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Ausgabe:

1981

Spalte:

806-807

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Boadt, Lawrence

Titel/Untertitel:

Ezekiel's oracles against Egypt 1981

Rezensent:

Zimmerli, Walther

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Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 11

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straktlcxemen, die auf ein Interesse an Reflexion verweisen, erkennbar
. Die Motive von Behemoth und Leviathan werden zuerst auf dem
Hintergrund der biblischen Vorkommen untersucht. Dabei ergibt
sich, daß sie im AT nirgends auf konkrete Tiere (Nilpferd und Krokodil
) verweisen, wohl aber auf die Aufnahme außerisraelitischer
mythologischer Vorstellungen vom Chaoskampf. Dies wird sodann
durch die Heranziehung der Überlieferung vom Kampf Horus' gegen
Seth und des ugaritischen Baal-Jam-Mythos erhärtet. Da auch dort
eine Parallelität von Nilpferd und Krokodil als Motiv vorgegeben ist,
spricht das parallele Vorkommen in Hi 40f nicht gegen, sondern für
die Einheit der Gottesrede. Die Aufnahme, Entfaltung und Neuinterpretation
außerbiblischer Motive charakterisiert die Vfn. mit dem
Begriff „anthologischer Stil".

Bei der Interpretation der Aufnahme dieser mythologischen Elemente
in den Gottesreden verläßt die Vfn. dann aber m. E. zu schnell
die religionsgeschichtlich gewonnene Basis. Behemoth und Leviathan
werden einmal psychologisierend als „Urbilder von Hybris und Gottfeindlichkeit
" (S. 105), andererseits als Symbol der Herrschaft Gottes
über die Geschichte interpretiert. Dem wird das Reden von Gott als
dem Schöpfer in 38f polar zugeordnet, so daß sich als Duktus der
Gottesrede der Aufweis des Schöpfungs- (380 und des Geschichtshandelns
(400 ergibt. Von dieser Hypothese aus postuliert die Vfn.
die Einheit von Schöpfung und Geschichte in der Weisheit. Ijobs Klagen
werden mit dem Aufweis der in Schöpfung und Geschichte waltenden
n^S7 (= Plan) Gottes beantwortet; ijobs Antwort daraufist die
des lobpreisenden Bekenntnisses.

Der 1979 erschienene Druck der im November 1977 in Freiburg
angenommenen Dissertation hat Othmar Keels Arbeit, „Jahwes Entgegnung
an Ijob. Eine Deutung von Ijob 38-41 vor dem Hintergrund
der zeitgenössischen Bildkunst". Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
, die 1978, also ein Jahr vorher erschienen ist, nicht mehr berücksichtigt
. Dennoch drängt sich ein Vergleich auf, denn beide Arbeiten
wollen das Verständnis der Gottesreden durch die Heranziehung
außerbiblischen Materials erschließen. Gemeinsamkeiten liegen
in der Hochschätzung der masoretischen Textüberlieferung, in
der Zurückhaltung gegenüber Texteingriffen, in der Begründung der
Einheitlichkeit der Gottesrede - sie gelingt Kubina ohne literarkri-
tische Eingriffe; Keel benötigt die Streichung eines Verses (40,1);
hiermit dürften beide Arbeiten wohl endgültig den alten literarkriti-
schen Streit überwunden haben -, in der Erkenntnis, daß der Inhalt
der Gottesrede für das Ijobdrama entscheidend ist, nicht allein das
„Daß" des Redens Gottes und schließlich in der Heranziehung des
Horus-Seth-Kampfmotivs zur Interpretation der Behemoth-Levia-
than-Tradition. Doch gerade bei der Auswahl und Interpretation
zeitgenössischen Bildmaterials zeigt sich die größere Souveränität
Keels: sein Material ist breiter gefächert, umfaßt auch Funde aus
Israel und schließt die Bildsymbolik der Kapitel 38f mit ein, deren
pauschale Behandlung durch Kubina sich als schmerzliches Defizit
erweist. Entscheidender sind jedoch noch die Unterschiede in den
theologischen Schlußfolgerungen: die von Kubina herausgearbeitete
systematisch-theologische Konzeption der Polarität von Schöpfungsund
Geschichtshandeln Gottes wird sich durch die stärker im Text-
und Bildmaterial angelehnte, und damit sachgemäßere Charakterisierung
der Intention der Gottesrede, nämlich Antwort geben zu wollen
auf das Problem des Bösen, indem es als eine Macht neben Gott und
Mensch dargestellt wird, der Gott Raum gewährt, die er aber auch in
ständigem Kampf in ihre Schranken verweist, in Frage stellen lassen
müssen. In der stilistischen und syntaktischen Analyse vermag Kubinas
Arbeit ergänzende Details zu Keels Arbeit hinzufügen, doch
bleibt Keels Arbeit für die Exegese der Gottesreden unentbehrlich.

