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Ausgabe:

1981

Spalte:

809-810

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Schaller, Berndt

Titel/Untertitel:

Das Testament Hiobs 1981

Rezensent:

Delling, Gerhard

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Seite 1

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809

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 11

810

und aus irgendwelchem Grund die aramäischen Texte nicht oder nur
schwer benützen können. Dabei soll man nicht vergessen, daß jetzt
zum ersten Mal eine Übersetzung des Targum von Pseudo-Jonathan
geboten wird.

In einem abschließenden V. Band legt LeDeaut einen umfangreichen
analytischen Index zum Text der Bände I-IV vor.

Die differenzierte Aufschlüsselung der Begriffe nach ihren vielfältigen
Bezügen dürfte auch für die Arbeit mit den Originaltexten hilfreich
sein. Ein spezielles Vorwort zum Indexband erläutert dessen
Absichten im einzelnen und geht dann nochmals (vgl. Vorwort zur
Gesamtausgabe in Bd. I) auf den aktuellen Forschungsstand und besondere
Probleme dieser Targum-Ausgabe ein.

Nijmegen J. P. M. van der Ploeg, O. P.

der sog. frühjüdischen Literatur eingeordnet. Die Übersetzung ist offensichtlich
um gut lesbare und zugleich sachgemäße Wiedergabe bemüht
; immerhin ist sie mitunter einigermaßen frei. Die ebenso solide
wie kluge Arbeit trägt an Hand einer lange Zeit vernachlässigten
Schrift in sehr bemerkenswerter Weise dazu bei, daß das geistige Bild
des sog. hellenistischen Judentums, dem tlob neue Züge zufügt, voller
in den Blick kommt.

Halle (Saale) Gerhard Delling

' Der König Hiob verwendet nur einen Bruchteil seines Besitzes für die Armen
seines Landes (9,2 f.6 usw.).
; Deren Edition durch M. Weber-Köln vorbereitet wird (317 A. 135).
1 S. das Stellenregister 377-387.

Kümmel. Werner Georg: Jüdische Schriften aus hellenistischrömischer
Zeit, hrsg. in Zusammenarb. m. Ch. Habicht, O. Kaiser,
O. Plöger, J. Schreiner. DI: Unterweisung in lehrhafter Form.

Lfg. 3: B. Schaller: Das Testament Hiobs. Gütersloh: Gütersloher
Verlagshaus Gerd Mohn 1979. IV, S. 301-387 gr. 8*. Kart. DM
38,-.

Das sog. testamentum Iobi, eine nach Schaller von vornherein griechisch
- wahrscheinlich von nur einer Hand - abgefaßte, für jüdische
Leser bestimmte Erbauungsschrift der Diaspora, geographisch und
gruppenmäßig unbekannter (nicht essenisch-therapeutischer
[309-311]) Herkunft, aus der Zeit zwischen 100 v.Chr. bis 150
n. Chr., übernimmt aus der jüdischen Testamentenliteratur die Form
im Ansatz. Hiob erzählt auf dem Sterbebett seinen Kindern seine Geschichte
mit Gott. Der Schlußteil berichtet von den Erbstücken der
drei Töchter - wunderbaren Gürteln, die ihr Herz verwandeln (tlob
46-51) -, von der Himmelfahrt der Seele Hiobs und der Bestattung
seines Leibes. Der Hauptteil (2-45) geht vom Ablauf des biblischen
Hiobbuches (LXX) aus, wandelt ihn aber weitgehend ab bzw. füllt
ihn vielfältig auf. So hängt die Feindschaft des Satans gegen Hiob damit
zusammen, daß Hiob sich zu dem wahren Gott bekehrt und einen
Götzentempel zerstört (tlob 2-8; vgl. den Proselyten Abraham, Jub
ll,16f; 12,3-5.12). Breit geschildert werden z.B. Hiobs Reichtum
und seine Wohltätigkeit (tlob 9-13). Die Frau Hiobs spielt eine
größere Rolle, zumal als Versorgerin des leidenden Hiob (21-26.390-
Die drei Könige begegnen erst bzw. nur in 28-44. An der Haltung
Hiobs im Leiden ist die Geduld schlechthin exemplarisch (1,5; 4,6;
5,1, vgl. 27,7; 26,5; 21,4; s. Jak 5,11!). Neben zahlreichen sonst geläufigen
Äußerungen jüdischer Frömmigkeit sind Züge einer überweltlich
bestimmten, nicht weltfeindlichen' Religiosität bemerkenswert
(so begegnen Lieder in engelhafter Sprache 48,3; 49,2; 50,1 f vgl.
43,2, Merkaba-Vorstellungen 33,9 und anderes mehr an sog. mystischen
Zügen, nicht zuletzt in Liedtexten des tlob, spez. 33.43). Die
sich auf die Erwartung eines jenseitigen Lebens beziehenden etwa fügen
sich indessen mit anderweit im Judentum begegnenden zusammen
.

