beruhen bzw. von neuen polemischen Situationen abhängig
sind. Es ist gut, daß dies klar festgestellt wird (210).

Die Analysen und die Ergebnisse des Vf. scheinen genau und wohlbegründet
zu sein. Bisweilen kann er Schlüsse vorlegen, durch die
frühere Forschungsergebnisse korrigiert werden. In anderen Fällen
kann er das, was wir schon wissen, weiter erläutern und nuancieren.
Ohne Zweifel ist diese Abhandlung sehr lehrreich. Wenn man etwas
wünschen sollte, dann zuerst einiges, das nicht aufgenommen wurde:
Was die Methode betrifft, hätte man gern gesehen, daß besonders der
Hintergrund von Gabriel Biels Trinitätslehre in ihren wesentlichsten
Zügen vorgelegt worden wäre, damit Gleichheiten und Ungleichheiten
deutlicher hätten hervortreten können. Nun können wir nur
lesen, daß es hier scholastische Subtilitäten gibt, aber es wird nicht
klargemacht, worin sie bestehen. Der Vf. hat weiter die späten Disputationen
weggelassen. Es ist aber möglich, daß es darin keine ausführlichere
Darstellung des Trinitätsdenkens gibt. Ohne Zweifel wäre es
jedoch interessant, diese Lehrgespräche ein wenig näher zu studieren.
Vielleicht würde es sich zeigen, daß Luther noch mehr scholastische
Distinktionen gebrauchen kann, als man sich in der Regel vorstellt.
Der Vf. sagt ausdrücklich im Vorwort, daß er durch die Bekanntschaft
mit Karl Barths Kirchlicher Dogmatik inspiriert wurde, Luthers
Trinitätslehre zu studieren. Wenn es auch ein wenig außerhalb
der eigentlichen Aufgabe liegt, wäre es stimulierend gewesen, einige
Gesichtspunkte betreffend das Thema Luther - Barth im Zusammenhang
mit der Trinitätsreflexion vorzutragen. Schließlich, um auch
das Formale zu erwähnen, wäre ein Namensverzeichnis wünschenswert
, wo man nachschlagen könnte.

Göteborg Fredrik Brosche

Kirchen- und Konfessionskunde

The Copts - Die Kopten. Bd. I. Hamburg: Koptische Gemeinde e. V.
1980. 289 S. 8-.

In Westeuropa lebende koptische Akademiker - Subhi Labib, Ka-
ram Khella, Fouad Ibrahim, Youssef Farag - haben sich zusammengetan
, um in einer in loser Folge erscheinenden Schriftenreihe über
Vergangenheit und Gegenwart des koptischen Volkes (sie!), das auf
7-9 Millionen Seelen geschätzt wird, zu informieren; die Koptische
Gemeinde in Hamburg schuf die materiellen Voraussetzungen, um
jenes zweifellos bedeutsame Vorhaben zu realisieren. Eine gewisse
Ungleichheit in der Form der Information war dabei fürs erste nicht
zu vermeiden, weil ja zunächst der Interessentenkreis ermittelt
werden muß, von dem her die weiteren Bände ihr Profil erhalten
werden.

In der gebotenen Kürze sollen die Anliegen des vorliegenden ersten
Bandes vorgestellt werden. Auf eine Präsentation des Oberhauptes
der koptischen Kirche. Shenouda III., „Papst von Alexandrien und
Patriarch des Bischofssitzes des heiligen Markus", folgen vier Beiträge
aus dem Leben der koptischen Kirche der Gegenwart: Bischof
Anba Samuel berichtet über gemeindliche Entwicklungszentren
in ägyptischen Slums sowie über den koptischen Beitrag zur christlichen
Ökumene, über die „African Services" der koptischen Kirche
Ägyptens erfahren wir durch den zuständigen Bischof Antonious
Markos (Dienstsitz: Nairobi), über die Initiativen des Frauenkonvents
der Marientöchter im ägyptischen Beni Suef und im äthiopischen
Sabata informieren Sister N. M. Asaad und Professor Friedrich
Heyer. Es folgen Artikel zu archäologischen Themen -

O. Meinardus, Koptische Darstellungen des Grabtuches Christi
in Sohäg/Akhmim; O. Meinardus, Eine koptische Katabasis-
Anastasis-Ikone; P. Plank, Kalenderrechnung und Kirchenjahr im
alexandrinischen Ritenkreis -, an die sich wiederum aktuelle Dokumente
, Sachinformationen und bibliographische Mitteilungen anschließen
.

