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Ausgabe:

1981

Spalte:

745-746

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Fischer, Karl Martin

Titel/Untertitel:

Das Ostergeschehen 1981

Rezensent:

Walter, Nikolaus

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Seite 1

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745

Theologische Literaturzeitung 106. Jahrgang 1981 Nr. 10

746

Sandys-Wunsh, John: G. T. Zachariae's Contribution to Biblical

Theology (ZAW 92,1980 S. 1-23).
Shea, Williams H.: The Chiastic Structure of the Song of Songs

(ZAW 92,1980 S. 378-396).
Steingrimsson, Sigurdur örn: Att räkna upp Herrens under (SEÄ 44,

1979 S. 68-73).

Stone, Michael E.: Armenian Canon Lists IV - The List of Gregory of
Tat'ew(14th Century) (HThR 72, 1979 S. 237-244).

-: Concerning the Seventy-Two Translators: Armenian Fragments of
Epiphanius, "On Weights and Measures" (HThR 73, 1980
S. 331-336).

Tawil, Hayim: 'Azazel The Prince of the Steepe: A Comparative

Study (ZAW 92,1980 S. 43-59).
Vasholz, Robert: Isaiah versus "The Gods": A Case for Unity

(WThJ42, 1980 S. 389-394).
Weinberg, Werner: Language Consciousness in the OT (ZAW 92,

1980S. 185-204).
Wifall, Walter: El Shaddai or El of the Fields (ZAW 92, 1980

S. 24-32).

-: The Sea of Reeds as Sheol (ZAW 92,1980 S. 325-332).
Yamauchi, Edwin M.: Was Nehemia the Cupbearer a Eunuch?
(ZAW 92, 1980 S. 132-142).

Neues Testament

Fischer, Karl-Martin: Das Ostergeschehen. Berlin: Evang. Verlagsanstalt
1978, 2. Aufl. 1980 (zugleich Lizenzausg. Vandenhoeck &
Ruprecht, Göttingen). 124 S. gr. 8' = Aufsätze und Vorträge zur
Theologie und Religionswissenschaft, 71.

Daß die Redaktion der ThLZ für das vorliegende Heft eine kurze
Rezension erbittet, ist damit gerechtfertigt, daß die Arbeit nicht mit
dem Anspruch auftritt, wesentlich neue historische oder theologische
Forschungsergebnisse vorzutragen. Vielmehr handelt es sich um den
ersten Hauptteil einer Vorlesung über das Urchristentum, in dem
Fischer, Neutestamentier an der Karl-Marx-Universität Leipzig,
einen Überblick über die historische und theologische Diskussion um
das Ostergeschehen gibt. Er setzt (Teil A) mit der Frage ein, ob und
inwiefern die Kategorien historischer Arbeitsweise (nach Troeltsch)
auf Ostem anwendbar sind, und setzt sich in diesem Zusammenhang
mit den Positionen von Barth, Pannenberg und Bultmann auseinander
. Sodann (Teil B) fragt er nach den Quellen, die uns zur Verfügung
stehen, und nach ihrer historischen bzw. kerygmatischen Relevanz.
Der kurze Teil C bezeichnet den Osterglauben als das eigentliche
Osterwunder, während der umfänglichste Teil D „die historische
Analyse der Ostertraditionen" durchführt, mit Ergebnissen, denen
der Rez. in allen wesentlichen Punkten nur zustimmen kann. Ob freilich
die Unterabschnitte VI und VII, in denen es um die verschiedenen
im NT vorliegenden Interpretationen des Ostergeschehens (als
„Auferstehung" bzw. als „Erhöhung") geht, noch so recht unter die
Überschrift „Historische Analyse ..." passen, mag man fragen. Noch
mehr gilt das für den Abschnitt VIII: „Überlegungen zur Osterpre-
digt", in denen - auch nach der Meinung des Rez. mit gutem Grund -
die Pflicht zu historischer Redlichkeit und Klarheit auch auf der
Kanzel eingeprägt und gerade so eine fröhliche Osterverkündigung
vorbereitet werden soll. - Insgesamt geht es also - bis auf einige Einzelpunkte
, bei denen diskussionsfördemde eigene Akzente gesetzt
werden - um eine Zusammenfassung dessen, was auf der Linie von R.
Bultmann - H. Graß (nicht Grass!) - W. Marxsen zum Thema zu
sagen ist: es gelingt dem Autor, in zumeist unkomplizierter Sprache
die entscheidenden Diskussionspunkte übersichtlich darzustellen
und seine eigene Auffassung mit kurzer Begründung zu verdeutlichen
. Manchmal mag der Ton unglücklich getroffen sein; in die
Auseinandersetzung kommt leicht ein ironischer Ton herein, der sich
gedruckt nicht gut ausnimmt und eher reizen als Verständigung fördern
mag. Bei manchen Formulierungen wird der dogmatisch und