Über die „Glaubens- und Gedankenwelt" (314-316) des tlob handelt
Sch. innerhalb der Einleitung (303-321) ebenso wie über Gliederung
, traditionsgeschichtliche Beziehungen (z. B. zur LXX), Gattung,
Sprache, Textüberlieferung (neben der 1. Pariser Hs. erhält die koptische
Version2 Bedeutung; Sch. verfährt insgesamt eklektisch) usw.
Er tut das in knappen und gefüllten Sätzen, mit behutsamen, klärenden
und so die Forschung weiterführenden Urteilen. Die Einleitung
wird vielfach ergänzt durch den Kommentar. Welche sorgfältige Analyse
hinter beiden steht, wird weithin erst ganz deutlich, wenn man
den in Anm. vorgeführten Belegen und Hinweisen nachgeht. Neben
der Vorführung und ggf. Erörterung der Textgestalt in ihren Variationen
bieten die die Übersetzung begleitenden Anm. reiche Verständnishilfen
durch Hinweise auf Sachparallelen3 (auch aus der paganen
Welt) oder auch durch längere Ausführungen (z. B. über die Merkaba
354). So wird Hob zugleich sachlich in den größeren Zusammenhang

Neues Testament

Merkel, Helmut: Bibelkunde des Neues Testaments. Ein Arbeitsbuch
. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1978. 266
S. 8*. Lw. DM 38,-.

M.s Buch geht von der nachdrücklich zu unterstreichenden Feststellung
aus, daß „bibelkundliche Kenntnisse immer noch eine
Grundvoraussetzung für theologisches Arbeiten sind" (S. 7). M. beschränkt
sich aber nicht auf formale Inhaltsangaben zu den neutesta-
mentlichen Büchern, sondern er will ein „Propädeutikum für neu-
testamentliche Exegese, Einleitungswissenschaft und Theologie" vorlegen
(S. 7). In der Tat handelt es sich nicht um eine „Bibelkunde" im
herkömmlichen Sinne, sondern um eine sich streng an den Texten
orientierende Einführung in die theologischen und historischen Probleme
der einzelnen Schriften des NT.

Das Buch ist in 33 Abschnitte gegliedert; 27 widmen sich den ntl.
Schriften, die übrigen bieten vorgreifend allgemeine Informationen
zu den Evangelien und den Paulusbriefen und stellen zusammenfassend
Fragen zu den Synoptikern, den Evangelien insgesamt, den „unbestrittenen
" Paulusbriefen und zum ganzen NT. Am Anfang stehen
dabei die Evangelien (unter sicher gerechtfertigter Voranstellung des
Mk) und die Apg, es folgen die authentischen Paulusbriefe in der
(wahrscheinlich) chronologischen Abfassungsfolge und die Deutero-
paulinen (unter Voranstellung des 2 Thess); am Schluß stehen die katholischen
Briefe (in der Reihenfolge IPetr, Jud, 2Petr, l-3Joh, Jak)
sowie Hebr und Apk. Das hinter diesem Aufriß stehende Prinzip ist
mir nicht deutlich geworden.

Die einzelnen Abschnitte sind in sich jeweils einheitlich gegliedert:
Zunächst werden Fragen formuliert („Welche .biographischen' Angaben
über Jesus macht Mk?", S. 18) oder Aufgaben gestellt („Analysieren
Sie die Rede über die Endereignisse", S. 25), bisweilen mit näherer
Erläuterung (so wird die Aufgabe, das Bild der Jünger im Mt
herauszuarbeiten, durch zwei zusätzliche Fragen konkretisiert: „Wie
hat Mt die markinischen Perikopen bearbeitet? Welche Besonderheiten
zeigt das Petrusbild des Mt?", S. 43). Durch eine andere Drucktype
abgesetzt folgen sogleich die Antworten, zumeist knapp, aber
doch ausfuhrlich genug formuliert. Sehr oft verbindet sich damit eine
„Problemanzeige", in der unter Bezugnahme auf unterschiedliche
Forschungspositionen unter Angabe der betreffenden Literatur auf
besondere exegetische Streitpunkte aufmerksam gemacht wird (Beispiel
: Im Zusammenhang des Themas „Jünger im Mt" wird auf die
Diskussion der Frage verwiesen, ob Mt 16,17-19 ein Jesuswort oder
aber eine nachösterliche Bildung ist, zusätzlich verbunden mit der
weiteren Frage nach dem redaktionellen Interesse des Evangelisten,
S. 45).

In denjenigen Abschnitten, die den einzelnen ntl. Büchern gewidmet
sind, steht im allgemeinen die Frage nach deren Inhalt bzw. Aufbau
voran. Lediglich bei den Synoptikern weicht M. von dieser Regel
ab: Hier steht die Nennung sachlicher (S. 17: Übersicht über Mk