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Ausgabe:

1981

Spalte:

808-809

Kategorie:

Judaistik

Titel/Untertitel:

Targum du Pentateuque 1981

Rezensent:

Ploeg, Johannes P. M.

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807

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 11

808

151), die Feststellung von "sandwich repetition" (die Bezeichnung
stammt von Dahood) in 32,2 (132) wird tatsächlich da und dort bei
der Textbeurteilung stärker ins Spiel gebracht werden müssen, als es
oft geschieht. Die Beachtung des „Aufbrechens (break-up)" stereotyper
Phrasen (142) kann gelegentlich zur Neubewertung scheinbar
überschießender und von G nicht bezeugter Elemente führen. An
manchen Stellen ist man allerdings weniger geneigt, dieser vom Vf.
gelegentlich als Allheilmittel zur Rechtfertigung des MT verwendeten
Bewertung zu folgen. Was die Vorschläge zu neuem Wortverständnis
anlangt, so möchte ich dem Vf. gerne bei seinem Verständnis
des n'm von 32,19 folgen („gut" ist hier wohl richtiger als „lieblich").
Ob man dagegen das mimm'ka von 32,6 als Ableitung von majlm
mit "vital fluid" übersetzen kann, scheint mir ebenso fraglich wie
eine Lesung haras mesal in 31,3b mit der Deutung "skilled in shade-
giving" (103, neben dem dann unausgeglichen 109 wieder das im MT
zu findende hores "wooded" vorausgesetzt ist). Kann man grs 31,1 lb
(114) wirklich mit "cast off" übersetzen? Das 31 f stark betonte 'et
emphaticum könnte dagegen auch dazu helfen, die syntaktisch
schwierige Aussage von 43,7, die der Vf. nicht anführt, zu erhellen.
Auch die starke Unterstreichung eines ki emphaticum (31 f) ist sicher
zu beherzigen. Man sollte dann allerdings nicht auch eine Stelle wie
18,5 anführen (37), in der man deutlich auf eine Eigentümlichkeit
sakralrechtlich-kasuistischen Stils stößt, die sich im Bereich priesterlicher
Sprache weiter herum findet.

Über die Bewertung des undatierten Stückes 30,1-19, das auch inhaltlich
seine Eigenheiten enthält, würde man gerne präzisere Auskunft
bekommen. Und zu der Besprechung der dornenreichen Unterweltsschilderung
von 32,17-32, die manche Fragen offenläßt, ist
wohl auch durch den Vf. noch nicht das letzte Wort gesagt.

So läßt sich über manche Einzelheit des Verständnisses rechten.
Aber als Ganzes ist in der Untersuchung eine anregende, zu neuer
Überprüfung mancher literarkritischer Urteile anreizende Arbeit zu
sehen, die auch durch die reiche Beibringung inhaltlichen Entsprechungsmaterials
aus der Umweltliteratur eine Bereicherung des Verständnisses
der untersuchten Kapitel darstellt. In der Annahme der
Ursprünglichkeit der sich gerade in den Ägyptenworten häufenden
Daten, die (bis auf das nachgetragene Wort 29,17-21) in den Umkreis
des Endkampfes Jerusalems führen, in welchem die ägyptische Hilfe
gemäß der Ankündigung des Propheten versagt, wird man dem Vf.
voll zustimmen. Auch sein Plädoyer für die Ursprünglichkeit des MT
von 32,1 gegen G ist ernsthaft zu bedenken. Die Sammlung der
Fremdvölkerworte gegen Ägypten in Ez 29-32 ist (ganz so wie auch
die Zusammenstellung der Tyrusworte in 26,1-28,19 mit ihrer
gleichartigen Schlußzeile der Teileinheiten in 26,21: 27,36b; 28,19b)
als ursprünglich selbständiges Teilelement im Aufbau des Gesamtbuches
zu bewerten.

Kleinere Corrigenda: S. 9 Z. I v. o. I. conquer; Z. 16 v. o. 3:15 (nicht
3:5); Z. 3 v. u. Zimmri-lim; S. 24 Z. 5 v. u. L revives; S. 30 Z. 5 v. o. 5:25 und
Z. 6 v. o. 37:15 dürften falsch zitiert sein; Z. 6/5 v. u. 1. bibliography; S. 40
Z. 10 v. u. Der Name heißt Fredriksson; S. 45 Z. 2 v. u. 1. d'Ezechiel; S. 77
Z. 11 v. u. 1. nSu'dt; S. 78 Z. 3/2 v. u. 1. H. D. Preuss; S. 143 Z. 5 v. o. I.
nahar; S. 150 Z. 8-10 wird die Übersetzung des Tg als Meinung des
Verfassers von BK XIII mißverstanden. Die Anm. c zu Ez 32.16 ist ungenau
gelesen; S. 159 Z. 6 v. u. t Semeia; S. 176 Z. II v. u. 1. nutah; Z. 8 v. u. 1.
hepis.