philosophisch Geschulte mangelnde Präzision empfinden (was heißt
z. B.: „Wirklich ist das, was konstatierbar ist" [S. 89]? Dem wird der
„wahre Glaube" zunächst gegenübergestellt, während er auf S. 91 mit
„Erfahrungen" in Verbindung gebracht wird). Insgesamt aber ist in
der Arbeit ein erfreuliches theologisches Engagement spürbar.
Fischer zieht sich keineswegs auf ein nur historisch verstandenes exegetisches
Arbeitsprogramm zurück, um die entscheidenden Fragen
dann anderen zu überlassen, sondern ist als Exeget und Historiker
Theologe, dessen Arbeit unmittelbar dem Glauben, der Verkündigung
, der Gemeinde dienen will; so druckt er zum Schluß drei Predigten
über Ostertexte ab. Daher ist das Heft gerade dem Kreis, auf den
Fischer zielt: Studenten und anderen interessierten Gemeindedelegierten
(zur Einführung in die Diskussion) und Pfarrern (gewissermaßen
als Repetitorium), wirklich zu empfehlen.

Naumburg (Saale) Nikolaus Walter

Pesch, Rudolf, u. Reinhard Kratz: So liest man synoptisch. Anleitung
und Kommentar zum Studium der synoptischen Evangelien. VI u.
VII: Passionsgeschichte. Erster Teil u. Zweiter Teil. Frankfurt/M.:
Knecht 1979/80. 112u. 174 S.gr. 8". Kart. DM 16,80 u. 25,-.

Die beiden vorliegenden Faszikel schließen diese Arbeitshilfe ab
(vgl. ThLZ 102, 1977 Sp. 585f; 103, 1978 Sp. 503f; 104, 1979
Sp. 3650- Sie erfassen den „Grundstock der Evangelienschreibung",
die vormarkinische Passionsgeschichte, die nach Peschs Analysen
mit Mk 8,27 begann und für die er eine Entstehung „schon in den ersten
Jahren der Jerusalemer Urgemeinde" annimmt (VI, 13). Dementsprechend
behandelt Bd. VI die Abschnitte aus Mk 8,27-13,37,
die diesem Faden zugeordnet werden ohne die von Markus redaktionell
dort eingewobenen Perikopen (vgl. Einführung S. 11-14 und den
zusammenfassenden Exkurs S. 109-111), während Bd. VII Mk
14,1-16,8 vollständig darbietet. Die jeweiligen Bearbeitungen der
mt und lk Evangelienharmonie werden perikopenweise anschließend
dargestellt, ebenso gegebenenfalls johanneische und weitere apokryphe
Spätzeugen. Am Ende wird in zwei Exkursen die mt und lk
Passionsgeschichte zusammenfassend charakterisiert (VII, 166-173),
wobei vor allem wichtig erscheint, daß man angesichts der derzeitigen
Ergebnisse der redaktionskritischen Arbeit nicht mehr mit einer vor-
lukanischen Sonderquelle für die Passion rechnen kann (170).

Während man naturgemäß der Darstellung der mt und lk Bearbeitungen
leicht zustimmen kann, ist man in der Frage der literarkriti-
schen Analyse vormarkinischen Materials auf einem härter zu bearbeitenden
Boden. Peschs Grundauffassung von Markus als einem
mehr konservierenden Redaktor im Unterschied zu Mt oder Lk muß
man bei der Verwendung dieser Arbeitshilfe im Blick haben, ohne sie
voll diskutieren zu können. Dazu muß man sich auf seinen großen
Markuskommentar stützen, auf den auch diesbezüglich immer verwiesen
ist. In ein kritisches Gespräch hierüber einzutreten, ist hier
nicht möglich und nötig, da ich der von H. Räisänen ThLZ 104,1979
Sp. 112-115 geäußerten guten Kritik voll zustimme (vgl. meine Rez.
ZdZ 33, 1979, 395f). Der Testfall, die eigene Arbeitsweise des Mk zu
beobachten, ist da gegeben, wo er Q-Material bearbeitet, und dabei
ergibt sich, daß er nicht als konservierend charakterisiert und diesbezüglich
von der mehr rezensierenden Art eines Mt oder Lk abgehoben
werden kann (vgl. meine Untersuchung: Der Einfluß der
Logienquelle auf das Markusevangelium, ZNW 70, 1979, 141-165).
Auch der inzwischen erschienene zweibändige Markuskommentar
von J. Gnilka (EKK II, 1978/79) rechnet mit einer stärker zu veranschlagenden
mk Redaktion. Aber auch abgesehen von dieser forschungsgeschichtlichen
Offenheit wird man fragen, ob es gut sei, in
einer solchen Arbeitshilfe wie der vorliegenden, die Arbeitsaufgabe
zu stellen: „Widerlegen Sie die Auffassung, Mk 15,42-47 sei ein isoliertes
Erzählstück gewesen!" (VII, 144).