Corrigenda: S. 23 Z. 25 fehlt das hebräische Äquivalent
S. 27 Z. 28 l . 41,26
S.45Z. 14 1. 30,6 f;
S. I34Z. 6 I. profanen

Dossenheim Jürgen Kegler

Boadt, Lawrence: Ezekiel's Oracles against Egypt. A Literary
and Philological Study of Ezekiel 29-32. Rome: Biblical Institute
Press 1980. VII, 219 S. gr. 8" = Biblica et Orientalia, 37. Lire 18.000.

Vor einem guten Jahrzehnt erschien in der Reihe Biblica et Orientalia
(Bd. 20) die stark von der Ugaritforschung M. Dahoods bestimmte
Arbeit: A. J. van Dijk, Ezekiel's Prophecy on Tyre
(Ez. 26,1-28,19). A New Approach. Vgl. meine Anzeige Bibl. 51,
1970, 144-149. Nun liegt, in dergleichen Reihe als Bd. 37 publiziert,
die in enger Zusammenarbeit mit M. Dahood und L. Alonso Schökel
dem päpstlichen Bibelinstitut als Promotionsleistung vorgelegte Arbeit
, die hier anzuzeigen ist, vor. Sie stellt in gewissem Sinn die
Weiterführung der durch van Dijk getanen Arbeit auf die Ägyptensprüche
Ezechiels (Ez 29-32) dar.

Man darf diese Arbeit als eine forderliche Leistung begrüßen. Im
Vergleich mit der Arbeit van Dijks tritt hier die von Alonso Schökel
klassisch repräsentierte stilkritische, zu strukturalistischer Betrachtung
neigende Interessenrichtung ungleich stärker heraus.

Die Untersuchung ist durch eine gute Kenntnis der sumerisch-
akkadischen und vor allem der ugaritischen Literatur und ihrer Stileigentümlichkeiten
solide unterbaut. In der Beurteilung grammatischer
Sprachformen vom Ugaritischen her wird größere Zurückhaltung
geübt. So wird etwa S. 135 von der "highly unlikely enclitic
mem formation" abgerückt, "since enclitic mem in Ezekiel remains
doubtful". In der dazugehörigen Anmerkung wird von den bei van
Dijk zitierten Fällen insgesamt geurteilt: "All seem questionable".
Dagegen sind Stilwahrnehmungen in der Umweltliteratur dem Vf.
für die Beurteilung der behandelten Texte bedeutsam.

In ihrer äußeren Anlage entspricht die Arbeit von Boadt im großen
ganzen derjenigen von van Dijk. In 4 Hauptkapiteln wird je ein
Ezechielkapitel übersetzt und kommentiert. Da der Vf. zu Recht in
Ez 29-32 mit 7 Großeinheiten rechnet, von denen 6 je durch ein eigenes
Datum gekennzeichnet sind, fragt man sich, warum dieses nicht
auch in der Gesamtgliederung zum Ausdruck gebracht wird. Anders
als bei van Dijk wird dem Ganzen eine Einleitung vorangestellt, welche
kurz Probleme und Methoden in der Behandlung des Ezechieltextes
und im besonderen das Phänomen der Fremdvölkerworte bei
Ezechiel, im Alten Orient allgemein und die Frage der Datierung der
ezechielischen Fremdvölkerworte reflektiert. Bei der Einzelkommen-
tierung wird vorweg nochmals die Datierung der jeweiligen Einheit
(bzw. das Fehlen einer Datierung) und die formale, oder, wie es dann
häufiger heißt, strukturelle Eigenart derselben angesprochen, bevor
die versweise Besprechung folgt. Auch ein 5. Hauptteil, der die
"Conclusions" zusammenfaßt, geht über die Anlage der van Dijk-
schen Arbeit hinaus. Das besondere Interesse an der Struktur meldet
sich auch hier schon in der Skizzierung der "Basic Theological Struc-
ture of Ez. 29-32", wenn nach knappen Ausführungen zum überragenden
(An-)Erkenntnisanspruch bei Ezechiel u. a. Gewicht auf die
festzustellenden „polaren Strukturen (hoch-niedrig, vertikal-horizontal
, menschlich-übermenschlich, Schöpfer-Geschöpf, Leben-Tod
usw.)" gelegt wird. Im weiteren wird der Übernahme traditioneller
Themen, geographischer Schemata, den Phänomenen von Steigerung
und Wiederholung besonderes Interesse geschenkt. Ein reichhaltiger
Index beschließt ganz so wie bei van Dijk die Arbeit. Daß über den
Index der zitierten biblischen und außerbiblischen Stellen auch ein
Register der behandelten Vokabeln, ein Register der behandelten rhetorischen
und poetischen Figuren und ein inhaltliches Sachregister
beigefügt sind, bedeutet eine dankenswerte, an Gründlichkeit kaum
zu überbietende Erschließung der geleisteten Arbeit nach all ihren
Richtungen.

Inhaltlich ist die Arbeit gekennzeichnet durch eine konservative
Textbehandlung. Der Hinweis auf bestimmte stilistische Strukturen
(etwa A-B-A oder A-B-B-A, die auch im Ugaritischen belegt sind,
143fT), die kritische Zurückhaltung gegenüber der griechischen Übersetzung
bei der Frage nach dem ursprünglichen Text (in deren Erwähnung
von Assyrien werden "theological overtones" registriert.