Daß eine einheitliche Gestaltung und daß vor allem eine Fortsetzung
der Reihe unter mehrfachem Aspekt wünschenswert ist, bedarf
nach dem Vorgetragenen kaum noch der Begründung.

Berlin Johannes lrmscher

Grulich, Rudolf: Die linierte Kirche in Mazedonien (1856-1919).

Würzburg: Ausgustinus-Verlag 1977. XX, 135 S. 8' = Das östliche
Christentum, N. F. 29. DM 26,80.

Das Thema der Unierten Kirchen ist eines der schwierigsten Probleme
in den Beziehungen der Orthodoxen und der Römisch-katholischen
Kirche. Heute sind wir, Gott sei Dank, sowohl im Osten als
auch im Westen der Auffassung, daß diese „Unionen" kein Vorbild
sein können für die Überwindung der Trennung.

Aus diesem Grunde müssen wir mit viel Objektivität und Vorsicht
und mit der Grundhaltung der christlichen Liebe an das Problem des
Uniatentums herangehen, weniger mit der Absicht, die „Schuldigen"
zu verurteilen, sondern mit dem Wunsch, diese Ereignisse und ihre
Konsequenzen für beide Seiten zu erhellen und, wenn möglich, die
Aktionen und Reaktionen besser zu verstehen, da wir diese Ereignisse
nicht als nichtstattgefundene ignorieren können und dürfen. Heute
wissen wir auch, daß die Unierten Christen auch sehr viel Positives
geleistet haben, nicht nur für ihre eigene Kirche und im Bereich des
II. Vatikanischen Konzils als die Stimme der Ostkirche, sondern auch
in der Ökumene.

Der Vf. der vorliegenden Studie behandelt sein Thema in zwei Teilen
mit angeschlossenem Anhang, Beilage und Register.

Der erste Teil: „Die Situation der Christen in Mazedonien in der
Mitte des 19. Jahrhunderts" (1-31) wird in sieben Kapiteln gegliedert
; mit einer subjektiv selektierten Vereinfachung werden oft viele
Ereignisse dargestellt.

In der Zeit der nationalen Renaissance in Mazedonien im 19. Jh.
gibt es viele Probleme zwischen Griechen und Bulgaren, die die Beziehung
sicherlich nicht positiv beeinflussen. Bemerkenswert ist aber
die Haltung der damaligen Lazaristen, wie der Vf. selbst erwähnt: „In
diesen offenen griechisch-bulgarischen Konflikt fällt seit der Mitte
des Jahrhunderts die Wirksamkeit der Lazaristenkongregation, deren
Patres den Griechenhaß der Bulgaren und Mazedonier nutzten" (14).

Die rechtlichen Lage der Christen im osmanischen Bereich (15f)
war nicht gerade hoffnungsvoll. Der Kampf um die Existenz war hart:
„Der Nichtmuslim war nicht Person, sondern Sache, über die man
verfügte" (17). Die Christianisierung eines Muslims war praktisch unmöglich
, denn trotz der Aufhebung der Todesstrafe für einen christgewordenen
Muslim wurden Exekutionen durchgeführt (18). Über
die Tätigkeit der Missionare in den mazedonischen Gebieten wird
dann so gesprochen, daß „die Propagandakongregation 1627 ihre
Missionare anwies, Orthodoxe nicht mehr zum lateinischen Ritus zu
führen, sondern ... nach dem Übertritt zur katholischen Kirche
ihren östlichen Ritus zu erlassen, um keinen antilateinischen Haß zu
schüren ..." (22). Auch für Ohrid wurde ein katholischer Bischof ernannt
, der, als er dort war, keinen einzigen Katholiken fand und deshalb
auch wegging. Müßte er wirklich weggehen nur „aus Furcht vor
den Orthodoxen"? (23).

Im Kap. 7 (24ff) wird über die christlichen Schutzmächte berichtet;
über das französische Protektorat über die Christen im Orient, wo die
Franzosen nicht nur eine Rolle für die Katholiken übernommen
haben. Ihr Einfluß war größer, wie es u. a. die Situation der Kirche in
Jerusalem nach der Errichtung des dortigen lateinischen Patriarchates
zeigt. Die kirchlichen Angelegenheiten gaben den Anlaß zu „poli-