Göttingen Walther Zimmerli

Lang, Bernhard: Wie wird man Prophet in Israel? Aufsätze zum
Alten Testament. Düsseldorf: Patmos 1980. 199 S. 8 Kart.
DM 19,80.

Der Tübinger Alttestamentier Bernhard Lang hat zwischen 1978
und 1980 eine Anzahl populärwissenschaftlicher Aufsätze über alt-
lestamentliche Themen veröffentlicht, z. T. in entlegenen Sammelwerken
. Diese Aufsätze werden in dem vorliegenden Bande in überarbeiteter
und ergänzter Form leicht zugänglich gemacht. Hinzugetreten
sind außer dem Titelaufsatz (31-58) noch einige weitere Erstveröffentlichungen
: Was ist ein Prophet? (11-30); Altersversorgung
in der biblischen Welt (90-103); Werner Keller: Ein Bestseller .bestätigt
' die Bibel (195-198).

Die Aufsätze, in denen der Vf. in origineller und äußerst anregender
Weise moderne Fragestellungen sowie kulturgeschichtliche Zusammenhänge
und Parallelen berücksichtigt, sind eine spannende
Lektüre - auch für den Fachmann.

K.-H. B.

Judaica

Tantum du Pentateuque. Traduction des deux recensions palestinien-
nes completes avec introduetion, paralleles, notes et index par Roger
LeDeaut avec la collaboration de J. Robert. I: Genese. II:
Exode et Levitique. III: Nombers. IV: Deuteronome. Bibliographie
, glossaire. index des tomes I-IV. V: Index analytique. Paris:
Les Editions du Cerf 1978/79/80/81. 459 S., 525 S„ 343 S.,41l
S., 117S. 8- = SourcesChretiennes,245,256,261,271,282.

Die vier Teile dieser Reihe bringen die französische Übersetzung
des berühmten, von Diez Macho herausgegebenen Targum Neofiti
zum Pentateuch mit dem Parallelabdruck der Übersetzung des Targum
Pseudo-Jonathan nach der Handschrift Add. 27031 des British
Museum. Die erste Übersetzung ist der, jetzt vollständigen, Ausgabe
Diez Machos entlehnt, die dieser beigegeben und von LeDeaut besorgt
worden ist (=die französische Übersetzung; die spanische ist von
Diez Macho selber, die englische von anderen). Begreiflicherweise hat
LeDeaut seine frühere Übersetzung nicht übernommen, ohne sie hier
und da (geringfügig) zu ändern. Im Text sind die Abweichungen des
Targums vom masoretischen Text durch Kursivdruck verzeichnet;
unter der Übersetzung sind zwei Apparate beigegeben: der erste enthält
Varianten zu den beiden verwandten Targumim, der zweite enthält
Bemerkungen verschiedener Art.

Im ersten Teil findet man eine Einleitung von 73 Seiten, gezeichnet
von LeDeaut, mit einer kurzen Bibliographie. Eine allgemeine Bibliographie
findet man im IV. Band (310-320), dazu ein Glossaire
und die gebräuchlichen Indices.

Wegen der Art der Apparate findet man in diesen Bänden der Sour-
ces Chrctiennes (worin „christlich" wohl in sehr weitem Sinne aufgefaßt
wird!) mehr als in der editio prineeps, und darum ist die Reihe
eine wichtige Vervollständigung dieser Edition. Ein wissenschaftliches
Studium der Targumim ist unmöglich ohne die Benützung der
aramäischen Texte, wie LeDeaut nicht unterlassen hat zu bemerken
(im Avant-Propos, Bd. I, S. 7). Er hat hinzugefügt, daß sein Werk
nicht bestimmt ist für Spezialisten, die die ursprünglichen Texte zu
Rate ziehen können (und müssen; I, c). Was die Ausgabe Diez Machos
betrifft, ist für sie diese zu Rate ziehen (verhältnismäßig) leicht,
weniger leicht ist es, den Codex Add. 27031 des British Museum zu
kontrollieren oder gar zu studieren!

Die Übersetzung aus dem Aramäischen ist fast überall so weit wie
möglich wortgetreu; weil auch Diez Machos spanische Übersetzung
des Neofiti es ist und die Übersetzung LeDeauts damit weitgehend
übereinstimmt, darf man wohl annehmen, daß LeDeaut die spanische
Übersetzung benützt oder eng mit Diez Macho zusammengearbeitet
hat. Die beiden „Rezensionen" des palästinensischen Targums
sind zum größten Teil Übersetzungen des hebräischen Textes, weichen
aber davon ab an Stellen, die meist von ganz besonderer Bedeutung
waren für die Religion der Targumisten und ihrer jüdischen
Zeitgenossen. Das ist aber eine bekannte Sache und wir brauchen
nicht darauf zu insistieren. Die aramäische Sprache des Neofiti ist unterschieden
von der des Targums zu Hiob aus Höhle 11 von Qumrän.
Davon merkt man selbstverständlich nichts in den Übersetzungen.

Das Werk von LeDeaut ist besonders von Interesse für diejenigen,
die sich mit dem Studium der Geschichte des Judentums befassen